Kleidung und Erwartung
#1
Hallo,

ich möchte doch das Thema Kleider machen Leute gleich aufgreifen:

Ich denke, in dem kurzen Motto steckt nur die halbe Wahrheit.

Kleider machen Leute - Kleider werden von Leuten "gemacht",

in diesem Sinne ist es eine Wahrheit, denn Kleidung muß gefertig werden, selbst oder durch andere, sie wächst jedenfalls nicht auf Bäumen oder an Sträuchern.

Kleider machen Leute - im sozialökonomischen Sinne,

hier ist es keine Wahrheit, denn nicht die Kleider sind für den Status des/der Träger(s/in) verantwortlich, sondern wir selbst schreiben einem bestimmten Kleidungsstil eine bestimmte sozialökonomische Bedeutung zu.

Ich denke, ein großer Teil der Bedeutung von Kleidung erwächst aus eigenen Attributionen: die Kategorien, in die ich meine Umwelt einteile, bestimmen auch, welches Verhalten, bzw. welche Art von Kleidungsstil ich erwarte - oder andersherum: eine bestimmte Art von Kleidung löst eine bestimmte Kategorie aus.

Diese Kategorien unterliegen meines Erachtens zwei Einflüssen:

Intergruppeneffekte,
die Mehrheitsgruppe mit einer allgemeinen Norm und die Minderheitsgruppe mit einer oder mehreren alternativen Normen.

Intragruppeneffekte,
schwammige Grenzbereiche zwischen zwei Kategorien durch interindividuell unterschiedliches Verständnis der Norm.

Es wäre vielleicht ein interessantes "Spielchen", zu vergleichen, wie Menschen bestimmte Kleidungsstile interpretieren. Wer Lust dazu hat, kann ja einfach mal seine Ansichten zu folgenden, charakteristischen Typen schreiben.

Typ A: ein Mensch im dunkelblauen Nadelstreifenanzug, mit weißem Hemd und einfarbiger Krawatte, klassischen Lackschuhen, einer Aktentasche unter dem Arm, Mittelscheitelfrisur und schnellem Gang.

Typ B: ein Mensch in heller Stoffhose, hellem Hemd, einem Pullover über die Schultern gelegt, modernen Lederschuhen in langsamer Gangart.

Typ C: ein Mensch in hellblauer Jeans, kariertem Holzfällerhemd (rot-blau-grün), hellbraunen und abgetragenen Schuhen, vielleicht mit einer Jeansjacke über der Schulter.

In diesem Sinne,

Riddle
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#2
Hallo Riddle,


ich denke wir müssen hier gar nicht so tief hineingleiten und aufspalten zwischen Inter- und Intragruppen. Denn hier geht es um das was sich Gesellschaft nennt und ihre Spielregeln hat. Hier geht es in erster Linie um die so allseits beliebte Norm und die damit zusammenhängenden Schubladen.

Sicher spielen im einzelnen noch andere Faktoren hinein, ohne Frage, doch der Grundtenor wird sich nicht wirklich unterscheiden.

Die Gesellschaft erwartet nunmal eine bestimmte Angepasstheit eines jeden einzelnen, und achtet auch penibel darauf das diese eingehalten wird- jeder der davon abweicht bekommt einen bestimmten Stempel.

Sehr schön übrigens beim einkaufen am Verhalten der Verkäufer zu beobachten (ich will da nicht alle über einen Kamm scheren, zumal ich selbst dieser Sparte angehöre, doch auch da geht es um die Mehrheit und ihr Verhalten aus welcher dann die Norm resultiert, wie stets).

Und lt dieser Gesellschaft und ihrer Norm sähe die Beurteilung der von dir beschrieben Typen wie folgt aus (und das nur vom hinsehen, die Menschen sind phänomenal *gg*):

TYP A Buisnessman (wird das so geschrieben?), schwer gestresst- es wird sich still gefragt "Banker? Manager? auf jeden Fall macht der viel Kohle..."


TYP B modebewußter Mann entweder in Urlaub, oder evt Neureicher (auch ein tolles Wort)- wie sagt man noch Yuppi? wenn dieser Typ auch noch Sonnengebräunt ist bedient auch er wie TYP A so manches Klischee Fettes Grinsen

TYP C wird als Arbeiter klassifiziert, mit wahrscheinlich handwerklichem Beruf (oder ist das gar Wolle Petri auf Urlaub? *gg*)- je nach Altersklasse kommen noch andere Klischees zum tragen


Du siehst also die Gesellschaft hat ihre Schubladen die sie auch ohne zögern nutzt, ohne jedes weitere Input.

Wir hier wollen nun also diese Schubladen einmal durchleuchten- und dann für unseren jeweiligen Vorteil nutzen.

Das erleichtert die Kontakte ungemein Blinzeln
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#3
Ich habe zweierlei beobachtet. Zum einen kleiden sich die Leute, wie es ihrem inneren Wesen entspricht und zum anderen benehmen sich Leute, wie es dem Stil ihrer Kleidung entspricht.

Who made who?

Machen Kleider Leute oder machen Leute Kleider?


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#4
Super Anubis!

Schön das du das ansprichst, denn es ist in der Tat so, daß es einmal die Gruppe gibt, die sich ausschließlich dem eigenen Stil widmen- also das Äußere dem inneren anpassen, und dann gibt es die, die Kleidung als Maskerade benutzen um dann besser agieren zu können.(entsprechende Maskerade erleichtert das ja bekanntlich- kann ja auch jeder ausprobieren. Ich kann für meinen teil unumwunden zugeben, daß ich mich in einem Kleid anders bewege als in einer Hose)

Mich interessiert nun eine Mischform- kurz, die Individualisten, die sich gewisser Gesetzmäßigkeiten bewußt sind und diese auch zu nutzen wissen.
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#5
Hi all :-)

@Sothis

Hier geht es in erster Linie um die so allseits beliebte Norm und die damit zusammenhängenden Schubladen.

Darauf will ich ja hinaus, wenn ich die Schubladentiefe vielleicht etwas ausgedehnt habe. Zugegeben.

Es ist ja nicht nur in der Schule so, daß Mitschüler aufgrund von bestimmter Kleidung "in" oder "out" sind und somit akzeptiert sind oder nicht.

Die Gesellschaft erwartet nunmal eine bestimmte Angepasstheit eines jeden einzelnen, und achtet auch penibel darauf das diese eingehalten wird- jeder der davon abweicht bekommt einen bestimmten Stempel.

Jepp - schlicht und ergreifend: jepp. ;-) Das nennt sich dann gesellschaftliche Konvention und wird ab einer bestimmten Position schlicht vorausgesetzt.

Du siehst also die Gesellschaft hat ihre Schubladen die sie auch ohne zögern nutzt, ohne jedes weitere Input.

Theorie meinerseits: es ist für viele zu anstrengend, jeden Menschen zu hinterfragen, das Einsortieren in Schubladen geschieht automatisch, ohne viel Anstrengung zu erfordern.

Wir hier wollen nun also diese Schubladen einmal durchleuchten- und dann für unseren jeweiligen Vorteil nutzen.

*grins* Ein immer wieder interessantes Spielchen, diese Schubladen a) zu durchleuchten und b) das Wissen auch anzuwenden. Hervorragend bei Deinem Verkäufer-Beispiel in der Praxis zu überprüfen. ;-)

Das erleichtert die Kontakte ungemein.

Das ist die altruistische Einstellung *grins* ich würde eher sagen: es verschafft die meisten Vorteile.

@Anubis

Ich habe zweierlei beobachtet. Zum einen kleiden sich die Leute, wie es ihrem inneren Wesen entspricht und zum anderen benehmen sich Leute, wie es dem Stil ihrer Kleidung entspricht.

Who made who?


Erinnert mich irgendwie an die Frage, wer war zuerst da, die Henne oder das Ei ? ;-)

Ist aber eine gute Frage. Vielleicht, als Möglichkeit: ein Mensch hat eine bestimmte Vorstellung von sich, wählt die Kleidung passend zur Vorstellung, fühlt sich in der Kleidung dann wie in seiner Vorstellung und verhält sich entsprechend seiner Vorstellung ?

In diesem Sinne,

Riddle
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#6
Autsch! Das ist wahr. Ich habe mich gerade selbst wiedergefunden. Ich gestehe dass ich wohl zu oft in den Boutiquen bin, um die neuste Mode zu kopieren. Meist deshalb, weil ich es vorher bei anderen sah. Das muß ich erst mal sacken lassen....
EigenSinnige Frauen
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#7


Das Kleid macht nicht den Mann
- der Sattel macht kein Pferd.

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#8
Zitat:Das Kleid macht nicht den Mann
- der Sattel macht kein Pferd.

...sagt aber etwas über den Charakter, sprich das Innere des Menschen aus. Oder wie kleidest Du Dich?


Kleider machen Leute!



(Diese Nachricht wurde am 18.11.03 um 17:35 von Violetta geändert.)
Sei!
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#9
Kleider machen Leute in den Augen derer, die mit Kleidung etwas verbinden. Persönlich interessiert mich solcherlei nicht sonderlich, aber für viele scheint es besonders wichtig zu sein...die ewige Retorte für das gleiche Leid, einer an Oberflächlichkeiten orientierten Gesellschaft.

Natürlich verwandeln Kleider eine Person scheinbar und lassen sie in einem komplett anderen Licht dastehen, dies ist wohl korrekt und möglichweise nimmt dies durchaus auch Einfluss auf die Persönlichkeit der Person. Es ist auch absolut in Ordnung, sich "schick" zu machen ( wenn mein Partner kommt, rasiere ich mich sogar...ich bin also auch nicht frei von Äusserlichkeit... )

Generell jedoch liegt es mir fern einen vollgestopften Kleiderschrank zu haben, mit sachen, die ich wahrscheinlich nicht anziehe. Das Geld gebe ich lieber dem "Verein der Katzenfreunde" als kleine Spende oder verteile es an ähnliche Institutionen.

Dies ist selbstverständlich meine persönliche Einstellung zu "Kleidung", keine Verurteilung derer, die Wert darauf legen. Für mich ist es nicht so wichtig, irgendwelchen Moden nachzugehen. Mode kommt und geht auch wieder...
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#10
Ganz egal wie du es persönlich hältst: Deine Kleidung sagt etwas über dein Wesen aus. Du hast bestimmte persönliche Ansichten und Vorlieben und genau diese spiegeln sich in deinem Äusseren wider. In deiner Kleidung, in Haar- und Barttracht, deiner Körperpflege - kurz: in deinem Gesamterscheinungsbild.


Zitat: nimmt dies durchaus auch Einfluss auf die Persönlichkeit der Person

So herum und anders herum. Es ist eine Wechselwirkung. Also die Persönlichkeit des einzelnen Menschen nimmt Einfluss auf seine Kleidung und andersherum gebärdet sich ein Mensch entsprechend seiner Kostümierung.

Tue was immer ich will!
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