Mit Volldampf in das Weltenchaos
#1
Jeder Katastrophenfilm läuft auf eine solche Szene hinaus: Eine Serie von Explosionen treibt die Welt an den Abgrund, und die Zukunft hängt an einem ausgefaserten Seil. Nur dass in diesem Sommer nicht Hollywood den spannendsten Cliffhanger produziert, sondern die Weltwirtschaft. Und Anfang dieser Woche zerriss wieder eine Faser des Seils.

Der amerikanische Telekommunikationsriese Worldcom meldet den größten Bankrott der Wirtschaftsgeschichte an und lässt die Weltbörsen abstürzen.

Es ist ein Irrtum gewesen zu meinen, mit der Pleite des betrügerischen Energiekonzerns Enron sei das Schlimmste geschehen. Weitere Zusammenbrüche sind zu erwarten. Die Vertrauenskrise des amerikanischen Kapitalismus ist so tief wie der Atlantik - und Präsident George W. Bush, der als Geschäftsmann einst selbst fünf gerade sein ließ, darf als unglücklichste Besetzung gelten, um den Glauben an die Honorigkeit der Wirtschaftsführer wiederherzustellen.


Eine amerikanische Krise bedeutet nichts anderes als eine Weltkrise. Jeder Krach an der Wall Street löst ein Beben an den europäischen und asiatischen Börsen aus. Wenn die Vermögenswerte wie Eiswürfel auf der Heizplatte vergehen, können auch hiesige Lebensversicherer ihre Versprechen nicht mehr halten. Und jede Großpleite in den USA trifft internationale Geldgeber direkt - Worldcom steht allein bei der Deutschen Bank mit einer Viertelmilliarde Euro in der Kreide.


Und doch: Noch hält das Seil. Zwar haben die Standardaktien in den USA ein Drittel ihres Höchstwertes verloren, zwar ging allein mit Worldcom ein Börsenwert von 120 Milliarden Dollar verloren, aber die Konsumenten trotzen dem Börsendesaster.

Ihre Kauflust, gesteigert durch die Aussicht auf Steuergeschenke aus Washington, ließ die Wirtschaft im ersten Quartal 2002 mit einer Jahresrate von mehr als fünf Prozent wachsen. Ein weiteres Zeichen der Ermunterung: Die amerikanische Industrieproduktion ist seit Beginn des Jahres immer weiter gestiegen. Aber wenn kein Ende des Kursrutsches absehbar ist, wenn ein aufgedeckter Skandal auf hundert verborgene zu weisen scheint, dann verlieren auch die kauffreudigsten Verbraucher der Welt die Lust.

In diesem Fall kann es für die USA - und dann auch für Deutschland - nach dem schnell überstandenen Abschwung des vergangenen Jahres zu einer echten Rezession kommen. Nach den Terrorschlägen vom 11. September hat Amerika seine
Wirtschaft ohne Rücksicht auf Verluste aufgepumpt. Bushs Steuersenkungsorgie und gigantische Zusatzausgaben für Wirtschaft und Militär zwingen den Staat, der seit 1997 Überschüsse erzielte, in diesem Jahr mindestens 160 Milliarden Dollar neue Schulden zu machen. Das wäre kein Problem, lebte die Privatwirtschaft nicht schon auf Kredit vom Rest der Welt. Allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres erreichte das außenwirtschaftliche Defizit Amerikas mehr als 112 Milliarden Dollar - ein Rekord. Wenn Amerika in dieser Lage schwächelt, wird aus dem sanften Abrutschen des Dollar-Kurses schnell ein Absturz. Die US-Wirtschaft geriete in Finanzierungsnöte, und die deutschen Exporteure müssten sich nach neuen Absatzmärkten umschauen.


Nicht eben geringer wird die Gefahr dadurch, dass die optimistischen Amerikaner ihre Immobilienpreise in luftige Höhen getrieben haben. Eine neue Blase? Noch steigen die Preise, weil niedrige Hypothekenzinsen immer neue Hauskäufer anziehen - jedoch wie lange?

Keine Zeit für Schadenfreude

Nun ist die Immobilienhausse, die sich vor allem in Metropolen wie New York und San Francisco abspielt, nicht mit den Mondpreisen zu vergleichen, die Ende der achtziger Jahre in Japan herrschten. Schon deshalb können nur missgünstige Stimmen der US-Wirtschaft das gleiche langjährige Siechtum vorhersagen. Der amerikanische Kapitalismus ist mitnichten am Ende. Seine Stärke ist im Gegensatz zum japanischen Konsensmodell gerade die Fähigkeit, auf Krisen radikal zu reagieren. Das bewies er zuletzt in den achtziger Jahren, als Europa und Japan ihn abzuhängen schienen und er zum Champion der Computerrevolution aufstieg.

Erfahrungsgemäß lässt sich die Vernunft in Washington aber Zeit. George W. Bush muss nicht nur vermeiden, dass die Staatsverschuldung unkontrolliert nach oben schießt. Der Präsident kennt auch die üblen Gepflogenheiten von Corporate
America. Er sollte die Regeln verändern, damit der Wettbewerb wieder funktioniert. Neue Bilanzrichtlinien müssen die Unternehmenschefs zu Sorgfalt zwingen. Für die Bosse dürfen nicht allein Aktienoptionen als Anreiz zur Höchstleistung dienen. Die Aufsicht in der Firmenleitung muss stärker werden. Und die Finanzaufsicht muss unabhängig von Lobbys arbeiten können.

Während eines scheinbar endlosen Aufschwungs haben die USA keinen Deut um die europäischen Interessen gegeben. Der Dollar konnte den Amerikanern gar nicht teuer genug sein. Nun brauchen sich beide Seiten wieder. Die Notenbanken
können einen stürzenden Dollar nur auffangen, wenn sie gemeinsam am Markt intervenieren und die Zinsen aufeinander abstimmen. Für Schadenfreude bleibt den schwachen Europäern keine Zeit.

Gerade Deutschland hat die Zeit des amerikanischen Aufschwungs verstreichen
lassen, ohne eigene Kraft zu schöpfen. Die überregulierte und übersubventionierte Volkswirtschaft hängt stärker von der Nachfrage des Auslands ab als jede andere führende Wirtschaftsmacht. Selbst eine Börsenkultur hat sich in der kurzen Zeit des deutschen Aktienzaubers nicht etablieren können. So müssen die Deutschen nun im Cliffhanger der Weltwirtschaft mitbangen, obwohl sie weder größere Skandale noch Spekulationsblasen zu verantworten haben.

Und was hören wir von Kanzler Schröder, was von der EU und der Europäischen Zentralbank?
 
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#2
Uruguays Regierung ordnet wegen Finanzkrise Schließung der Banken an

MONTEVIDEO (dpa-AFX) - Die Regierung von Uruguay hat am Dienstag wegen der akuten Finanzkrise die Schließung der Banken angeordnet. Die Maßnahme bleibe zumindest für Dienstag in Kraft, hieß es offiziell. Zuvor war der Kurs des Dollar von 29 auf 35 Pesos in die Höhe geschossen.

Uruguay leidet ebenso wie das Nachbarland Argentinien unter einer Vertrauenskrise und einhergehender Kapitalflucht ins Ausland. Die Devisenreserven der Zentralbank sind seit Jahresbeginn um 75 Prozent zurückgegangen. Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) über einen neuen Kredit waren zudem nicht wie erhofft am Wochenende abgeschlossen worden./ro/mr/DP
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#3
hört hört!! noch mehr Banken die geschlossen werden.... fällt das nur uns auf das sich das häuft oder gibt es noch andere die was merken? <img src="http://www.forennet.org/pro/images/smilies/cwm13.gif" alt="" />
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#4
Uruguay schließt Banco de Montevideo

Montevideo, 31. Juli (Bloomberg) - Uruguay hat die viertgrößte Bank des Landes, Banco de Montevideo SA, am Dienstag zunächst geschlossen, nachdem zahlreiche Sparer ihre Einlagen abgezogen haben und die Bank ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann. Es ist bereits die dritte Bank in Uruguay, die ihren Betrieb auf staatliche Anordnung einstellen muss. Durch Dekret des Präsidenten wurde der Dienstag zu einem Bankfeiertag erklärt. Noch ist nicht klar, ob die Schließung der Bank endgültig ist.

Uruguay leidet besonders unter den Krisen in den Nachbarländern Argentinien und Brasilien, die auch seine größten Handelspartner sind. Der Präsident Uruguays, Jorge Batlle, will mit neuen politischen Strategien den Kapitalabfluss von Bankkonten bremsen und die schrumpfenden Devisenreserven stabilisieren. Dazu hat er in der letzten Woche einen neuen Wirtschaftsminister und einen neuen Zentralbankrat ernannt. "Uruguay ist ein kleines Land, das zwischen zwei größeren Nachbarn eingeklemmt liegt, von denen es sehr abhängig ist", beschrieb Eduardo Curia, Volkswirt beim Zentrum für soziale und wirtschaftliche Analyse in Buenos Aires. "Das macht es extrem anfällig für Probleme."

Argentinien hat im Dezember Anleihen im Volumen von 95 Mrd. Dollar nicht mehr bedient, bei Brasilien befürchten Anleger, dass der Schuldendienst ebenfalls eingestellt wird. Das Land ist mit einer Billion Real (308 Mrd. Dollar) verschuldet.

Am Freitag hat die Ratingagentur Standard & Poor s die Bewertung der Fremdwährungsanleihen Uruguays um zwei Stufen von "B" auf "BB-" gesenkt. Damit hat sich die Bonitätsnote des Landes zum dritten Mal in diesem Jahr verschlechtert.

In den letzten Wochen haben Anleger in Uruguay verstärkt Gelder von Bankkonten abgezogen. Sie befürchten, dass die Regierung dem Beispiel Argentiniens folgt und die Guthaben einfriert. Die Devisenreserven des Landes sind in der letzten Woche um 24 Prozent auf 725 Mio. Dollar abgeschmolzen. "Ich wäre nicht überrascht, wenn Uruguay die Barabhebung von Konten begrenzt, um das Finanzsystem zu stützen", sagte Curia. Argentinien führte im Dezember Begrenzungen für Abhebungen ein, nachdem Anleger massiv Gelder abzogen und dadurch ein Kollaps des Bankensystems drohte.

Die Kapitalflucht sowie Währungsabwertungen in Argentinien und Brasilien zwangen Uruguay, am 20. Juni zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten den Kurs des Peso freizugeben. Bis Dienstag hatte der Peso 25 Prozent seines Wertes eingebüßt und wurde zu 23,75 Peso je Dollar gehandelt. Wechselstuben in Montevideo kauften am Dienstag Peso zum Kurs von 33 Peso je Dollar an, für einen Dollar boten sie 23 Pesos. Zahlreiche Wechselstuben blieben ganz geschlossen, obwohl sie durch den Bankfeiertag nicht betroffen sind.

Investoren sind der Auffassung, dass Uruguay einen Zahlungsausfall nur abwenden kann, wenn es weitere Hilfe vom Internationalen Währungsfonds erhält. Im Juni hat der IWF 3 Mrd. Dollar an neuen Darlehen mit internationalen Kreditgebern arrangiert. Die Gelder sollen innerhalb der nächsten 18 Monate fließen. Allerdings konnte auch diese Rettungsaktion den Abfluss der Einlagen nicht stoppen.

"Das Geld fließt schneller ab als es hereinkommt", berichtete Jonathan Binder, Fondsmanager bei Standard Asset Management in Miami. "Wenn das Land nicht bald mehr Geld bekommt, ist es zu spät. Uruguay braucht einen sehr großen Kredit mit langer Laufzeit und niedrigen Zinsen, und ich bin nicht sicher, ob es den auch bekommt."

In diesem Jahr hat die Zentralbank Uruguays bereits den Banco Galicia Uruguay SA und die Compania General de Negocios SA geschlossen. Darüber hinaus hat sie im Rahmen einer Sanierungsaktion die Führungsmannschaft des Banco Comercial SA ausgewechselt.

Banco de Montevideo gehört zu Grupo Velox, einer Holding, die von der Peirano-Familie aus Uruguay kontrolliert wird. Ende Dezember hatte die Bank eine Bilanzsumme von 11 Mrd. Peso (447 Mio. Euro) und Einlagen in Höhe von 8,7 Mrd. Peso. Banco de Montevideo kämpfte bereits mit Liquiditätsschwierigkeiten, bevor die Welle der Abhebungen begann, weil sie im November eine andere Bank, die Caja Obrera, von der Regierung erworben hatte.

......und die Leute beginnen, die Geschäfte zu plündern - woran erinnert das nur???
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