"Mahnmal"
#1

Wenn du die Kinder ermahnst,
so meinst du, dein Amt sei erfüllet.
Weißt du, was sie dadurch lernen?
Ermahnen, mein Freund.


H. von Kleist (1777-1811)



....
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#2
Der wahnsinnige Mörder und Selbstmörder Heinrich von Kleist? Ihm selbst hätte etwas Erziehung und Ermahnen nicht schlecht getan. Vielleicht wäre er dann nicht so geendet? Immerhin Luise von Preußen hat ihn wohl gemocht. Auf jeden Fall hat sie ihn kurzzeitig unterstützt, wenn ich mich recht erinnere. Sehr zwiespältiger Typ jedenfalls.
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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#3
Hach ja, was soll ich dazu schreiben?!
Passt doch vermutlich gut in das Bild...

Davon abgesehen, scheint eine kleine Prise Wahnsinn wohl so etwas wie eine Grundvoraussetzung für die Künstlerexistenz zu sein.
Mir fallen zumindest kaum welche ein, die nicht einen gewissen Hang zur Selbstzerstörung gehabt hätten.

Nichtsdestotrotz finde ich, dem Sprüchlein ist eine gewisse Logik nicht abzuerkennen - zumindest, wenn man sich mit Kinder`erziehung` einmal näher auseinandergesetzt hat. Man ist halt immer Vorbild - wenn auch nur ein schlechtes.
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#4
[i:acfd94]Für alle, die sich gerade fragten wer Dionys ist. :-) .... hier die Schillersche Verse ....[/i:acfd94]


Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich
Damon, den Dolch im Gewande:
Ihn schlugen die Häscher in Bande,
"Was wolltest du mit dem Dolche? sprich!"
Entgegnet ihm finster der Wüterich.
"Die Stadt vom Tyrannen befreien!"
"Das sollst du am Kreuze bereuen."

"Ich bin", spricht jener, "zu sterben bereit
Und bitte nicht um mein Leben:
Doch willst du Gnade mir geben,
Ich flehe dich um drei Tage Zeit,
Bis ich die Schwester dem Gatten gefreit;
Ich lasse den Freund dir als Bürgen,
Ihn magst du, entrinn ich, erwürgen."

Da lächelt der König mit arger List
Und spricht nach kurzem Bedenken:
"Drei Tage will ich dir schenken;
Doch wisse, wenn sie verstrichen, die Frist,
Eh du zurück mir gegeben bist,
So muß er statt deiner erblassen,
Doch dir ist die Strafe erlassen."

Und er kommt zum Freunde: "Der König gebeut,
Daß ich am Kreuz mit dem Leben
Bezahle das frevelnde Streben.
Doch will er mir gönnen drei Tage Zeit,
Bis ich die Schwester dem Gatten gefreit;
So bleib du dem König zum Pfande,
Bis ich komme zu lösen die Bande."

Und schweigend umarmt ihn der treue Freund
Und liefert sich aus dem Tyrannen;
Der andere ziehet von dannen.
Und ehe das dritte Morgenrot scheint,
Hat er schnell mit dem Gatten die Schwester vereint,
Eilt heim mit sorgender Seele,
Damit er die Frist nicht verfehle.

Da gießt unendlicher Regen herab,
Von den Bergen stürzen die Quellen,
Und die Bäche, die Ströme schwellen.
Und er kommt ans Ufer mit wanderndem Stab,
Da reißet die Brücke der Strudel herab,
Und donnernd sprengen die Wogen
Dem Gewölbes krachenden Bogen.

Und trostlos irrt er an Ufers Rand:
Wie weit er auch spähet und blicket
Und die Stimme, die rufende, schicket.
Da stößet kein Nachen vom sichern Strand,
Der ihn setze an das gewünschte Land,
Kein Schiffer lenket die Fähre,
Und der wilde Strom wird zum Meere.

Da sinkt er ans Ufer und weint und fleht,
Die Hände zum Zeus erhoben:
"O hemme des Stromes Toben!
Es eilen die Stunden, im Mittag steht
Die Sonne, und wenn sie niedergeht
Und ich kann die Stadt nicht erreichen,
So muß der Freund mir erbleichen."

Doch wachsend erneut sich des Stromes Wut,
Und Welle auf Welle zerrinet,
Und Stunde an Stunde entrinnet.
Da treibt ihn die Angst, da faßt er sich Mut
Und wirft sich hinein in die brausende Flut
Und teilt mit gewaltigen Armen
Den Strom, und ein G*tt hat Erbarmen.

Und gewinnt das Ufer und eilet fort
Und danket dem rettenden Gotte;
Da stürzet die raubende Rotte
Hervor aus des Waldes nächtlichem Ort,
Den Pfad ihm sperrend, und schnaubert Mord
Und hemmet des Wanderers Eile
Mit drohend geschwungener Keule.

"Was wollt ihr?" ruft er vor Schrecken bleich,
"Ich habe nichts als mein Leben,
Das muß ich dem Könige geben!"
Und entreißt die Keule dem nächsten gleich:
"Um des Freundes willen erbarmet euch!"
Und drei mit gewaltigen Streichen
Erlegt er, die andern entweichen.

Und die Sonne versendet glühenden Brand,
Und von der unendlichen Mühe
Ermattet sinken die Knie.
"O hast du mich gnädig aus Räubershand,
Aus dem Strom mich gerettet ans heilige Land,
Und soll hier verschmachtend verderben,
Und der Freund mir, der liebende, sterben!"

Und horch! da sprudelt es silberhell,
Ganz nahe, wie rieselndes Rauschen,
Und stille hält er, zu lauschen;
Und sieh, aus dem Felsen, geschwätzig, schnell,
Springt murmelnd hervor ein lebendiger Quell,
Und freudig bückt er sich nieder
Und erfrischet die brennenden Glieder.

Und die Sonne blickt durch der Zweige Grün
Und malt auf den glänzenden Matten
Der Bäume gigantische Schatten;
Und zwei Wanderer sieht er die Straße ziehn,
Will eilenden Laufes vorüber fliehn,
Da hört er die Worte sie sagen:
"Jetzt wird er ans Kreuz geschlagen."

Und die Angst beflügelt den eilenden Fuß,
Ihn jagen der Sorge Qualen;
Da schimmern in Abendrots Strahlen
Von ferne die Zinnen von Syrakus,
Und entgegen kommt ihm Philostratus,
Des Hauses redlicher Hüter,
Der erkennet entsetzt den Gebieter:

"Zurück! du rettest den Freund nicht mehr,
So rette das eigene Leben!
Den Tod erleidet er eben.
Von Stunde zu Stunde gewartet er
Mit hoffender Seele der Wiederkehr,
Ihm konnte den mutigen Glauben
Der Hohn des Tyrannen nicht rauben."

"Und ist es zu spät, und kann ich ihm nicht,
Ein Retter, willkommen erscheinen,
So soll mich der Tod ihm vereinen.
Des rühme der blut ge Tyrann sich nicht,
Daß der Freund dem Freunde gebrochen die Pflicht,
Er schlachte der Opfer zweie
Und glaube an Liebe und Treue!"

Und die Sonne geht unter, da steht er am Tor,
Und sieht das Kreuz schon erhöhet,
Das die Menge gaffend umstehet;
An dem Seile schon zieht man den Freund empor,
Da zertrennt er gewaltig den dichter Chor:
"Mich, Henker", ruft er, "erwürget!
Da bin ich, für den er gebürget!"

Und Erstaunen ergreifet das Volk umher,
In den Armen liegen sich beide
Und weinen vor Schmerzen und Freude.
Da sieht man kein Augen tränenleer,
Und zum Könige bringt man die Wundermär ;
Der fühlt ein menschliches Rühren,
Läßt schnell vor den Thron sie führen,

Und blicket sie lange verwundert an.
Drauf spricht er: "Es ist euch gelungen,
Ihr habt das Herz mir bezwungen;
Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn -
So nehmet auch mich zum Genossen an:
Ich sei, gewährt mir die Bitte,
In eurem Bunde der dritte!"
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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#5
Salve.

Jetzt bin ich aber schon ein wenig gekränkt.
Denkst Du, ich kenne die Bürgschaft nicht?
Den Dyonis-Schuh ziehe ich mir aber trotzdem nicht an ;-).
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#6

Zitat:Salve.

Jetzt bin ich aber schon ein wenig gekränkt.
Denkst Du, ich kenne die Bürgschaft nicht?
Den Dyonis-Schuh ziehe ich mir aber trotzdem nicht an ;-).

Hallo Eidechse!

Bloß kein gekränktes Ego. :-) Ich habe einfach nicht vorausgesetzt, daß das jeder kennt. Zudem ist es ja nicht schlimm, wenn man das nun gerade nicht kennt. Das Du das nun kennst und ich ebenfalls, zeichnet uns weder aus, noch erhöht es uns. <img src="http://www.forennet.org/pro/images/smilies/cwm32.gif" alt="" /> *[i:3aabcd]zuzwinker*[/i:3aabcd]
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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#7
Dachte nur, weil Du das so demonstrativ hier reingesetzt hast *zwinker*.
Wir haben das in der Schule eingetrichtert bekommen, bis es uns quasi zu den Ohren wieder herauskam - und ich ging irgendwie davon aus, daß das jeder in seiner Schulgeschichte mal zu hören bekommt?!
Nein, ich empfinde es auch weder als Auszeichnung, noch als Makel - es ist für mich vielleicht nur zu selbstverständlich geworden.
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#8
sei mir gegrüßt eidechse;

ermahmen...
wenn ich kinder ermahme, mit dem verweiß auf ihr handel und dessen folgen....

was wir wohl dessen reaktion sein ?
wo setzt ich grenzen ?

und wer meint diese sei der erziehung abträgig
schaut meiner meinung nach nicht weit genug;

muß der lehre sich nicht vom schüler abgrenzen, damit dieser ihnen zuhört ?

verzeih mein weg führte mich nicht an kleist vorbei;
ist meine wissen dessalb bei dir vorraus gesetzt ?

aber hab dank für deine zeilen sie inspirein mich zum nachdenken ....
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#9
Salve Licht der Hoffnung.

Naja, abgrenzen kann man sich auf unterschiedliche Weise. Meistens erzielt man durch Aufmunterung bessere Erfolge, als durch Ermahnung. ein guter Lehrer gibt meiner Meinung nach nicht einfach vor, er inspiriert.

Um es mit den Worten eines, mir leider namentlich unbekannten Schreiberlings zu sagen:

Wenn Du mit anderen ein Schiff bauen willst,
beginne nicht mit ihnen Holz zu sammeln,
sondern erwecke in ihnen die Sehnsucht
nach dem großen weiten Meer.

Es war sicher nicht meine Absicht, mit der Selbstverständlichkeit jemandem zu nahe zu treten. Wenn es trotzdem geschah, verzeih meine Gedankenlosigkeit.

Gruß,
die Echse
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#10
Zitat:Wenn Du mit anderen ein Schiff bauen willst,
beginne nicht mit ihnen Holz zu sammeln,
sondern erwecke in ihnen die Sehnsucht
nach dem großen weiten Meer.

Ja, das stimmt sogar mal. So läuft das. Noch besser: Mach das die Dich lieben! - dann verstehen sie dich noch besser.

<img src="http://www.forennet.org/pro/images/smilies/cwm38.gif" alt="" /> <img src="http://www.forennet.org/pro/images/smilies/cwm38.gif" alt="" /> <img src="http://www.forennet.org/pro/images/smilies/cwm38.gif" alt="" /> [i]Wishmaster trällert: Love, Love, Love - Love is all you need! <img src="http://www.forennet.org/pro/images/smilies/cwm38.gif" alt="" /> <img src="http://www.forennet.org/pro/images/smilies/cwm38.gif" alt="" /> <img src="http://www.forennet.org/pro/images/smilies/cwm38.gif" alt="" />
Tue was immer ich will!
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