Orpheus
#8
   
Dryade Eurydike, der (griechische) Baumgeist einer Eiche


(04.09.12017, 21:46)Waldläufer schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-52624.html#pid52624Bei einem über 2500 Jahre alten Deckmantel aus Interpretationen ist es fast unmöglich, den wahren Kern der Orpheusmythe zu erkennen.

Sinn der Mythologie ist ja nicht, irgendeine historische Tatsache zu überliefern, sondern vielmehr auf dem Rücken historischer Ereignisse ein bestimmtes Wissen zu transportieren/wachzuhalten. Von diesem Blickwinkel betrachtet, geht die Entschlüsselung also in eine völlig andere Richtung.

Man kann grundsätzlich jede Mythe entschlüsseln und die transportierte Botschaft entsprechend herauslesen. Alles was man dazu benötigt, ist ein roter Faden > unser Wissen. Jeder kennt die entsprechende Vorgehensweise: profan > geheim > intern. Mit dieser Dreiteilung ist grundsätzlich jede Mythologie, Sage, Märchen usw. leicht zu dechiffrieren.  

(Moderne Autoren schreiben die Mythologie um, um sie zu entkräften. Ihnen Botschaft und Strom zu rauben > ist der Zweck. Jüngstes Beispiel: die letzte "Troja-Verfilmung" mit Brad Pitt in der Rolle des Achilles.)

Menschen mit übersteigerter Logik oder einer völlig verunsicherten Gedankenstruktur werden bei entsprechenden Deutungsversuchen hin und wieder Schwierigkeiten bekommen. So wie sie auch im Alltag alles herumdrehen und ihren Weg nur schwer finden.  

Zitat:„...Die Urversion des Mythos lautet wohl wie folgt: Orpheus, Sohn des Gottes Apollon und der Muse Kalliope, wird von Apollon im Leiterspiel und Gesang unterwiesen. Bald hat seine Musik eine solche Kraft, dass Steine in Bewegung kommen, Flüsse stillstehen, Bäume zu ihm hinwandern, wilde Tiere sich zahm um ihn lagern. Dann stirbt seine Frau Eurydike – es wird nicht erzählt warum (dies wird erst später dazugedichtet) – und gelangt in den Hades. Orpheus geht ihr nach und bezaubert mit seinem Gesang und dem Spiel auf seiner Leier den Herrscher der Unterwelt, der genauso heißt wie sein Reich, nämlich den G*tt Hades, und seine Frau, die Göttin Persephone. Er erhält die Erlaubnis, mit Eurydike auf die Erde zurückzusteigen. – Dies ist die archaische „Urgeschichte“, und es ist anzunehmen, dass sie mit einem Happy End abschloss: Der Tod wird durch die Kraft der Liebe und die Magie der Musik überwunden. ..."

profan: wer möchte?
geheim: wer möchte?
intern: mach ich hier!

Ich übersetze mal: Orpheus > Pan (G*tt der Natur) wird von der Sonne (Apollon = Vater) zum Leben erweckt. Seine musikalischen Talente sind faszinierend. Es ist eine Art von Musik, die Pflanzen und Bäume wachsen läßt und Tiere und Menschen tief im Herzen erfreut, sie vor Lebensfreude jauchzen läßt. Es ist die "Musik des Lebens", "der Takt der Liebe (Herz der Tanz mit Aphrodite Herz), der allen Lebewesen innewohnt (auch Steine sind Lebewesen) > und diese zauberhafte Musik geht von Pan aus. Deshalb wird Pan stets mit einem Musikinstrument dargestellt.

Alles in der Natur tanzt (gedeiht, vermehrt sich und stirbt) nach dieser Musik und somit ist Pan der Herr und Meister der Natur (des natürlichen Lebens). Überall zeugt er neues Leben, sein ständig erigierter Penis ist das entsprechende Attribut dafür. Seine Geliebte ist Aphrodite (Eurydike), die Liebe selbst. Mit ihr zusammen sorgt er für wachsen, lieben und sterben.

Im späten Herbst erlischt jedoch seine Zeugungskraft. Sein Liebesverlangen (durch seine Frau Eurydike symbolisiert) stirbt. Man kann es dann ab November in der Natur identisch beobachten. Es findet kein Liebesspiel mehr statt.

Pan zieht sich in die Erde (Unterwelt) zurück, wie schon zuvor der Saft der Bäume. Eurydike ist als Dryade ein Baumgeist (genaugenommen der Baumgeist einer Eiche). Der Baum ist das Symbol des Lebens. Jedoch symbolisiert Eurydike nicht den Geist irgendeines Baumes, sondern den des Weltenbaumes. Der Saft des Baumes zieht sich im Winter in die Erde zurück, und Pan muß ihm folgen > um ihn im Frühjahr durch seine Musik erneut hervorzulocken > damit die Eiche weitertreiben und neues Holz bilden kann.

Jedoch ist das Leben nur scheinbar dasselbe. Genau genommen war die alte Materie im letzten Herbst auf die Erde gefallen und ist dort verwest. Der Geist muß sich also einen neuen Körper suchen. Eine neue Pflanze aufbauen und zur Not auch einen neuen Eichenbaum. Die Eiche (Eurydike) ist jedoch sehr langlebig, was die beiden unterschiedlichen Versionen der Orpheus-Mythe (einmal mit glücklichem Ende und einmal als (griechische) Tragödie, ohne das glückliche Ende) erklärt.

Deshalb bleibt der alte Körper der Eurydike natürlich auch in der Erde zurück. Denn es gibt keine Wiederauferstehung von Körpern, sondern das Weiterleben des Geistes bzw. des Lebens als solches. Das alte Jahr ist für immer vergangen und bleibt natürlich in der Unterwelt zurück. Jedoch steigt ein neues Jahr empor.

Eurydike ist tot, es lebe Eurydike!

Also eine ziemlich einfach zu machende mythologische Erklärung, ohne daß sich irgendwer den Kopf zerbrechen müßte, daß etwas verkehrt an der Deutung wäre.

Um was es hier (Orpheus-Mythe) geht, ist > Die Botschaft vom ewigen Leben durch alle Zeiten hindurch wachzuhalten. Damit wird sichergestellt, daß Angstmacher und Angstreligionen die Menschen nicht täuschen können. Denn wenn man einen Kreislauf (großen Zyklus) nicht überschaut, dann kann eine solche Täuschung schnell passieren. Damit man einen Zyklus (der über ein Menschenleben hinausgeht) überschauen und erfassen kann, sind solche Geschichten notwendig.  

Religionen, die dem Gläubigen mit dem Tod drohen (und damit Macht über den freien Geist von Menschen gewinnen), gilt es den Nährboden zu entziehen. Durch die Weitergabe unserer Mythen kann jeder selbst dazu beitragen. Denn wenn man weiß, daß man ewig lebt > dann hat man auch keine Angst vor dem Tod. Es stirbt nur die Logik, die alte Eurydike.  

Frage an Waldläufer: Und, war das jetzt "unmöglich"? *zwinker*
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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