Diomedes vs. Glaukos
#1
Im Trojanischen Krieg stehen sich zwischen den Fronten zwei Krieger gegenüber: Der Grieche Diomedes, der zuvor rasend durch die Reihen der Trojaner wütete und alles niedermetzelte, was ihm in den Weg kam und selbst vor dem Kriegsgott Ares kein Halt machte, stand nun einem einzelnen Kämpfer gegenüber. Diomedes fordert seinen Gegner auf, sich erkennen zu geben. Er lobt die Tapferkeit des anderen und fragt ihn, ob er sterblich oder ein G*tt sei:

Wer doch bist du, Edler, der sterblichen Erdebewohner?
Nie ersah ich ja dich in männerehrender Feldschlacht.
Vormals; aber anjetzt erhebst du dich weit vor den andern, 
kühnes Muts, da du meiner gewaltigen Lanze darstellst.
Meiner Kraft begegnen nur Söhn` unglücklicher Eltern!
Aber wofern du ein G*tt herabgekommen vom Himmel,
nimmer als dann begehr
ich mit himmlischen Mächten zu kämpfen.

Als Antwort erzählt der Trojaner – Glaukos – Diomedes von seinem Großvater, dem schönen Bellerophon. Zu seinem Unglück verliebte die Frau seines Herrn sich in ihn; als er sie verschmähte, behauptete sie, er habe sie verführt. Zur Strafe schickte König Proitos Bellerophon nach Lykien mit einer Botschaft, die seinen sicheren Tod bedeutete. Der Herrscher von Lykien las sie und sendete ihn aus, ein Ungeheuer, die Chimäre, zu töten sowie den benachbarten Stamm der Solymer und schließlich die Amazonen zu bezwingen. Als er jedesmal siegreich wiederkehrte, erkannte der König Bellerophons Vorzüge, gab ihm seine Tochter zur Frau und obendrein das halbe Königreich.
Diomedes ist hocherfreut über diese Geschichte und stößt seine Lanze zum Zeichen der Waffenruhe in den Boden. Er erklärt, sein Großvater habe einst Bellerophon bewirtet, und sie hätten kostbare Geschenke ausgetauscht. Diomedes beschließt, nicht gegen Glaukos zu kämpfen:

Also bin ich nunmehr dein Gastfreund mitten in Argos;
du in Lykia mir, wann jenes Land ich besuche;
drum mit unseren Lanzen vermeiden wir uns im Getümmel.
Viel ja sind der Troer mir selbst und der rühmlichen Helfer,
daß ich töte, wen die Götter mir gewähren und die Schenkel erreichen;
Viel
auch dir Achaier, daß, welchen du kannst, erlegest.
Aber die Rüstungen beide vertauschen wir, daß auch die andern
schaun, wie wir Gäste zu sein aus Väterzeiten uns rühmen.


Beide springen vom Streitwagen und reichen sich die Hand. Sie tauschen die Rüstungen aus, wobei Glaukos ein schlechtes Geschäft macht, denn er büßt seinen goldenen Harnisch für Diomedes’ bronzenen ein, der zehnmal weniger wert ist als sein eigener.


Anmerkung:
Glaukos, ein lykischer Fürst, gehört zu Priamos’ Verbündeten. Sein Großvater war Bellerophon. Dieser verschmähte die Avancen einer Königin, die ihn daraufhin fälschlich beschuldigte. Um ihn loszuwerden, befahl man ihm, für den lykischen König drei unmögliche Aufgaben zu erfüllen. Als ihm dies jedoch gelang, gab ihm der König seine Tochter zu Frau und vererbte ihm sein Reich. Allein die Erwähnung von Bellerophon reicht aus, daß Glaukos und Diomedes den Kampf abbrechen und die Rüstungen tauschen.


Auszug aus der übersetzten Ilias ...
Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!
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#2
Der Tod des Patroklos

Hektor zieht sich mit seinen Männern zurück, als der große Ajax und Menelaos heraneilen, um zumindest den Leichnam des Patroklos zu schützen, wenn Hektor schon die Rüstung als Siegestrophäe davonnimmt. Die Rüstung des Achilles, die Patroklos in seiner letzten Schlacht an der Spitze der Myrmidonen trug. Achilles selbst saß noch immer in seinem Lager und hielt sich wegen einer persönlichen Fehde gegen Agamemnon seit längerer Zeit aus den Kämpfen gegen die Trojaner zurück.

Beim Rückzug fährt Glaukos Hektor an, er sei ein Feigling, sich zurückzuziehen, während seine Verbündeten weiter gegen die Griechen kämpfen.

Hektor antwortet:
Aber wohlan, tritt näher, mein Freund, und schaue mein Tun an:
Ob ich verzagt erscheine den ganzen Tag, wie du redest,
ob auch der Danaer manchen, wie heftiger Mut ihn entflammet,
hemmen ich werde vom Kampf um den hingesunkenen Patroklos!


Mit diesen Worten eilt Hektor denen nach, die Achills Rüstung forttragen. Er findet sie etwas abseits vom Kampf. Sogleich legt er seine eigene Rüstung ab und die von Achill an. Vom Olymp aus sieht Zeus sein Tun und schüttelt traurig den Kopf. Hektor hat keine Ahnung, wie nah er selbst dem Tod ist. Es war falsch von ihm, Patroklos Achills göttliche Rüstung abzunehmen. Eine Weile noch würde Zeus Hektor den Sieg gönnen, doch er soll den Kampf nicht lebend überstehen. Seine Frau Andromache werde weder die Rüstung bekommen noch ihren Mann je wiedersehen ...
Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!
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