Wir sind Huren und verkaufen unseren Körper
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[b:203192]Studentenjob Medikamententester[/b:203192]

[i:203192]"Wir sind Huren und verkaufen unseren Körper"[/i:203192]

Auf dem "Pharmastrich" winkt das schnelle Geld: Vor allem Studenten sind Stammkunden bei Pharmakonzernen, die neue Arzneimittel testen.

Auf die Risiken und Nebenwirkungen lassen sich die Probanden bewusst ein - zum Beispiel Torben und Malte, Wirtschaftsstudenten in Jena.

Seine Eltern wissen nichts davon. Er hat ihnen nichts erzählt, weil "Mutter sich nur unnötig Sorgen machen würde und Vater moralische Bedenken hätte", sagt Torben Richter (Name geändert). Schon zweimal hat er an klinischen Studien über die Wirksamkeit von Medikamenten teilgenommen und jeweils 600 Euro dafür kassiert. Er selbst hat keine Bedenken: "Wir sind Huren und verkaufen unsere Körper, aber ich komme klar damit", sagt der Jenaer Student der Wirtschaftswissenschaft.


AFP/DPA

Studentenjob: Pillen schlucken, bis der Arzt kommt

Ähnlich sieht es sein Freund Malte Baumann, den er bei der zweiten Studie einfach mitgenommen hat. Malte findet, dass sie "fair bezahlt" würden und ihr Risiko einschätzen könnten. Bevor beide zwei Wochen lang das blutdrucksenkende Mittel "Felodipin" testeten, informierten sie sich ausgiebig. Sie recherchierten im Internet, erkundigten sich bei befreundeten Medizinstudenten und hinterfragten alles, was mit ihnen in der Klinik passierte.

Da Malte als Zivi im Krankenhaus eingesetzt war, mussten sich Schwestern und Ärzte unangenehme Fachfragen vom 22-jährigen BWLer gefallen lassen. Aber die Antworten leuchteten ihm ein. Als die beiden Studenten zum ersten Mal die kalkweiße Kurklinik im thüringischen Bad Berka betraten, waren sie noch ziemlich aufgeregt. Die Voruntersuchungen sollten darüber entscheiden, ob Torben und Malte körperlich geeignet sind für die Tests. "Ich lag zitternd am EKG", erinnert sich Malte, "doch nachdem die französische Ärztin kam, mich anlächelte und sich Zeit nahm, um mit mir zu reden, waren die Bedenken fast weg."

Sauber bleiben, keine Drogen

Malte und Torben waren fit genug, hatten ein normales Blutbild und gelobten, sechs Wochen vor der Studie weder Alkohol noch Cannabis anzurühren. "Drei Wochen vorher reichte aber auch", sagt Torben und lächelt. Andere Teilnehmer hatten weniger Glück. Nach der Hälfte der Studie mussten sie aufhören, weil das Forschungsteam doch Drogenrückstände in ihrem Blut fand - die Daten kann die Firma, die die Tests durchführt, aber nicht verwenden. Also mussten die Teilnehmer aufhören, ohne einen Cent ausgezahlt zu bekommen.

Der "Pharmastrich"

Von der Entwicklung eines neuen Medikaments bis zur Zulassung vergehen fünf oder mehr Jahre. Zunächst wird es im Labor und an Tieren getestet, später an gesunden Freiwilligen und an Patienten. Das deutsche Arzneimittelgesetz verlangt klinische Prüfungen in vier Phasen; der Prüfplan wird von einer Ethikkommission begutachtet. Erst wenn die Firma die "pharmazeutische Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit" ausreichend belegt hat, kommt die Arznei in den Handel.

Probanden testen das Medikament unter standardisierten Bedingungen und ärztlicher Kontrolle. Auf rund 20.000 wird die Zahl der Menschen geschätzt, die sich in Deutschland zu solchen Versuchen bereitfinden - darunter viele Studenten. "Pharmastrich" heißt das im Branchenjargon. Die Probanden lockt das schnelle Geld. Aber trotz aller Kontrollen bleibt ein Restrisiko von Nebenwirkungen oder Langzeitschäden, das letztlich die Teilnehmer tragen.

Die beiden Jenenser FH-Studenten blieben sauber. Zwei Wochen lang fuhren sie jeden Morgen um 6 Uhr in die Klinik, um unter ärztlicher Aufsicht ihre Tabletten zu schlucken. Anschließend besuchten sie normal ihre Vorlesungen und Seminare - und verbrachten die Wochenenden im "Kurhotel Bad Berka", wie sie die Probandenstation ironisch nennen.

Jeder bekam ein Einzelzimmer mit schöner Aussicht. "Bis auf das Essen war es ein reiner Wellnessurlaub", berichtet Malte. Die Mahlzeiten waren standardisiert, damit jeder die gleiche Anzahl an Broteinheiten essen konnte, um später die Messergebnisse vergleichen zu können. Doch selbst das hatte seine guten Seiten: "Endlich hatte ich mal wieder richtig Lust auf Essen", erzählt Torben, "ich hab mich auf jede Kleinigkeit gefreut."

Ihre Station war abgeschlossen, sie durften weder raus noch jemand anderes rein. So blieb genug Zeit, um für Klausuren zu lernen oder Hausarbeiten zu schreiben. Torben schmuggelte einen Taschenfernseher mit ins Krankenhaus, damit die Abende nicht ganz so langweilig blieben. An Schlaf war sowieso nicht zu denken. Jede halbe Stunde kam eine Schwester zur Blutabnahme. Abends machte dann ein muskelbepackter, tätowierter Pharmaziestudent die Runde - auf seinem T-Shirt stand "Night-Nurse".


Die beiden Studenten schreckt fast nichts

Nebenwirkungen blieben allerdings nicht aus: Kopfschmerzen und Müdigkeit plagten die beiden Studenten an den ersten Untersuchungstagen. Doch darüber waren sie am Anfang ausführlich informiert worden. "Uns wurden lange Listen mit allen möglichen Nebenwirkungen vorgelesen, das Schlimmste waren Erektionsstörungen", berichtet Torben.

Die einzige Kritik, die dem krankenhauserfahrenen Malte einfällt, gilt der medizinischen Betreuung: Er hätte sich auch während der Wochenenden eine Ärztin gewünscht, die ihn beruhigt, wenn die Kopfschmerzen wieder auftauchten. Und die "Zonenmethoden" der älteren Schwestern, die beim Blutabnehmen ohne Handschuhe hantierten, gefielen ihm auch nicht.

Torben war das egal. Die beiden Wirtschaftsstudenten wollen nach ihrer dreimonatigen Sperrzeit bei weiteren Arzneimittelversuchen dabei sein. Erreicht wäre ihre Schmerzgrenze allerdings bei Ersttests von Pillen, bei denen die Nebenwirkungen noch unbekannt sind, und bei Untersuchungen mit "Schlauchschlucken" - da würden selbst sie auf den dicken Scheck mit der Aufwandsentschädigung verzichten.

aus spiegel-online


Im Dienst der Gesundheit. Die sollten lieber Obst und frisches Gemüse testen.... :-)

Aber die Leute werden wohl bald noch ganz andere Sachen mit sich machen lassen, um sich "sicher" zu fühlen, um Arbeit zu bekommen - oer ähnliches.

Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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#2
ich wage dazu mal ganz sarkastisch anzumerken, daß wir uns alle, sofern wir anderes zu uns nehmen als lebende Nahrung, genauso prostituieren- allerdings mit dem kleinen Unterschied nicht so gut "entlohnt" zu werden.
Hier läuft der Hase der Entlohnung dann über die Anerkennung und Akzeptanz der Mitwelt.

jaja.... eine verkehrte Welt... und morgen zieh ich aus [frei zitiert nach H.Schneider]


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