Ich möchte das Ich und brauche das Du
#11
Zitat:Der viel gebrachte Spruch, daß man kein Mitleid mit der Matrix haben sollte ist durchaus richtig. Genau so wenig sollte man aber Verachtung oder irgendetwas anderes Beurteilendes empfinden. Denn genau diese Werturteile sind es, warum nur die allerwenigsten es jemals geschafft haben sich von hier zu befreien.

Man muß unterscheiden zwischen Emotionen und Urteilen. Das ist nicht das gleiche. Vielleicht ist das Dein Denkfehler?
Verachtung ist keine Emotion, das ist eine auf ein Urteil folgende Strafe. Man sagt auch passenderweise "mit Verachtung strafen".

Urteilen muß man. Wie wollte man sich denn befreien, wenn man nicht urteilte? Man wüßte ja nicht mal, daß eine Befreiung gut wäre, da ja dann alles gleichwertig wäre.
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#12
Zitat:Das mit dem ersten Stein würde ich in dem Kontext so formulieren: Wer frei ist von jeglichem Werturteilsgedanken, der werfe den ersten Stein. Vermutlich strebt auch jeder, der das hier liest, danach. Das Verurteilen und Externalisieren dieser Matrix-Anteile beseitigt sie aber leider nicht. Dafür braucht es die Erkenntnis, warum man zu dieser Ansicht gelangt ist. Nur dann kann man in sich diesen Anteil loslassen/auflösen.

Das hört sich irgendwie merkwürdig an bzw. ich verstehe es gar nicht.


Zitat:Wer frei ist von jeglichem Werturteilsgedanken, der werfe den ersten Stein.

Das heißt, nur wer nicht urteilt, dürfte dann strafen. Das ergibt doch keinen Sinn.


Zitat:Vermutlich strebt auch jeder, der das hier liest, danach.

Das glaube ich kaum, ich glaube sogar das Gegenteil. Hier will doch jeder urteilen, es geht ja "nur" darum, auch richtig zu beurteilen, sich eben nicht fremdsteuern zu lassen dabei.
Und was das Strafen angeht, ich gebe mal ein Beispiel: Ich z. B. habe ja zuvor immer nur mit Verachtung gestraft, das war meine "Höchststrafe". Erfreulicherweise habe ich inzwischen gelernt, auch mal richtig kräftig zuzutreten. Was sehr befreiend für mich war.
Und jetzt kommst Du und sagst, nicht mal Verachtung wäre in Ordnung? Forgetit
Winken

Versuche vielleicht mal nachzusinnen, wie Du zu dieser Denkweise kamst. Möglicherweise liegt genau hier eine Emotion zugrunde, vielleicht ein schlechtes Gewissen wegen irgendwas? Nur als Anregung.


Zitat:Das Verurteilen und Externalisieren dieser Matrix-Anteile beseitigt sie aber leider nicht. Dafür braucht es die Erkenntnis, warum man zu dieser Ansicht gelangt ist. Nur dann kann man in sich diesen Anteil loslassen/auflösen.

Das hört sich für mich an wie: man solle seine Traumen bei sich "integrieren" (wie es manche, zum Glück wenige, Psychologen sagen). Also irgendwie widersprüchlich und unvereinbar.
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#13
Mir ging es eher um den Unterschied zwischen "Verachtung" und "Mißachtung". Also ob ich etwas als schädlich beurteile und dann einfach "mißachte" oder es "verachte" in der Form, daß ich damit meinen Selbstwert erhöhe.

Im ersten Fall könnte man einfach gehen und die Situation, den Gedanken oder was auch immer hinter sich lassen, ohne noch einmal zurückzuschauen. Im zweiten Fall geht das nicht, da das Objekt der Verachtung benutzt wird, um die Ich-Identität zu stärken.

Wenn man also emotional auf etwas reagiert, weil es dem eigenen Empfinden entgegen wirkt, dann ist das problematisch, weil man nicht neutral ist.

Das kann in ganz kleinen Dingen stecken (der Fleischesser am Tisch nebenan) oder in ganz großen (Ich und die Matrix). Würde jemand sich all seiner Emotionen aus allen Inkarnationen bewußt werden, und hätte dann plötzlich die Möglichkeit die Matrix zu verlassen, würde er ohne weiteres gehen können? Oder hält ihn der Werturteilsgedanke weiterhin fest? Diese Frage kann ich für mich nicht eindeutig beantworten, da ich mir nicht aller Werturteile und dazu gehörenden Emotionen bewußt bin.

Oder um es etwas krasser zu formulieren: Wenn man die Wahl hat, einen Stein auf die 13 zu werfen ODER für immer zu gehen, wie entscheidet man sich? Die Antwort darauf ist mir natürlich klar, und logisch kann die jeder beantworten, aber bin ich wirklich in der Lage, mich in diesem Moment gleichgültig abzuwenden und zu gehen? Dieses Beispiel kann man auf beliebige Situationen/Menschen/Besitz anwenden, und sich immer fragen: Wo ist meine Achilles-Ferse bzw. Fersen?


Zitat:Und was das Strafen angeht, ich gebe mal ein Beispiel: Ich z. B. habe ja zuvor immer nur mit Verachtung gestraft, das war meine "Höchststrafe". Erfreulicherweise habe ich inzwischen gelernt, auch mal richtig kräftig zuzutreten. Was sehr befreiend für mich war.

Das gilt natürlich weiterhin, also das "Ausgleichen" wenn einem jemand schadet. Das ist einfach das Gesetz von Ursache und Wirkung und ganz natürlich. Auch dort kann sich das Ego verstecken, wenn man es "danach" nicht gut sein lassen kann.


Zitat:Das hört sich für mich an wie: man solle seine Traumen bei sich "integrieren" (wie es manche, zum Glück wenige, Psychologen sagen). Also irgendwie widersprüchlich und unvereinbar.

Ich würde eher Erkennen, Durchschauen, Auflösen und die emotionale Ladung herausnehmen sagen. Die Alternative ist halt das Verdrängen ins Unterbewußtsein, wo Traumata dann weiter wüten. Auch kein guter Weg, oder?


Zitat:Das heißt, nur wer nicht urteilt, dürfte dann strafen. Das ergibt doch keinen Sinn.

Das Werturteilsdenken bezog sich auf die Matrix. Also das Urteil, daß ich selbst und das "da draußen" zwei verschiedene Dinge sind. Dieser Gedanke hat ursprünglich das Universum zerrissen und die Dualität erschaffen, in der wir heute leben. Das ist meiner Erkenntnis nach auch die Ur-Störung, also der Gedanke dem die meisten zugehört haben und der sie hier "reingesaugt" hat. Andere kamen auch freiwillig und haben sich dann verstrickt.
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#14
Zitat:Mir ging es eher um den Unterschied zwischen "Verachtung" und "Mißachtung". Also ob ich etwas als schädlich beurteile und dann einfach "mißachte" oder es "verachte" in der Form, daß ich damit meinen Selbstwert erhöhe.

Im ersten Fall könnte man einfach gehen und die Situation, den Gedanken oder was auch immer hinter sich lassen, ohne noch einmal zurück zu schauen. Im zweiten Fall geht das nicht, da das Objekt der Verachtung benutzt wird, um die Ich-Identität zu stärken.

Wenn man also emotional auf etwas reagiert, weil es dem eigenen Empfinden entgegen wirkt, dann ist das problematisch, weil man nicht neutral ist.

Verachtung ist in der Tat eher etwas Aktives, das sehe ich auch so. Aber: Verachtung ist keine Emotion. Es ist eine Folge auf ein Urteil. Man kann auf ein Urteil auch mit Gleichgültigkeit reagieren (das vermutlich meinst Du mit "mißachten"). Man beurteilt ja z. B. oft auch Dinge, die einen gar nichts angehen oder die weiter keine Bedeutung haben, wie "dieses Kleid gefällt mir oder gefällt mir nicht". Wenn sie einen aber etwas angehen und/oder von Bedeutung sind (das geht vielleicht so Hand in Hand?), und das Urteil fällt sehr negativ und verheerend aus, dann lasse ich immer Verachtung folgen. Das ist doch fast schon das Mindeste.

Wenn das jetzt noch den eigenen Selbstwert erhöhen würde, wäre das doch ein schöner Nebeneffekt. Mal frech gesagt und nicht ernst gemeint. Lol
Der wahre Selbstwert ist so hoch oder so niedrig, wie man ihn selbst empfindet und sich einrichtet. Auch Selbstwerteinbrüche haben emotionale Gründe. Selbstwerterhöhungen durch Erniedrigungen anderer sind in Wahrheit keine. Das sieht dann vielleicht so aus, weil der Erniedrigte ja kleiner geworden ist. Das gibt es auch, das stimmt schon.
Und da sind wir wieder bei der "Berechtigung" zum Urteilen. Und zum Verachten.

Wenn das Urteil richtig ist und die Verachtung angebracht, dann ist alles in Ordnung. Da muß man also ansetzen, am richtigen Urteilen. Nicht das Urteilen an sich ist falsch, sondern es gibt auch falsche Urteile. Das Urteilen an sich berührt das jedoch nicht. Das ist nicht nur richtig, sondern auch notwendig. Wie willst Du unterscheiden, was gut oder was schlecht für Dich ist, wenn Du nicht urteilst?
Das heißt, man muß lernen richtig zu urteilen.
Aus Tränen Gold und Perlen machen
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#15
Immer diese Worte Werdrot

Wenn ich das mit dem Urteilen kurz zusammenfassen sollte, würde ich sagen: Alles, was mit der Natur im Einklang ist -> Ja. Alles, was gegen die Natur geht -> Nein.

Das ist mein Kompaß, und damit fahre ich auch wirklich gut. Kompromisse gibt es natürlich (Autofahren z. B.), aber wo immer es geht treffe ich meine Entscheidungen nach diesem Maßstab. Das ist dann auch völlig emotionslos bis zur letzten Konsequenz.

Daher habe ich auch zu vielen Themen eine Meinung (also auch ein Urteil), wie Gentherapie, Fleischessen, Impfungen und den ganzen Blödsinn. Aber ich stecke da nicht mein Ego rein und engagiere mich in irgendeiner Form dafür oder dagegen. Problematisch wird es nur, wenn dem Urteil ein Ich-Gefühl unterlegt wird, wie oben schon beschrieben.
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#16
Was für eine Diskussion - ich bemerke da eine Detailtreue, die leicht wieder in die Irre führt.


Zitat:Diese Begegnungen finden dabei natürlich im eigenen Geist statt. Indem man 13 Freunde zu verstehen versucht, ist man ihnen bereits auf den Leim gegangen. Sie wollen, daß man ihnen zuhört! Und eins, zwei, drei – zeigen sich noch viele Gemeinsamkeiten mehr. Und dann ist man einer von ihnen. Doch aus 13 Freunden werden damit keine 14 Freunde. Sie bleiben 13. Das ist der Trick dabei!

Dieses zu viel Sezieren und Ergründen erzeugt für mich einfach Matsch und sich darin zu verlieren.
Ich betrachte eine Sache oder Situation und überlege mir die Wirkung für mich. Dann treffe ich eine Entscheidung, und das wars dann. So wie Paganlord oben erwähnt.

Alles weitere Grübeln und Auseinandernehmen führt zu nichts mehr, nur zu Verwirrung der eigenen Gedanken.
aromarin - Haut wie Samt und Seide
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#17
Hallo Aro,

ja grundsätzlich etwas zu viel, aber manchmal ist das (nur für manche!) auch notwendig, um die "quälenden Fragen" zu konkretisieren. Man redet mit sich selbst sozusagen bzw. auch wirklich.
Indem man sie einfach ignoriert, gehen diese Fragen ja nicht weg. Mit Disziplin und Geduld kann man sie hintenanstellen, bis das Leben von selbst die Antwort liefert.

Aus dem einfachen ins Komplexere (je nach Gusto und philosophischen Talenten) und wieder zurück. Dieses "wieder zurück zum einfachen" fehlt noch in diesem Faden hier.

Was ich nicht gut finde ist aber, immer pauschal zu sagen: "Logische Philosophie ist Unsinn."
Was für den einen "zu viel Logik und verwirrend ist", ist bei jemand anderem noch im grünen Bereich.
Entscheidend ist, daß man den Bogen wieder zum einfachen Ursprung zurückbekommt, also die Quintessenz verbalisiert oder für sich irgendwie greifbar hinbekommt.

Noch besser ist es freilich, erst gar keine "Exkursion" durchführen zu müssen, um zu einem griffigen Ergebnis zu kommen. Also intuitives Denken. Biggrin
Erst wissen, dann denken. Erst denken, dann reden.
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#18
Bei abstrakten Themen (und die Subjekt-Objekt-Spaltung, also "Ich und Du" ist eines) nutzt man meiner Erfahrung nach entweder viele Worte, oder gar keine.

Man kann das alles auch von einem Fluß oder Baum lernen. Wirklich. Das hier ist aber kein Fluß, sondern ein Internetforum  Pfeif

Vielleicht wird das "Problem" durch ein anderes abstraktes Beispiel klarer: Ewigkeit

Ich kann das kurz abhandeln: Ewigkeit ist das Nicht-Vorhandensein von Zeit, ohne Anfang und ohne Ende.

Das bringt dem Leser aber überhaupt nichts, da ein abstrakter Begriff mit drei weiteren abstrakten Begriffen beschrieben wird, die allesamt aus der Dualität stammen. Geht auch nicht anders, da wir ja in der Dualität leben.

Man kann das so runterbrechen, und im besten Fall versteht dann zumindest der Verfasser, was gemeint ist, aber um bei möglichst vielen Beteiligten ein Verständnis zu bewirken, muß man mehr Worte benutzen. Alternativ setzt man sich drei Jahre an einen Fluß und gelangt so zur Erkenntnis von Ewigkeit (und/oder Einheit). Im besten Fall wohlgemerkt.

Das starke Vereinfachen mag für das Ego nützlich sein, um ein kohärentes Selbstbild aufrechtzuerhalten und solche Themen "mal schnell" abzuhandeln, aber zu einer Erkenntnis gelangt man damit nicht. Wenn alle Beteiligten diese Erkenntnis eh' schon haben, dann braucht man gar nicht drüber zu schreiben. In einem öffentlichen Forum ist davon aber nicht auszugehen.

Um nochmal zum ursprünglichen Thema dieses Fadens zurückzukommen, fasse ich meine Meinung kurz in einem Satz zusammen:

Die Dissoziation von Persönlichkeitsanteilen hat ihre Ursachen in einer, während einer Konditionierungsphase erzwungenen, auf Dauer schädlichen Anpassung des Individuums und kann durch die Erkenntnis der Einheit allen Lebens in letzter Konsequenz aufgelöst werden.

Warum nicht gleich so  Lol
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#19
(21.01.12022, 11:10)Novalis schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-70622.html#pid70622Die Dissoziation von Persönlichkeitsanteilen hat ihre Ursachen in einer, während einer Konditionierungsphase erzwungenen, auf Dauer schädlichen Anpassung des Individuums und kann durch die Erkenntnis der Einheit allen Lebens in letzter Konsequenz aufgelöst werden.

Ja, und warum ist man in einer Familie gelandet, in der einem bestimmte Dinge widerfahren sind, so dass man sich anpassen musste? Es sind oft immer wieder die gleichen Probleme und Emotionen, die einen zu dieser Familie ziehen. Das erleichtert aber die Auflösung!
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#20
Aus dem einfachen ins Komplexere (je nach Gusto und philosophischen Talenten) und wieder zurück. Dieses "wieder zurück zum einfachen" fehlt noch in diesem Faden hier.

Das dachte ich mir auch, denn so eine Phase habe ich auch durchgemacht - mit mir allein und habe es immer wieder ruhen lassen, also dem Leben übergeben.

Auch ist es schwierig, wer kopfgesteuert ist, und so werden wir ja programmiert, sich wirklich auf die Intuition zu verlassen. Sie ist sehr flüchtig und auch nicht so hartnäckig wie der Verstand.

Und auch in welche Familie wir inkarnieren. Es hat für mich sehr lange gedauert, um mich von den Familienbanden (Emotionen) zu befreien. Nur indem ich dort wegzog, konnte ich mich aus dieser Umklammerung befreien. Diese "Famlienbande" bestanden so gut wie nur aus Mißgunst, Intrigen und Ablehnung.

Ich habe vermieden, über diese Dinge zu reden, weil die Augen groß waren jedesmal. Erkläre mal einem "Familienmenschen", daß du deine eigenen Kinder verlassen hast. O_O
aromarin - Haut wie Samt und Seide
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