Bragi
#1
Gleiches Buch, andre Stelle:

BRAGI, der Sohn des Odin und der Riesin Gunnlod, war der germanische G*tt der Dicht- und Redekunst. Er war mit Idun verheiratet, der Göttin, die die Äpfel der Jugend verwahrte. Als LOKI nach Asgard zurückkehrte, nachdem er Balders Tot herbeigeführt hatte, sagte ihm der nie um Worte verlegene Bragi, dass er bei ihrem Fest nicht willkommen sei. Voller Wut nannte Loki Bragi einen lächerlichen Angeber, woraufhin Bragi damit drohte, Lokis Kopf abzudrehen, als die einzig sichere Methode, um seinen Lügen ein Ende zu setzen. Obwohl Odin beschwichtigend einzugreifen versuchte, tobte Loki nach Bragis worten nur noch mehr.  Schließlich prophezeite er die Vernichtung der Götter und floh aus Asgard.
Möglicherweise wurde Bragi erst sehr spät in das germanische Pantheon aufgenommen. Es ist nicht unwahrscheinlich, Dass dies durch die Erhebung eines Dichters zum G*tt geschah, da bei den Germanen Dichter ein fast ebensohohes Ansehen genossen wie Könige.

*zu Bragi guckt* Spy Lol
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#2
Bragi ist der Sohn des Odin; sein Vater verlieh ihm die Gabe der Dichtkunst, des Sanges und der Beredsamkeit. Schön und würdevoll ist er von Angesicht, seine erhabene Götterstirn leuchtet von den hohen Gedanken und aus seinen Augen sprühen die heiligen Funken der Begeisterung. Tief wallt ihm der weiße Bart auf die Brust herab, und man sagt zurecht dass kein Ase oder gar ein Menschenkind von Midgard eine solch stolze Hauptzierde trägt wie Bragi der Sangesmeister.

Tönende Lieder klingen von seinen Lippen, und seine Rede ist lieblicher als die Stimme der Vögel und das Rauschen der Wasser, denn man munkelt man habe ihm die Runen auf die Zunge geritzt. Von Bragi haben die Skalden und großen Redner ihre Gaben. Denn Bragis Talent der Harfe wird nur von seiner gewandten Zunge übertroffen. Niemand kennt so viele uralte Geschichten und Sagas wie er, und obwohl er kein Freund von wildem Schwerterwald ist, so genießt er als Hüter des vorväterlichen Erbes doch hohe Gunst unter den Asen.

Die Gemahlin des Bragi ist die Iduna, die Hüterin des immergrünen Gartens und der goldenen Äpfel. Verwunderlich scheint es dem stillen Beobachter unter den Asen, sieht er das jungendliche Antlitz der Iduna und das alterweise ihres Gemahls; doch täuschet euch nicht. Das Feuer der Jungend lodert auf, erhebt der G*tt seine wundervolle Stimme.


Die Verehrung Bragis unter den Völkern der Nordhjamar, der Vestlinge/Frenken und Danen.

Im Gegensatz zu anderen AsenG*ttheiten verfügt der Kult des Bragi über keine eigene Priesterschaft im eigentlichen Sinne. Auch eine völkerspezifische Verehrung lässt sich im Grunde genommen nicht finden; Bragi ist der G*tt der Skalden und Spielleute und somit sind sie in gewisser Hinsicht seine Priesterschaft, auch Bragis Gefolge genannt. Sieht man also einmal von den natürlichen Unterschieden der verschiedenen Menschenvölker ab, so sind die Skalden und Spielleute doch ein recht gleicher Haufen. Bescheiden (obwohl sich einige Skalden unter den Vestlingen neuerdings in recht prunkvoller Gewandung präsentieren), redegewandt und eines Instrumentes fähig.

Aber ein echter Skalde muss sich nicht nur auf die Sangeskunst und das Streichen seiner Saiten verstehen - er muss intelligent und gebildet zugleich sein. Er muss stets die neuesten Nachrichten kennen, die kühnsten Heldentaten und die wundervollsten Reckenlieder. Auch versteht sich Bragis Gefolge auf die Runenkunde, insofern die Runen als Schriftzeichen, nicht als Zauberzeichen, genutzt werden. So wundert es sicherlich keinen mehr, dass die wandernden Anhänger des Bragi in jeder Siedlung gern gesehene und geschätzte Gäste sind. Meist genügt schon ein Horn schlichten Mets, den die Anhänger des G*ttes Kwasirs Blut - den Dichtermet, nennen. Vielleicht liegt es an Bragis eigener bescheidener Natur, dass es keine direkten Rituale gibt um dem G*tt seine Ehrerbietung zu zeigen. Dem Herrn der Dichter reicht schon ein mit würdevoller Leidenschaft vorgetragenes Heldenlied.

Von den verlorenen Kindern des Bragi, die Barden der Kaltarer
Wie in jüngster Vergangenheit immer wieder aus Kaltara wiederkehrende Reisende berichten, scheint es auch im Land der dem Irrglauben verfallenen Sonderlinge Skalden zu geben. Obgleich diese Saiten streichenden Gesellen gleich wie die uns bekannten und geschätzten Diener des Bragi, der Harfe oder gar der Laute fähig sind, wollen sie von ihrem realen Herren wenig wissen. Die Kaltarer verfügen über ein eigenes, nicht mit den Asen oder Wanen verwandtes, Göttergeschlecht. Ob es nun ein Wink des von den Nornen bestimmten Schicksals ist oder der tatsächliche Unmut des Bragi; der Barde (kaltarisch für Harfenrührer) hat sich unter den Asengläubigen Völkern Midgards mittlerweile als Schimpfwort eingebürgert - für einen schlecht spielenden Skalden, der sich nicht um die Traditionen des Götterskalden schert.

Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!
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#3
Odin übergab jedem der Asen irgendeine Eigenschaft, welche derselbe wieder an seine Lieblinge verleihen konnte: so dem Thor die Stärke, der Freya die Liebe, dem Baldur die Schönheit, und so auch dem Braga, wie Bragi auch genannt wird, den begeisternden Dichtermet. Nun bewahrt Braga denselben, spendet ihn jedoch nur an wenige Erlesene, macht aber selbst häufig Gebrauch davon, so daß seinem Munde kein geistloses Wort entflieht und alles, was er sagt, Weisheit im Gewande der Schönheit ist.

Den Ankommenden in Walhalla geht er entgegen in Gesellschaft des Hermods, sie mit dem Göttergruße empfangend: "Tretet ein in Walhalla, genießt Einherjerfrieden und trinket geheiligten Met mit den Asen." Des Gottes Zunge ist mit Runen bezeichnet, und so wird er zum Erfinder der Sprache.

Der G*tt war so hoch geehrt, daß Gelübde, bei seinem Becher abgelegt, unverbrüchlich gehalten wurden; auch bei dem Regierungsantritt eines Fürsten spielte dieser Becher (Bragafull) eine wichtige Rolle. Wenn die Leichenfeierlichkeiten für den verstorbenen Herrscher gehalten wurden, saß der neue König nicht auf dem Thron, sondern auf einem Stuhle vor demselben, bis von dem Priesterchor der Bragafull gebracht wurde; nun erhob er sich, ging demselben entgegen, ergriff ihn zum Preise des Gottes, legte ein wichtiges, auf seine Regierung Bezug habendes Gelübde ab, und leerte ihn mit einem Zuge; mußte er absetzen, so war dies ein sehr übles Vorzeichen. Nun erst bestieg er den Thron.
Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!
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#4
Sag mal Hælvard, hoch hebst du den G*tt der Dichtkunst, und habe ich dich auch unter seinem Namen kennengelernt, muss ich dich doch jetzt mal fragen: Dichtest du eigentlich?

Ich selber finde ja, dass heutzutage die Dichtkunst in der Gesellschaft eine sehr herabwürdigende Stellung erhalten hat. Gerade weil sie den Geist in höhere Spähren erhebt und für Weiterentwicklung zugänglich macht. Verstoßen, wie ein Relikt aus alten Tagen, widmet man sich lieber Filmen und Fernsehen oder einfach geschriebener Unterhaltungsliteratur.

Auch das Poesiealbum, einst ein Freundschaftsband unter Erwachsenen in literarischen Kreisen, in dem man seine künstlerischen Beiträge verewigte, wurde heute zu einem Brauch für Kinder herabgestuft.

Und wird es doch mal angesprochen, dann finden sich schnell "moderne Künstler" ein, die weder Reim noch Reihenfolge einhalten und nur versuchen politische Ansichten zu verbreiten. Das ganze nennt sich dann "Poetry-Slam" auf Neudeutsch.

"Pah, Dichter, was können die schon außer Reimen, brotlose Kunst!", dabei weiß jeder, der sich mehr mit dem Thema befasst, dass es hohe Kunst ist, die richtigen Worte zu finden und die überlappenden Strukturen in den Versen Silbe für Silbe einzuhalten.

Die Schwester der Dichtkunst ist ja bekanntlich die Malerei, wobei diese als stumme Dichtung angesehen wird. Während man diese selbst als blinde Malerei bezeichnet.
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#5
Insbesondere zur Julzeit, also zur Wintersonnenwende, war es bei den Germanen üblich, Eide abzulegen, die sich auf Vorhaben für die Zukunft beziehen. Diese Eide wurden über einen Kelch mit Met gesprochen (Bezugnahme zum Bragafull), den man anschließend in einem Zug leerte.

Zitat:Bragi war so hoch geehrt, daß Gelübde, bei seinem Becher abgelegt, unverbrüchlich gehalten wurden;

Das Überbleibsel davon findet man heute zum Jahreswechsel, wenn die neuen und guten Vorsätze bekräftigt werden.
Fälschlicherweise wird heute dazu Sekt gereicht! Das erschließt sich einzig über den ursprünglich festlichen Charakter eines solches Eides bzw. Vorhabens, und vor allem aus der fatalen Fehlinterpretation, daß es Alkohol sein muß. Dabei hat Sekt nichts mit dem tieferen Sinn des Mets zu tun. Denn hier ging es nicht darum, sich zu betrinken, sondern um den dem Met innewohnenden symbolischen Gehalt, welcher sich auf Kwasir zurückführen läßt und darauf, daß Met der Nektar der Götter ist. Der Nektar, den die Götter trinken. Im Griechischen als Ambrosia bekannt. Ein herrlich schmeckender (alkoholfreier) Fruchsaft zum Bekräftigen der neuen Vorsätze, kommt dem Ursprung also wesentlich näher, als ein alkoholisches Getränk bzw. ein Glas Sekt!

Kwasir: Die Asen führten mit den Wanen seit langen Jahren Krieg; überdrüssig der nicht aufhörenden Streitigkeiten, beschlossen sie ein Wesen zu schaffen, dessen Weisheit sie sich anvertrauen, den sie zum Schiedsrichter nehmen wollten.

Asen und Wanen spieen in ein Gefäß und bildeten den Kwasir. Er war so weise, daß niemand ihm eine Frage vorlegen konnte, die er nicht zu beantworten gewußt hätte. Deshalb reiste er, nach vollzogenem Schiedsrichteramt, in der Welt umher, um die Menschen Weisheit zu lehren. Allein zu den Zwergen Fjalar und Galar gelangt, fanden diese an seinem Rat nicht genug, sie wollten ihn ganz haben, schlachteten ihn daher, und mischten sein Blut mit Honig, einen köstlichen Met daraus bereitend, so daß jeder, der davon trank, zum Dichter wurde. Die Götter, welche sich nach dem Weisen erkundigten, erhielten zur Antwort, Kwasir sei in seiner eigenen Weisheit erstickt (noch jetzt im Norden sprichwörtlich, für Solche, die sich übermäßig klug dünken), weil niemand ihm dieselbe habe abfragen können.

   
Die Zwerge Fjalar und Galar.

Nicht lange nach dieser Tat, erschlugen die Zwerge auch den Riesen Gilling und dessen Gattin im Schlafe mit einem Mühlstein. Gillings Sohn, der Riese Suttung, suchte nach Rache, als er die Zwerge ergriff und sie mitten im Meere, auf einem Felsen, dem Hungertode preisgegeben, aussetzte.

   

In dieser Not boten sie demselben für ihre Freiheit den kostbaren Dichtermet, der aus dem Blut des weisen Kwasir gemacht war. Suttung nahm den Antrag an, gab den Zwergen die Freiheit und ließ den Met durch seine Tochter, die schöne Gunlöd, im Hnitberge sorgfältig bewahren. Odin verschaffte sich durch List den Eingang in den Berg, und durch die Gunst der jungen Riesin den ganzen Vorrat von Met. Von daher kommen alle Namen, welche der Dichtermet in der Edda führt: Kwasirs Blut, Zwergentrank, Hnitbergsmet, Zwergenlösegeld.

   

Zitat:Odin übergab jedem der Asen irgendeine Eigenschaft, welche derselbe wieder an seine Lieblinge verleihen konnte: und so auch dem Braga, wie Bragi auch genannt wird, den Dichtermet. Er spendet ihn jedoch nur an wenige Erlesene, macht aber selbst häufig Gebrauch davon, so daß seinem Munde kein geistloses Wort entflieht und alles, was er sagt, Weisheit im Gewande der Schönheit ist.

Und so sind auch die Eide zu verstehen, daß sie eben keine geistlosen Worte sind, sondern Worte, an die es sich zu erinnern gilt, an die man sich freien Herzens gebunden hat und an die man sich hält!
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#6
Folgend die obige Geschichte in Versform.

Vom Ursprung der Dichtkunst.

Er saß, umstrahlt vom ew'gen Lichte,
der Göttervater in Walhall,
mit sonnenhellem Angesichte,
und um ihn her die Asen all.

Die horchten staunend dem Berichte,
gesungen zu der Saiten Schall.
Nie war noch in so zaubervollen
Glutworten ihm Gesang entquollen.
Selbst Bragi, Meister im Gedichte,
füllt' Asgard nie mit gleichem Hall.

Odin sang:
Euch ward die Kunde, Ihr hohen Asen,
vom süßen Tranke aus Kvasirs Blut;
der überwunden Fjalar und Galar,
wo Suttung wahrte das hohe Gut.

In tiefer Oede, wo Licht nicht mochte
hinunterdringen zur Grabesnacht,
da saß Gunlöde, des Joten Tochter,
des Trankes hütend im düstern Schacht.

Und über'm Hügel, da hütet Bauge (der Bruder von Suttung),
der Ohm der Jungfrau, den dunkeln Ort.
Neun Riesen dienen gar willig Bauge;
auf Wiesen schwangen sie Sensen dort.
Kam zu den Knechten ein Unbekannter;
der schliff und schärfte die Sensen gut;
warf drauf den Wetzstein, den wollten alle:
so trank die Erde der Kämpfer Blut.

Bald kam zu Bauge der Unbekannte (Odin),
wo Kummer klagte der Knechte Fall.
„Gib mir vom Zauber gewalt'gem Tranke,
so will ich warten der Arbeit all."

So bat ihn Bölwerk (Odin), der fremde Wandrer,
und Baug' erwidert: "Er ist nicht mein!
Doch wirst Du warten treu meiner Arbeit,
dann werd' ich wieder Dir willig sein.“

Es schwand der Sommer, schon war die Arbeit
vollbracht von Bölwerk; der bat um Lohn.
Und Bauge fordert des Tranks vom Bruder:
Da gab der Jote ihm Spott und Hohn.

Drauf beide bohrten am Berge heimlich,
bis tief zum Gange der Bohrer drang,
Allein war Bauge, sein Blick sucht Bölwerk:
Der schlich als Schlange schon tief im Gang.

Durch Klüfte schlüpfte, durch düstre Höhlen
voll gelben Goldes der glatte Wurm.
Noch saß betrübet des Riesen Tochter
tief unter Wellen und Meeressturm.

Sie saß im Schlummer, sich träumend sehnend
nach Licht und Liebe und Lebenslust.
Da kam der Wandrer des Tranks begehrend,
die Süße seufzte, ach, unbewußt.

Der Wandrer fragte, als sie erwacht war:
„Gibt mir Gunlöde vom Tranke gern?“
Die Jungfrau zagte, denn nicht mehr Nacht war,
Und fern der Jote, ihr Vater fern.

   

Es trank der Wandrer vom Goldmet dreimal,
und Wonne wallte ihm warm um's Herz.
Er schwang, ein Adler, auf freien Flügeln
mit Suttungs Tranke sich himmelwärts.

Ich war der Wandrer, ich war die Schlange,
mir gab Gunlöde das edle Naß!
Das soll nun laben und lichtwärts tragen
aus Gram und Oede, ohn' Unterlaß!

Er sangs, und goß die reine Schale
voll Dichtermet in Asgard aus.
Hinfloß die Flut im mächt'gen Strahle,
und ward ein ew'ger Strom daraus,
der rauschte stolz vom Asensaale
in alle Welt hinab, hinaus.
Auch zu den Menschen floß er nieder,
sie nannten ihn den Strom der Lieder,
als längst die Luſt beim Göttermale,
verstummt und Asgard sank in Graus.

Und nie versiegt ist seine Quelle,
die hoch im Götterland entsprang;
Sie rieselt sanft, sie sprudelt helle,
ihr leises Rauschen tönt Gesang.
Und Freude schifft auf ihrer Welle,
die weckt der Lieder holden Klang
und wer aus ihrer Flut sich labet,
der wird zum G*tt, wird hochbegabet,
der schwebt mit Adlerflügelschnelle
empor zum Licht im heil'gen Drang!
Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!
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