Das ist wie bei Stevia, das wurde auch im Reformhaus als Dünger oder irgendwas sonst verkauft. Als es schließlich eine Lebensmittelzulassung bekam, wurde es von der Industrie vereinnahmt (oder in umgekehrter Reihenfolge):
Stevia
Klägliche Reste einer vermeintlichen Wunderpflanze
Stevia gilt als perfekter Zuckerersatz: natürlich süß, null Kalorien. Die Süßstoffe aus der Pflanze aber haben mit Natur nicht viel gemein. Sie sind ein Industrieprodukt.
Dass es auch pflanzlichen Zuckerersatz gibt, ist lange bekannt. Die indigene Bevölkerung Südamerikas etwa nutzt Stevia, auch Süß- oder Honigkraut genannt, traditionell für Getränke und die traditionelle Heilkunde. Europäische Stevia-Jünger mussten ihr Süßkraut trotzdem lange Zeit in Form von Körperpflegeprodukten beschaffen, weil das Süßblatt der EFSA zu natürlich für den Einsatz in Lebensmitteln war: Getrockneten Pflanzenteile lassen sich als Nahrungszusätze nur schwer normieren, da sie ein dynamischer Mix aus vielen Hundert Stoffen sind. Aufseiten der Lebensmittelhersteller bestand zudem nur bedingt Interesse am bröckeligen Trockenstevia. Naturbelassenes Honigkraut enthält nur zu etwa 5 Prozent süßende Stoffe, und abgesehen von seiner Konsistenz hat es einen gewöhnungsbedürftigen Geschmack. Es ist nicht übermäßig süß, schmeckt allerdings auch nicht nach Honig, dafür leicht bitter und ein bisschen lakritzig. Im Joghurt kommt das nicht so gut.
Stevia, wie wir es kennen, ist ein Laborprodukt
Die seit Ende 2011 zugelassene und als natürlich beworbene Süße aus Stevia rebaudiana ist deshalb nicht, was sich die Indigenen seit einigen Hundert Jahren in ihren Matetee bröseln. Genauso wenig ist Stevia-Süßstoff ein Pulver, das allein durch sanftes Aufbrühen der Blättchen in Wasser und Trocknung eines solchen Tees gewonnen wird. Vielmehr handelt es sich um ein mit zahlreichen Lösungsmitteln und industrieller Labortechnik erarbeitetes Isolat jener chemischen Substanzen aus der Pflanze, die den süßen Geschmack vermitteln.
Zu den Glykosiden aus Stevia – den Steviol-Glykosiden – gehören neun bis zwölf Verbindungen, hauptsächlich sind darunter Steviosid und Rebaudiosid A. Besonders Letzteres hat die Begehrlichkeiten der Lebensmittelindustrie geweckt: Rebaudiosid A kommt unserer Idee von "süß" von allen Stevia-Inhaltsstoffen am nächsten, weil es nicht bitter nachschmeckt. Ziel ist deshalb, einen möglichst hohen Gehalt davon in den Extrakten zu erreichen. Gleichzeitig zählt für solche Ersatzstoffe die Anwendbarkeit, etwa beim heimischen Kuchenbacken. Damit Stevia-Süßstoffe den Zucker – zum Beispiel in Schokolade – ersetzen können, muss ihr Volumen korrigiert werden. In der Praxis geschieht das mit künstlichen, weniger süßen Füllstoffen, etwa Maltodextrin oder Erythrol, die dann oft den wesentlichen Bestandteil des Stevia-Süßstoffs in den Produkten ausmachen.
https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2014-05/stevia-pflanze-zuckerersatz
Stevia
Klägliche Reste einer vermeintlichen Wunderpflanze
Stevia gilt als perfekter Zuckerersatz: natürlich süß, null Kalorien. Die Süßstoffe aus der Pflanze aber haben mit Natur nicht viel gemein. Sie sind ein Industrieprodukt.
Dass es auch pflanzlichen Zuckerersatz gibt, ist lange bekannt. Die indigene Bevölkerung Südamerikas etwa nutzt Stevia, auch Süß- oder Honigkraut genannt, traditionell für Getränke und die traditionelle Heilkunde. Europäische Stevia-Jünger mussten ihr Süßkraut trotzdem lange Zeit in Form von Körperpflegeprodukten beschaffen, weil das Süßblatt der EFSA zu natürlich für den Einsatz in Lebensmitteln war: Getrockneten Pflanzenteile lassen sich als Nahrungszusätze nur schwer normieren, da sie ein dynamischer Mix aus vielen Hundert Stoffen sind. Aufseiten der Lebensmittelhersteller bestand zudem nur bedingt Interesse am bröckeligen Trockenstevia. Naturbelassenes Honigkraut enthält nur zu etwa 5 Prozent süßende Stoffe, und abgesehen von seiner Konsistenz hat es einen gewöhnungsbedürftigen Geschmack. Es ist nicht übermäßig süß, schmeckt allerdings auch nicht nach Honig, dafür leicht bitter und ein bisschen lakritzig. Im Joghurt kommt das nicht so gut.
Stevia, wie wir es kennen, ist ein Laborprodukt
Die seit Ende 2011 zugelassene und als natürlich beworbene Süße aus Stevia rebaudiana ist deshalb nicht, was sich die Indigenen seit einigen Hundert Jahren in ihren Matetee bröseln. Genauso wenig ist Stevia-Süßstoff ein Pulver, das allein durch sanftes Aufbrühen der Blättchen in Wasser und Trocknung eines solchen Tees gewonnen wird. Vielmehr handelt es sich um ein mit zahlreichen Lösungsmitteln und industrieller Labortechnik erarbeitetes Isolat jener chemischen Substanzen aus der Pflanze, die den süßen Geschmack vermitteln.
Zu den Glykosiden aus Stevia – den Steviol-Glykosiden – gehören neun bis zwölf Verbindungen, hauptsächlich sind darunter Steviosid und Rebaudiosid A. Besonders Letzteres hat die Begehrlichkeiten der Lebensmittelindustrie geweckt: Rebaudiosid A kommt unserer Idee von "süß" von allen Stevia-Inhaltsstoffen am nächsten, weil es nicht bitter nachschmeckt. Ziel ist deshalb, einen möglichst hohen Gehalt davon in den Extrakten zu erreichen. Gleichzeitig zählt für solche Ersatzstoffe die Anwendbarkeit, etwa beim heimischen Kuchenbacken. Damit Stevia-Süßstoffe den Zucker – zum Beispiel in Schokolade – ersetzen können, muss ihr Volumen korrigiert werden. In der Praxis geschieht das mit künstlichen, weniger süßen Füllstoffen, etwa Maltodextrin oder Erythrol, die dann oft den wesentlichen Bestandteil des Stevia-Süßstoffs in den Produkten ausmachen.
https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2014-05/stevia-pflanze-zuckerersatz
Aus Tränen Gold und Perlen machen