21.08.12002, 19:41
[b:db122c]Bundeswehr ordert massenhaft Impfstoff gegen Pocken[/b:db122c]
Um gegen Angriffe mit Pockenviren gewappnet zu sein, bestellt die Bundeswehr eine Million Dosen Pockenimpfstoff, wie SPIEGEL ONLINE vorliegende Papiere belegen. Der Liefertermin für die erste Tranche habe nichts mit einem möglichen Feldzug der USA gegen den Irak zu tun, erklärt das Verteidigungsministerium.
Berlin - Das Ausschreibungsverfahren mit der Nummer "Q/B41G/2G490/2C128" ist in einem dringlichen Tonfall gehalten. "Die oben genannten Liefertermine", schreibt das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung in Koblenz, "müssen unbedingt eingehalten werden." 500.000 Dosen Pockenimpfstoff seien mit "Liefertermin November 2002", weitere 500.000 Dosen mit "Liefertermin Februar 2003" zu beschaffen.
Damit der Ankauf zügig abgewickelt wird, hat die Behörde in der Ausschreibung zum "beschleunigten, nicht offenen Verfahren" gegriffen. Die beschränkte, europaweite Auswahl auf ganze fünf Anbieter von Pockenimpfstoffen begründet das Bundesamt mit einem knappen Satz: "Der Liefertermin für die ersten 500.000 Dosen Impfstoff (November 2002) muss sichergestellt werden."
Merkwürdiger Zeitpunkt für die Impfbestellung [i:db122c]meint auch Sothis[/i:db122c]
Bundeswehr-Übung in Kuweit: Die Hardthöhe dementiert einen Zusammenhang zwischen Impfbestellung und US-Plänen für einen Irakfeldzug
Ist das plötzliche Tempo im Bundesamt für Wehrtechnik ein Zufall? Merkwürdig ist der Zeitpunkt der Beschaffungsmaßnahme allemal: Nach Ansicht von Experten könnte der Feldzug der USA gegen den Diktator Saddam genau in den Zeitraum zwischen November und Februar fallen.
Das Bundesverteidigungsministerium weist derartige Verknüpfungen zurück. Man beteilige sich "grundsätzlich nicht an Spekulationen um Angriffspläne auf den Irak", heißt es in einer schriftlichen Antwort an SPIEGEL ONLINE. Die Beschaffung des Pockenimpfstoffes sei "seit längerem in Abstimmung mit dem Bundesministerium des Inneren und dem Bundesministerium für Gesundheit geplant". Bei der Aufteilung in zwei Tranchen habe die "Verfügbarkeit von Haushaltsmitteln" aus dem Etat des Bundesministeriums für Verteidigung "im Vordergrund" gestanden.
Bereits seit dem Frühjahr 2000 wollen die drei Behörden Schutzmaßnahmen gegen den Erreger der Pockenerkrankung erwogen haben. Nach den Terrorangriffen am 11. September seien die Anstrengungen der Bundesregierung "intensiviert" worden, so das Wehrministerium.
In der Tat war nach den ersten Meldungen über eine mögliche Biobedrohung das Bundesgesundheitsministerium aktiv geworden. Im November kaufte die Behörde zum Preis von rund 60 Millionen Euro (120 Millionen Mark) sechs Millionen Impfdosen in der Schweiz auf - um wenigstens einen kleinen Teil der Zivilbevölkerung im Notfall gegen Pockenviren schützen zu können. Auch die Bundeswehr sollte für alle Fälle einen Grundstock bereitstellen.
Die jetzt vom Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung georderten Pockendosen reichen aus, um alle Angehörigen der Truppe gegen die Pocken zu schützen - neben den rund 338.000 Soldaten auch die rund 140.000 Zivilbeschäftigten. Doch eine Massenprävention ist vorerst nicht geplant. Es sei "derzeit" nicht beabsichtigt, Angehörige der Bundeswehr gegen den Erreger der Pocken zu impfen, lautet die Antwort der Hardthöhe.
Impfung: In den USA werden mehr als fünf Milliarden Dollar für den Pockenschutz ausgegeben
Mit der Anschaffung von einer Million Impfdosen ist die Bundeswehr im Notfall besser geschützt als die Zivilbevölkerung. Seit Monaten streiten sich Bund und Länder um den Kauf weiterer Mittel. Um flächendeckende Impfungen an den rund 80 Millionen Einwohnern der Bundesrepublik durchzuführen, müsste Serum im Wert von rund 420 Millionen Euro gekauft werden. Doch Länder und Bund schieben sich die Zuständigkeiten gegenseitig zu: Der Bund hält die Pockenimpfung für eine Aufgabe des Katastrophenschutzes, womit die Anschaffung des Serums in die Zuständigkeit der Länder fiele. Die Länder ihrerseits verweisen auf den Zivilschutz - und der ist Sache des Bundes.
Dabei wäre Eile wohl angebracht. Sicherheitsexperten wie Hans-Ludwig Zachert warnen seit langem vor den Gefahren eines Pockenangriffes. Es sei bemerkenswert, mit welcher "befremdlichen Gelassenheit" die meisten Deutschen und vor allem die für die Innere Sicherheit zuständigen Behörden mit der Bedrohung durch Bioterrorismus umgingen, stellt der frühere Präsident des Bundeskriminalamtes konsterniert fest.
Bush bewilligt Milliarden für Anti-Pockenkampf
In den USA, Hauptziel möglicher neuer Terrorangriffe, wird die Gefahr seit dem 11. September nicht mehr unterschätzt. US-Präsident George W. Bush bewilligte ein knapp über fünf Milliarden Dollar schweres Programm. Damit werden Hochsicherheitslabore gebaut und neue Forschungsaufträge vergeben. In einer ersten Stufe sollen Ärzte und Krankenhauspersonal gegen die Pockenviren geschützt werden. Die Angst vor der Ansteckungsgefahr ist zurückgekehrt - und das, obwohl die Epidemie, die wohl an die 500 Millionen Menschen im 20. Jahrhundert dahinraffte, seit fast 30 Jahren als ausgerottet gilt. Der letzte natürliche Fall wurde 1977 in Somalia gemeldet. Doch im Kalten Krieg wurde auf beiden Seite weiterhin mit Pockenviren geforscht. Offiziell existieren noch immer zwei tiefgekühlte Bestände an Pockenviren: Beim "Center für Disease Control and Prevention" (CDC) im US-amerikanischen Atlanta und am Vektor-Institut in Nowosibirsk in Russland. Die US-Regierung glaubt, dass sich Staaten wie der Irak oder Nordkorea aus dem früheren Beständen der Sowjetunion mit Pockenviren bedient haben könnten - und notfalls zu einem Einsatz entschlossen wären.
Eigentlich sollten die US-Virenbestände nach einem Beschluss der Weltgesundheitsorganisation WHO bis Ende dieses Jahres vernichtet werden. Doch nach den Terrorangriffen auf New York und Washington vollzog Bush eine Kehrtwende. Stattdessen gehen US-Forscher jetzt an die Entwicklung neuerer und besserer Impfstoffe.
Wie leicht eine Supermacht durch Pockenviren zu erschüttern wäre, haben die CDC-Wissenschaftler in Modellrechnungen zusammengefasst: Bereits ein Anschlag auf eine mittelgroße Stadt hätte verheerende Folgen. Im Verlaufe eines Jahres würden bei der Infizierung von 1000 Menschen bis zu 110.000 Menschen sterben. Würde eine Pockeninfektion in einem einzigen auftretenden Fall hingegen sofort festgestellt und unverzüglich mit Massenimpfungen begonnen, würden nur 560 Menschen sterben. Auch könnte die Ausbreitung nach Ansicht der US-Forscher in 115 Tagen gestoppt sein.
Wie in den USA, so sind auch in der Bundesrepublik die meisten Menschen gegen das Virus nicht immun. In den USA wurde 1972 die Impfung eingestellt, in Deutschland 1984. Unklar ist auch, wie weit ältere Impfungen - etwa aus den Sechzigern - heute noch Schutz böten. Die Reihenimpfungen waren unter anderem auch wegen der Nebenwirkungen eingestellt worden, die vor allem bei Kranken, Alten und Kindern auftauchen. Trotz möglicher Nebenwirkungen - das in Berlin angesiedelte Robert-Koch-Institut plädiert seit langem für die Anschaffung eines Serum-Grundstockes für alle 80 Millionen Einwohner Deutschlands. Die Forscher wollen für den GAU gewappnet sein - um bei einer "Veränderung der Bedrohungslage" oder "beim Auftreten eines Falles" zügig an die Impfung der Bevölkerung zu gehen.
Für ihre Angehörigen wird die Bundeswehr spätestens im November dazu in der Lage sein. Zwar wird im Verteidigungsministerium die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs mit Pockenviren zurzeit für unwahrscheinlich gehalten. Träte er jedoch ein, wäre der Ausbruch einer Pockenepidemie, so das Verteidigungsministerium in seiner schriftlichen Antwort, "eine existentielle Herausforderung für die Bundeswehr."
Quelle <a href="http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,210278,00.html]spiegel.de</a>
<img src="http://www.forennet.org/pro/images/smilies/cwm10.gif" alt="" /> mach ich dazu, denn das ist doch alles hochinteressant, nicht wahr?
Um gegen Angriffe mit Pockenviren gewappnet zu sein, bestellt die Bundeswehr eine Million Dosen Pockenimpfstoff, wie SPIEGEL ONLINE vorliegende Papiere belegen. Der Liefertermin für die erste Tranche habe nichts mit einem möglichen Feldzug der USA gegen den Irak zu tun, erklärt das Verteidigungsministerium.
Berlin - Das Ausschreibungsverfahren mit der Nummer "Q/B41G/2G490/2C128" ist in einem dringlichen Tonfall gehalten. "Die oben genannten Liefertermine", schreibt das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung in Koblenz, "müssen unbedingt eingehalten werden." 500.000 Dosen Pockenimpfstoff seien mit "Liefertermin November 2002", weitere 500.000 Dosen mit "Liefertermin Februar 2003" zu beschaffen.
Damit der Ankauf zügig abgewickelt wird, hat die Behörde in der Ausschreibung zum "beschleunigten, nicht offenen Verfahren" gegriffen. Die beschränkte, europaweite Auswahl auf ganze fünf Anbieter von Pockenimpfstoffen begründet das Bundesamt mit einem knappen Satz: "Der Liefertermin für die ersten 500.000 Dosen Impfstoff (November 2002) muss sichergestellt werden."
Merkwürdiger Zeitpunkt für die Impfbestellung [i:db122c]meint auch Sothis[/i:db122c]
Bundeswehr-Übung in Kuweit: Die Hardthöhe dementiert einen Zusammenhang zwischen Impfbestellung und US-Plänen für einen Irakfeldzug
Ist das plötzliche Tempo im Bundesamt für Wehrtechnik ein Zufall? Merkwürdig ist der Zeitpunkt der Beschaffungsmaßnahme allemal: Nach Ansicht von Experten könnte der Feldzug der USA gegen den Diktator Saddam genau in den Zeitraum zwischen November und Februar fallen.
Das Bundesverteidigungsministerium weist derartige Verknüpfungen zurück. Man beteilige sich "grundsätzlich nicht an Spekulationen um Angriffspläne auf den Irak", heißt es in einer schriftlichen Antwort an SPIEGEL ONLINE. Die Beschaffung des Pockenimpfstoffes sei "seit längerem in Abstimmung mit dem Bundesministerium des Inneren und dem Bundesministerium für Gesundheit geplant". Bei der Aufteilung in zwei Tranchen habe die "Verfügbarkeit von Haushaltsmitteln" aus dem Etat des Bundesministeriums für Verteidigung "im Vordergrund" gestanden.
Bereits seit dem Frühjahr 2000 wollen die drei Behörden Schutzmaßnahmen gegen den Erreger der Pockenerkrankung erwogen haben. Nach den Terrorangriffen am 11. September seien die Anstrengungen der Bundesregierung "intensiviert" worden, so das Wehrministerium.
In der Tat war nach den ersten Meldungen über eine mögliche Biobedrohung das Bundesgesundheitsministerium aktiv geworden. Im November kaufte die Behörde zum Preis von rund 60 Millionen Euro (120 Millionen Mark) sechs Millionen Impfdosen in der Schweiz auf - um wenigstens einen kleinen Teil der Zivilbevölkerung im Notfall gegen Pockenviren schützen zu können. Auch die Bundeswehr sollte für alle Fälle einen Grundstock bereitstellen.
Die jetzt vom Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung georderten Pockendosen reichen aus, um alle Angehörigen der Truppe gegen die Pocken zu schützen - neben den rund 338.000 Soldaten auch die rund 140.000 Zivilbeschäftigten. Doch eine Massenprävention ist vorerst nicht geplant. Es sei "derzeit" nicht beabsichtigt, Angehörige der Bundeswehr gegen den Erreger der Pocken zu impfen, lautet die Antwort der Hardthöhe.
Impfung: In den USA werden mehr als fünf Milliarden Dollar für den Pockenschutz ausgegeben
Mit der Anschaffung von einer Million Impfdosen ist die Bundeswehr im Notfall besser geschützt als die Zivilbevölkerung. Seit Monaten streiten sich Bund und Länder um den Kauf weiterer Mittel. Um flächendeckende Impfungen an den rund 80 Millionen Einwohnern der Bundesrepublik durchzuführen, müsste Serum im Wert von rund 420 Millionen Euro gekauft werden. Doch Länder und Bund schieben sich die Zuständigkeiten gegenseitig zu: Der Bund hält die Pockenimpfung für eine Aufgabe des Katastrophenschutzes, womit die Anschaffung des Serums in die Zuständigkeit der Länder fiele. Die Länder ihrerseits verweisen auf den Zivilschutz - und der ist Sache des Bundes.
Dabei wäre Eile wohl angebracht. Sicherheitsexperten wie Hans-Ludwig Zachert warnen seit langem vor den Gefahren eines Pockenangriffes. Es sei bemerkenswert, mit welcher "befremdlichen Gelassenheit" die meisten Deutschen und vor allem die für die Innere Sicherheit zuständigen Behörden mit der Bedrohung durch Bioterrorismus umgingen, stellt der frühere Präsident des Bundeskriminalamtes konsterniert fest.
Bush bewilligt Milliarden für Anti-Pockenkampf
In den USA, Hauptziel möglicher neuer Terrorangriffe, wird die Gefahr seit dem 11. September nicht mehr unterschätzt. US-Präsident George W. Bush bewilligte ein knapp über fünf Milliarden Dollar schweres Programm. Damit werden Hochsicherheitslabore gebaut und neue Forschungsaufträge vergeben. In einer ersten Stufe sollen Ärzte und Krankenhauspersonal gegen die Pockenviren geschützt werden. Die Angst vor der Ansteckungsgefahr ist zurückgekehrt - und das, obwohl die Epidemie, die wohl an die 500 Millionen Menschen im 20. Jahrhundert dahinraffte, seit fast 30 Jahren als ausgerottet gilt. Der letzte natürliche Fall wurde 1977 in Somalia gemeldet. Doch im Kalten Krieg wurde auf beiden Seite weiterhin mit Pockenviren geforscht. Offiziell existieren noch immer zwei tiefgekühlte Bestände an Pockenviren: Beim "Center für Disease Control and Prevention" (CDC) im US-amerikanischen Atlanta und am Vektor-Institut in Nowosibirsk in Russland. Die US-Regierung glaubt, dass sich Staaten wie der Irak oder Nordkorea aus dem früheren Beständen der Sowjetunion mit Pockenviren bedient haben könnten - und notfalls zu einem Einsatz entschlossen wären.
Eigentlich sollten die US-Virenbestände nach einem Beschluss der Weltgesundheitsorganisation WHO bis Ende dieses Jahres vernichtet werden. Doch nach den Terrorangriffen auf New York und Washington vollzog Bush eine Kehrtwende. Stattdessen gehen US-Forscher jetzt an die Entwicklung neuerer und besserer Impfstoffe.
Wie leicht eine Supermacht durch Pockenviren zu erschüttern wäre, haben die CDC-Wissenschaftler in Modellrechnungen zusammengefasst: Bereits ein Anschlag auf eine mittelgroße Stadt hätte verheerende Folgen. Im Verlaufe eines Jahres würden bei der Infizierung von 1000 Menschen bis zu 110.000 Menschen sterben. Würde eine Pockeninfektion in einem einzigen auftretenden Fall hingegen sofort festgestellt und unverzüglich mit Massenimpfungen begonnen, würden nur 560 Menschen sterben. Auch könnte die Ausbreitung nach Ansicht der US-Forscher in 115 Tagen gestoppt sein.
Wie in den USA, so sind auch in der Bundesrepublik die meisten Menschen gegen das Virus nicht immun. In den USA wurde 1972 die Impfung eingestellt, in Deutschland 1984. Unklar ist auch, wie weit ältere Impfungen - etwa aus den Sechzigern - heute noch Schutz böten. Die Reihenimpfungen waren unter anderem auch wegen der Nebenwirkungen eingestellt worden, die vor allem bei Kranken, Alten und Kindern auftauchen. Trotz möglicher Nebenwirkungen - das in Berlin angesiedelte Robert-Koch-Institut plädiert seit langem für die Anschaffung eines Serum-Grundstockes für alle 80 Millionen Einwohner Deutschlands. Die Forscher wollen für den GAU gewappnet sein - um bei einer "Veränderung der Bedrohungslage" oder "beim Auftreten eines Falles" zügig an die Impfung der Bevölkerung zu gehen.
Für ihre Angehörigen wird die Bundeswehr spätestens im November dazu in der Lage sein. Zwar wird im Verteidigungsministerium die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs mit Pockenviren zurzeit für unwahrscheinlich gehalten. Träte er jedoch ein, wäre der Ausbruch einer Pockenepidemie, so das Verteidigungsministerium in seiner schriftlichen Antwort, "eine existentielle Herausforderung für die Bundeswehr."
Quelle <a href="http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,210278,00.html]spiegel.de</a>
<img src="http://www.forennet.org/pro/images/smilies/cwm10.gif" alt="" /> mach ich dazu, denn das ist doch alles hochinteressant, nicht wahr?