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Ein sehr schönes Bild von der Szene, als Orpheus seine Eurydike aus dem Hades holt und er sich entgegen der Warnung umdreht, wo sie ihm sogleich entschwindet und von den Schatten zurückgezogen wird in die Unterwelt.
Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!
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Ein weiterer Hinweis dafür, daß Eurydike für den laufenden Jahreszyklus die Unterwelt nicht mehr verlassen darf, besteht darin, daß Orpheus seine Bitte, Eurydike aus der Unterwelt zu führen, an Hades und Persephone gleichermaßen richtet. Das bedeutet, Persephone ist zu diesem Zeitpunkt gerade in der Unterwelt. Für eine Hälfte des Jahres (Herbst und Winter) sitzt sie an der Seite des Hades', wohingegen sie in der anderen Hälfte (Frühjahr, Sommer) bei ihrer Mutter Demeter verweilt.
Die Mythe schreibt hierzu:
Hades wünschte sich eine Frau, und so entführte er Demeters Tochter Persephone in die Unterwelt. Demeter trauerte um den Verlust ihrer Tochter und suchte sie überall, konnte sie jedoch nicht finden. Darüber war sie so traurig, daß sie den Pflanzen zu wachsen verbot, den Bäumen Früchte zu tragen und den Tieren sich zu vermehren. Als dann auch die Menschen begannen zu sterben, fürchteten sich die anderen Götter des Olymps, und sie zwangen Hades schlußendlich dazu, Persephone freizulassen.
Aus Freude und Dankbarkeit ließ Demeter die Erde wieder fruchtbar werden. So kam es, daß Persephone einen Teil des Jahres mit ihrer Mutter auf der Erde verbringt, aber den anderen Teil in der Unterwelt neben Hades als Königin über die Toten regiert.
Anmerkung:
Hades wünscht sich eine Frau, keine geringere als die Tochter der Demeter. Damit wird das Ende des Sommers angekündigt (Rückzug in die Unterwelt).
Demeter war sehr traurig über den Verlust ihrer Tochter, und diese Trauer (der Sommer ist vorüber) sorgt dafür, daß die Pflanzen ihre Kräfte in die Wurzeln zurückziehen, daß die Tiere sich auf den Winter vorbereiten, sich Fettreserven anfressen und sich auch nicht mehr fortpflanzen. Als dann auch noch die Menschen zu sterben beginnen (die Selektion des Winters), entläßt Hades Persephone wieder zu ihrer Mutter, und der Jahreskreislauf beginnt aufs Neue, es wird wieder Frühling (Hades läßt Persephone frei).
Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!
Kelda
Gast
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In unserem Forum findet man immer wieder interessante Orte, die zu einem Besuch einladen.
Und so sind drei Freunde an einem typischen "Hamburger-Schietwedder-Tach" an die Alster in Hamburg gegangen, um dort Orpheus und Eurydike zu besuchen.
Auf dem Weg zu den Statuen wurden wir von zahlreichen, mehr oder weniger sportlichen Läufern überholt. Es scheint wohl Mode in Hamburg zu sein, um die Hamburger Außenalster zu rennen und "gesehen" zu werden. Irgendwie kommt man sich ein wenig wie auf einer "Schnellstraße" für Fußgänger vor, und die Hektik der Stadt ist nicht ganz zu ignorieren.
Dennoch, das Ufer der Außenalster ist an diesem Ort parkähnlich gestaltet, mit wunderschönen alten Bäumen, teilweise stehen diese direkt am Ufer und ragen auf das Wasser hinaus, und einige Kunstwerke schmücken die Anlage. Verschiedene Vögel und Enten sind zu beobachten.
Auf dem Weg zu den Statuen von Orpheus und Eurydike begegnen uns zwei Raben, diese nehmen unser Panopfer gerne an und posieren noch für ein Foto. Dann entdecken wir das tragische Liebespaar. Die beiden Statuen stehen direkt und unübersehbar an dem breiten Fußweg vor einer alten Trauerbuche. Tritt man unter diese Buche, ist die Hektik der Stadt auch nicht mehr spürbar.
Irgendwie passt es, dass sie nebeneinander stehen und sich nicht berühren. Dennoch aber wie eine Einheit wirken. Es sind nicht unbedingt schöne Statuen (eben im typischen, modernen Stil der 50iger/60iger Jahre), doch die Künstlerin hat die Tragik und das Sehnen der Geschichte in ihrem Kunstwerk erfasst. Natürlich lassen wir auch hier ein paar Gaben da und sprechen vor Ort über die Mythe und ihre Hintergründe. Regenschirm und Trauerbuche bieten den geeigneten Schutz vor dem ausdauernden, nassen Tropfen von oben. ;-)
Es ist schön, wenn an einem populären Spazierweg Statuen aufgestellt werden, deren Mythen und Geschichten auf heidnische Ursprünge zurückzuführen sind. Denn auch so leben die alten Götter weiter.
Übrigens, auch 2019 wird in der Hamburgischen Staatsoper wieder die Oper "Orpheus und Eurydike" von C. W. Gluck aufgeführt.
Nachsatz: Es folgen Fotos von unserem Freund Eiche.
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Die Bronze-Statuen der Bildhauerin Ursula Querner von 1958. Wie Kelda schon angedeutet hat - schön geht anders. In meinen Augen typische BRD-Nachkriegskunst, aber seht selbst:
Metalldiebe fanden sie anscheinend mal sehr schön und haben 2011 die Eurydike abgesägt, was bei der exponierten Lage auch eine Kunst ist. Die Skulptur konnte aber über einen Zweitabdruck schnell wiederhergestellt und repariert werden, so daß die beiden seit Sommer '12 so stehen, wie sie jetzt zu sehen sind.
Die Begrüßung an der Außenalster war erfreulich:
Auf dem unteren Bild ist im Hintergrund zu erahnen, daß auch auf dem Wasser selbst bei diesem Wetter einiges los ist.
Zitat:Es scheint wohl Mode in Hamburg zu sein, um die Hamburger Außenalster zu rennen und "gesehen" zu werden.
Der Dauerlauf ist eine Dauermode, und bei gutem Wetter ist dort locker der zehnfache Verkehr im Vergleich zu gestern. Aber es ist auch wirklich eine schöne große Runde. Und ich brauche nicht zu lästern, weil ich früher selbst gerne dort gelaufen bin...
Dem Schlechten mag der Tag gehören - dem Wahren und Guten gehört die Ewigkeit. (F. v. Schiller)
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(14.01.12019, 23:39)Eiche schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-54222.html#pid54222Die Bronze-Statuen der Bildhauerin Ursula Querner von 1958. Wie Kelda schon angedeutet hat - schön geht anders. In meinen Augen typische BRD-Nachkriegskunst, aber seht selbst:
Metalldiebe fanden sie anscheinend mal sehr schön und haben 2011 die Eurydike abgesägt, was bei der exponierten Lage auch eine Kunst ist. Die Skulptur konnte aber über einen Zweitabdruck schnell wiederhergestellt und repariert werden, so daß die beiden seit Sommer '12 so stehen, wie sie jetzt zu sehen sind.
Schönheit ist subjektiv. Viel wichtiger ist, daß die Mythen wachgehalten werden.
Und wenn man das mal vergleicht; in den 50er Jahren stellt man am Alsterweg Statuen von mythologischen Figuren auf, und heute werden am gleichen Ort Meßstationen zur Überwachung aufgestellt. Das ist schon ein ziemliches Kontrastprogramm, wie ich finde. Ein klarer Hinweis auf den kulturellen Verfall dieser Gesellschaft. Von daher freue ich mich über die Entdeckung von Orpheus und Eurydike in Hamburg
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Zitat:Wer sich aus Angst umdreht, um zu schauen,
ob die anderen noch da sind,
verliert sein Ziel aus den Augen!
Vertraue darauf, daß die, die zu dir gehören,
denselben Weg gehen!
Orpheus und Eurydike von Carl Goos
Lautlos lief Eurydike,
Orpheus, ihrem Liebsten, hinterher.
Ein guter Plan mit groß' Geschicke,
die Furcht, sie wog zu schwer!
Denn Angst ließ Orpheus hadern,
ob die Liebste seinem Schritt noch folgt,
als sein Blick zurückgewandert,
entfernt sie sich sofort.
Vergebens war der Weg, die Müh',
die Bedingung ward gewesen,
wend' nur den Blick nicht allzu früh,
hin zum Schattenwesen.
Und Orpheus muß verstehen,
wenn der stürmisch Herbst den Einzug hält,
wird der Sommer bald vergehen,
ein Kreislauf ew'ger Zeit!
@ Haelvard
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