Reichsflugscheiben
#1
Den folgenden Bericht fand ich in der JF 15/03 & fand ihn ganz amüsant. Die Printausgabe erscheint am morgigen Freitag.

Durchgeknallt: Was Bart Simpson schon immer über Adolf Hitler wußte.

Die Reichsflugscheiben kommen
Ronald Gläser

Das hängt mit Sirius, dem Hundestern, zusammen. Die Theorie von den Dorern und dem Mitternachtsberg. Aber das ist ein komplett anderer Bereich, ein metahypothetischer Bereich. Da kann man schnell den Verstand verlieren." Der Referent, der diese Aussage macht, hat seinen Verstand augenscheinlich bereits verloren.

Wir befinden uns im Café Burger. Rund um das Lokal sind kleine Zettel an Hauswände geklebt worden. Sie sind schwarz/weiß und lediglich im Postkartenformat. Unscheinbar sind sie dennoch nicht. In großen Lettern kündigen sie die Veranstaltung "Nazi Ufos" an. Dazu ist eine Abbildung eines deutschen Kreiselflugzeugs mit Balkenkreuzen zu sehen. Nein, das Café Burger wird nicht zwischen zwei Plattenbauten betrieben. Die Gäste sind keine kurzhaarigen Bomberjackenträger. Das Etablissement liegt in Berlin-Mitte. Das jugendliche Publikum läßt sich am ehesten als alternatives Milieu bezeichnen.

Gespannt wartet man auf den Vortrag des Ufo-Experten Heinrich Dubel. Dieser bereitet sein Laptop für die kommende Präsentation vor. Neben uns sitzt Daniel. Der 24jährige studiert Germanistik und Journalistik. Er ist hier, weil das Thema "abgespaced" sei. Also glaube er auch nicht an deutsche Ufos? "Das weiß ich nicht. Aber eines ist klar: Die Amis sind nie wirklich auf dem Mond gelandet. Das habe ich auf Arte gesehen." Als Journalistik-Student sollte Daniel noch lernen, daß nicht alles, was im Fernsehen läuft, auch der Wahrheit entspricht.

Vor der goldgelben Tapete wird eine Leinwand aufgebaut. Das schwache rote Licht verleiht dem Veranstaltungsraum das Ambiente eines Bordells. Das Bier kostet zwei Euro - für den Eintritt mußten wir drei berappen. In verschiedenen Szene-Postillen war der Vortrag angekündigt worden. Allerdings wurden die Besucher nicht vor Betreten des Saals nach Wanzen abgesucht. Dies war aus einem Hinweis in der taz hervorgegangen. Neben uns sitzt Carl (23). Er verweist darauf, daß das auch keinen Sinn gehabt hätte: "Das sind einfache Scheiben. Die kann der CIA mittels Richtmikrophon abhören."

Als sich der Raum mit rund dreißig Personen gefüllt hat, beginnt Heinrich Dubel sein Referat. Immer wieder wird er vom Veranstalter unterbrochen, der Fragen stellt oder eigene Anmerkungen macht. Der Ufologe entschuldigt sich für die Aufmachung des Flyers. Einige Personen hätten sich wegen der Überschrift "Nazi Ufos" angegriffen gefühlt.

Dubel definiert Nazi Ufos so: "Das ist ein faszinierendes Phänomen für jeden, der sich mit Abweichungen der menschlichen Psyche beschäftigt." Damit meint er nicht, daß diejenigen, die an Ufos glauben, verrückt sind. Er erinnert an die Umbruchsituation von 1944/45. Ufos tauchten stets in solchen Zeitenwenden auf. Das Nazi-Ufo wurde als Wunderwaffe kurz vor dem Zusammenbruch konzipiert. Sich selbst zähle er "gar nicht unbedingt" zu denen, die an Ufos glaubten, so Dubel. In der rechten Ecke und in der Esoterik-Szene werde viel Unsinn verbreitet. Doch dann verfällt der Niedersachse in eine Art Ekstase und referiert wie jemand, der all das glaubt, was er ausspricht. Die deutsche Polarexpedition von 1938/39 habe der Errichtung eines Stützpunktes gedient. Dort stießen die Forscher auf eine Warmwasserquelle. Zudem sei ein Dimensionen-Tunnel entdeckt worden. Durch den hätten deutsche Wissenschaftler Kontakt zu Außerirdischen aufgenommen. Der deutsche Arktis-Stützpunkt, Neu-Schwabenland, sei so etwas wie die Nazi-Version von Thule. 1947 machten sich die Amerikaner mit 4.000 Mann unter Admiral Byrd auf, die letzte Nazi-Festung zu erobern. Die US-Truppen stießen bis zum Südpol vor. Doch dann wurde der Widerstand der deutschen Flugscheiben so stark, daß sich die Byrd-Expedition zurückziehen mußte. Seine Niederlage soll Byrd nicht verkraftet haben. Er verbrachte den Rest seines Lebens in einer Nervenheilanstalt.

Es folgt eine Pause, in der Trance-Musik gespielt wird. Neben mir beginnt Carl damit, Nina (32), über die wahren Hintergründe der Byrd-Expedition aufzuklären. Dessen Tagebuch sei nachträglich gefälscht worden. Er aber kenne das Original. Ob Nina sich auch für UFOs interessiere? "Nein. Ich bin mit dem Veranstalter befreundet." "Ist der durchgeknallt?" "Nee...", meint die Wirtschaftsstudentin. Immerhin ist das Café proppenvoll.

Ein anderer Ufo-Fan am Tisch erwähnt die 1945 ausgelaufenen U-Boote. U234 sei mit dem Plutonium und Bauplänen für die Atombombe an Bord in Richtung Japan ausgelaufen. Als Dönitz kapitulierte, habe das Schiff jedoch den nächsten Hafen an der Ostküste der Vereinigten Staaten angelaufen. So seien die Amerikaner in die Lage versetzt worden, Nagasaki und Hiroshima zu bombardieren. Ein anderes deutsches Unterseeboot sei im August 1945 in Argentinien interniert worden. Es habe nur Zigaretten an Bord gehabt, berichtet unser Gegenüber weiter. Angeblich sei mit dem Boot Adolf Hitler zuvor nach Venezuela geflüchtet.

Nach zehn Minuten wird der Vortrag fortgesetzt. Den restlichen Abend verbringt Dubel damit, Ausschnitte aus den "Simpsons" zu zeigen. Die US-Zeichentrickserie beweise allerlei Zusammenhänge. So habe ein Teddy den Zweiten Weltkrieg ausgelöst und Hitler sei 1945 nach Lateinamerika ausgeflogen worden. Außerdem liefere die "Simpson-Forschung" Hinweise auf Zusammenhänge zwischen dem Dritten Reich und Saddam Hussein. Carl bestätigt mir dies flüsternd. Der Irak sei nämlich mit einem unterirdischen Bunkersystem versehen, in dem sich Wehrmachtsformationen befänden - jetzt wird es also vollkommen skurril! Ist er vielleicht vorher mit einer Flugscheibe kollidiert?

Im nächsten Moment wechselt der Niedersachse Dubel wieder seinen Jargon, und zwar pseudowissenschaftlich: "Das ist eine hypothetische Aussage innerhalb eines metahypothetischen Bezugrahmens." Es geht um das Nazi-Raumschiff, das Odinschiff, das die Erde 1945 verlassen habe. Dort, wo ein solches Odinschiff lande, bringe es die Zivilisation, referiert Heinrich Dubel.

Wann ist wohl das Odinschiff gekommen und hat Heinrich Dubel all diese Erkenntnisse vermittelt? Der zweistündige Vortrag hat uns zumindest die Seriosität Erich von Dänikens vor Augen geführt. Und günstiger als eine Kinokarte war die unterhaltsame Veranstaltung allemal.
Dem Schlechten mag der Tag gehören - dem Wahren und Guten gehört die Ewigkeit. (F. v. Schiller)
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#2
hallo eiche,

danke für die vielen lacher :-)))

die ufo-gläubigen sterben nie aus. die einen warten eben auf den messias, andere auf den berühmten prinzen, auf dem weißen pferd und dritte wiederum auf reichsdeutsche flugscheiben.

komme ja nicht jemand auf die idee, er müsse selbst für alles gerade stehen und vor allen dingen sich selbst retten. hilfe von aussen, wie auch immer angemalt, wird in dieser welt wohl leider bevorzugt.

wann kommt denn nun der messias und müssen es immer männliche erretter sein, oder darf das auch mal eine frau sein?





Sei!
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#3
Hallo Violetta,

> die ufo-gläubigen sterben nie aus.

*lach* Stimmt - vielleicht werden sie ja von Ufos immer wieder nachgeliefert ? *lach*

> hilfe von aussen (...) wird in dieser welt wohl leider bevorzugt.

Wird es, weil: es ist ja so einfach, die Schuld nach außen zu schieben. Nicht umsonst kennt der menschliche Geist so viele verschiedene Strategien, um die eigene Fehlbarkeit zu umgehen.

Die Einsicht "ich habe einen Fehler gemacht" bedeutet ja zugleich, darüber nachdenken zu müssen, sich mit der Situation auseinanderzusetzen und Modifikationen am eigenen Verhalten durchzuführen.

Wie einfach ist es doch, zu sagen: ich bin doch nicht schuldig daran - und ich muß mich nicht in Frage stellen. ;-)

> müssen es immer männliche erretter sein, oder darf das auch mal eine frau sein?

Na, ich hoffe doch, es ist nächstesmal eine Frau.

Wäre interessant zu sehen, ob eine Frau einen größeren Effekt erzielt und welche Strategie sie anwendet.

In diesem Sinne,

Riddle
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#4
Zitat:*lach* Stimmt - vielleicht werden sie ja von Ufos immer wieder nachgeliefert ? *lach*

UFOs gibt es natürlich - in unzähligen Ausführungen. Von Hirngespinsten über Illusionen bis hin zu realen Gebilden.

Grüße
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#5
Obiger Artikel ist recht interessant.
Die UFO-Fanatiker interpretieren vieles falsch, aber so richtig lachen kann ich bei dem Artikel nicht, denn fast jeder "Lacher" hat einen realen Hintergrund.

Grüße
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#6
Amerikas "UFO Projekt Avrocar" enthüllt
http://www.ufosnw.com/newsite/americas-flying-saucer-project-avro-recently-declassified/

   
Magazin "POPULAR MECHANICS – FEB, 2013".


Das "Popular Mechanics Magazine" (http://www.popularmechanics.com) vom Februar 13 enthält einen Artikel zu Amerikas einzigem "bekannten" Flugscheiben-Projekt - flying saucer project (Avrocar). Das Projekt ist seit einigen Jahren bekannt, doch erst jetzt wurden verschiedene Unterlagen für das Publikum freigegeben. Aus dem Inhalt:

> Project Called “Project 1794″
> Scientist Named Jack Frost Hired to Begin Study in 1947 - One Wonders if The Roswell Crash or Mass 1947 Sightings were the Reason for starting the project?
> Above Scientist Believed That Nazis Were Working on “Flying Disk” Project
> Avrocar Never Flew More Than 3 Feet Off of the Ground, Project “Scrubbed” in 1961
> Avrocar Prototype Moved From Smithsonian to Wright-Patterson AFB Museum


Anmerkungen: "1794" ist die verdrehte Zahl 1947. Das PsyOp "Projekt 1794" wurde gestartet, um überhaupt erst einmal "Aliens" in den amerikanischen Alltag einzuführen. Kein US-Präsident wollte zugeben, daß die deutschen Militärs schon lange über runde Flugkörper verfügten. Es wäre die Blamage des Jahrhunderts geworden. Also tat man, was die Führungselite immer dann tut, wenn ihre eigenen Geheimnisse entblößt werden könnten, man erfindet neue Geschichten.

Da Engel und Teufel (in der heutigen Zeit) schlecht gingen, nahm man "Aliens". Genetische Mutationen standen schon damals zur Verfügung, und die Militärs sind immer gerne für sonstige Zwischenfälle vorbereitet.
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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#7
Was das genannte Flugobjekt betrifft, dass ist nicht erst seit kurzem bekannt, wie Popularmechanics (http://www.popularmechanics.com/technology/aviation/military/declassified-americas-secret-flying-saucer-15075926?click=main_sr) weismachen will. Anfang der 1980er gab es einen sehr ausführlichen Bericht darüber in der serbischen Wissenschaftszeitung Galaxia. Ich war damals noch recht jung, aber erinnere mich genau wie mir mein Vater den Artikel gezeigt hat und gemeint, das Teil könne mit nur einem Rotor nicht stabil fliegen. Leider habe ich das Heft nicht mehr, sonst würde ich den Artikel hier als Bild reinstellen.

Vor einigen Wochen lief auch auf Pro7MAXX eine Sendung über die ungewöhnlichsten Flugobjekte, die je gebaut wurden (die meisten davon in WKII bzw. kurz danach). Auch dort wurde das Avrocar vorgestellt.
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