Germanen in Berlin: Sonderausstellung lüftet Geheimnisse und räumt alte Vorurteile auf
Ausstellungsvitrine mit Pressblech aus dem Thorsberger Moor
Sie waren alles andere als "die primitiven und armseligen Nachbarn" der Römer: Die Ausstellung "Germanen" in Berlin räumt mit Vorurteilen auf.
In Zusammenarbeit mit dem Landesmuseum Bonn stehen die „Germanen“ erstmals im Mittelpunkt einer großen Sonderausstellung. Bis zum 21. März 2021 können Besucher auf der Museumsinsel Berlin einen Einblick in das Leben der Germanen erhalten, ihre Geheimnisse erforschen und mit alten Vorurteilen aufräumen.
Ein besonderes Highlight empfängt Neugierige im Vaterländischen Saal des Neuen Museums: Hier warten der thronende Odin, seine Gattin Hertha und weitere Götter der nordischen Mythologie. Dies ist nur ein Teil der Ausstellung „Germanen. Eine archäologische Bestandsaufnahme“, die sich mit den Vorstellungen über Germanen aus den letzten zwei Jahrhunderten befasst.
Im zweiten Teil der Ausstellung in der James-Simon-Galerie lernt der Besucher anschließend die Germanen näher kennen. Wer waren sie und wie kamen sie zu ihrem Namen? Waren die Römer ihre (einzigen) Feinde? Wie lebten sie und welche Nahrung stand auf ihrem Speiseplan?
Allvater Odin auf dem Bilderfries im Vaterländischen Saal des Neuen Museums
Germanen – eine römische Erfindung
„Ein Volk, das sich Germanen nannte, hat es nie gegeben“, dieser Meinung war bereits der österreichische Historiker Walter Pohl. Tatsächlich deuten die Hinweise auf einen römischen Ursprung des Namens hin. So wurde der Begriff „Germania“ vermutlich zur Zeit Caesars geprägt und intensiv genutzt. Damit war im Allgemeinen jedoch nur das Gebiet zwischen Rhein und Elbe gemeint – also eine rein geografische statt biologische oder rassische Bezeichnung, wie der deutsche Archäologe Heiko Steuer in dem Begleitband zur Ausstellung ausdrücklich untermauert.
Aufgrund ihrer weiten Verbreitung vom Rhein im Westen bis zum Schwarzen Meer im Osten und Skandinavien im Norden ist eines klar: Sich „Germanen“ oder „Germania“ zu nennen, ist kein alleiniges Privileg der Deutschen.
Auch ob die „Germanen“ je ein Gemeinschaftsbewusstsein besaßen, lässt sich heute nicht mehr nachweisen. Auf den ersten Blick scheinen sich die Menschen aus diesem Gebiet durch ihre Lebensweise und Kultur aber ähnlich zu sein. So lebten sie in kleinen, bis zu 100 Einwohnern großen Dörfern, die aus Gehöften mit 5 bis 20 Häusern bestanden. In diesen sogenannten Wohnstallhäusern lebten die Menschen gemeinsam mit ihrem Vieh unter einem Dach.
Als Lebensgrundlage diente ihnen die Landwirtschaft, ergänzt durch Holz-, Textil- und Metallhandwerk. Doch dass die Germanen nicht nur Werkzeuge und Alltagsgegenstände herstellten, zeigen auch diverse Funde von Spielzeugen und Musikinstrumenten. Zudem gilt ihre Schmiedekunst als ebenso herausragend, wie der Schild aus einem reichen Grab in Gommern (Sachsen-Anhalt) zeigt.
Schildbuckel aus dem Fürstengrab von Gommern
Diese und viele weitere Funde sowie Imitate römischer Gegenstände zeigen, dass die Germanen und Römer mehr als nur Kriege und Kämpfe verbanden. So waren die Römer nicht nur Nachbarn oder Feinde, sondern auch Handelspartner – deren Lebensweisen wie eine völlig andere Welt erschienen.
Die „armseligen und primitiven“ Nachbarn
Seit Jahrhunderten existieren Vorurteile moderner und antiker Historiker gegenüber den Germanen, welche keinesfalls gerechtfertigt sind. Um diese falschen Bilder zu beseitigen, sei die Ausstellung in Berlin erarbeitet worden, heißt es im Begleitband zur Ausstellung. Laut Heiko Steuer waren die Menschen in „Germanien“ keinesfalls armselig oder primitiv, wie ihnen stets nachgesagt wird. Im Gegenteil: Wirtschaftlich und militärisch seien sie so stark gewesen, dass Rom nie eine Eroberung gelang.
Außerdem bestand das Gebiet nicht überwiegend aus dichten und finsteren Wäldern, wie antike Historiker berichteten. Forschungen zufolge war das Gebiet des heutigen Deutschlands früher wie heute zu 30 Prozent von Wäldern bedeckt. Für die Römer bot sich nördlich der Alpen jedoch ein völlig anderes, fast befremdliches Landschaftsbild. Aufgrund des hohen Bedarfes an Platz und Holz im Römischen Reich waren hier bereits nahezu alle größeren Baumansammlungen abgeholzt worden.
Ebenso die einfachen, aus Lehm und Holz gebauten, germanischen Häuser wirkten für die an verzierte Steinhäuser gewohnten antiken Autoren eher „primitiv und armselig“. Für ihre Bewohner verbanden die Häuser das Alltägliche mit dem Praktischen – so boten die großen Häuser genug Platz für Vieh und Stauraum für Nahrungsvorräte.
Zudem lagen die Dörfer in Sichtweite zueinander und waren teilweise befestigt, was ältere Forschungsmeinungen widerlegt. Steinpflaster, Bohlenwege durch Moorgebiete und die Lage der Dörfer beweisen zudem, dass die Germanen eine gewisse Infrastruktur besaßen und gut an Fernhandelswege angeschlossen waren. So war es möglich, dass auch wertvolle fremde Güter den Weg nach Germanien fanden – wie etwa ein römisches Silbergefäß.
Dieses, integriert in eine prunkvolle Kriegswaffe, ist nur ein Beispiel des hoch entwickelten germanischen Schmiedehandwerks. 1990 im Fürstengrab von Gommern entdeckt, ist es nun einer der Höhepunkte der Germanen-Ausstellung in Berlin. Außerdem zeigen Funde wie Schmuck aus Gräbern in ganz Germanien weitere Facetten germanischer Schmiedekunst, welche Erinnerungen an die Legende des berühmten Schmiedes Wieland und seinem Schwert „Mimung“ weckt.
Germanen gegen Germanen und Römer
In den Köpfen vieler Menschen haben die Germanen und Römer eine untrennbare Verbindung: Kämpfe um Unabhängigkeit und Machtausdehnung. Doch nur selten ist es Archäologen möglich, ein solches Ereignis durch Ausgrabungen entdecken oder fassen zu können. Auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands ist dies jedoch gleich zweimal gelungen. Beide niedersächsischen Fundorte, Kalkriese und Harzhorn, zeigen einen Konflikt zwischen Römern und Germanen auf.
Die bekannteste der zwei Stätten ist zweifelsfrei auch das ältere Ereignis der beiden und besser unter dem Begriff „Varusschlacht“ bekannt. Hier in Kalkriese vernichteten die Germanen im Jahre 8 n. d. Z. drei römische Legionen. Mehr als 200 Jahre später kam es am Harzhorn erneut zu einer Schlacht zwischen den beiden Kontrahenten, welche vermutlich mit dem Rachefeldzug des römischen Kaisers Maximinus Thrax in Verbindung steht.
Während die Römer mit Speeren, Pfeil und Bogen, Schwertern und Schilden sowie Trosswagen und Katapulten bewaffnet waren, schienen die Germanen lediglich Lanzen, Pfeil und Bogen, Schwerter und Schilde besessen zu haben. Ein direkter Vergleich der Waffen zeigte außerdem, dass die römische Kriegsausrüstung standardisiert gefertigt war – die germanische hingegen individuell.
Unruhen gab es jedoch nicht nur zwischen Germanen und Römern, sondern auch bei den Germanen untereinander. Dies zeigen zahlreiche Waffen, die in Mooren und Seen deponiert wurden. Die Archäologen interpretieren diese Orte als Waffenopferungsplätze, in denen die Gewinner des Kampfes die Waffen der Besiegten in ritueller Weise niederlegten.
Derartige Fundorte wie beispielsweise das Thorsberger Moor in Schleswig-Holstein sind typisch für den nordeuropäischen Raum und das Ergebnis eines innergermanischen Konflikts. Wie setzten sich die germanischen Kriegsverbände zusammen und wie waren sie organisiert? Diese Fragen versucht die Berliner Ausstellung zu erläutern. Eines wird jedoch schnell deutlich: Die germanischen Kämpfer waren keinesfalls zu unterschätzen.
Funde aus dem Thorsberger Moor - Germanen-Ausstellung
Germanisches (Erfolgs-)Rezept
Neben den kriegerischen Aspekten deckt die Ausstellung auch die genussvolleren Zeiten germanischer Gemeinschaften ab. So gibt sie einen Einblick in Landwirtschaft und Ernährung, welche Unverständnis aber auch Anerkennung bei römischen Schriftstellern auslöste – wie antike Quellen von Tacitus oder Plinius dem Älteren zeigen.
Laut Archäologen erfolgte der Ackerbau möglicherweise von Februar mit der Aussaat der Früchte bis zu deren Ernte im August. Anschließend brachten die Germanen ihr Vieh auf die abgeernteten Felder. Zudem besaßen sie vermutlich ausreichend Platz, um Felder brach liegen zu lassen und so eine Monokultur zu verhindern, wie Tacitus anerkennend schreibt: „Sie wechseln jährlich die Saatfelder, und es ist immer noch Ackerland übrig.“
Die angebauten Pflanzen variierten je nach Region und damit verbundenen klimatischen Bedingungen. Zum germanischen Anbauspektrum gehörte jedoch meist Gerste, Hirse, Emmer, Lein, Leindotter und Ackerbohnen. Örtlich wuchsen aber auch Roggen, Hafer, Linsen und Erbsen.
Anders als bei den römischen Nachbarn besaßen die Germanen keine abgesteckten Felder oder Gartenbau. Auch der Import von Früchten, wie er im Römischen Reich üblich war, gehörte nicht zur germanischen Esskultur. Für die Römer erschienen die germanischen Speisen daher als einfältig und weniger wohlschmeckend. Ob dies tatsächlich der Fall ist, können Sie mit dem folgenden Rezept selbst entscheiden.
Süßer Hirsebrei a lá Germanen
Für eine Schale Hirsebrei benötigen Sie: 100 g echte Hirse, 500 ml frische (Bio-)Vollmilch und eine Handvoll getrocknete Früchte eigener Wahl.
Zubereitung: Zunächst die Hirse mit Wasser bedeckt etwa drei Minuten aufkochen lassen. Anschließend gegebenenfalls den Schaum entfernen und die Hirse gemeinsam mit der Milch in einem offenen Topf zum Kochen bringen. Circa eine halbe Stunde unter ständigem Rühren köcheln und ausquellen lassen. In den letzten zehn Minuten ausgewählte Trockenfrüchte wie Blaubeeren oder Berberitzen hinzugeben. Guten Appetit!
Süßer Hirsebrei (Symbolbild)
Violetta: Naja ...
Ausstellungsvitrine mit Pressblech aus dem Thorsberger Moor
Sie waren alles andere als "die primitiven und armseligen Nachbarn" der Römer: Die Ausstellung "Germanen" in Berlin räumt mit Vorurteilen auf.
In Zusammenarbeit mit dem Landesmuseum Bonn stehen die „Germanen“ erstmals im Mittelpunkt einer großen Sonderausstellung. Bis zum 21. März 2021 können Besucher auf der Museumsinsel Berlin einen Einblick in das Leben der Germanen erhalten, ihre Geheimnisse erforschen und mit alten Vorurteilen aufräumen.
Ein besonderes Highlight empfängt Neugierige im Vaterländischen Saal des Neuen Museums: Hier warten der thronende Odin, seine Gattin Hertha und weitere Götter der nordischen Mythologie. Dies ist nur ein Teil der Ausstellung „Germanen. Eine archäologische Bestandsaufnahme“, die sich mit den Vorstellungen über Germanen aus den letzten zwei Jahrhunderten befasst.
Im zweiten Teil der Ausstellung in der James-Simon-Galerie lernt der Besucher anschließend die Germanen näher kennen. Wer waren sie und wie kamen sie zu ihrem Namen? Waren die Römer ihre (einzigen) Feinde? Wie lebten sie und welche Nahrung stand auf ihrem Speiseplan?
Allvater Odin auf dem Bilderfries im Vaterländischen Saal des Neuen Museums
Germanen – eine römische Erfindung
„Ein Volk, das sich Germanen nannte, hat es nie gegeben“, dieser Meinung war bereits der österreichische Historiker Walter Pohl. Tatsächlich deuten die Hinweise auf einen römischen Ursprung des Namens hin. So wurde der Begriff „Germania“ vermutlich zur Zeit Caesars geprägt und intensiv genutzt. Damit war im Allgemeinen jedoch nur das Gebiet zwischen Rhein und Elbe gemeint – also eine rein geografische statt biologische oder rassische Bezeichnung, wie der deutsche Archäologe Heiko Steuer in dem Begleitband zur Ausstellung ausdrücklich untermauert.
Aufgrund ihrer weiten Verbreitung vom Rhein im Westen bis zum Schwarzen Meer im Osten und Skandinavien im Norden ist eines klar: Sich „Germanen“ oder „Germania“ zu nennen, ist kein alleiniges Privileg der Deutschen.
Auch ob die „Germanen“ je ein Gemeinschaftsbewusstsein besaßen, lässt sich heute nicht mehr nachweisen. Auf den ersten Blick scheinen sich die Menschen aus diesem Gebiet durch ihre Lebensweise und Kultur aber ähnlich zu sein. So lebten sie in kleinen, bis zu 100 Einwohnern großen Dörfern, die aus Gehöften mit 5 bis 20 Häusern bestanden. In diesen sogenannten Wohnstallhäusern lebten die Menschen gemeinsam mit ihrem Vieh unter einem Dach.
Als Lebensgrundlage diente ihnen die Landwirtschaft, ergänzt durch Holz-, Textil- und Metallhandwerk. Doch dass die Germanen nicht nur Werkzeuge und Alltagsgegenstände herstellten, zeigen auch diverse Funde von Spielzeugen und Musikinstrumenten. Zudem gilt ihre Schmiedekunst als ebenso herausragend, wie der Schild aus einem reichen Grab in Gommern (Sachsen-Anhalt) zeigt.
Schildbuckel aus dem Fürstengrab von Gommern
Diese und viele weitere Funde sowie Imitate römischer Gegenstände zeigen, dass die Germanen und Römer mehr als nur Kriege und Kämpfe verbanden. So waren die Römer nicht nur Nachbarn oder Feinde, sondern auch Handelspartner – deren Lebensweisen wie eine völlig andere Welt erschienen.
Die „armseligen und primitiven“ Nachbarn
Seit Jahrhunderten existieren Vorurteile moderner und antiker Historiker gegenüber den Germanen, welche keinesfalls gerechtfertigt sind. Um diese falschen Bilder zu beseitigen, sei die Ausstellung in Berlin erarbeitet worden, heißt es im Begleitband zur Ausstellung. Laut Heiko Steuer waren die Menschen in „Germanien“ keinesfalls armselig oder primitiv, wie ihnen stets nachgesagt wird. Im Gegenteil: Wirtschaftlich und militärisch seien sie so stark gewesen, dass Rom nie eine Eroberung gelang.
Außerdem bestand das Gebiet nicht überwiegend aus dichten und finsteren Wäldern, wie antike Historiker berichteten. Forschungen zufolge war das Gebiet des heutigen Deutschlands früher wie heute zu 30 Prozent von Wäldern bedeckt. Für die Römer bot sich nördlich der Alpen jedoch ein völlig anderes, fast befremdliches Landschaftsbild. Aufgrund des hohen Bedarfes an Platz und Holz im Römischen Reich waren hier bereits nahezu alle größeren Baumansammlungen abgeholzt worden.
Ebenso die einfachen, aus Lehm und Holz gebauten, germanischen Häuser wirkten für die an verzierte Steinhäuser gewohnten antiken Autoren eher „primitiv und armselig“. Für ihre Bewohner verbanden die Häuser das Alltägliche mit dem Praktischen – so boten die großen Häuser genug Platz für Vieh und Stauraum für Nahrungsvorräte.
Zudem lagen die Dörfer in Sichtweite zueinander und waren teilweise befestigt, was ältere Forschungsmeinungen widerlegt. Steinpflaster, Bohlenwege durch Moorgebiete und die Lage der Dörfer beweisen zudem, dass die Germanen eine gewisse Infrastruktur besaßen und gut an Fernhandelswege angeschlossen waren. So war es möglich, dass auch wertvolle fremde Güter den Weg nach Germanien fanden – wie etwa ein römisches Silbergefäß.
Dieses, integriert in eine prunkvolle Kriegswaffe, ist nur ein Beispiel des hoch entwickelten germanischen Schmiedehandwerks. 1990 im Fürstengrab von Gommern entdeckt, ist es nun einer der Höhepunkte der Germanen-Ausstellung in Berlin. Außerdem zeigen Funde wie Schmuck aus Gräbern in ganz Germanien weitere Facetten germanischer Schmiedekunst, welche Erinnerungen an die Legende des berühmten Schmiedes Wieland und seinem Schwert „Mimung“ weckt.
Germanen gegen Germanen und Römer
In den Köpfen vieler Menschen haben die Germanen und Römer eine untrennbare Verbindung: Kämpfe um Unabhängigkeit und Machtausdehnung. Doch nur selten ist es Archäologen möglich, ein solches Ereignis durch Ausgrabungen entdecken oder fassen zu können. Auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands ist dies jedoch gleich zweimal gelungen. Beide niedersächsischen Fundorte, Kalkriese und Harzhorn, zeigen einen Konflikt zwischen Römern und Germanen auf.
Die bekannteste der zwei Stätten ist zweifelsfrei auch das ältere Ereignis der beiden und besser unter dem Begriff „Varusschlacht“ bekannt. Hier in Kalkriese vernichteten die Germanen im Jahre 8 n. d. Z. drei römische Legionen. Mehr als 200 Jahre später kam es am Harzhorn erneut zu einer Schlacht zwischen den beiden Kontrahenten, welche vermutlich mit dem Rachefeldzug des römischen Kaisers Maximinus Thrax in Verbindung steht.
Während die Römer mit Speeren, Pfeil und Bogen, Schwertern und Schilden sowie Trosswagen und Katapulten bewaffnet waren, schienen die Germanen lediglich Lanzen, Pfeil und Bogen, Schwerter und Schilde besessen zu haben. Ein direkter Vergleich der Waffen zeigte außerdem, dass die römische Kriegsausrüstung standardisiert gefertigt war – die germanische hingegen individuell.
Unruhen gab es jedoch nicht nur zwischen Germanen und Römern, sondern auch bei den Germanen untereinander. Dies zeigen zahlreiche Waffen, die in Mooren und Seen deponiert wurden. Die Archäologen interpretieren diese Orte als Waffenopferungsplätze, in denen die Gewinner des Kampfes die Waffen der Besiegten in ritueller Weise niederlegten.
Derartige Fundorte wie beispielsweise das Thorsberger Moor in Schleswig-Holstein sind typisch für den nordeuropäischen Raum und das Ergebnis eines innergermanischen Konflikts. Wie setzten sich die germanischen Kriegsverbände zusammen und wie waren sie organisiert? Diese Fragen versucht die Berliner Ausstellung zu erläutern. Eines wird jedoch schnell deutlich: Die germanischen Kämpfer waren keinesfalls zu unterschätzen.
Funde aus dem Thorsberger Moor - Germanen-Ausstellung
Germanisches (Erfolgs-)Rezept
Neben den kriegerischen Aspekten deckt die Ausstellung auch die genussvolleren Zeiten germanischer Gemeinschaften ab. So gibt sie einen Einblick in Landwirtschaft und Ernährung, welche Unverständnis aber auch Anerkennung bei römischen Schriftstellern auslöste – wie antike Quellen von Tacitus oder Plinius dem Älteren zeigen.
Laut Archäologen erfolgte der Ackerbau möglicherweise von Februar mit der Aussaat der Früchte bis zu deren Ernte im August. Anschließend brachten die Germanen ihr Vieh auf die abgeernteten Felder. Zudem besaßen sie vermutlich ausreichend Platz, um Felder brach liegen zu lassen und so eine Monokultur zu verhindern, wie Tacitus anerkennend schreibt: „Sie wechseln jährlich die Saatfelder, und es ist immer noch Ackerland übrig.“
Die angebauten Pflanzen variierten je nach Region und damit verbundenen klimatischen Bedingungen. Zum germanischen Anbauspektrum gehörte jedoch meist Gerste, Hirse, Emmer, Lein, Leindotter und Ackerbohnen. Örtlich wuchsen aber auch Roggen, Hafer, Linsen und Erbsen.
Anders als bei den römischen Nachbarn besaßen die Germanen keine abgesteckten Felder oder Gartenbau. Auch der Import von Früchten, wie er im Römischen Reich üblich war, gehörte nicht zur germanischen Esskultur. Für die Römer erschienen die germanischen Speisen daher als einfältig und weniger wohlschmeckend. Ob dies tatsächlich der Fall ist, können Sie mit dem folgenden Rezept selbst entscheiden.
Süßer Hirsebrei a lá Germanen
Für eine Schale Hirsebrei benötigen Sie: 100 g echte Hirse, 500 ml frische (Bio-)Vollmilch und eine Handvoll getrocknete Früchte eigener Wahl.
Zubereitung: Zunächst die Hirse mit Wasser bedeckt etwa drei Minuten aufkochen lassen. Anschließend gegebenenfalls den Schaum entfernen und die Hirse gemeinsam mit der Milch in einem offenen Topf zum Kochen bringen. Circa eine halbe Stunde unter ständigem Rühren köcheln und ausquellen lassen. In den letzten zehn Minuten ausgewählte Trockenfrüchte wie Blaubeeren oder Berberitzen hinzugeben. Guten Appetit!
Süßer Hirsebrei (Symbolbild)
Violetta: Naja ...
Sei!