14.07.12008, 10:08
Zitat:Vielleicht, aber nur vielleicht ist die Sache mit dem Erstgeborenen doch nur eine der "Programmierungen", die sich eben sehr lange und tief gehalten hat, da die Bedeutung des Erstgeborenen immer wieder gepflegt und eben mit Energie versorgt wurde.
Das mit den Erstgeborenen ist eine reine Körpersache, eine natürliche Veranlagung, daß dem Erstgeborenen mehr Ressourcen zur Verfügung stehen. Also keine Programmierung. Programmierung wäre: wenn sich ein Mensch nur in einem Erstgeborenenkörper inkarnieren will. Auch das gibt es bzw. ist manchmal notwendig.
Wir haben hier ja bereits viel vermutet, warum die Natur das so eingerichtet hat. Vielleicht ist es das natürliche Wettkampfprinzip, das stets den Ersten bevorzugt; vielleicht eine Art Vorsichtsmaßnahme oder tatsächlich die besagte Materialermüdung. Irgendwo hier liegt der Grund für diesen Fakt.
Wie 7x7 schreibt, gibt es auch in Märchen, Sagen und Mythen die verschiedensten Hinweise zu dieser Erstgeborenenthematik. Der Erste hat deshalb alle Rechte, weil er eben als erster da gewesen ist, weil sein Ankommen mit den Naturgeistern abgesprochen und befürwortet wurde und weil er in den meisten Fällen als größer und kräftiger als die jüngeren Geschwister beschrieben wird — so die zumeist simple Märchenbegründung.
Inte schreibt weiter oben von den Drittgeborenen. Hier muß man jedoch berücksichtigen, daß es sich bei der mythologischen Ziffer 3 nicht um eine Geburtszahl, sondern um eine magische Auslösezahl handelt. Das hat also nichts mit dem Erstgeborenenrecht zu tun, sondern ist eher mit den "3 Haselnüssen", den "3 berühmten Wünschen" oder die "drei magischen Wunschrunden" zu vergleichen. Der Sohn ist dem Sinne also ein Gedanke/Wunsch, der materielle Form annimmt. Sohn/Kind = Wunsch/Gedanke ist ein häufiges Kenning/Symbolsprache in Märchen, Mythen und Überlieferungen. Der Sohn von XYZ kann also auch immer ein Wunsch/Gedanke sein, der sich nun endlich erfüllt hat. Diesbezüglich sind auch die meisten "sehnlichen" Kinderwünsche in Märchen und Mythen zu verstehen. Es kommt hier auf den Sinnzusammenhang an, so wie eben immer im Leben.
Zitat:Aber die Jüngsten haben oft das Glück, dass sie etwas 'freier' aufwachsen, sich individuelller entfalten können und weniger die Last von Verantwortung tragen, als die Älteren.
Genau dazu gibt es auch ein schönes Beispiel aus der preußischen Geschichte. Ich meine den plötzlichen Tod des preußischen Thronfolgers "Kurprinz Karl-Emil von Brandenburg" im Jahre 1674. Plötzlich wurde der zweitgeborene Friedrich in die Pflicht genommen und mußte in die sehr großen Fußstapfen treten, die der Erstgeborene hinterlassen hatte. Friedrich wurde jedoch Thronfolger (und später König), und diesem Umstand ist es zu verdanken, daß die Preußen heute "Fritzen" und nicht "Emils" geheißen werden. Man kann diese Geschichte im Internet nachlesen bzw. können wir sie mal gesondert im Geschichtsordner diskutieren. Ich glaube, daß man an diesem Beispiel gut erkennt, wie anders die Erziehung von Erstgeborenen in der Regel verläuft (bzw. früher verlaufen ist).
Also der Erstgeborene wird vom Vater auf die Thronfolge vorbereitet, zu Härte, Unabhängigkeit und militärischem Drill erzogen, und dem Zweitgeborenen wird von Mutter und Großmutter das musische und künstlerische in den Charakter geprägt. Auch in gewisse frauenmagische Geheimnisse wurde Friedrich eingeweiht. Als er wegen des Bruders Tod dann die Thronfolge antreten muß, muß er erst lernen, sich in der Männerwelt zu behaupten, was zu vielfältigen Konflikten (auch mit dem Vater) führt.
An diesem Beispiel läßt sich verfolgen, daß Friedrich nicht über die gleichen Kräfte und Anlagen wie sein Bruder verfügt (zudem noch eine Körperbehinderung dazukommt), aber trotzdem seinen Weg mit Erfolg, aber mit den typischen Mitteln und Prägungen eines Zweitgeborenen geht. Und schließlich ist dieser zweitgeborene Friedrich dann der erste König in Preußen (und auch der Opa von dem ganz ganz großen Fritzen. :-) ).
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!