Preußen, Rußland, Polen und Monarchie
#23
Hallo!

Zitat:So demokratisch, wie eben auch nur bestimmte "Römer" gewählt werden durften (Klientelverhältnisse, Vermögensnachweis beim Zensus usw.). Das ist ja gerade der Witz, daß die Demokratie sich durch solcherart selbst demaskiert.

Zitat:Habe ich je behauptet, dass der römische Staat eine "Demokratie" war?

Ob Du es behauptet hast oder nicht - es war eine Demokratie, die sich in den wesentlichen Punkten nicht vom heutigen demokratischen System unterscheidet. (Du kommst mir vor wie die Linken in der ehemaligen DDR, die posthum erklärten, es wäre ja kein richtiger Sozialismus/Kommunismus gewesen, der in der DDR und im übrigen Ostblock geherrscht hätte). Selbst der inzwischen 87jährige Radikal-Demokrat Helmut Schmidt gesteht gewisse Demokratieprobleme ein, wie gerade z. B. das Mehrheitsprinzip, welches nunmal der Masse Recht gäbe, aber nicht demjenigen, der im Recht ist. Siehe auch Muamar al-Qadafi (Die Lösung des Demokratieproblems), falls Dich das Thema näher interessiert.

Was die Römer betrifft. Hättest Du Jura studiert, dann wüßtest Du, daß sich sogar das heutige Rechtssystem nach dem der alten Römer richtet und nach wie vor als Muster der heutigen Strafprozeßordnung dient. Mit der vorimperialen Staatsform Demokratie verhält es sich ebenso. Das Muster wurde von den heutigen kopiert - bis hin in die fast kleinste Facette.


Zitat:Du solltest im griechischen Wörterbuch nachschlagen, dann findest Du heraus, daß Demos der Abschaum (Abschäumen der Schafzüchter) ist und im Sinne von Volk mit 'Pöbel_ übersetzt wird. Also heißt Demokratie = Pöbelherrschaft.

Zitat:Einen Begriff muß man immer aus der historischen Zeit betrachten. So kommt es auch, dass Begriffe über Jahrhunderte ihre Bedeutung verändern, denn sie dienen ja nur als Verweis auf etwas. Dadurch, dass der Begriff "Demokratie" heutzutage als Oberbegriff für Regierungsformen benutzt wird, bei denen eine Volkssouveränität vorausgesetzt wird, sehe ich auch keinen Grund, ihn in seiner ursprünglichen Bedeutung zu wählen.

Jaja, man kann sich der Erkenntnis auch beharrlich verweigern. Demokratie heißt Pöbelherrschaft, denn Volk heißt auf griechisch: laos und heißt es bis heute. Da kannst Du gerne ein Wörterbuch von 2006 zur Hand nehmen, denn da steht es schwarz auf weiß geschrieben.


Zitat:(Im übrigen bestätigt auch Dein ethymologischer Verweis, dass Demokratie sich auf das "einfache Volk" bezieht und somit in einer Feudalgesellschaft nichts zu suchen hat.)

Es geht darum, daß der Pöbel herrscht und jede Demokratie (in Wirklichkeit) deswegen eine Ochlokratie ist, ein System, in dem die Minderbefähigten das Sagen haben. Siehe Aristoteles. (Jaja, die alten Philosophen, ohne die Du die heutige Welt nicht verstehst. Lest ihr das auf der Uni nicht mehr? Da muß man sich über Pisa nicht wundern.)


Zitat:Ich bestreite nicht die heutige wirtschaftliche Abhängigkeit des Staats vom Kapital, zumal das Recht auf Eigentum(svermehrung) als unveräußerliches Grundrecht manifestiert ist, und die (auch manipulativen) Auswirkungen auf die Wählerschaft.

Naja, wenigstens mal eine Gemeinsamkeit. :-)


Zitat:Aber dennoch liegt dies nicht allein an der Regierungsform, sondern am wirtschaftlichen System. Die zunehmende Abhängigkeit des Staats vom Kapital ist u.a. eine Folge der industriellen Revolution (und des ihm vorrausgehenden Manufakturwesens). Und auch im Feudalismus und Absolutismus waren die Könige an die jeweiligen Finanzkassen gebunden. Auch schon in der Zeit begann eine zunehmende Abhängigkeit des Herrscherhauses von der jeweiligen wirtschaftlichen
Lage.

Das haben wir bei der Demokratie/Monarchie-Diskussion schon behandelt. Die industrielle Revolution führte zum Niedergang der Monarchien, weil die Geldmacht für den Monarchen immer unkontrollierbarer wurde und sich schließlich in der Staatsform Demokratie verselbständigte. Demokratie ist sozusagen die eigens für das Kapital gegründete (passende) Staatsform. Die Mehrheitsverhältnisse des Kapitals bestimmen die Entscheidungen - das geht nur in einer Demokratie und ergo deswegen = Demokratie als das ideale Gesellschaftskonstrukt der Hochfinanz.


Zitat:Dies ist eine Behauptung, die schon fast einen politisch-paranoiden Charakter annimmt. Der Zusatzvertrag hatte einfach keine allzu große historische Bedeutung.

Bedeutung hat, was in der BILD-Zeitung steht - oder wie jetzt? In Bezug auf diese Diskussion ist diese Zusatzklausel allemal von Bedeutung, weil sie zeigt, wie zwei entscheidene Herrscher (Friedrich II. und Katharina II.) über den Demokratismus gedacht haben. Und genau darum ging es hier.


Zitat:Es ging lediglich darum, dass die beiden Großmächte erhofften, durch Beibehaltung des feudalistischen Wahlmonarchiesystems Einfluss auf das polnische Königtum zu nehmen. (Katharina war es nämlich gelegen, ihren Günstling Poniatowski an die Macht zu bringen).

Ja eben, was bei einer starken Monarchie nicht möglich gewesen wäre. Wenn Herrscher per Gesetz eingesetzt werden können, dann wird man auch immer versuchen diese einzusetzen. Bei einer erblich geregelten Herrschaftsfolge ist dies unmöglich. Deswegen ist diese Erbmonarchie die unabhängige und starke - welche man eben in diesem Fall verhindern wollte, weil man ein starkes Polen nicht wollte. Da war Demokratie das beste Medizin, um den Patienten schwach zu halten. So herum läuft der Hase.


Violetta

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