Das Geheimhaltungsprinzip
#1
Würde der Manipulator seinem Opfer sagen, daß er es nun für seine Ziele benutzen will, so würde das Opfer sich selbstverständlich dagegen wehren. Eine Manipulation wirkt am besten, wenn der Manipulierte die Manipulation nicht bemerkt, die Ziele des Manipulator für seine eigenen hält, das Ziel der Manipulation nicht kennt, den Manipulator nicht wahrnimmt. Selbst dann, wenn der Manipulierte bemerkt, daß er etwas gegen seine Vernunft tut, aber keinen äußeren Verursacher dieser Handlung ausmachen kann, ist es unwahrscheinlich, daß der Manipulierte sein Handeln ändert, sofern diese Tätigkeit allgemein üblich ist. Würde man den Manipulierten auf die Widersinnigkeit seines Handeln hinweisen, bekäme man bestimmt zur Antwort: "Wenn man über alles nachdenken würde, dann darf man ja gar nichts mehr machen." Daraus kann man nun zwei mögliche Schlußfolgerungen ziehen: erstens, man hört auf, darüber nachzudenken, zweiten, man hört auf, entsprechend widersinnig zu handeln. Wenn man aufhört, darüber nachzudenken, hat der Manipulierer gewonnen und man bleibt brav sein Opfer. Der Manipulierer unternimmt selbstverständlich alles in seiner Macht stehende, das Nachdenken über die Manipulation so schwer wie möglich zu machen, indem er seine Ziele und Methoden geheimhält. Nun könnte man entgegnen, daß in der Fernsehwerbung die Ziele ganz offen genannt werden und das Geheimhaltungsprinzip somit hier nicht gilt. Das stimmt auch. Das Ziel ist liegt wirklich offen und die Werbung ist als solche erkennbar. Es ist aber nicht das Ziel der Fernsehwerbung, daß wir vom Fernsehsessel aufspringen, in den nächsen Laden rennen und das Produkt kaufen. Das wäre illusorisch und nur ein sehr kurzfristiger Erfolg. Das Ziel ist der dauerhafte Erfolg, den man nur erreicht, wenn der Kunde glaubt, das es sein eigener Wille ist, ein bestimmtes Produkt zu kaufen, weil dieses ihm aus unterschiedlichen Gründen (Preis, Umweltschutz, Gesundheit) anderen Produkten überlegen scheint. Und derjenige, der glaubt, er würde nicht auf die Manipulation der Werbung hereinfallen, sondern aus eigener Entscheidung ein Produkt kaufen, sollte immer prüfen, ob seine Meinung auch wirklich seine eigene Meinung ist und die Fakten, die er zur Bildung seiner Meinung heranzog auch wirklich stimmen. Was lernt man daraus? Auch wenn das Ziel scheinbar offenliegt, so kann doch noch ein nicht ganz so offensichtliches Teilziel geben. Eine Methode, Ziele und Methoden zu verstecken, ist die Überlastung des Manipulierten durch zu viele Fakten, Bilder und Manipulationen. Besonders in der Fernsehwerbung wird der Zuschauer mit so vielen Manipulationsversuchen überhäuft, daß er diese nicht behalten oder gar analysieren kann. Auch Gesetzestexte kann man so formulieren, daß der Leser durch Satzstellung, Querverweise und Fachausdrücke so überlasten ist, daß der eigentliche Inhalt des Gesetzes übersehen wird. Durch die Nennung von Alibizielen wird die Faulheit des Manipulierten ausgenützt, über weiter Ziele nicht nachzudenken. Wenn eine Regierung in einer Region ein politisches, wirtschaftliches oder militärisches Interesse hat und daher militärisch angreift, kann sie statt der Nennung seiner wahren Ziele auf unterschiedliche Alibiziele ausweichen indem sie vorgibt, eine bedrohte Minderheit zu schützen, der von einer Hungersnot bedrohten Bevölkerung zu helfen oder die Welt vor der großen Gefahr zu schützen, die von dieser Region ausgeht.
Es ist bei den Manipulierern besonders beliebt, solche moralisch hochstehenden Alibiziele zu nennen. Das macht es einfacherer, die Gegner der eigenen Ziele als unverantwortlich und unmenschlich darzustellen. Richtig zur Wirkung kommt die Methode der Alibiziele erst dann, wenn für unterschiedliche Teilziele eines Gesamtplans unterschiedliche Alibiziele genannt werden, die von unterschiedlichen Gruppen verfolgt werden. Der Gesamtplan wird dadurch vollständig versteckt. Jede Gruppe dient dabei einem Alibiziel, daß sie für das eigentliche Ziel ihrer Tätigkeit hält. Sie nimmt möglicherweise die anderen Gruppen wahr, die andere Ziele verfolgen, hält sie aber für unabhängig und glaubt nicht, daß alle Ziele in Wirklichkeit einem Gesamtplan dienen. Wenn sich durch das gemeinsame Wirken der unterschiedlichen Gruppen quasi zufällig und scheinbar nicht geplant eine Situation entwickelt, die für die Mächtigen sehr angenehm ist, so scheint es eher eine Nebenwirkung zu sein als das eigentliche Ziel. Stark hierarchische Strukturen begünstigen die Geheimhaltung der Ziele der Mächtigen gegenüber den Personen am unteren Ende der Hierarchie. Geheimbünde sind oftmals nach diesem Schema aufgebaut. Wenn ein Neuling mit diesem Geheimbund in Berührung kommt, trifft er zwar auf andere Personen, die länger diesem Geheimbund angehören, die aber selbst noch nie die Möglichkeit hatten, sich mit dem Leiter des Bundes über dessen Ziele zu unterhalten. Diese untere Hirarchiestufe dient eigentlich nur Alibizielen. Der Neuling soll hier nur beobachtet werden, inwieweit er für die Ziele des Bundes brauchbar ist. Jemand, der das wirkliche Ziel schon etwas besser, aber noch lange nicht im vollen Ausmaß kennt, wählt dann aus den Neulingen die brauchbarsten aus und hebt sie auf seine Hirarchiestufe. Die Unbrauchbaren kann er bedenkenlos auf der unteren Hirarchiestufe lassen. Da diese Unbrauchbaren glauben, das wirkliche Ziel des Bundes zu kennen und diese Alibiziele gegenüber anderen Neulingen auch nennen, dienen sie dem Bund dadurch bei der Verschleierung seiner Ziele. Es bleibt für die Leiter des Geheimbundes offen, ob sie unbekannt bleiben wollen oder ob sie sich gelegentlich, zum Beispiel an hohen Feiertagen den Angehörigen der unteren Hirarchiestufen zeigen.

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und noch ein Auszug - na, hat sich da jemand wiedererkannt? Blinzeln
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