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26.06.12024, 00:19
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26.06.12024, 07:32 von Alva.)
Wien, von den Römern einst als Vindobona bezeichnet, bildete einen Teil des Limes, welcher die Grenze zwischen den Römern und den germanischen Völkern darstellte. Diese Reichsgrenze wurde durch natürliche Grenzen wie die Donau, als auch durch Wälle und Wehranlagen gebildet. Man nutzte hier den breiten Wasserlauf der Donau mit als Grenze. Diese Form der Grenzbildung bezeichneten die Römer als "ripa", lateinisch für Ufer. Genauer wurde dieser Limesabschnitt somit als Ripa Danuvii provinciae Pannoniae bezeichnet. Er existierte vom 1. bis zum 5. Jahrhundert n. d. Zeit.
Da sowohl Wandervölker aus dem Osten immer wieder drohten, als auch die Lage aufgrund der Flussmündungen und der Topographie eine sehr günstige war, gab es in diesem Abschnitt des Limes stets eine hohe Militärpräsenz.
Links oben im Bild ersichtlich: Vindobona, Carnuntum etc. (zum Vergrößern auswählen)
Die Römer gliederten ihr Reich in einzele Provinzen. Die Stadt Vindobona lag in der Provinz Pannonien.
In der Spätanike wurde dieses Gebiet noch einmal in Pannonia Superior und Pannonia Inferior unterteilt.
Darstellung auf heutiger Karte. Es wurden unter anderem einige Städte als auch Verbindungs-Straßen der ersten Abbildung markiert.
Auch heute noch wird der Bereich im österreichischen Burgenland um den Neusiedler See als Pannonien bezeichnet.
Wie der Name schon vermuten lässt, stammt der Name dieses fruchtbaren Landes "Pannonien" von Pan ab.
Fruchtbares Pannonien
Bervor die Römer jedoch Einzug hielten, lebte das Volk der Pannonier hier, welche namensgebend für das Gebiet wurden. Im Norden der Provinz, also im Süden des heutigen Wiens, lebten fast ausschließlich keltische Völker.
Im Süden des heutigen Wiens waren die Azali ansässig. Als größte keltische Volksgruppe standen im Nordwesten Pannoniens die Boier rund um den Neusiedler See, südlich folgten die Wohnsitze der Arabiates, denen wiederum westlicher die Taurisker folgten.
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Danke, super interessant. Die Quaden sind in jedem Fall ein germanischer Stamm, die zu den Sueben gehören. Sie kamen unter Marbod (8 v. d. Z.) in das pannonische Gebiet, weil dieser dem Drusus ausweichen mußte.
Vannius (19–50 n. d. Z.), ist der erste namentlich bekannte Quadenkönig. Er wurde von Drusus dem Jüngeren als römischer Klientelkönig der Quaden und Markomannen eingesetzt. Zu Beginn seiner Herrschaft war er bei seinem Volk beliebt und geachtet, doch entwickelte er sich später zu seinem Nachteil.
Seine Nachfolger Sido und Vangio verbündeten sich im Jahr 50 n. d. Z. mit Vibillius, dem König der Hermunduren, gegen ihn. Vannius wandte sich mehrmals an Kaiser Claudius, der ihm die militärische Unterstützung jedoch verweigerte, jedoch Publius Atellius Hister (damaliger Statthalter von Pannonien) anwies, Vannius aufzunehmen und ihn zu schützen. Die Truppen des Vannius (Quaden als Infanterie und Jazygen als Kavallerie) waren zu schwach gegen die zahlreichen Feinde (Lugier, Hermunduren u. a.), so daß er sich an einem befestigten Platz verschanzte. Im Kampf verwundet, mußte er mit seinen Anhängern zur Donau fliehen, wo Schiffe bereitlagen. Im römischen Pannonien wurde ihm dann Land im Gebiet des Leithagebirges zugewiesen. Das Leithagebirge liegt zwischen Niederösterreich und dem Burgenland. Also ziemlich direkt bei Eisenstadt.
Der römische Kaiser Antoninus Pius (der den allernördlichsten Wall in Schottland bauen ließ (Antoninus-Wall) setzte bei den Quaden um die Mitte des 2. Jahrhunderts einen romfreundlichen König ein. Es gibt sogar römische Münzen mit ihm: Rex Quadis Datus.
Später kamen dann die Goten und verdrängten die Burgunder nach Westen, die Vandalen und die im böhmischen Raum siedelnden Markomannen und Quaden, die zeitweilig tributpflichtig wurden, nach Süden und lösten dadurch die Markomannenkriege (166–180) aus. Das Römische Reich unter Mark Aurel geriet durch diese Kriege, an denen die Quaden neben zahlreichen anderen Stämmen teilnahmen, in große Bedrängnis. Kaiser Commodus beendete den Krieg durch einen Friedensvertrag, der den Status quo ante wieder herstellte.
Im Jahr 254 n. d. Z. fielen die Quaden erstmals gewaltsam in die römische Provinz Pannonien ein. Von 357–359 n. d. Z. mußte sie Kaiser Constantius II. (337–361) mit den verbündeten Sarmaten (aus dem Film King Arthur bekannt) erneut in Pannonien und auch in Myser bekämpfen, wobei ihm mehrere Erfolge gelangen. Zur Politik des Kaisers hatte es gehört, neue Grenzbefestigungen entlang der Donau zu errichten.
Insbesondere während der zweiten Regierungshälfte Kaiser Valentinians I. (364–375) wurde der pannonische Donaulimes sehr zügig mit einem dichten Netz aus Burgi und Kastellen gesichert. Neu angelegte Schiffsländen im Barbaricum garantierten einen abgesicherten Übergang der römischen Truppen im Ernstfall. Hinzu kam die Vorverlegung des der Provinz Valeria am Donauostufer gegenüberliegenden Limes Sarmatiae. Hierzu annektierten die Römer vertragsbrüchig quadisches Land, vertrieben die Einwohner und begannen 373 mit dem Bau einer mächtigen Festung (Kastell Göd-Bócsaújtelep, das heutige Göd in Ungarn) hinter der neuen vorgeschobenen Grenzlinie, gleichfalls auf dem Stammesgebiet der Quaden. Zeitgleich wurde der quadische König Gabinius unter Vorspiegelung falscher Voraussetzungen zu Gesprächen nach Valeria eingeladen und unter Mißachtung des Gastrechts am Ende eines Banketts heimtückisch niedergestochen.
Die Folge des darauf folgenden quadisch-sarmatischen Angriffs war, daß die vor kurzem erst wieder angelaufenen Arbeiten am Kastell Göd-Bócsaújtelep schlagartig und diesmal endgültig gestoppt wurden und der römische Expansionswille einen Dämpfer erhalten hatte. Mit dem kurze Zeit später auf dem Balkan tobenden zweiten Gotenkrieg des Ostkaisers Valens (364–378) und der sich daraus für Rom ergebenden verheerenden Niederlage bei der Schlacht von Adrianopel (378), mußten alle römischen Kontrollstationen und Maßnahmen, wie der Limes Sarmatiae östlich und nördlich der pannonischen Donau, endgültig aufgegeben werden.
Um 400 n. d. Z. gerieten die Quaden unter hunnische Herrschaft.
Am 31. Dezember 406 n. d. Z. setzten die Vandalen unter König Gunderich bei Mainz über den Rhein und plünderten gemeinsam mit Alanen, Sueben, Teilen der Quaden und Gepiden drei Jahre lang Gallien. Um 408/409 fielen die „Barbaren“ in Spanien ein, wo die Sueben und Quaden in Galicien ein Reich gründeten.
Als Attila 453 n. d. Z. starb, hinterließ er eine Handvoll jugendlicher Söhne, deren ältester, Ellac, im Mannesalter stand. Die neuen, untereinander uneinigen Hunnenführer verteilten dabei kriegserfahrene Könige wie die Dienerschaft eines Hauses und provozierten so einen Aufstand (Skiren, Rugier, Quaden/Sueben, Langobarden, Heruler, Ostgoten, Gepiden, Alanen), an dessen Spitze sich der Gepide Ardarich setzte. Ardarich erlangte die wohlwollende Neutralität Walamirs und siegte in der Schlacht am Nedao 454. Ellac fiel mit 30.000 Leuten, die Hunnen zogen ab.
Die Quaden schufen ein Reich auf dem Gebiet der heutigen Südwestslowakei zwischen den Flüssen Waag und Gran (Hron), das sich bis zum Zug der Langobarden nach Italien (568 n. d. Z.) hielt, dem sich die Quaden anschlossen. Man nimmt an, daß die Quaden größtenteils in den Langobarden aufgegangen sind. Ein Teil der Quaden war im 5. Jahrhundert als Donau-Sueben bekannt und ging in den Alamannen auf. Auch die Sueben in Portugal dürften Reste der Quaden aufgenommen haben.
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26.06.12024, 14:16
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26.06.12024, 23:54 von THT.)
Vielen Dank an Euch beide für dieses Thema und die ganzen Informationen.
Was mich noch stutzig macht, ist die Namensherleitung aus dem griechischen "PAN".
Diese ist nicht so offensichtlich, oder vielleicht stimmt das auch nicht.
Der römische Konsul Dio Cassius, dem das unterworfene Pannonien unterstand, leitet es aus lat. Pannus, also einem Tuch bzw. Stoffetzen ab, was er in Zusammenhang mit der Kleidung und Tracht der Pannonier sah. Dies kann ich selbst ausschließen, also diese Auslegung ist wahrscheinlich bereits eine absichtliche Fehlinformation der Römer zu Propagandazwecken, denn man wollte sich ja über alle anderen erheben. In Fetzen umherlaufende Pannonier entsprachen also dem Bild, das man vermitteln wollte.
Die Pannonier bezeichneten sich zu Lebzeiten aber bereits selbst so, und da wußten die noch nichts von dem lateinischen Pannus.
Demzufolge sind die Ursprünge woanders zu suchen, eher bei den Griechen/Makedonen.
Es gibt eine Landschaft Paionien im antiken Makedonien. Paionier ist auch eine andere Bezeichnung für eine vornehmlich "keltische" Bevölkerung in der Region der Makedonier. Vielleicht liegt der Zusammenhang hier?
PAN = wörtlich übersetzt "Alles" ist hingegen aus meiner Sicht eher unwahrscheinlich. Woher kommt also diese Herleitung?
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Im Netz gibt es diese Erklärung zur Namensherkunft Pannoniens:
Der ungarische Altertumswissenschaftler Karl Kerényi (1897–1973) führte den Namen auf den Fruchtbarkeitsgott Pan zurück. Der österreichische Landesarchäologe Karl Kaus (1940–2015) hingegen leitete Pannonia von „*pen“ – „feucht“ ab. Demnach würde Pannonien „feuchtes, sumpfiges Land“ bedeuten.
In beiden Fällen hätte es den PAN-Bezug, da auch das "feuchte, fruchtbare Gebiet" (also das Pen) letztlich vom Namen Pans hergeleitet werden würde.
Als Namenkundler denke ich jedoch anders. Ich glaube, daß Pannonien sich wie folgt herleitet:
Pan = alles
Ionier = Griechen
Pannonien = alles Griechen.
Das sieht mir nach der Motivation für die ursprüngliche Benennung aus. Also ein griechisches Siedlungsgebiet, welches wahrscheinlich in der Zeitepoche um 1.100 v. d. Z. (spätestens jedoch 750 v. d. z.) von Griechen besiedelt wurde. Also von den Griechen (Ioniern) im Rahmen ihrer "1. griechischen Kolonisation" in Besitz genommen wurde.
Zitat:Die Ionier waren neben den Aiolern, Dorern und den Achaiern einer der Stämme des alten Griechenland. Ihr Siedlungsgebiet war vor allem Mittelgriechenland (Attika mit Athen, Euboia). Im Zuge der Ionischen Kolonisation besiedelten sie, möglicherweise schon ab dem 11. Jahrhundert v. d. Z. die Küsten rund um das Schwarze Meer. Aufgrund ihrer geographischen Lage und militärischen Stärke war der ionische Einfluß im 7. Jahrhundert v. d. Z. im Vergleich zu den anderen Hellenen so groß, daß andere (vor allem asiatische) Völker Griechenland generell als Ionien kennen. (Vergleiche die Wörter für „Griechenland“ und „Griechisch“.)
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26.06.12024, 23:50
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26.06.12024, 23:53 von THT.)
Ja, das ergibt Sinn!
Dieser letzte Schritt von Paionier -> Pa(n)ionier hatte mir gefehlt, hatte es doch selbst oben hingeschrieben und es trotzdem nicht ganz klar gesehen mit Ionien.
Danke und Gruß
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23.08.12024, 23:15
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26.08.12024, 08:16 von THT.)
Historische Hinweise für die Theorie (lag bei mir als Entwurf monatelang herum):
Herodot:
"The Paioni on the river Strymon, not far from the Hellespont, were a branch of the Panni, or Pannoni, who gave their name to the country called Pannonia."
-> Die Paioner am Fluß Strymon, unweit von Hellespont (heute "Straße der Dardanellen"), waren ein Zweig der Pannier oder Pannionier, welche ihren Namen an das Land Pannonien gaben.
aus: https://www.jatland.com/home/An_Inquiry_Into_the_Ethnography_of_Afghanistan/Page_51-75
Im Prinzip wurde ein Teil dieses Stammes der Ioner vom persischen König Darius nach Asien bzw. dem heutigen Afghanistan verschleppt. Auch zusammen mit den Skythen aus der Region in der heutigen Ukraine entstanden daraus die indo-arischen JAT (eigene ethnische Gruppe) in Nordindien. Aus denen hatten ja bekanntlich die britischen Besatzer später besonders disziplinierte Kampftruppen rekrutiert.
DNS-Forschungen zeigen südschwedische, germanische, keltische, Ashkinazi und andere Marker in diesen JAT.
Ein anderer Teil aus Nord-Paionia floh schon früher unter dem Druck der Makedoner noch weiter nach Norden. Vermutlich hat sich ein Teil dort als bulgarische Führungskaste bzw. Namensgeber für Pannonien etabliert.
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