Schwertpflege
#3
Hier noch weiteres. Alles nachfolgend gesagte gilt nur für handgeschmiedete Schaukampfwaffen (europäisch!). Nicht für die Billig- und Dekorklingen, die nur zu Dekozwecken verwendet werden sollten. Japanische Waffen sind ebenfalls nicht gemeint, hierzu kann Ninja gerne ausführen, sofern er will.

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Ich empfehle grundsätzlich: Kohlenstoffstahl (zum Üben) oder noch besser: Federstahl (höchste Qualität, aber sehr teuer). Der Vorteil: Diese Schwerter bestehen aus professionell gehärtetem Federstahl (keine alten Blattfedern, sondern hochwertiges, neues Material) und sind bis ins Detail für den harten Einsatz in Schau- und Freikampf konzipiert. Die Klingen sind so elastisch, daß sie ohne bleibenden Verzug auf über 90 Grad gebogen werden können. Das äußerst geringe Gesamtgewicht von i.d.R unter 1,5 kg und die daraus resultierende, hervorragende Ausgewogenheit runden das Bild ab. Je nach Ausführung kostet ein Kohlenstoffstahlschwert bis zu 500 Euro und ein Federstahlschwert ab 500 Euro oft 4-stellig.

Alles andere ist Schund und hält nicht lange.

Mit dem Kauf eines Schwertes, einer Schwertscheide oder evtl. auch beidem zusammen kauft Ihr ein hochwertiges Produkt alter Handwerkskunst. Dessen solltet Ihr Euch im Klaren sein. Bei der richtigen Pflege und Aufbewahrung werdet Ihr lebenslang viel Freude an Eurer Klinge haben! Zu diesem Zweck im Folgenden ein paar Hinweise auf die Behandlung, Pflege und Lagerung. Bei Fragen, die über diese Zusammenstellung hinausgehen, bitte ich um entsprechende Rückfrage.


Schwerter:

- Faßt man möglichst nie mit bloßen Fingern an der Klinge an, da Handschweiß sehr aggressiv sein kann und das Material nachhaltig schädigt. Auch nicht rostfreie Griffteile mögen den Kontakt mit der Haut auf Dauer nicht.

- Hat man die Klinge doch einmal berührt so reinige man sie besser sofort als später mit einem sauberen, trockenem Tuch und öle sofort wieder nach. Die Griffteile reinigt und ölt man natürlich nach jedem intensiveren Hautkontakt.

- Man hüte sich aber bitte auch vor übermäßigem Gebrauch von Öl! Die Scheide besteht vollständig aus "saugfähigen" Materialien. Diese können, wenn man es übertreibt "durchweichen", was zu häßlichen Flecken führen kann. Ein leichter Ölfilm auf der Klinge genügt vollauf.

- Ein Schwert sollte nicht über größere Zeiträume (etwa zwei Wochen oder mehr) ohne regelmäßige Kontrolle und Pflege (Reinigen und Ölen) in der Scheide gelagert werden.

- Schwerter, die zum Einsatz in der historischen Kampfkunst gedacht sind, dürfen keinesfalls "Schneide auf Schneide" gegeneinander eingesetzt werden. Erstens ist das nicht historisch, und zweitens gibt es kein Material auf dieser Welt, welches dies unbeschadet überstehen kann.

- Schwerter mit Scharten sind erstens kaputt und haben zweitens nichts in der Scheide verloren, solange die entstandenen scharfen Kanten nicht sauber und vollständig ausgeschliffen worden sind! Diese zerstören sonst das "haarige" Innenleben und damit die Funktion des wertvollen Futterals!

- Wer mit seinem scharfen Schwert Schnitttests machen möchte, frage mich oder Ninja bitte vorher nach der richtigen und sinnvollen Ausführung. Das Schneiden mit dem Schwert ist schwierig und erfordert "Trockenübungen", sonst kann auch die beste Klinge beschädigt werden.

- Hochwertige Schwerter gehören zum Schärfen nicht in die Hände von Messer- oder den sprichwörtlichen Scherenschleifern!!! Die unsachgemäße Verwendung von Maschinen kann die Härte des Stahles und damit letztlich die Klinge zerstören.

Deshalb:
Wenn einmal ein hochwertiges Schwert stumpf geworden ist, kann man es ab etwa 250 Euro professionell schärfen lassen. Das lohnt sich also nur bei Schwertern, die über 1.000 Euro gekostet haben. Es gibt in Deutschland nicht viele Fachleute, die das Schärfen von Hand mit Steinen halbwegs beherrschen. Man hüte sich deshalb vor den oben genannten "Fachleuten" die leider, wie die Erfahrung gezeigt hat, oft keine sind ... Notfalls eben selbst machen (lassen) und dabei in Kauf nehmen - wie oben beschrieben. Das ist dann billiger und reicht notfalls auch.


- Es ist eine Frage des Anstandes, Schwerter, auch stumpfe, nicht gegen Menschen, Tiere und Pflanzen zu richten. Sei es nur "zum Spaß" oder gar zur Bedrohung. Wer diese einfache Regel beherzigt, zeigt damit Kompetenz im Umgang mit Schwertern und Respekt im Umgang mit seiner Umwelt und Mitlebewesen. Vor dem Training mit einem Partner bekundet man üblicherweise seine friedliche Absicht durch eine Begrüßung. Das geht auch hier in Europa, nicht nur im fernen Osten!


Schwertscheiden:

Im großen Ganzen gelten hier, vor allem für Metallbeschläge, ähnliche Regeln, wie für die Schwerter selbst, einige sind allerdings noch besonders wichtig:

- Verschmutzte Klingen, d. h. solche, die zuvor mit bloßen Fingern berührt, längere Zeit im Training benutzt, mit fragwürdigen "Pflegemitteln" behandelt worden sind, auf dem Boden gelegen haben oder gar rostig sind, sollte man tunlichst nicht zurück in die Scheide stecken, ohne sie vorher zu reinigen! Merkwürdige Öle o. ä. können auch durch Kontakt mit "fremden" Klingen aufgenommen werden. Rost in der Scheide oder an der Klinge fördert das Weiterrosten! Deshalb gilt diesem Punkt besondere Beachtung.


Übrigens:

Nach einem alten "Aberglauben" bringt es Unglück, eine ungereinigte Klinge zurück in die Scheide zu stecken. Das Unglück besteht aber in jedem Fall darin, daß die Scheide und die Klinge dadurch nach und nach kaputtgehen. Manche Scheidenkostruktionen, speziell frühe Exemplare z. B. der Kelten lassen vermuten, daß diese zur Reinigung des Scheideninneren zerlegbar waren.

- Man verwende möglichst ausschließlich entweder reines Kamelienöl zur Pflege von Klinge und Scheide, oder das japanische Nelkenöl, welches es z.B. bei der Firma "Dick" zu kaufen gibt. Das wäre die optimale Methode.

ABSOLUT UNGEEIGNET sind: Duftöle, ätherische Öle, Fette jeder Art, Waffenöle (Ballistol o. ä.) Pflanzenfette oder Öle aus der Küche (Stichwort: Fettsäuren), Maschinenöle, "Rostschutzmittel".

Auch das o. g. Nelkenöl aus der Apotheke eignet sich leider nicht immer zur Pflege und ist nur eine Empfehlung für Kohlenstoffstahlklingen oder andere Schwerter unter 500 Euro. Das japanische Nelkenöl ist kein reines Nelkenöl, sondern ein Verschnitt diverser, höchstwertiger Pflanzenöle.

- Man hüte sich aber bitte auch vor übermäßigem Gebrauch von Öl! Die Scheide besteht vollständig aus "saugfähigen" Materialien. Diese können, wenn man es übertreibt "durchweichen", was zu häßlichen Flecken führen kann. Ein leichter Ölfilm auf der Klinge genügt also vollauf.

- Scheiden können keine Wunder wirken! Deshalb: Wenn es auf einer Veranstaltung regnet: Ab ins Trockene. Niemals Schwert und/oder Scheide längere Zeit auf die Wiese legen. Ist doch einmal etwas naß geworden, kann man die Scheide (ohne Schwert!) langsam an einer nicht zu heißen Heizung wieder trocknen lassen. Gehänge und Beschläge sollten zuvor entfernt werden. Die Scheide wird erst dann wieder verwendet, wenn sie sicher trocken ist. Evtl. verändert sich beim Trocknen die Paßform etwas. Ich gebe dann gerne Tips zur Beseitigung solcher leichter Mängel.

- Ein Schwert sollte nicht über größere Zeiträume (etwa zwei Wochen oder mehr) ohne regelmäßige Kontrolle und Pflege (Reinigen und Ölen) in der Scheide gelagert werden.



Zubehör:

- Auch Lederpflegemittel sind fehl am Platze. Wer seinem ledernen Scheidenbezug etwas Gutes tun will, halte ihn einfach möglichst sauber. Bei Veloursleder ("raue" Seite außen) kann man ggf. mit einer nicht zu harten Bürste (z. B. vom Schuhmacher) von Zeit zu Zeit säubern. Gehänge aus dickem Gürtelleder kann man hin und wieder mit Lederöl oder - Fett behandeln. Dabei aber bitte aufpassen, dass der Scheidenbezug nicht verschmiert wird!

Am sichersten und einfachsten läßt sich arbeiten, wenn man das Gehänge und evtl. vorhandene Beschläge zuvor demontiert. Bei vielen historischen Konstruktionen ist dies mit wenigen Handgriffen möglich.

Kamelienöl und andere Pflegemittel gibt es auch bei mir zu kaufen. Nicht alles steht im Angebot der Internetseite, wird aber sicherlich noch nachgeholt. Bitte fragt, wenn ihr trotz aller Warnungen ein neues "Wundermittel" ausprobieren wollt, vorher wenigstens kurz nach, ob es nicht möglicherweise Klinge oder Futteral schädigen kann.
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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[Kein Betreff] - von Paganlord - 24.05.12005, 09:57
[Kein Betreff] - von Hælvard - 24.05.12005, 10:15
[Kein Betreff] - von Paganlord - 24.05.12005, 11:52
[Kein Betreff] - von Nuculeuz - 24.05.12005, 16:34
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[Kein Betreff] - von Nuculeuz - 24.05.12006, 18:06
[Kein Betreff] - von Paganlord - 29.05.12006, 14:46

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