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http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,818672,00.html
Ist man arm, ißt man Spinat, ist man reich, hat man einen Butler und folgenden Wissensvorsprung: Moral ist nur etwas für Habenichtse. Ein amerikanisches Wissenschaftsmagazin publizierte das knappe Resultat umfangreicher Experimente: Reiche lügen und betrügen häufiger als Menschen mit niedrigerem sozialem Rang, sie sind Rowdys im Straßenverkehr und von zweifelhafter Moral.
Wozu moralisch sein, wenn es sich doch offensichtlich nicht bewährt? Wozu für das Gute eintreten, wenn doch jeder eine andere Definition davon hat? Moral ist die Hoffnung der Armen auf eine ausgleichende Gerechtigkeit in der Welt. Der Reiche weiß, daß es die nicht gibt, solange Menschen die Welt bevölkern.
Anmerkungen Paganlord: Man schaue auf Reiche, Superreiche und auf weltbekannte Persönlichkeiten: Skandal reiht sich an Skandal, selbst in klerikalen Kreisen. Es scheint die betroffenen Personen nicht zu verängstigen. Vielmehr schlagen alle ihren Profit aus diesen Skandalen. „Schmutzige Wäsche zu waschen ist, was die Kassen – auf Jahre hinaus – klingeln läßt.“
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
Benu
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Moralisch ist,
wer dem Gesetz von Ursache und Wirkung auf Biegen und Brechen die Treue hält.
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01.05.12012, 09:45
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 01.05.12012, 09:47 von Andrea.)
Zitat:Noch einfacher ist es bei Neid. Warum sollte man auf jemanden neidisch sein? Man kann sich sein eigenes Leben doch ebenfalls so einrichten und all diese Dinge haben. Wenn man jedoch nicht bereit ist, die dafür notwendige andere Seite der Medaille (Fleiß, Disziplin, Selbstkontrolle bis hin zu Korruption, Abartigkeit, Lüge und Verrat) in Kauf zu nehmen, dann wird man diese Ziele nicht erreichen.
Ich fand dies oben auch prägnant ausgedrückt, und finde es hier passend. (aus dem Ordner „Neid und Eifersucht“)
Es genügen diese ersten drei Maßnahmen der obigen Aufzählung, also Fleiß, Disziplin und Selbstkontrolle, um einen zufriedenstellenden Erfolg im Leben zu haben. Wenn man nicht der Gier verfällt, denn um diese zu befriedigen, bedarf es dann noch der anderen vier Verhaltensweisen. Da die ersten drei Maßnahmen doch einer gewissen Anstrengung bedürfen, verzichten einige auch auf diese, und beschränken sich auf die weiteren vier in der Aufzählung, um dennoch einen Erfolg zu haben. Auch das erbringt ihn, den Erfolg, nach außen hin, aber da von wenig Einsatz nicht viel Ertrag kommen kann, wird ein anderer hoher Preis bezahlt, Verlust der Ehre und der Achtung insbesondere. Aber auch Fleiß, Disziplin und Selbstkontrolle bergen ihre Tücken, wenn sie nicht als Mittel zum Zweck eingesetzt werden, sondern sich, entgegen einem körperlichen, geistigen und psychischen Erholungsbedarf, abgerungen werden, nur um eine Fassade von sich selbst aufrechtzuerhalten.
Agni
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Andrea schrieb:Aber auch Fleiß, Disziplin und Selbstkontrolle bergen ihre Tücken, wenn sie nicht als Mittel zum Zweck eingesetzt werden,...
Das sind keine Mittel zum Zweck, sondern (Grund)Tugenden. Früher selbstverständlich, heute verrufen, deshalb auch diverse Verunglimpfungen.
Andrea schrieb:...sondern sich, entgegen einem körperlichen, geistigen und psychischen Erholungsbedarf, abgerungen werden, nur um eine Fassade von sich selbst aufrechtzuerhalten.
Das was Du beschreibst, hat mit genannten Tugenden nichts zu tun, sondern es handelt sich dann schlicht um Selbstüberschätzung.
Waldläufer
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.... wieso vergessen?
man greift doch gerne auf Kant als Vorhaltepuppe zurück um den niedrigeren Schichten Manieren einzubleuen!
Grüße Waldläufer
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08.05.12012, 14:48
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 08.05.12012, 15:01 von Andrea.)
Hallo Agni,
Fleiß, Disziplin und Selbstkontrolle haben keinen eigenen Wert in sich selbst. Sie müssen sinnvoll und zielgerichtet eingesetzt werden, um einen zu erlangen, es sind erstmal schlichtweg Maßnahmen. Wer fleißig und ganz diszipliniert jahrelang den größten und vielleicht sogar schädlichen Unsinn macht, hat ja immer noch nichts Sinnvolles und für sich Günstiges bewerkstelligt, und diesen Maßnahmen demnach auch keinen Nutzen gegeben. Auch Selbstkontrolle kann durchaus sogar einen Schaden anrichten, wenn man sie mit einem falschen Fokus ausübt.
Es sind also Fähigkeiten und Maßnahmen, ob ihre Anwendung auch zu etwas taugt, sie also zur Tugend werden, bestimmt man selbst.
Es ist wie Waldläufer von der Moral sagt, die wird auch gerne gepredigt als anzustrebende Tugend schlechthin. Diese drei obigen Maßnahmen angewendet, ohne sie mit dem eigenen und auch sinnvollen Ziel auszuüben, ergeben dann beispielsweise in einem Arbeitszeugnis: „War immer fleißig und diszipliniert und immer freundlich.“ Heißt übersetzt: „Weder Biß noch Tatkraft, Befehlsempfänger und kann nichts.“ Man kann das aber auf alle Lebensbereiche übersetzen.
Agni
Gast
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Andrea schrieb:Auch Selbstkontrolle kann durchaus sogar einen Schaden anrichten, wenn man sie mit einem falschen Fokus ausübt.
Was ist dann "falsch", die Selbstkontrolle oder der "falsche Fokus"? Falscher Fokus = falsche Selbstkontrolle - oder bleibt sie davon per se erst mal unberührt?
Andrea schrieb:Es sind also Fähigkeiten und Maßnahmen, ob ihre Anwendung auch zu etwas taugt, sie also zur Tugend werden, bestimmt man selbst.
Freiheit über alles, was? Es gibt durchaus so etwas wie "Grundpfeiler", an die man sich halten kann und in letzterem liegt die (Entscheidungs)Freiheit. Nicht aber darin, Dinge so zu beugen, wie man es gerade brauchen kann. Ursache und Wirkung z.B. sind unumstößlich, Disziplin und Selbstkontrolle in diesem Sinn dann "Werkzeuge" um entsprechend zu leben (das mit den "Tugenden" war mißverständlich von mir formuliert, da mit diesem Wort die Masse ebenfalls nicht mehr viel anfangen kann).
Andrea schrieb:„War immer fleißig und diszipliniert und immer freundlich.“ Heißt übersetzt: „Weder Biß noch Tatkraft, Befehlsempfänger und kann nichts.“ Man kann das aber auf alle Lebensbereiche übersetzen.
Genau das war meine Aussage: die (Wort)Bedeutung der (ursprünglichen) Werte wird ins Gegenteil verkehrt. Mach das ein paar Tausend Jahre lang und kaum jemand wird sich an den Ursprung erinnern und tunlichst vermeiden, fleißig und diszipliniert zu sein (ebenfalls auf alle Lebensbereiche übersetzt).
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09.05.12012, 09:49
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 09.05.12012, 09:50 von Andrea.)
(09.05.12012, 07:39)Agni schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-41769.html#pid41769Was ist dann "falsch", die Selbstkontrolle oder der "falsche Fokus"? Falscher Fokus = falsche Selbstkontrolle - oder bleibt sie davon per se erst mal unberührt?
Die Fähigkeit und der Wille zur Selbstkontrolle, das ist natürlich erstmal gut, das überhaupt zu können, bedenklich wird es nur durch den falschen Fokus, weil dann das Ergebnis nichts mehr taugt. Insofern stimmt es auch so nicht, wie ich es gesagt habe, daß es gar keinen eigenen Wert hätte, die Fähigkeit dazu ist ja schon wertvoll. Ich denke, wir sehen das gleich oder sehr ähnlich. Ich führte nur ein paar Gedanken dazu aus, wie eine erstmal gute Sache zur Manipulation benutzt werden kann.
Zitat:Genau das war meine Aussage: die (Wort)Bedeutung der (ursprünglichen) Werte wird ins Gegenteil verkehrt. Mach das ein paar Tausend Jahre lang und kaum jemand wird sich an den Ursprung erinnern und tunlichst vermeiden, fleißig und diszipliniert zu sein (ebenfalls auf alle Lebensbereiche übersetzt).
Ich denke, gerade weil es einem als Grundtugend "verkauft" wurde und wird, gleichgültig für wen nützlich, und selbst wenn für den Anwendenden selbst schädlich, erfolgt u.a. diese völlige Abkehr. Das sehe ich, gewissermaßen global betrachtet, als einen Zwischenschritt zu eben dieser Erkenntnis, über die wir gerade sprechen (das erste Zitat oben aus Deinem Text).
Selbstverständlich ist es besser, man kann diesen Zwischenschritt auslassen, oder hat einfach überhaupt nie einen falschen Fokus. Aber ich beschreibe ja nur Zustände, bzw. wie ich sie sehe. Als ich oben den ersten Beitrag zum Thema schrieb, hatte ich am Wochenende zuvor gerade mal wieder beobachtet, wie jemand mit sehr viel Fleiß, Disziplin und großer Selbstkontrolle dabei ist, sich selbst zugrundezurichten, "nur" weil er den falschen Fokus dabei hat. Und weil es eben als Grundtugend mit Wert in sich (nicht "an sich", dieser Wert, überhaupt dazu fähig zu sein, ist unwidersprochen da) mißverstanden wird, wurde die Person in dieses Tun auch weiter hineingelobt und darin bestätigt, und war logischerweise auch selbst ganz stolz auf diese ihre Fähigkeiten. Das sind dann die tragischen Gestalten.
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