Brogårdsstenen Bornholm
#1
Am Anfang der Wikingerzeit fing man in Dänemark an, Runensteine zu errichten (800 n. d. Z.).

Die Runensteine wurden in der Regel zum Andenken an große Herren und gefallene Krieger errichtet.
Trotz der Kürze der Texte geben die Runensteine viele wichtige Auskünfte über die Gesellschaft der damaligen Zeit. Sie können Einblicke in die verwandtschaftlichen Beziehungen, Auskünfte über die gesellschaftliche Position des Verstorbenen, seinen Beruf, militärische Begebenheiten und dergleichen geben.

Aufgrund der Tatsache, daß im Runenstein bereits die Vokale mit Runen belegt wurden, muß es sich um eine jüngere Runenschrift handeln.

Nach einem Krieg gegen Schweden mußte Dänemark 1657 seine Besitzungen in Südschweden und Bornholm an Schweden abtreten. Noch heute ist man in Hasle stolz auf die aus Hasle stammenden Freiheitskämpfer, die unter der Führung von Jens Pedersen Koefoed (1628-1691) einen Aufstand gegen die schwedischen Besatzer organisierten, wegen dem Schweden 1658 Bornholm an Dänemark zurückgab. An die Freiheitskämpfer erinnert heute ein Denkmal auf dem Marktplatz von Hasle.

Hier fanden sich im Jahre 1658 die Männer zusammen, die Bornholm unter der Führung von Jens Koefoed von der schwedischen Besatzungsmacht zu befreien beschlossen.

   

Der Brogårdsstenen stand ursprünglich auf einem kleinen Hügel. Dort haben sich mit großer Wahrscheinlichkeit auch die Männer um Jens Koefoed versammelt.
Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Stein aber an die Brücke über die Bagå gerückt. Hier wurde er 1868 als Deckstein an der Bagåbrücke verwendet. Noch im selben Jahr wurde er wieder herausgenommen und an seinen Platz aufgestellt.

Es handelt sich um den größten Runenstein auf Bornholm, und hier steht zu lesen: "Svenger ließ diesen Stein im Andenken an seinen Vater Toste und an seinen Bruder Alvlak und an seine Mutter und an seine Schwester errichten."

Auf Bornhom sind an die 40 Runensteine bekannt. Man meint hierzu, daß die Tradition auf Bornholm erst verbreitet wurde, als sie im übrigen Land schon aufgehört hatte.
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#2
Die chr. Mönche und Pfaffen hatten u. a. den Auftrag, die Runensteine und generell alle Monumente, die an eine Kultur vor dem Chr**tum erinnerten, zu beseitigen. Man tat dies ganz einfach dadurch, daß die Missionare der ortsansäßigen Bevölkerung dazu rieten, die Steine als Baumaterial zu verwenden. Aufgrund des Mangels an Baumaterialen und der Hörigkeit der chr***inisierten Bevölkerung kamen diese dem hinterhältigen Bestreben nach. So landeten unzählige Steine mit einer eigenen Geschichte als Türschwellen, Brückenübergänge oder in sonstigen profanen Bauwerken.

Allein schon durch den Umstand, daß die Steine und Monumente von ihrem ursprünglich angedachten Platz entfernt wurden, selbst wenn man sie dann woanders aufstellte, verloren sie ihre Wirksamkeit. Sie waren somit nicht mehr angeschlossen. Es bleibt lediglich ein Stein mit Runen zurück.
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#3
(05.08.12015, 21:59)Hælvard schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-48670.html#pid48670Allein schon durch den Umstand, daß die Steine und Monumente von ihrem ursprünglich angedachten Platz entfernt wurden, selbst wenn man sie dann woanders aufstellte, verloren sie ihre Wirksamkeit. Sie waren somit nicht mehr angeschlossen. Es bleibt lediglich ein Stein mit Runen zurück.

Ein Umstand, der heute allgemein nicht mehr bedacht wird. Die "Glühbirne" alleine genügt nicht. Sie muss auch an das Stromnetz angeschlossen sein.
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#4
Am Ort der Ringburg - Rispebjerg, findet man eine Hinweistafel, die den Namen Marie Louise Kofoed trägt. Mehr als 100 Jahre nach dem durch Jens Kofoed organisiertem Widerstand gegen die Schweden, an den der Runenstein Brogårdsstenen erinnert.
Aufgrund der geographischen Lage und Größe der Insel, ist eine Familienzugehörikeit naheliegend.
http://www.pagan-forum.de/Thema-Rispebjerg-%E2%80%93-das-d%C3%A4nische-Goseck?pid=48716#pid48716

   

Vielleicht können unsere dänischsprechenden Forenmitglieder die Tafel übersetzen.
Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!
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#5
Das scheint ja eine sehr interessante Insel zu sein! Beim Runenstein finde ich die Schreibweise beachtenswert. Also der Text schlingt und dreht sich ja förmlich um den Stein. Weiß jemand, warum Runensteine so in Schlangenform beschrieben wurden und nicht gerade, wie man das von heutigen Gedenktafeln und Denkmälern kennt?
"Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd."
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#6
(09.08.12015, 18:18)Anuscha schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-48721.html#pid48721Beim Runenstein finde ich die Schreibweise beachtenswert. Also der Text schlingt und dreht sich ja förmlich um den Stein. Weiß jemand, warum Runensteine so in Schlangenform beschrieben wurden und nicht gerade, wie man das von heutigen Gedenktafeln und Denkmälern kennt?

Das hat was mit der Midgardschlange zu tun. Also Jörmungandar, die sich selbst in den Schwanz beißt. Sie umschlingt die ganze Welt, und deshalb wird auf dem Grabstein/Gedenkstein (also auch in Anbetracht der Tatsache, daß der Tote ja nicht weg ist, sondern nur ein einziger Kreislauf vorüber ist und der nächste bereits begonnen hat) in dieser Schlangenform geschrieben.

Hier auf diesem Runenstein, den ich heute in der Nähe von Rønne photographiert habe, ist das Schreibmuster der Runensteine ganz gut erkennbar.

   
Sei!
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#7
Zitat: Vielleicht können unsere dänischsprechenden Forenmitglieder die Tafel übersetzen.

In Gedenken an
Staatsrätin Marie Louise Kofoed 1760 - 1838
Dieser Turm wurde im Jahr 2008 mit Unterstützung aus den letzten Mitteln aus Staatsrätin Marie Kofoeds Stipendium gebaut in Almennyttig Anvendelse auf Bornholm.

Gestiftet 1825 — Aufgelöst 2008


Marie Kofoed (19.01.1760 - 20.04.1838)  wurde auf der Insel Bornholm geboren und zeigte viel Interesse und Loyalität gegenüber dem Land und seinen Bewohnern. Sie stammte angeblich väterlicher- wie auch mütterlicherseits von alten Bornholmer Familien ab.
Durch den Tod ihres zweiten Mannes Schiffskapitän und Kaufmann Hans Peter Kofoed im Jahr 1812 kam sie zu einem großem Vermögen, welches sie geschickt und sparsam verwaltete. Vor allem nutze sie dieses Geld aber zur Einrichtung von Stipendien und um mittellose Bornholmer (und Dänen) zu unterstützen und zu fördern (z.B. finanzielle Hilfe für Seemannswitwen und -kinder sowie mittellose junge Frauen, Aufbau von Schulen, Gartenbau und Landwirtschaft, Aufforstung, Gesundheitswesen etc.).

Im Jahr 1818 verlieh Frederik VI. ihr den Titel der „etatsrådinde“ (im Deutschen in etwa gleichzusetzen mit Staatsrätin oder Geheimrätin) für ihr umfangreiches soziales Engagement. Sie ist die einzige dänische Frau, die diesen Titel jemals verliehen bekam, ohne mit einem Staatsrat verheiratet zu sein.

   

Porträt von Marie Louise Kofoed, gemalt 1817 von J. A. Bech.

Quellen:
http://www.kvinfo.dk/side/597/bio/582/origin/170/
https://da.wikipedia.org/wiki/Marie_Kofoed
Ein frei denkender Mensch bleibt nicht da stehen, wo der Zufall ihn hinstößt. H. v. Kleist
bonum bono - Dem Guten das Gute
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