08.06.12003, 11:58
<span style="font-size:12pt;line-height:100%">Moin Riddle,</span>
<span style="font-size:11pt;line-height:100%">Jetzt gerate ich in Konflikt mit den Worten. Die Sprachkritik hat mich gelehrt -- und ich bin wirklich davon überzeugt --, daß es nichts ansich gibt, daß das Denken von Dingen ansich, sei es nun "die Menschheit", die Stuhlheit, die Pferdheit, die Gewalt oder auch die Liebe ansich oder generell nicht gibt. Es gibt nur einzelne Individuen, einzelne verschiedene Stühle, lauter verschiedene Pferde, Gewalt in einmaligen Situationen und das Gefühl, Liebe zu empfinden, in einzelnen Individuen. Nach meiner Auffassung ist es unzulässig, von einer Gesamtheit zu reden, wo es sich um die Manifestation von Einmaligkeiten handelt. Die Denktechnik, von einem Ding ansich zu reden, spiegelt das Bedürfnis des Menschen nach Kontrolle und Einheitlichkeit wider. So wie z.B. für ein Kind das Schaf auf der Weide ein ganz außergewöhnliches Wesen ist, mit seinem ganz individuellen Eigenarten, doch für den Bauern nur ein Posten in seine Bilanz (höhere Abstraktsionsstufe), so ist für die Krämerseele die Liebe ein Posten ihres Bestandes, der sorgfältig darauf untersucht wird, was er bringt und was er kostet.</span>
<span style="font-size:11pt;line-height:100%">Die Sorge um sein Haustier, das ihm ans Herz gewachsen ist, das er lieb gewonnen hat, was sonst? Die Empfindung, daß es sich bei seinem Haustier um einen Kameraden, um ein lebendiges Wesen handelt, das seiner Hilfe bedarf.</span>
<span style="font-size:11pt;line-height:100%">Nein, darum gings nicht, meine Frage zielte darauf, daß das Beispiel etwas unrealistisch ist, da sich diese Art der Betrachtung nur bei Leuten entwickelt, die ständig auf ihren Vorteil bedacht sind. Du hast sozusagen wie eine Krämerseele ;-) gefragt ...
Wenn ich mich durch die Androhung von Gewalt in meinen Überzeugungen erschüttern lasse, sind s keine wirklichen Überzeugungen, sondern angenommene Haltungen, um einen Vorteil zu ergattern.</span>
<span style="font-size:11pt;line-height:100%">Beispiele, bei denen sofort ersichtlich ist, worum s geht, sind doch keine schlechten Beispiele, finde ich :-)
Dennoch hatte Möllemann s Freitod, so es denn einer war, nicht allzu viel mit Liebe zu tun, sondern eher mit dem Fehlen derselben. Hast du dir mal die Lebensgeschichte des bekannten amerikanischen Erfinders und Industriellen Buckminster Fuller angeschaut? Dieser Mann stand zweimal vor dem Ruin, eine seiner Töchter wurde vergewaltigt, die andere starb an einer Krankheit, und er war sehr deprimiert und wollte sich schon in einem See ertränken, als ihn die Liebe zum Leben davon abhielt.
Ich halte Politiker für grundsätzlich destruktiv. Politiker sind Meister im Lügen und Vortäuschen falscher Tatsachen, getrieben von persönlichem Ehrgeiz und dem Willen zur Macht. Politiker sind mit die hirnlastigsten Wesen auf diesem Planeten, denen nichts über Kontrolle und immer noch mehr Kontrolle geht. Politiker sind fast durchweg Narzißten, total abhängig von der Droge Macht und Ansehen. Nietzsche sagte einmal: "Ich mißtraue allen Systematiker und gehe ihnen aus dem Weg. Der Wille zum System ist ein Mangel an Rechtschaffenheit." -- womit er Aufrichtigkeit meinte, eine offene und direkte Art zu sein und zu handeln, das zu meinen, was man sagt, nicht nur zu reden etc. (in "Götzendämmerung oder wie man mit dem Hammer philosophiert", Artikel 26).</span>
<span style="font-size:12pt;line-height:100%">Liebe ist mir das Empfinden der alles durchdringenden Lebensenergie, der "Kraft", wie sie in Castanedas Büchern genannt wird, dem "Orgon", wie es Wilhelm Reich nannte, "G*tt", wie es viele Religionen nennen, dem "Ki" oder "Chi" der östlichen Disziplinen (Zen-Buddhismus, asiatische Kampfsportarten). Wenn ich das nicht empfinde, was meist der Fall ist, da ich auch nicht gerade zu den Erleuchteten zähle, bin ich tendenziell niedergeschlagen, versuche ich mit der Kopf-Orientierung (mit meiner persönlichen Landkarte, mit dem Spiegelbild, daß in und durch meine Kategorien bzw. Schubladen in mir existiert) wieder zurückzufinden zur Mitte, zur inneren Ausgeglichenheit. Wer in Verbindung mit seinem Chi steht, wer nicht gepanzert ist, wessen Organe die Energie des Universums durch sich hindurchfließen lassen, der empfindet diese Liebe, von der ich anfangs sprach. Die geschlechtliche Liebe, die Liebe zu Dingen oder eigenen Gefühls-Zuständen ist nur ein klitzekleiner Teil davon -- viele scheinen schon zufrieden und glücklich, wenn sie so einen kleine Fetzen Liebe erwischen :-)
bye - Irwish</span>
Zitat:Nein, ich meine die Liebe zu irgendjemand oder irgendetwas generell.
<span style="font-size:11pt;line-height:100%">Jetzt gerate ich in Konflikt mit den Worten. Die Sprachkritik hat mich gelehrt -- und ich bin wirklich davon überzeugt --, daß es nichts ansich gibt, daß das Denken von Dingen ansich, sei es nun "die Menschheit", die Stuhlheit, die Pferdheit, die Gewalt oder auch die Liebe ansich oder generell nicht gibt. Es gibt nur einzelne Individuen, einzelne verschiedene Stühle, lauter verschiedene Pferde, Gewalt in einmaligen Situationen und das Gefühl, Liebe zu empfinden, in einzelnen Individuen. Nach meiner Auffassung ist es unzulässig, von einer Gesamtheit zu reden, wo es sich um die Manifestation von Einmaligkeiten handelt. Die Denktechnik, von einem Ding ansich zu reden, spiegelt das Bedürfnis des Menschen nach Kontrolle und Einheitlichkeit wider. So wie z.B. für ein Kind das Schaf auf der Weide ein ganz außergewöhnliches Wesen ist, mit seinem ganz individuellen Eigenarten, doch für den Bauern nur ein Posten in seine Bilanz (höhere Abstraktsionsstufe), so ist für die Krämerseele die Liebe ein Posten ihres Bestandes, der sorgfältig darauf untersucht wird, was er bringt und was er kostet.</span>
Zitat:Ich kann Dir auch ein anderes Beispiel nennen: Tierliebe. Was bringt einen Menschen dazu, ein schwer krankes Tier für teures Geld behandeln zu lassen, wenn er es stattdessen auch einschläfern lassen könnte und so viel Geld sparen würde.
<span style="font-size:11pt;line-height:100%">Die Sorge um sein Haustier, das ihm ans Herz gewachsen ist, das er lieb gewonnen hat, was sonst? Die Empfindung, daß es sich bei seinem Haustier um einen Kameraden, um ein lebendiges Wesen handelt, das seiner Hilfe bedarf.</span>
Zitat:Die bedingungslose Liebe, von der Du anfangs gesprochen hast, läßt sich auf jeden Bereich ausdehnen. Keine geliebte Frau würde wollen, daß ihr liebender Mann für sie stirbt - aber um diese Frage ging es auch gar nicht. ;-))
<span style="font-size:11pt;line-height:100%">Nein, darum gings nicht, meine Frage zielte darauf, daß das Beispiel etwas unrealistisch ist, da sich diese Art der Betrachtung nur bei Leuten entwickelt, die ständig auf ihren Vorteil bedacht sind. Du hast sozusagen wie eine Krämerseele ;-) gefragt ...
Wenn ich mich durch die Androhung von Gewalt in meinen Überzeugungen erschüttern lasse, sind s keine wirklichen Überzeugungen, sondern angenommene Haltungen, um einen Vorteil zu ergattern.</span>
Zitat:Bei Möllemann gebe ich Dir, was die Gründe für seinen Entschluß - ich setze voraus, es war wirklich ein Freitod - angeht, Recht. Verlust von Macht, drohende Strafverfolgung und Perspektivenlosigkeit. Ich frage mich nur, wie groß muß die psychische Last sein, um diesen Schritt eben zu gehen ? Möllemann war vielleicht nicht das beste Beispiel, gebe ich im nachhinein zu, weil das hier relativ offensichtlich auf der Hand liegt...
<span style="font-size:11pt;line-height:100%">Beispiele, bei denen sofort ersichtlich ist, worum s geht, sind doch keine schlechten Beispiele, finde ich :-)
Dennoch hatte Möllemann s Freitod, so es denn einer war, nicht allzu viel mit Liebe zu tun, sondern eher mit dem Fehlen derselben. Hast du dir mal die Lebensgeschichte des bekannten amerikanischen Erfinders und Industriellen Buckminster Fuller angeschaut? Dieser Mann stand zweimal vor dem Ruin, eine seiner Töchter wurde vergewaltigt, die andere starb an einer Krankheit, und er war sehr deprimiert und wollte sich schon in einem See ertränken, als ihn die Liebe zum Leben davon abhielt.
Ich halte Politiker für grundsätzlich destruktiv. Politiker sind Meister im Lügen und Vortäuschen falscher Tatsachen, getrieben von persönlichem Ehrgeiz und dem Willen zur Macht. Politiker sind mit die hirnlastigsten Wesen auf diesem Planeten, denen nichts über Kontrolle und immer noch mehr Kontrolle geht. Politiker sind fast durchweg Narzißten, total abhängig von der Droge Macht und Ansehen. Nietzsche sagte einmal: "Ich mißtraue allen Systematiker und gehe ihnen aus dem Weg. Der Wille zum System ist ein Mangel an Rechtschaffenheit." -- womit er Aufrichtigkeit meinte, eine offene und direkte Art zu sein und zu handeln, das zu meinen, was man sagt, nicht nur zu reden etc. (in "Götzendämmerung oder wie man mit dem Hammer philosophiert", Artikel 26).</span>
<span style="font-size:12pt;line-height:100%">Liebe ist mir das Empfinden der alles durchdringenden Lebensenergie, der "Kraft", wie sie in Castanedas Büchern genannt wird, dem "Orgon", wie es Wilhelm Reich nannte, "G*tt", wie es viele Religionen nennen, dem "Ki" oder "Chi" der östlichen Disziplinen (Zen-Buddhismus, asiatische Kampfsportarten). Wenn ich das nicht empfinde, was meist der Fall ist, da ich auch nicht gerade zu den Erleuchteten zähle, bin ich tendenziell niedergeschlagen, versuche ich mit der Kopf-Orientierung (mit meiner persönlichen Landkarte, mit dem Spiegelbild, daß in und durch meine Kategorien bzw. Schubladen in mir existiert) wieder zurückzufinden zur Mitte, zur inneren Ausgeglichenheit. Wer in Verbindung mit seinem Chi steht, wer nicht gepanzert ist, wessen Organe die Energie des Universums durch sich hindurchfließen lassen, der empfindet diese Liebe, von der ich anfangs sprach. Die geschlechtliche Liebe, die Liebe zu Dingen oder eigenen Gefühls-Zuständen ist nur ein klitzekleiner Teil davon -- viele scheinen schon zufrieden und glücklich, wenn sie so einen kleine Fetzen Liebe erwischen :-)
bye - Irwish</span>