Polizei in US-Schulen
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Früher rügte der Lehrer, heute übernimmt das in den USA die Polizei. Hunderte Schulen haben ihre eigene Streife, die schon Sechsjährige belangt, wenn sie fluchen, raufen oder rauchen. Einige Schüler zahlen eine Strafe, andere landen im Gefängnis - und kommen so schnell nicht wieder raus.

Die Polizei spricht in ihren Aufzeichnungen von "Unterrichtsstörung". Die Schülerin Sarah Bustamantes, die während des Schulunterrichts festgenommen wurde, weil sie sich einparfümierte, sieht das anders. Die anderen Kinder hatten sie damit gehänselt, dass sie stinke. "Ich bin komisch, die anderen mögen mich nicht", sagt die 12-Jährige, bei der eine Aufmerksamkeitsschwäche und bipolare Störungen diagnostiziert wurden. "Sie haben gemeine Sachen zu mir gesagt. Also habe ich mich mit Parfüm eingesprüht. Dann haben sie gesagt: 'Tu es weg. Ich habe noch nie so etwas Widerliches gerochen.' Und dann hat der Lehrer die Polizei gerufen."

Der Polizist, der daraufhin eingriff, hatte es nicht weit. Er patrouilliert in den Fluren von Sarahs Schule, der Fulmore Middle im texanischen Austin. Wie an Hunderten Lehranstalten in diesem und zahlreichen anderen Bundesstaaten der USA sollen auch an der Fulmore Middle uniformierte und bewaffnete Polizisten in Kantinen, Klassenräumen und auf Pausenhöfen für Ordnung sorgen. Sarah wurde des Unterrichts verwiesen, eines Gesetzesverstoßes bezichtigt und vor Gericht geladen.

Täglich müssen in Texas Hunderte von Schulkindern diesen Gang antreten, weil sie geflucht, sich im Schulbus daneben benommen haben oder auf dem Schulhof in eine Prügelei verwickelt waren. Es wurden schon Kinder festgenommen, weil sie Zigaretten dabei hatten, "unangemessen" gekleidet waren oder zu spät zum Unterricht erschienen.

Dank Schülerstreich später kein Studienplatz

Im Jahr 2010 belangte die texanische Polizei fast 300.000 Kinder, die teilweise nicht älter als sechs Jahre waren, wegen sogenannter "Class C Misdemeanors" - geringfügiger Vergehen, die mit Geldbußen, Sozialdienst oder sogar Freiheitsentzug geahndet werden können. Was einst mit einem Tadel vom Lehrer oder einem Anruf bei den Eltern geregelt wurde, kann heute zu einem Gefängnisaufenthalt oder einem Akteneintrag führen, die einen jungen Menschen Jahre später um Job oder Studienplatz bringen können.

"Wir haben kindliches Verhalten kriminalisiert", meint Sarah Bustamantes Anwältin Kady Simpkins. Seit den Jugendunruhen im vergangenen Jahr interessiert sich auch die britische Regierung für die amerikanischen Erfahrungen im Umgang mit Gangs und jugendlichen Flegeln. Als der britische Justizminister Crispin Blunt Texas im vergangenen September besuchte, war man dort allerdings gerade in Begriff, die eigene Antwort auf die Angst vor der wilden Jugend zu überdenken. So warnte Wallace Jefferson, der Vorsitzende Richter des obersten texanischen Gerichts, indem man geringfügiges Fehlverhalten von Kindern kriminalisiere, bereite man vielen den Weg für ein Leben im Gefängnis.

2011 beschloss die texanische Staatsregierung dann auch eine Gesetzesänderung, nach der Zehn- und Elfjährige (die Strafmündigkeit beginnt in Texas mit zehn) nicht mehr wegen ihres Betragens im Unterricht strafrechtlich belangt werden können. Ein Antrag zur vollständigen Aufgabe der Praxis wurde aber abgelehnt und kann somit frühestens in zwei Jahren wieder geprüft werden. Selbst die US-Bundesregierung hat sich inzwischen eingeschaltet - so könne es nicht weitergehen, erklärte Justizminister Eric Holder.

"Law and Order" gilt in Texas nicht nur an den Schulen. Die Polizeiarbeit wurde in allen Bereichen massiv ausgedehnt, seit in den achtziger Jahren im Zuge der Crack-Epidemie die Angst vor einer Verbrechenswelle umging und von alarmistischen Studien und Medienberichten noch gesteigert wurde.

Deborah Fowler, Vizedirektorin der Bürgerrechtsgruppe Texas Appleseed und Hauptautorin einer Studie über die Folgen der Polizeipräsenz an texanischen Schulen, sieht einen "engen Zusammenhang mit den übertriebenen Reaktionen auf den Anstieg der Jugendkriminalitätsraten in den frühen Neunzigern". Damals habe man entschlossen vorgehen wollen und hatte "harte Strafmaßnahmen eingeführt". So wurden Gesetze verabschiedet, die die USA zum einzigen entwickelten Land der Welt machen, in dem schon 13-jährige Kinder lebenslang ohne die Möglichkeit einer Bewährung eingesperrt werden können - etwa, wenn sie einem Erwachsenen bei der Durchführung eines Mordes behilflich waren.

Auch vor den Schulen machte die harte Hand des Gesetztes nicht halt. "Der Begriff 'null Toleranz' bezog sich ursprünglich auf die Bekämpfung des Drogenhandels. Heute wird er oft im Kontext mit harten Strafmaßnahmen in der Schule verwendet. "Da sind zwei polizeiliche Aufgabengebiete miteinander verschmolzen", sagt Fowler. Diese Entwicklung war gerade in vollem Gange, da töteten zwei Schüler an der High School der Stadt Columbine im Bundesstaat Colorado zwölf Mitschüler, einen Lehrer und schließlich sich selbst. Die Eltern verlangten Schutz für ihre Kinder - Polizeipräsenz in den Schulen schien damals Vielen die Lösung zu sein.
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Quelle: http://www.spiegel.de/schulspiegel/ausland/0,1518,812885,00.html


Bloß gut, daß in unseren Schulen gar keine Erziehung, Zucht oder Ordnung herrschen, da sieht man ja was daraus wird. *Sarkasmus*

Von dieser unterschwelligen Botschaft mal abgesehen, zeigt der Artikel doch mal ganz deutlich, daß ein Mangel an Erziehung, Verherrlichung von Kriminalität und Verwahrlosung der Jugend nur ein Ziel hat: polizeiliche Überwachung.
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#2
Hallo.

Die Fema-Camps müssen doch gefüllt werden mit Humankapital, damit die Bilanz für Fördermittel positiv getrimmt ist. Die US sind so abartig, daß man oft dafür keine Worte mehr findet, und das schon seit vielen Jahren. Tdown
aromarin - Haut wie Samt und Seide
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