30.11.12004, 17:27
Día Sóach - Die große Gestaltwandlerin
Die Morrigan und verwandte Gestalten in der west- und nordeuropäischen Mythenwelt
In der mittelalterlichen irischen Literatur taucht Mórrigan, die Kriegsgöttin in Rabengestalt, sehr häufig auf, und zwar sowohl als Einzelperson als auch in einer Dreiheit mit verschiedenen Namen.
In den großen Sagen, dem Ulster-Zyklus und dem Mythologischen Zyklus, erscheint sie in vielfach wechselnder Gestalt. Der bekannteste Sagenheld, der mythische Krieger CuChulainn begegnet ihr mehrmals an entscheidenden Punkten in seinem Leben. Mal erscheint sie als attraktive junge Frau, und als Rache für seine Ablehnung greift sie ihn in Tiergestalt, als Aal, Wölfin und Kuh an. Dann wieder ist sie ein hässliches Weib, das ihn mit Spott überschüttet und als Rabe davonfliegt, oder die düstere Wäscherin blutiger Kleidungsstücke im Fluss, die dem Helden seinen baldigen Tod prophezeit, und nachdem er auf dem Schlachtfeld getötet worden ist, läßt sie sich wiederum als Krähe auf seinem Körper nieder, um ihm das Fleisch von den Knochen zu nagen.
Mórrigan gehört in diesen Erzählungen zu den Thutha de Danaan, den `Kindern der Dana`, die in mythischer Vorzeit Irland besiedelten und die dort lebenden älteren Stämme der Firbolg und Fomorians verdrängten.
In der Sage über Cath Muige Tuired Cunga, die erste Schlacht von Moytura, wird vom Kampf zwischen den Thuatha de Danaan und den älteren Inselbewohnern der Firbolg erzählt. Hier findet sich eine eindrucksvolle Beschreibung, wie Morrigan, Macha und Badb ihre Gegner angreifen, mit "Schauern der Hexerei, mit Wolken voll strömendem Regen und Nebel und mächtigen Schauern aus Feuer, und ein Strom aus rotem Blut ergoss sich aus dem Himmel auf die Köpfe der Krieger;
drei Tage und drei Nächte lang hinderten sie so die Firbolg, sich zurückzuziehen oder zu fliehen." An einer anderen Stelle der gleichen Sage prophezeit der Dichter Fathach den Firbolg, "die rote Badb" werde dankbar sein für das Ergebnis des Kampfes, die vielen toten Körper auf dem Schlachtfeld.
Viele weitere Textstellen in dieser und anderen Sagen beschwören ähnliche Bilder herauf, und daraus ergibt sich das Bild von schreckenerregenden weiblichen Geisterwesen, die während oder auch vor einer Schlacht durch Lärmen, Kreischen und magische Mittel die Gegner in Angst versetzen, und sich hinterher an den Leichen der gefallenen Krieger gütlich tun.
Ihr Verhalten muß nicht immer gegen die menschlichen Kämpfer gerichtet sein, sondern scheint manchmal einfach die Gewalttätigkeit und den Horror der beschriebenen Situation zu spiegeln. Im Bericht über den zweiten Tag der Schlacht von Moytura heißt es: "Die Badba und Ungeheuer und Hexen des Unheils kreischten, so dass ihre Stimmen von den Klippen und Wasserfällen und aus den Höhlen des Erdinneren widerhallten".
Wer oder was diese Gestalten genau sind, erfahren wir aus den Sagen, die im übrigen nicht authentisch heidnisch sind, sondern erst im chr*stianisierten Mittelalter aufgeschrieben wurden, nicht.
Eindeutig werden sie immer als weiblich beschrieben und benannt, wenn auch ihre genaue Gestalt oft unklar bleibt. Der Name, der im Zusammenhang mit den Schrecken des Schlachtfelds am häufigsten auftaucht, ist jedenfalls Badb, was "Krähe" bedeutet. Dies bezeichnet sowohl "normale" Vögel als auch übernatürliche Wesen. Manchmal heißt sie auch badb catha, "die Krähe der Schlacht", und in Gallien gibt es Inschriften, die auf die kultische Verehrung einer ähnlichen Kriegsgöttin Cathubodva hinweisen.
Mórrigan dagegen ist mehr ein Titel oder Sammelname für die verschiedenen Erscheinungsformen, daher heißt es auch meist die Mórrigan. Dieser Name wird als "große Königin" gedeutet (gäl. mor=groß, rigan=Königin) oder auch als "Geisterkönigin" (in diesem Fall mor von einem Wortstamm, aus dem sich auch engl. nightmare ableitet). Beide Namen tauchen in der Mehrzahl - badba und morrigna - auf, was deutlich macht, daß es sich weniger um Personen handelt, als vielmehr um eine Art magischer Erscheinungen, die sich in einem oder mehreren Wesen manifestieren. Die drei ist den Kelten sehr geläufig als "kleinste Vielheit", als Symbol für eine Mehrzahl.
Neben Badb und Mórrigan taucht in der Literatur noch Macha auf, oder es werden Badb, Macha und die seltener erwähnte Nemain insgesamt als "die Mórrigan" bezeichnet. Alle drei werden u.a. in "Banshenchas" einem Text, der Frauengestalten aus der irischen Mythologie aufzählt, als Töchter der Zauberin Ernmas bezeichnet. Jene war auch die Mutter von Banba, Fotla und Ériu, die als Verkörperung des Landes Irland gelten. Die irischen Quellen also stellen die Mórrigan-Schwestern in einen Kontex der magischen Kräfte und der Erde. Der Name Macha wird mit "Wiese" oder "Feld" übersetzt, andererseits auch mit Pferden in Verbindung gebracht. Interessanterweise haben Pferde in der keltischen Kultur ebenfalls einen starken Bezug zur Anderwelt und zum Tod. Macha taucht mehrfach in verschiedenen Sagen und Erzählungen auf, und ist von allen genannten Gestalten die "menschlichste".
Der Name Nemain ist von seiner Herkunft unklar, und wird in alten Erläuterungen sowohl mit Raben und Krähen, als auch mit Wahnsinn, Tobsucht und Wut übersetzt. Sie scheint in den Sagen auch speziell für diesen Aspekt zuständig. Mittelalterliche Gelehrte erklärten ihren Namen auch mit einem Hinweis auf neimnech=giftig.
Genaue Beschreibungen der Mórrigan lassen in den alten Epen zu wünschen übrig. Aus den Kontex geht hervor, dass die mna trogain - die "Rabenfrauen" - oder ban-tuathecha - die "Zauberinnen" - oft eine handlungsentscheidende Rolle spielten, doch anscheinend ging man davon aus, dass die Leser wußten, wie sie sich die Einzelheiten vorzustellen hatten. So wird häufig zwischen den Namen hin- und hergewechselt, oder es ist unklar, ob von normalen Rabenvögeln, Frauen oder übernatürlichen Wesen die Rede ist. Die Mórrigan erscheint und verschwindet, fliegt über dem Schlachtfeld, sitzt auf einem Zaun oder Steinen, offensichtlich in Vogelgestalt, aber ohne dass dies immer explizit erwähnt wird.
Nun sind in der heutigen esoterisch beeinflussten Beschäftigung mit früheuropäischer Religion Begriffe wie "Krieg" - oder gar Göttinnen im Zusammenhang mit Krieg - gar nicht gerne gesehen, sie werden sowohl von den romantisch-heldisch angehauchten Keltenverehrern auf Asterix-Nivau als auch von den Anhängerinnen feministischer Spiritualität gerne weitläufig umgangen.
Nichtsdestotrotz ist die Mórrigan zweifellos in der irischen Literatur vorhanden, mit all ihren Widersprüchlichkeiten und Rätselhaftigkeiten, und entsprechende Abbildungen und Anzeichen kultischer Verehrung gibt es auch in festlandkeltischen Funden.
Das Motiv der Wäscherin an der Furt, in deren Gestalt die Mórrigan einmal dem Helden CuChulainn erscheint, ist in der keltischen Tradition weit verbreitet und keinesfalls nur auf Mórrigan beschränkt. Sowohl in Irland als auch Schottland und Wales gibt es Geschichten über sie. Sie sitz am oder im Fluss und wäscht blutige Kleidungsstücke oder auch Waffen und der Fluss färbt sich dadurch rot. Sie selbst wird als altes hässliches Weib beschrieben, gekleidet in Lumpen, oder auch als feenhafte Frau mit einer erotischen, aber düsteren Ausstrahlung. Die Farben schwarz und rot tauchen in der Beschreibung ihrer Haare und Kleidung oft auf. Sie prophezeit den Tod desjenigen, der sie sieht und seine eigenen Kleidungsstücke in ihren Händen erkennt. Manchmal spricht sie auch zu demjenigen, der ihr begegnet, und sehr oft erscheint sie im Herbst, in der Zeit um Samhain.
In Schottland heißt die Wäscherin bean nighe, was eine Assoziation zur bean sidhe, besser bekannt als Banshee, weckt. Diese "Frau aus dem Reich der Sidhe", wird meist als Fee gedeutet, hatte jedoch wohl ursprünglich die Funktion eines Ahnengeistes. Die Bean Sidhe gehört jeweils zu einer bestimmten Familie, und kündigt durch lautes Klagen und Heulen den nahen Tod eines Familienmitglieds an.
Die Ankündigung des nahenden Todes und die düstere Darstellung durch die blutigen Kleidungsstücke ist also ein Bindeglied zwischen der Mórrigan und anderen verbreiteten Vorstellungen im inselkeltischen Raum. Wie sieht es nun mit einem ihrer anderen Aspekte aus, ihrer Erscheinung als Raben- oder Krähenfrau über dem Schlachtfeld, die sich schließlich über die Leichen der Gefallenen hermacht? Auch hier kennt man ein ähnliches Motiv aus einem benachbarten europäischen Kulturraum, nämlich die germanischen Walküren (altnordisch valkyria). Bevor diese in der heroisch-romantisierenden Phantasie deutschtümmelnder Germanen-Fans des 19. Jahrhunderts zu prallbusigen Blondinen in schicken metallenen Rüstungen mutierten, zeigten sie in ihrer Gestalt und ihren Eigenschaften durchaus Ähnlichkeit mit ihren düsteren irischen Rabenschwestern.
Den Walküren kommt schon aufgrund ihres Namens (altnord. valr=die Leichen auf dem Schlachtfeld, und kiosa=auswählen/küren), und natürlich ihrer Schilderung in den Mythen, eine ganz ähnliche Funktion zu.
Sie sind weibliche Geistwesen, die in Vogelgestalt oder als Frauen zu Pferd, ähnlich wie die wilde Jagd Odins oder der Fraue Holle, über dem Schlachtfeld erscheinen, und die Gefallenen nach Valhalla geleiten. Genauer gesagt führen sie die eine Hälfte der Toten zu Odin und die andere zu Freya. In der Völsunga Saga erscheint eine von ihnen in Krähengestalt, und auch sonst werden sie öfters als hungrige, blutgierige Raben beschrieben, auch als Frauen, die mit Raben sprechen können, jedoch auch als Schwanenjungfrauen, wobei der Schwan ebenfalls einen starken Bezug zu Tod und Magie hatte, was sich bis in neuzeitliche Märchen erhalten hat.
Interessanterweise wird in mittelalterlichen Glossaren der Begriff "Valküre" ähnlich wie "Mórrigan" und "Badb" benutzt, um die fremdsprachlichen Begriffe Erinyen, Allecto (eine der Furien) und Bellona (gallorömische Kriegsgöttin) zu erläutern.
Anders als die Mórrigan und ihre Schwestern haben die Valkyrias oft einen stärker menschlichen Charakter, so berichten mehrere Gedichte in der Edda davon, wie sie Beziehungen zu Männern eingehen, heiraten und Kinder haben, und auch als Beschützerinnen und Lehrerinnen erscheinen, die z.B. einem Krieger ein besonderes Schwert schenken oder ihn den Umgang mit Waffen lehren.
Rest kommt später...
Die Morrigan und verwandte Gestalten in der west- und nordeuropäischen Mythenwelt
In der mittelalterlichen irischen Literatur taucht Mórrigan, die Kriegsgöttin in Rabengestalt, sehr häufig auf, und zwar sowohl als Einzelperson als auch in einer Dreiheit mit verschiedenen Namen.
In den großen Sagen, dem Ulster-Zyklus und dem Mythologischen Zyklus, erscheint sie in vielfach wechselnder Gestalt. Der bekannteste Sagenheld, der mythische Krieger CuChulainn begegnet ihr mehrmals an entscheidenden Punkten in seinem Leben. Mal erscheint sie als attraktive junge Frau, und als Rache für seine Ablehnung greift sie ihn in Tiergestalt, als Aal, Wölfin und Kuh an. Dann wieder ist sie ein hässliches Weib, das ihn mit Spott überschüttet und als Rabe davonfliegt, oder die düstere Wäscherin blutiger Kleidungsstücke im Fluss, die dem Helden seinen baldigen Tod prophezeit, und nachdem er auf dem Schlachtfeld getötet worden ist, läßt sie sich wiederum als Krähe auf seinem Körper nieder, um ihm das Fleisch von den Knochen zu nagen.
Mórrigan gehört in diesen Erzählungen zu den Thutha de Danaan, den `Kindern der Dana`, die in mythischer Vorzeit Irland besiedelten und die dort lebenden älteren Stämme der Firbolg und Fomorians verdrängten.
In der Sage über Cath Muige Tuired Cunga, die erste Schlacht von Moytura, wird vom Kampf zwischen den Thuatha de Danaan und den älteren Inselbewohnern der Firbolg erzählt. Hier findet sich eine eindrucksvolle Beschreibung, wie Morrigan, Macha und Badb ihre Gegner angreifen, mit "Schauern der Hexerei, mit Wolken voll strömendem Regen und Nebel und mächtigen Schauern aus Feuer, und ein Strom aus rotem Blut ergoss sich aus dem Himmel auf die Köpfe der Krieger;
drei Tage und drei Nächte lang hinderten sie so die Firbolg, sich zurückzuziehen oder zu fliehen." An einer anderen Stelle der gleichen Sage prophezeit der Dichter Fathach den Firbolg, "die rote Badb" werde dankbar sein für das Ergebnis des Kampfes, die vielen toten Körper auf dem Schlachtfeld.
Viele weitere Textstellen in dieser und anderen Sagen beschwören ähnliche Bilder herauf, und daraus ergibt sich das Bild von schreckenerregenden weiblichen Geisterwesen, die während oder auch vor einer Schlacht durch Lärmen, Kreischen und magische Mittel die Gegner in Angst versetzen, und sich hinterher an den Leichen der gefallenen Krieger gütlich tun.
Ihr Verhalten muß nicht immer gegen die menschlichen Kämpfer gerichtet sein, sondern scheint manchmal einfach die Gewalttätigkeit und den Horror der beschriebenen Situation zu spiegeln. Im Bericht über den zweiten Tag der Schlacht von Moytura heißt es: "Die Badba und Ungeheuer und Hexen des Unheils kreischten, so dass ihre Stimmen von den Klippen und Wasserfällen und aus den Höhlen des Erdinneren widerhallten".
Wer oder was diese Gestalten genau sind, erfahren wir aus den Sagen, die im übrigen nicht authentisch heidnisch sind, sondern erst im chr*stianisierten Mittelalter aufgeschrieben wurden, nicht.
Eindeutig werden sie immer als weiblich beschrieben und benannt, wenn auch ihre genaue Gestalt oft unklar bleibt. Der Name, der im Zusammenhang mit den Schrecken des Schlachtfelds am häufigsten auftaucht, ist jedenfalls Badb, was "Krähe" bedeutet. Dies bezeichnet sowohl "normale" Vögel als auch übernatürliche Wesen. Manchmal heißt sie auch badb catha, "die Krähe der Schlacht", und in Gallien gibt es Inschriften, die auf die kultische Verehrung einer ähnlichen Kriegsgöttin Cathubodva hinweisen.
Mórrigan dagegen ist mehr ein Titel oder Sammelname für die verschiedenen Erscheinungsformen, daher heißt es auch meist die Mórrigan. Dieser Name wird als "große Königin" gedeutet (gäl. mor=groß, rigan=Königin) oder auch als "Geisterkönigin" (in diesem Fall mor von einem Wortstamm, aus dem sich auch engl. nightmare ableitet). Beide Namen tauchen in der Mehrzahl - badba und morrigna - auf, was deutlich macht, daß es sich weniger um Personen handelt, als vielmehr um eine Art magischer Erscheinungen, die sich in einem oder mehreren Wesen manifestieren. Die drei ist den Kelten sehr geläufig als "kleinste Vielheit", als Symbol für eine Mehrzahl.
Neben Badb und Mórrigan taucht in der Literatur noch Macha auf, oder es werden Badb, Macha und die seltener erwähnte Nemain insgesamt als "die Mórrigan" bezeichnet. Alle drei werden u.a. in "Banshenchas" einem Text, der Frauengestalten aus der irischen Mythologie aufzählt, als Töchter der Zauberin Ernmas bezeichnet. Jene war auch die Mutter von Banba, Fotla und Ériu, die als Verkörperung des Landes Irland gelten. Die irischen Quellen also stellen die Mórrigan-Schwestern in einen Kontex der magischen Kräfte und der Erde. Der Name Macha wird mit "Wiese" oder "Feld" übersetzt, andererseits auch mit Pferden in Verbindung gebracht. Interessanterweise haben Pferde in der keltischen Kultur ebenfalls einen starken Bezug zur Anderwelt und zum Tod. Macha taucht mehrfach in verschiedenen Sagen und Erzählungen auf, und ist von allen genannten Gestalten die "menschlichste".
Der Name Nemain ist von seiner Herkunft unklar, und wird in alten Erläuterungen sowohl mit Raben und Krähen, als auch mit Wahnsinn, Tobsucht und Wut übersetzt. Sie scheint in den Sagen auch speziell für diesen Aspekt zuständig. Mittelalterliche Gelehrte erklärten ihren Namen auch mit einem Hinweis auf neimnech=giftig.
Genaue Beschreibungen der Mórrigan lassen in den alten Epen zu wünschen übrig. Aus den Kontex geht hervor, dass die mna trogain - die "Rabenfrauen" - oder ban-tuathecha - die "Zauberinnen" - oft eine handlungsentscheidende Rolle spielten, doch anscheinend ging man davon aus, dass die Leser wußten, wie sie sich die Einzelheiten vorzustellen hatten. So wird häufig zwischen den Namen hin- und hergewechselt, oder es ist unklar, ob von normalen Rabenvögeln, Frauen oder übernatürlichen Wesen die Rede ist. Die Mórrigan erscheint und verschwindet, fliegt über dem Schlachtfeld, sitzt auf einem Zaun oder Steinen, offensichtlich in Vogelgestalt, aber ohne dass dies immer explizit erwähnt wird.
Nun sind in der heutigen esoterisch beeinflussten Beschäftigung mit früheuropäischer Religion Begriffe wie "Krieg" - oder gar Göttinnen im Zusammenhang mit Krieg - gar nicht gerne gesehen, sie werden sowohl von den romantisch-heldisch angehauchten Keltenverehrern auf Asterix-Nivau als auch von den Anhängerinnen feministischer Spiritualität gerne weitläufig umgangen.
Nichtsdestotrotz ist die Mórrigan zweifellos in der irischen Literatur vorhanden, mit all ihren Widersprüchlichkeiten und Rätselhaftigkeiten, und entsprechende Abbildungen und Anzeichen kultischer Verehrung gibt es auch in festlandkeltischen Funden.
Das Motiv der Wäscherin an der Furt, in deren Gestalt die Mórrigan einmal dem Helden CuChulainn erscheint, ist in der keltischen Tradition weit verbreitet und keinesfalls nur auf Mórrigan beschränkt. Sowohl in Irland als auch Schottland und Wales gibt es Geschichten über sie. Sie sitz am oder im Fluss und wäscht blutige Kleidungsstücke oder auch Waffen und der Fluss färbt sich dadurch rot. Sie selbst wird als altes hässliches Weib beschrieben, gekleidet in Lumpen, oder auch als feenhafte Frau mit einer erotischen, aber düsteren Ausstrahlung. Die Farben schwarz und rot tauchen in der Beschreibung ihrer Haare und Kleidung oft auf. Sie prophezeit den Tod desjenigen, der sie sieht und seine eigenen Kleidungsstücke in ihren Händen erkennt. Manchmal spricht sie auch zu demjenigen, der ihr begegnet, und sehr oft erscheint sie im Herbst, in der Zeit um Samhain.
In Schottland heißt die Wäscherin bean nighe, was eine Assoziation zur bean sidhe, besser bekannt als Banshee, weckt. Diese "Frau aus dem Reich der Sidhe", wird meist als Fee gedeutet, hatte jedoch wohl ursprünglich die Funktion eines Ahnengeistes. Die Bean Sidhe gehört jeweils zu einer bestimmten Familie, und kündigt durch lautes Klagen und Heulen den nahen Tod eines Familienmitglieds an.
Die Ankündigung des nahenden Todes und die düstere Darstellung durch die blutigen Kleidungsstücke ist also ein Bindeglied zwischen der Mórrigan und anderen verbreiteten Vorstellungen im inselkeltischen Raum. Wie sieht es nun mit einem ihrer anderen Aspekte aus, ihrer Erscheinung als Raben- oder Krähenfrau über dem Schlachtfeld, die sich schließlich über die Leichen der Gefallenen hermacht? Auch hier kennt man ein ähnliches Motiv aus einem benachbarten europäischen Kulturraum, nämlich die germanischen Walküren (altnordisch valkyria). Bevor diese in der heroisch-romantisierenden Phantasie deutschtümmelnder Germanen-Fans des 19. Jahrhunderts zu prallbusigen Blondinen in schicken metallenen Rüstungen mutierten, zeigten sie in ihrer Gestalt und ihren Eigenschaften durchaus Ähnlichkeit mit ihren düsteren irischen Rabenschwestern.
Den Walküren kommt schon aufgrund ihres Namens (altnord. valr=die Leichen auf dem Schlachtfeld, und kiosa=auswählen/küren), und natürlich ihrer Schilderung in den Mythen, eine ganz ähnliche Funktion zu.
Sie sind weibliche Geistwesen, die in Vogelgestalt oder als Frauen zu Pferd, ähnlich wie die wilde Jagd Odins oder der Fraue Holle, über dem Schlachtfeld erscheinen, und die Gefallenen nach Valhalla geleiten. Genauer gesagt führen sie die eine Hälfte der Toten zu Odin und die andere zu Freya. In der Völsunga Saga erscheint eine von ihnen in Krähengestalt, und auch sonst werden sie öfters als hungrige, blutgierige Raben beschrieben, auch als Frauen, die mit Raben sprechen können, jedoch auch als Schwanenjungfrauen, wobei der Schwan ebenfalls einen starken Bezug zu Tod und Magie hatte, was sich bis in neuzeitliche Märchen erhalten hat.
Interessanterweise wird in mittelalterlichen Glossaren der Begriff "Valküre" ähnlich wie "Mórrigan" und "Badb" benutzt, um die fremdsprachlichen Begriffe Erinyen, Allecto (eine der Furien) und Bellona (gallorömische Kriegsgöttin) zu erläutern.
Anders als die Mórrigan und ihre Schwestern haben die Valkyrias oft einen stärker menschlichen Charakter, so berichten mehrere Gedichte in der Edda davon, wie sie Beziehungen zu Männern eingehen, heiraten und Kinder haben, und auch als Beschützerinnen und Lehrerinnen erscheinen, die z.B. einem Krieger ein besonderes Schwert schenken oder ihn den Umgang mit Waffen lehren.
Rest kommt später...