Zitat:Mir ging es eher um den Unterschied zwischen "Verachtung" und "Mißachtung". Also ob ich etwas als schädlich beurteile und dann einfach "mißachte" oder es "verachte" in der Form, daß ich damit meinen Selbstwert erhöhe.
Im ersten Fall könnte man einfach gehen und die Situation, den Gedanken oder was auch immer hinter sich lassen, ohne noch einmal zurück zu schauen. Im zweiten Fall geht das nicht, da das Objekt der Verachtung benutzt wird, um die Ich-Identität zu stärken.
Wenn man also emotional auf etwas reagiert, weil es dem eigenen Empfinden entgegen wirkt, dann ist das problematisch, weil man nicht neutral ist.
Verachtung ist in der Tat eher etwas Aktives, das sehe ich auch so. Aber: Verachtung ist keine Emotion. Es ist eine Folge auf ein Urteil. Man kann auf ein Urteil auch mit Gleichgültigkeit reagieren (das vermutlich meinst Du mit "mißachten"). Man beurteilt ja z. B. oft auch Dinge, die einen gar nichts angehen oder die weiter keine Bedeutung haben, wie "dieses Kleid gefällt mir oder gefällt mir nicht". Wenn sie einen aber etwas angehen und/oder von Bedeutung sind (das geht vielleicht so Hand in Hand?), und das Urteil fällt sehr negativ und verheerend aus, dann lasse ich immer Verachtung folgen. Das ist doch fast schon das Mindeste.
Wenn das jetzt noch den eigenen Selbstwert erhöhen würde, wäre das doch ein schöner Nebeneffekt. Mal frech gesagt und nicht ernst gemeint.
Der wahre Selbstwert ist so hoch oder so niedrig, wie man ihn selbst empfindet und sich einrichtet. Auch Selbstwerteinbrüche haben emotionale Gründe. Selbstwerterhöhungen durch Erniedrigungen anderer sind in Wahrheit keine. Das sieht dann vielleicht so aus, weil der Erniedrigte ja kleiner geworden ist. Das gibt es auch, das stimmt schon.
Und da sind wir wieder bei der "Berechtigung" zum Urteilen. Und zum Verachten.
Wenn das Urteil richtig ist und die Verachtung angebracht, dann ist alles in Ordnung. Da muß man also ansetzen, am richtigen Urteilen. Nicht das Urteilen an sich ist falsch, sondern es gibt auch falsche Urteile. Das Urteilen an sich berührt das jedoch nicht. Das ist nicht nur richtig, sondern auch notwendig. Wie willst Du unterscheiden, was gut oder was schlecht für Dich ist, wenn Du nicht urteilst?
Das heißt, man muß lernen richtig zu urteilen.
Aus Tränen Gold und Perlen machen