Pöses Wetter
#1
Nachdem, zumindest da wo ich wohne, fast alle nach "weißer Weihnacht" geschrieen haben, kam nun doch tatsächlich noch der ersehnte Schnee. Aber das ist den meisten plötzlich nun auch wieder nicht recht, denn es ist doch, auch heutzutage noch, tatsächlich mit Einschränkungen verbunden was die Mobilität anbelangt. Und Einschränkungen sind ja ein Thema für sich im Zeitalter der grenzenerschaffenden unbegrenzten Möglichkeiten.

Gestern nun war ich mit dem Auto unterwegs in die nächste Stadt, 22km entfernt, die für mich zunächst auf Nebensträßchen und dann auf einer großen Bundesstraße erreichbar ist. Ich merke, es ist glatt, sehr glatt (und denke gleich an die Winterreifen, die ihre besten Tage schon hinter sich haben). Schon im Gefühl was kommen könnte, habe ich als Weg zur Bundesstraße ein Nebensträßchen der Nebenstraße zur Bundesstraße gewählt. Und prompt kommt mir auf dieser Strecke, auf der keine zwei Autos aneinander vorbeikommen ohne daß man seitlich halb von der Straße runterfährt, ein Schneepflug entgegen. Mhhh, hier?? O_O Das ist doch normalerweise die letzte Straße, die geräumt wird, weil unbedeutend und nur Höfe miteinander verbindend. Naja, nachdem wir uns also aneinander vorbeigehangelt haben.... erreiche ich irgendwann die Bundesstraße und staune erstmal. Nachdem ich mich ja auf einer geräumten Nebenstraße zur großen Straße geschlängelt habe, ist hier nämlich nichts geräumt. Dafür hat das im Vorfeld schon reichlich verstreute Salz sein Werk getan und man fährt in einem 10cm Matsch-Schneegemisch, das bereits wieder zu überfrieren beginnt. Sonst für meinen flotten Fahrstil bekannt, erscheinen mir 60km/h noch vertretbar mit meinem alten Auto. Einen Schneepflug sehe ich die ganze Strecke nicht, dafür einen Unfall, an dem drei Fahrzeuge beteiligt sind.

In der Stadt selbst ist sehr wässriger Matsch, meine Schuhe freuen sich schon auf das Salzgemisch und während ich zu Fuß unterwegs bin, überlege ich, ob die Kommunen den Sommer über die Räumschilde für ihre Schneepflüge verlegt haben - oder zu Geld gemacht, der Preis für Eisenschrott ist ja gestiegen und soll ziemlich hoch gewesen sein.

Auf dem Heimweg das gleiche Bild (schön, es schneit immer noch Biggrin) außer daß sich noch mehr Schneematsch auf der Fahrbahn befindet. Bald wird wohl der Berufsverkehr beginnen.... vielleicht fangen die dann erst an, die Straßen zu räumen um das Ganze spannender zu gestalten? Ein paar Autos vor mir fangen in gewagtem Bremsmanöver an zu schlittern. Wass'n nu? Ein Unfall, der zweite. Diesmal nur zwei Autos, dafür ist einer gleich richtig die Böschung runter in die Pampa. Sieht nach Geschwindigkeit aus. Tja, trotz Hightech-Auto sollte man vielleicht doch nicht die Verantwortung an andere (hier: die Technik) abgeben. Ha! Gedankenblitz: Die Leute fahren ihre Autos inzwischen im Winter ja in dem selben Fahrstil wie im Sommer. Zeit ist Geld und wer den Straßenverhältnissen angepasst fährt ist eine Angstnase und ein ärgerliches Verkehrshindernis. Und das mit den Witterungsverhältnissen wird das Auto schon regeln, da kann man während der Fahrt das Hirn getrost im Äther der endlosen Gedankenströme belassen. Nun hört man ja, der Automobilmarkt ist eingebrochen.... mh.... vielleicht steckt ja doch nicht Inkompetenz (wieso sollte die auch plötzlich regieren?) sondern Berechnung hinter dem stark verzögerten Einsatz der Räumgeräte, denn Bayern und gerade Oberbayern, hat ja doch eine ziemliche Dichte an Schneepflügen und riesige Salzlager. Letzeres auch so ein Thema übrigens. Denn das Salz muß raus und zwar um jeden Preis damit im nächsten Jahr das Kontingent nicht gekürzt wird, denn es wird ja nach Statistik regiert wobei sich das Wetter trotz Chemtrail und Co. immer noch weigert, sich auf den Punkt berechnen zu lassen. Deshalb - also das Wetter ist schuld: pöses Wetter! - kann es auch hin und wieder vorkommen, daß der Winter plötzlich die Lust verloren hat und einfach weg ist, leise, schnell, heimlich - einfach so! Aber die Kommunen, nicht blöd, lassen dann bei Sonnenschein und trockenen Straßen ihre Streufahrzeuge ausschwärmen und die Natur bekommt eine Gratisdosis Salz und die Leute, deren Hirn immer noch im Strom der Endlosgedanken unterwegs ist, die Info, daß es nächste Nacht ganz bestimmt wieder frostig wird und somit Straßenglätte droht.
Zurück zum Thema: Vielleicht sind die Leute nun endlich derart verblödet, sodaß sie ihren Fahrstil nicht mehr anpassen können (oder wollen) wenn die Räumfahrzeuge sich mal nicht blicken lassen (Ha! Da haben wir's doch: DIE sind schuld an den Unfällen!) und daß ihr verzögerter Einsatz die Autoindustrie wieder ankurbelt und somit praktischerweise, quasi nebenbei, die legalen und illegalen Einkommen, Vorstandspöstchen und sonstiges, der Politikerlobby weiter fließen lässt?

Zurück zur Praxis: heute morgen war ich dann um 6.20Uhr wieder mit dem Auto unterwegs und habe erstaunt festgestellt - nachdem ich gleich mal an einem Berg hängengeblieben bin und spielerisch mit ihm gerungen habe: er hat meine Achtung und sich dessen sicher, hat er mich, wahrscheinlich schmunzelnd, freigegeben und ziehen lassen - daß es offenbar keine Nachtschicht mehr unter den Schneeräumern gibt. Über Nacht hatte es ein wenig weitergeschneit und der Schnee war, dank der soliden Salzschicht, geschmolzen um danach zu Eis zu erstarren. Auf meiner Rückfahrt habe ich dann doch noch die seltene Spezies eines Räumfahrzeuges entdeckt bzw. habe ihn eingeholt und habe nicht schlecht gestaunt: er hat sein Salz abgelassen, das Schild aber hochgezogen. O_O Gibt es da vielleicht eine Direktive, dieses Material zu schonen?

Übrigens: Früher, noch vor so ca. 30 Jahren haben die Bayern immer über die "Nordlichter" gelacht, denn wenn es in Hamburg mal 10cm geschneit hatte, ist da schon der komplette Verkehr zusammen- und der Notstand ausgebrochen. Heute sind auch die Bayern genau auf diesem Niveau, während man sich im Norden auf Schneefall einzurichten gewußt hat. Tja, so ist das mit den Lorbeeren und dem Ausruhen...
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