Woran erkennt man emotionale Menschen?
#51
Bragi schrieb:Man muß Krankes und Widernatürliches nicht verstehen. Wenn man es nämlich erst begriffen hat, ist man nicht mehr weit davon entfernt selbst so zu sein.

Bragi
jasu Bragi
Und wer "flickt" dann Deinen Laster?
Aber Du hast völlig Recht,ausweichen ist genau die richtige Sache.
Aber mal ganz ernsthaft :Laster anschaun,Zweibeiner anschaun dann weis ich ob`s gefährlich ist,entweder ich springe oder ich stelle mich.Und wehe dem L. oder dem Z.
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#52
Zitat:jasu Bragi
Und wer "flickt" dann Deinen Laster?

Verstehe die Frage nicht!
Kein besserer Freund – kein schlimmerer Feind!
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#53
krankes und widernatürliches?

interessante sichtweise über menschen.


aber deine sache
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#54
Hi,

bin per Zufall auf dieses Thema gestoßen und möche in diesem Zusammenhang den Alfred Adler vorstellen:
http://www.ship.edu/~cgboeree/adlerdeutsch.html

Einige Teile seiner Theorie 'könnten' auch für das Thema relevant sein.

mfg
Alex
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#55
hier der text von der Seite:

Alfred Adler

von C. George Boeree

Übersetzung auf Deutsch: Diana Wieser


Ich möchte Alfred Adler gerne vorstellen, indem ich über einen Menschen spreche, den Adler nie kennen gelernt hat: Theodore Roosevelt. Als Sohn von Martha und Theodore Senior am 27. Oktober 1858 in Manhattan geboren, sagte man von ihm, er sei ein besonders hübsches Baby gewesen, das keine Hilfestellung brauchte, als es die neue Welt betrat. Seine Eltern waren stark, intelligent, gutaussehend und recht begütert. Es sollte eine idyllische Kindheit sein.

Doch "Teedie", so wurde er genannt, war nicht so gesund, wie es zunächst den Anschein hatte. Er litt an schwerem Asthma, bekam leicht eine Erkältung, Husten und Fieber, und er litt an Übelkeit und Durchfall. Er war zierlich und sehr dünn. Auch als erwachsener Mann hatte er noch diese dünne Stimme, er war schlecht ernährt und musste wegen seiner Asthmaanfälle oftmals die Nacht in einem Stuhl sitzend verbringen. Es ist mehrmals vorgekommen, dass er beinahe wegen Sauerstoffmangels gestorben wäre.

Um kein zu negatives Bild zu zeichnen ist hinzuzufügen, dass Teedie ein aktiver Junge war - man könnte sagen, er war sogar übermäßig aktiv - und eine fantastische Persönlichkeit hatte. Die Natur hatte seine Neugier geweckt, und er führte seine Cousins und Cousinen auf Expeditionen, um nach Mäusen, Eichhörnchen, Schlangen, Fröschen und allem möglichen zu suchen, was sich sezieren oder konservieren ließ. Da er wegen des Asthmas oft lange Zeit im Haus bleiben musste, wandte er sich den Büchern zu, die er Zeit seines Lebens verschlang. Er mag ein kränkliches Kind gewesen sein, aber er hatte definitiv den Wunsch zu leben!

Nach einer Reise durch Europa, die er mit seiner Familie unternommen hatte, verschlechterte sich sein Gesundheitszustand. Er war gewachsen, aber nicht stärker geworden. Letztlich folgte er dem ärztlichen Rat und den Ermutigungen durch den Vater und begann im Alter von zwölf Jahren, Gewichte zu heben. Wie alles, was er in Angriff nahm, ging er auch enthusiastisch ans Gewichtheben heran. Und tatsächlich, er wurde gesünder und überstand zum ersten Mal in seinem Leben einen ganzen Monat ohne Asthmaattacken.

Als er dreizehn Jahre alt war, fiel ihm ein anderer Defekt an sich selbst auf: Als er zum Beispiel mit dem Gewehr, das ihm der Vater gegeben hatte, kein einziges Ziel treffen konnte oder ihm seine Freunde die Texte eines Billboards vorlesen mussten, weil ihm nicht aufgefallen war, das dort etwas geschrieben stand - man fand heraus, dass er stark kurzsichtig war!

Im selben Jahr schickte man ihn aufs Land, nachdem er einen schlimmen Asthmaanfall gehabt hatte. Auf dem Weg dorthin forderten ihn ein paar Jungs seines Alters zum Kampf heraus. Dabei wurde ihm klar, dass er sich selbst nicht verteidigen konnte, er konnte ihnen keinen Schaden zufügen. Später verkündete er seinem Vater, dass er boxen lernen wolle. Als er schließlich nach Harvard ging, war er nicht nur ein gesünderer Teddy Roosevelt, sondern sogar ein bekannter Sieger bei verschiedenen sportlichen Wettbewerben.

Der Rest ist Geschichte, wie man so sagt. "Teedie" Roosevelt wurde ein erfolgreicher New Yorker Assemblyman, ein North Dakota Cowboy, ein New Yorker Commissioner of Police, Assistant Secretary der Navy, Lieutenant Colonel der "Rough Riders", der Governor von New York und ein Bestseller-Autor, alles vor seinem vierzigsten Lebensjahr. Nach dem Tod des Präsidenten William McKinley 1901 wurde Theodore
Roosevelt der jüngste Präsident der Vereinigten Staaten.

Wie kann es sein, dass ein so kränkliches Kind zu einem derart gesunden, kräftigen und erfolgreichen Erwachsenen wird? Wieso blühen einige Kinder auf - ob kränklich oder nicht - während andere dahinwelken? Ist der Antrieb, den Roosevelt verspürt hat, ein individuelles Phänomen, oder haben wir alle etwas derartiges in uns? Derartige Fragen bewegten einen jungen Wiener Arzt namens Alfred Adler, und sie führten ihn letztlich zu einer Theorie, die Individualpsychologie genannt wird.


Biographie

Alfred Adler ist im Vorstadtbezirk Wiens am 7. Februar 1870 geboren, das dritte Kind und der zweite Sohn eines jüdischen Kaufmanns und seiner Ehefrau. Als Kind litt Alfred unter Rachitis, weshalb er erst mit vier Jahren laufen lernte. Im Alter von fünf Jahren starb er fast an Lungenentzündung. Und in diesem Alter entschied er sich bereits, Arzt zu werden.

Alfred war ein durchschnittlicher Schüler, der lieber draußen im Freien spielte, statt in der Schule eingesperrt zu sein. Er war eher aufgeschlossen, beliebt und aktiv, bekannt für sein Bemühen, seinen älteren Bruder Sigmund in allem zu übertreffen.

1895 erhielt er den Doktortitel von der Universität Wien. Während seiner Zeit an der Universität schloss er sich einer Gruppe sozialistischer Studenten an, darunter befand sich auch seine zukünftige Frau Raissa Timofeyewna Epstein. Sie war eine Intellektuelle und soziale Aktivistin, die aus Russland gekommen war, um in Wien zu studieren. 1897 heirateten sie und hatten vier Kinder, von denen zweit Psychiater wurden.

Er begann seine medizinische Karriere als Ophthamologe, wandte sich dann aber bald der Allgemeinmedizin zu und richtete seine Praxis gegenüber des Prater in Wien ein. Später dann wandte er sich der Psychiatrie zu und wurde 1907 eingeladen, an Freuds Diskussionsgruppe teil zu nehmen. Zunächst verfasste er wissenschaftliche Aufsätze zur organic inferiority, die mit Freuds Ansichten kompatibel waren, dann aber schrieb er erst einen Artikel zum Aggressionstrieb, den Freud nicht guthieß und anschließend einen Aufsatz über das Unterlegenheitsempfinden bei Kindern, in denen er vorschlägt, Freuds Gedanken zur Sexualität mehr metaphorisch als wörtlich zu nehmen.

Obgleich Freud ihn zum Präsidenten der Wiener Psychoanalytischen Gesellschaft und Co-Editor des Rundbriefs der Organisation machte, unterließ Adler seine Kritik nicht. Es wurde daher eine Debatte zwischen denen, die Adlers Ideen unterstützten und den Freudanhängern abgehalten, doch das Ergebnis fiel für Adler positiv aus, denn neun andere Mitglieder der Organisation wandten sich von der Gesellschaft ab und bildeten stattdessen 1911 die Gesellschaft Freier Psychoanalyse. Diese Organisation wurde ein Jahr später die Gesellschaft für Individualpsychologie.

Während des ersten Weltkrieges arbeitete Adler als Arzt für die österreichische Armee, zunächst an der russischen Front, später dann in einem Kinderkrankenhaus. Dort sah er aus erster Hand all die Schäden, die der Krieg anrichtet und seine Gedanken drehten sich vermehrt um das Konzept des sozialen Interesses. Er kam zu der Überzeugung, dass die Menschheit sich ändern müsse, um überleben zu können!

Nach Kriegsende arbeitete er in verschiedenen Projekten mit, in Kliniken, die an staatliche Schulen angebunden waren, sowie im Unterrichten der Lehrer. 1926 begab er sich in die Vereinigten Staaten, um dort Vorlesungen abzuhalten und nahm eine Stelle am Long Island College of Medicine an. 1934 verließen er und seine Familie Wien für immer. Am 28 Mai 1937 starb er während einer Vorlesungsreihe an der Aberdeen University an einem Herzinfarkt.


Theorie

Alfred Adler postuliert einen einzigen "Trieb", der als Antriebskraft hinter all unserem Verhalten und unserer Erfahrung steht. Als seine Theorie voll ausgereift war, bezeichnete er diese Kraft das Streben nach Perfektion. Es handelt sich um eine Sehnsucht, die wir alle in uns tragen, die Sehnsucht, unsere Potentiale voll auszuschöpfen, uns unserem Ideal immer mehr zu nähern. Wie viele jetzt bereits bemerkt haben werden, ist dieser Gedanke der verbreiteten Vorstellung der Self-Actualization sehr ähnlich.

"Perfektion" und "Ideal" sind allerdings sehr schwierige Begriffe. Einerseits sind es sehr positive Ziele. Sollten wir nicht alle nach einem Ideal streben? Und dennoch, in der Psychologie haben diese Begriffe oft eine negative Konnotation. Per definitionem sind Perfektion und Ideale Dinge, die man nicht erreichen kann. Tatsächlich nämlich haben viele Menschen ein sehr trauriges und schmerzliches Leben, weil sie versuchen, perfekt zu sein! Wir werden noch sehen, dass auch andere Theoretiker wie Karen Horney und Carl Rogers diese Problematik betonen. Auch Adler beschäftigt sich damit, doch aus seiner Sicht ist die negative Ausprägung des Idealismus eine Perversion des positiven Verständnisses. Wir kommen später noch darauf zurück.

Das Streben nach Perfektion war keinesfalls der ursprüngliche Ausdruck für diese einzige Antriebskraft in Adlers Theorie. Sein frühester Ausdruck war der Aggressionstrieb, bezogen auf die Reaktion, wie wir zeigen, wenn andere Triebe, wie das Bedürfnis zu essen, sexuell befriedigt zu werden, etwas zu erledigen oder geliebt zu werden, frustriert werden. Vielleicht nennt man dies besser den "assertiveness drive" (Trieb der Bestimmtheit), da wir mit dem Begriff Aggression physische Einwirkung im negativen Sinne verbinden. Doch eben diese Theorie des Aggressionstriebes war es, die die ersten Spannungen zwischen Adler und Freud hervorrief. Freud war nämlich besorgt, dass diese Vorstellung von der zentralen Position des Sexualtriebes in der psychoanalytischen Theorie ablenken könnte. Obwohl Freud die Vorstellung nicht gefiel, erstellte er selbst später eine sehr ähnliche Theorie: den Todestrieb.

Ein weiterer Begriff, den Adler im Bezug auf grundsätzliche Motivation verwendet hat, ist die Kompensation. Da wir alle Schwierigkeiten, Unzulänglichkeiten, Minderwertigkeitsgefühle der einen oder anderen Art haben, kam Adler in seinen frühen Schriften zu der Überzeugung, unsere Persönlichkeit sei für unsere Fähigkeit verantwortlich, diese Schwierigkeiten zu bewältigen oder auch nicht. Wie wir sehen werden, spielt dieser Gedanke nach wie vor eine wichtige Rolle in seiner Theorie, doch er wollte dies nicht als grundlegende Motivation ansehen, weil es sonst den Anschein machte, als machten uns unsere Schwierigkeiten erst zu dem, was wir sind.

Eine von Adlers frühesten Feststellungen war der maskuline Protest. Er stieß auf eine sehr offensichtliche Gegebenheit in seiner Kultur (und auch unserer eigenen): Jungen wurden höher geschätzt als Mädchen. Jungs wollten oftmals nahezu verzweifelt für stark, aggressive, machtvoll gehalten werden - also als "maskulin" - und keinesfalls als schwach, passiv oder abhängig angesehen werden - also als "feminin". Dem liegt natürlich die Einschätzung zugrunde, dass Männer irgendwie besser sind als Frauen. Und letztlich haben die Männer ja auch die Macht, die Bildung und offenbar das Talent und die Motivation, "große Dinge" zu vollbringen, und Frauen eben nicht.

Das spiegelt sich nach wie vor in den Kommentaren wider, die ältere Menschen über kleine Jungs und Mädchen abgeben: Wenn ein kleiner Junge aufmüpfig ist oder seinen Willen durchsetzen will (maskuliner Protest!), sagen sie, das sei eben so bei Jungs; wenn ein kleines Mädchen ruhig und zurückhaltend ist, wird sie für ihre Weiblichkeit gelobt. Wenn aber ein kleiner Junge still und zurückhaltend ist, machen sie sich Sorgen, ob er wohl ein Weichei werden wird; ist ein Mädchen bestimmt und setzt ihren Willen durch, nennt man sie einen Wildfang und hoffen, dass sie dieses Verhalten später einstellt!

Doch Adler betrachtete die Bestimmtheit der Männer und ihren Erfolg in der Welt nicht als Ausdruck einer angeborenen Überlegenheit. In seinen Augen war dies der Ausdruck der Erziehung, die Jungen dazu ermutig, mit Bestimmtheit vorzugehen, während Mädchen dazu nicht ermutigt werden. Doch letztlich beginnen sowohl Jungs als auch Mädchen ihr Leben mit der Kapazität für "Protest"! Weil aber viele Menschen seine Darstellung missverstanden haben, als seien Männer von Geburt an bestimmter, hat Adler diese Ausdrucksweise weniger häufig verwendet.

Bevor er das Streben nach Perfektion als Ausdruck einführte, hat er noch einen anderen Ausdruck verwendet, das Streben nach Überlegenheit. In diesem Begriff spiegelt sich eine der philosophischen Wurzeln seiner Theorien wider: Friederich Nietzsche hatte eine Philosophie entwickelt, die die Willenskraft als grundlegendes Motiv menschlichen Lebens darstellte. Zwar bezieht sich das Streben nach Überlegenheit auf den Wunsch, besser zu sein, es enthält aber auch den Gedanken, dass wir besser sein möchten, als andere, statt nur einfach besser als wir selbst. Später verwendete Adler das Streben nach Überlegenheit mehr im Zusammenhang mit krankhaftem oder neurotischem Streben.


Lebensweise

Ausgiebige Wortspiele reflektieren Adlers Bemühen, eine wirklich andere Persönlichkeitstheorie zu entwerfen, als die, die Freud vorgegeben hatte. Heute würden wir Freuds Theorie als reduktionistisch bezeichnen: die meiste Zeit seines Lebens versuchte er nämlich, die Konzepte auf den physiologischen Level zurückzuführen. Zwar gestand er letztlich sein Versagen in dieser Hinsicht ein, dennoch aber wird das Leben im Zusammenhang mit grundlegenden physiologischen Bedürfnissen betrachtet. Zusätzlich neigte Freud dazu, die Person in kleinere theoretische Konzepte "aufzuteilen" - das Es, Ich und Überich.

Adler war von den Schriften von Jan Smuts, dem südafrikanischen Philosophen und Politiker beeinflusst. Smuts war der Auffassung, dass wir die Menschen als geeintes Ganzes betrachten müssen, um sie verstehen zu können, und nicht als eine Ansammlung von kleinen Stücken; und wir müssen sie im Kontext ihrer Umgebung verstehen, sowohl im physischen als auch im sozialen Sinne. Diese Sichtweise wird als Holismus bezeichnet, und für Adler nimmt dieses Konzept eine zentrale Rolle ein.

Zunächst benannte er seine Herangehensweise als Individualpsychologie, in Umsetzung der Vorstellung, dass Menschen als Ganzes statt in Stücken betrachtet werden sollen. Wörtlich bedeutet der Begriff Individuum "un - geteiltes".

Zweitens bevorzugte Adler den Ausdruck Lebensweise (heute "lifestyle"), statt von der Persönlichkeit eines Menschen zu sprechen, mit der traditionellen Konnotation von inneren Merkmalen, Strukturen, Dynamiken, Konflikten und so fort. Lebensweise bezieht sich darauf, wie man sein Leben lebt, wie man mit Schwierigkeiten und zwischenmenschlichen Beziehungen umgeht. Er selbt drückte es so aus:

"The style of life of a tree is the individuality of a tree expressing itself and molding itself in an environment. We recognize a style when we see it against a background of an environment different from what we expect, for then we realize that every tree has a life pattern and is not merely a mechanical reaction to the environment."

(zurückübersetzt ins Deutsche: Der Lebensstil eines Baumes ist die Individualität eines Baumes, der sich selbst zum Ausdruck bringt und sich innerhalb eines Umgebung formt. Wir erkennen einen solchen Stil vor dem Hintergrund einer Umgebung, die sich von unseren Erwartungen unterscheidet, denn dann erkennen wir, dass jeder Baum ein Lebensmuster hat und nicht nur eine mechanische Reaktion auf seine Umwelt darstellt.)


Teleologie

Dieser letzte Punkt - dass der Lebensstil nicht "nur eine mechanische Reaktion" darstellt - ist ein weiterer Aspekt, in dem sich Adler von Freud unterscheidet. Denn für Freud sind die Dinge, die in der Vergangenheit geschehen sind, wie etwa ein frühes Kindheitstrauma, entscheidend dafür, wie du in der Gegenwart bist. Adler hingegen betrachtet Motivation als eine Bewegung hin zur Zukunft, statt als ein mechanistisches Getriebenwerden von der Zukunft. Wir werden von unseren Zielen angezogen, von unseren Aufgaben, Idealen. Das bezeichnet man als Teleologie.

Werden Dinge von der Vergangenheit in die Zukunft verschoben, hat dies dramatische Auswirkungen. Da die Zukunft noch nicht da ist, nimmt die teleologische Herangehensweise den Dingen die Notwendigkeit. In einer traditionellen mechanistischen Sichtweise führen Ursachen zu Wirkungen: Wenn a, b und c passieren, passieren notwendigerweise auch x, y und z. Doch man muss seine Ziele nicht erreichen, oder seinem Ideal entsprechen, sie können sich durchaus mit der Zeit ändern. Die Teleologie erkennt es an, dass das Leben hart und ungewiss ist, doch enthält es immer Raum für Veränderungen!

Des weitern hat auch der Philosoph Hans Vaihinger, er ein Buch mit dem Titel The Philosophy of "As If." geschrieben hat, Adler beeinflusst. Vaihinger ging davon aus, dass die ultimative Wahrheit für uns niemals zu erreichen ist, dass wir aber zu praktischen Zwecken, partielle Wahrheiten erstellen müssen. Sein Hauptinteresse lag im Bereich der Naturwissenschaft, weshalb er seine Theorie mit Beispielen der partiellen Wahrheit von Protonen und Elektronen illustrierte, mit Lichtwellen, Schwerkraft als Störung im Raum uns so weiter. Im Gegensatz zu dem, was wir nicht-Naturwissenschaftler gerne annehmen, sind dies keinesfalls Dinge, die jemand gesehen oder deren Existenz nachgewiesen worden wäre: Es handelt sich vielmehr um hilfreiche Konstruktionen. Sie funktionieren für den Moment, erlauben uns, weitere naturwissenschaftliche Untersuchungen vorzunehmen und werden hoffentlich zu weiteren, noch hilfreicheren Konstruktionen führen. Wir beziehen uns auf diese Konstruktionen, "als ob" sie wahr wären. Vaihinger bezeichnete diese partiellen Wahrheiten nun als Fiktionen.

Vaihinger, und Adler, wiesen darauf hin, dass wir diese Fiktonen auch im täglichen Leben verwenden. Wir tun so, als wüssten wir, dass die Welt morgen noch hier ist, als ob wir genau über gut und böse bescheid wüssten, als wäre alles, was wir sehen, genau so, wie wir es sehen und so fort. Adler nannte dies fictional finalism (fiktiven Finalismus). Diesen Ausdruck versteht man am besten, wenn man sich folgendes Beispiel vor Augen führt: Viele Menschen verhalten sich so, als gäbe es einen Himmel oder eine Hölle in ihrer persönlichen Zukunft. Natürlich kann es einen Himmel oder eine Hölle geben, doch die meisten von uns halten dies nicht für eine erwiesene Tatsache. Damit handelt es sich um eine "Fiktion" in Vaihingers und Adlers Verständnis des Begriffs. Und der Begriff Finalismus bezieht sich auf die Teleologie: Die Fiktion liegt in der Zukunft, und dennoch beeinflusst sie unser heutiges Verhalten.

Adler fügte hinzu, dass eine dieser Fiktionen im Zentrum unserer je eigenen Lebensweise steht, eine wichtige Fiktion darüber, wer wir sind uns wohin wir gehen.


Gemeinschaftsgefühl

An zweiter Stelle nach dem Streben nach Perfektion steht die Vorstellung des Gemeinschaftsgefühls (social interest oder social feeling).

In Einklang mit der holistischen Herangehensweise erkennt man, dass jeder, der nach Perfektion strebt, dies kaum tun kann, ohne sein/ihr gesellschaftliches Umfeld zu berücksichtigen. Als soziale Tiere können wir ohne andere schlicht nicht existieren, und schon gar nicht wachsen; und sogar jemand, der Menschen absolut hasst, formt diesen Hass in einem sozialen Kontext!

Adler kam zu der Einschätzung, Gemeinschaftsinteresse sei nicht einfach angeboren, und auch nicht erlernt, sondern es sei eine Kombination aus beidem: Es basiert auf einer angeborenen Disposition, muss aber genährt werden, um zu überleben. Dass es angeboren ist, zeigt sich daran, wir Babys und Kleinkinder oft Sympathie für andere zeigen, ohne dass ihnen das beigebracht worden wäre. Man erkennt es auch daran, dass wenn in einer Kindertagesstätte ein Kind zu schreien beginnt, bald auch alle anderen schreien. Oder daran, wie wir selbst zu lächeln beginnen, wenn wir in einen Raum kommen, in dem alle lachen.

Es gibt Beispiele dafür, wie großzügig kleine Kinder zu anderen sein können, aber auch dafür, wie selbstsüchtig und grausam sie sein können. Zwar ist uns instinktiv bewusst, dass was ihm wehtut mir auch wehtun kann und umgekehrt, wir scheinen aber auch instinktiv zu wissen, dass wenn wir zwischen "ihn verletzen" und "mich verletzen" wählen müssen, wir uns dafür entscheiden ihn zu verletzen, und zwar jedes Mal! Folglich muss unsere Neigung zur Empathie von den Eltern und der gesamten Kultur gefördert werden. Auch wenn wir die Möglichkeit eines Konflikts zwischen meinen Bedürfnissen und deinen einen Augenblick nicht in Betracht ziehen, so bedeutet Empathie, dass man den Schmerz eines anderen Menschen fühlt, und in einer harten Welt kann dieses Gefühl schnell überwältigende Ausmaße annehmen. Einfacher ist es, sich zu verhärten und diese unangenehme Empathie zu ignorieren - es sei denn, die Gesellschaft tritt für die Empathie ein!

Ein Missverständnis, das Adler zu vermeiden versuchte, war die Vorstellung, dass Gemeinschaftsgefühl irgendwie eine andere Form der Extroversion sei. Besonders Amerikaner neigen dazu, dieses Gefühl als eine Frage der Offenheit und Freundlichkeit zu betrachten, sie klopfen den Leuten auf den Rücken und sprechen sie mit Vornamen an. Doch andere Menschen verwenden dieses Verhalten nur zu ihrem eigenen Nutzen. Adler verstand darunter keine spezifischen sozialen Verhaltensweisen, sondern im weitesten Sinne das Sorgen für die Familie, die Gemeinschaft, die Gesellschaft, die Menschheit und sogar für das Leben. Beim Gemeinschaftsgefühl geht es darum, anderen Menschen hilfreich zur Seite zu stehen.

Auf der anderen Seite ist der Mangel an Gemeinschaftsgefühl für Adler Ausdruck geistiger Krankheit: Alle Mängel - Neurotiker, Psychotiker, Kriminelle, Trinker, Problemkinder, Selbstmörder, Perverse und Prostituierte - sind Mängel, weil das Gemeinschaftsgefühl fehlt.... Ihr Erfolgsziel ist die persönliche Überlegenheit, und ihre Triumphe sind nur für sie selbst von Bedeutung.


Minderwertigkeit

Wir sind also alle von Erfüllung, Perfektion und Self-Actualization angezogen. Und doch enden einige von uns - die Versagenden - fürchterlich unerfüllt, komplett unperfekt und weit von Self-Aktualization entfernt. Und all dies weil es uns an Interesse für die Gemeinschaft fehlt, oder, um es positiv auszudrücken, weil wir uns zu sehr unseren eigenen Interessen hingeben. Was ist es nun, das viele von uns dazu bringt, sich nur für sich selbst zu interessieren?

Adler meint, es liege daran, dass wir von unserer Minderwertigkeit überwältigt sind. Wenn du selbst vorankommst, es dir gut geht, du dich kompetent fühlst, dann kannst du es dir leisten, an andere zu denken. Wenn nicht, wenn das Leben dir alles abverlangt, dann konzentriert sich deine Aufmerksamkeit zunehmend auf dich selbst.

Ganz offensichtlich leidet jeder in der einen oder anderen Weise an Minderwertigkeit. Adler begann zum Beispiel seine theoretische Arbeit, indem er sich der Minderwertigkeit der menschlichen Organe widmete - jeder von uns hat sowohl stärkere als auch schwächere Bereiche der Anatomie oder Physiologie. Einige werden mit einem schwachen Herzen geboren oder entwickeln schon früh in ihrem Leben Herzprobleme; einige haben schwache Lungen oder Nieren oder früh Leberschwierigkeiten; einige stottern oder lispeln; einige haben Diabetes oder Asthma oder Polio; einige haben schwache Augen, hören schlecht oder haben einen schwachen Muskelaufbau; einige neigen von Geburt an dazu, schwergewichtig zu sein, andere ehr dazu, dünn zu sein; manche von uns sind retardiert, andere deformiert; manche von uns sind besonders groß, andere besonders klein und so weiter und so weiter.

Adler stellte fest, dass viele Menschen mit Kompensation auf diese körperlichen Minderwertigkeiten reagieren. Sie wiegen ihre Defizite in irgendeiner Form auf: Das schwache Organ kann gestärkt werden und letztlich sogar noch stärker sein, als bei anderen Menschen; oder andere Organe entwickeln sich so, dass sie die Arbeit des schwachen Organs übernehmen; oder jemand kompensiert die organischen Schwierigkeiten psychologisch, indem er/sie bestimmte Fähigkeiten ausbildet oder bestimmte Persönlichkeitsstile. Es gibt zahlreiche Beispiele dafür, wie Menschen über große physische Benachteiligungen hinwegkamen und etwas schafften, was Menschen mit tadellosen physiologischen Merkmalen sicht nichteinmal erträumt hätten!

Traurigerweise gibt es auch viele Menschen, die mit ihren Schwierigkeiten nicht umgehen können und ein Leben in stiller Verzweiflung leben. Ich gehe davon aus, dass unsere optimistische Gesellschaft ihre Zahl ernsthaft unterschätzt.

Doch Adler erkannt bald, dass dies nur eine Seite der Medaille war. Weit mehr Menschen haben psychologische Mängel. Einigen von uns wird gesagt, sie seinen dumm oder hässlich oder schwach. Einige kommen zu der Überzeugung sie wären einfach nichts wert. In der Schule werden wir immer wieder getestet, man gibt uns Noten, die uns klar machen, dass wir nicht so gut sind wie jemand anderer. Oder wir werden wegen unserer Pickel oder unserer schlechten Körperhaltung gemieden, so dass wir ohne Freunde und ohne Verabredungen dastehen. Bei diesen Beispielen geht es nicht um eine wirkliche organische Schwäche - wir sind nicht wirklich retardiert, deformiert oder schwach - doch wir lernen zu glauben, dass wir es sind. Wieder kompensieren viele diese Erfahrung, indem sie besonders gut in dem werden, was sie bisher als Schwäche an sich entdeckt hatten. Mehr Menschen aber kompensieren, indem sie in einem anderen Bereich besonders gut werden, in dem eigentlichen Bereich aber das Minderwertigkeitsgefühl beibehalten. Und andere entwickeln nie ein gesundes Selbstwertgefühl.

Adler entdeckte auch eine allgemeinere Form der Unterlegenheit: Die natürliche Unterlegenheit der Kinder. Alle Kinder sind natürlicherweise kleiner, schwächer, sozial und intellektuell weniger kompetent als die Erwachsenen um sie herum. Adler meint, wenn wir uns die Spiele, Spielsachen und Fantasien der Kinder ansehen, fällt auf, dass sie alle eine Gemeinsamkeit aufweisen: Den Wunsch, erwachsen zu werden, groß, ein erwachsener Mensch zu werden. Diese Art der Kompensation ist in der Tat mit dem Streben nach Perfektion identisch! Dennoch behalten viele Kinder den Eindruck, dass andere Menschen immer besser sein werden, als sie selbst.

Wenn du dich von den Kräften der Minderwertigkeit überwältigt fühlst - egal ob dein Körper schmerzt, die Menschen um dich herum dich verachten oder ob es nur die allgemeinen Schwierigkeiten des Erwachsenwerden sind - entwickelst du einen Minderwertigkeitskomplex. Wenn ich auf meine eigene Kindheit zurückblicke, erkenne ich einige Quellen für spätere Minderwertigkeitskomplexe: Ich neige physisch zu Übergewicht, es gab sogar einige Phasen, in denen ich der "fette Junge" war; zudem bin ich in Holland geboren und genetisch nicht mit den Fähigkeiten, Baseball, Football und Basketball zu spielen ausgestattet; und schließlich vermittelten meine künstlerisch begabten Eltern mir oft - unbeabsichtigt - den Eindruck, dass ich niemals so gut sein würde wie sie. Während ich also aufwuchs wurde ich scheu und zurückgezogen und konzentrierte mich auf die einzige Sache, in der ich gut war: die Schule. Ich habe lange gebraucht, meinen Selbstwert zu erkennen.

Wenn du nicht der "Super-Depp" warst, kennst du vielleicht eine der verbreitetsten Minderwertigkeitskomplexe, die ich kenne: "Mathe Phobie!" Vielleicht hat es damit angefangen, dass du dir nie merken konntest, was sieben mal acht ist. Jedes Jahr gab es ein Thema, das du nie ganz kapiert hast. Jedes Jahr hast du ein wenig mehr hinterher gehinkt. Und dann kam die Superkrise: Algebra. Wie konnte man von dir erwarten, zu wissen, was "x" ist, wo du dir nicht mal merken konntest, was sieben mal acht ist?

Viele Menschen glauben, sie seien nicht für die Mathematik geschaffen, dass ihnen der dazu erforderliche Teil des Gehirns einfach fehlt oder soetwas. Ich würde dir gerne hier und jetzt sagen, dass jeder Mathe kann, wenn es dir richtig beigebracht wird und wenn das Kind wirklich so weit ist. Davon abgesehen muss man sich vorstellen, wie viele Menschen es aufgegeben haben, Naturwissenschaftler, Lehrer oder Geschäftsleute zu werden oder gar zur Uni zu gehen, nur wegen dieses Minderwertigkeitskomplexes.

Doch der Minderwertigkeitskomplex ist mehr als nur ein kleines Problem, es ist eine Neurose, was bedeutet, dass es sich um ein Problem handelt, das sich auf das gesamte Leben erstreckt. Du wirst scheu und zurückhaltend, unsicher, unentschieden, feige, unterwürfig und so weiter. Du beginnst dich darauf zu verlassen, dass andere dich mitziehen, manipulierst sie sogar, damit sie dich unterstützen: "Du hältst mich doch für schlau/hübsch/stark/sexy/gut, oder nicht?" Irgendwann gehst du ihnen dann auf die Nerven und du bist allein mit dir. Niemand kann dieses selbst-zentrierte Gewimmer lange ertragen!

Neben Kompensation und Minderwertigkeitskomplex gibt es einen weiteren Weg, wie Menschen mit ihren Schwächen umgehen: Du kannst auch einen Überlegenheitskomplex (superiority complex) entwickeln, indem du deine Schwäche dadurch versteckst, dass du vorgibst, überlegen zu sein. Wenn du dich klein fühlst, ist ein Weg, wie du dich selbst als groß empfinden kannst, dass du alle anderen dazu bringst, sich noch kleiner zu fühlen! Schläger, Prahler und kleine Diktatoren sind das das vornehmliche Beispiel. Subtilere Beispiele sind die Menschen, die zu aufsehenerregenden dramatischen Aktionen neigen, die Menschen, die sich stark fühlen, wenn sie Verbrechen begehen, und die Menschen, die andere aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Rasse, ihrer ethnischen Ursprünge, ihres religiösen Glaubens, ihrer sexuellen Orientierung, ihres Gewichts, ihrer Größe etc. abwerten. Noch subtiler gehen die Menschen vor, die ihre eigenen Gefühle der Wertlosigkeit hinter den Illusionen verstecken, die durch Alkohol und Drogen hervorgerufen werden.


psychologische Typen

Obwohl alle Neurosen für Adler mit unzureichendem Gemeinschaftsgefühl zusammenhängen, stellt er drei Typen heraus, die basierend auf den verschiedenen Graden aufgewendeter Energie unterschieden werden können:

Der erste ist der herrschende Typ. Sie neigen bereits in der Kindheit dazu, anderen gegenüber eher aggressiv und dominant zu sein. Ihre Energie - die Stärke ihres Strebens nach persönlicher Macht - ist so groß, dass sie dazu neigen, jeden oder alles aus dem Weg zu räumen, was ihnen entgegensteht. Die meisten von ihnen sind Schläger und Sadisten; Menschen mit weniger Energie verletzen andere, indem sie sich selbst verletzen, das sind Alkoholiker, Drogenabhängige und Selbstmörder.

Der zweiter ist der "leaning type". Es sind sensible Menschen die eine schützende Schale um sich herum aufgebaut haben, doch sie müssen sich auf andere verlassen, die ihnen durch die Schwierigkeiten des Lebens hindurchhelfen. Sie verfügen über einen geringen Energielevel und werden somit abhängig. Fühlen sie sich überwältigt, entwickeln sie Symptome, die wir typischerweise für neurotisch halten: Phobien, Obsessionen und Zwänge, allgemeine Angstzustände, Hysterie, Amnesien und ähnliches, je nach den individuellen Details ihrer Lebensweise.

Der dritte Typ ist der vermeidende Typ. Sie haben den geringsten Energielevel und überleben nur, indem sie das Leben vermeiden - insbesondere meiden sie andere Menschen. Werden sie an ihre Grenzen geführt, neigen sie dazu, psychotisch zu werden und ziehen sich letztlich in ihre eigene persönliche Welt zurück.

Es gibt noch einen vierten Typ: den sozial nützlichen Typ. Das sind die gesunden Menschen, die sowohl über Gemeinschaftsgefühl als auch über Energie verfügen. Ohne Energie kann man kein Gemeinschaftsgefühl entwickeln, da man sonst nicht in der Lage wäre, etwas für andere zu tun!

Adler stellte fest, dass seine vier Typen den vier Typen ähneln, die von den antiken Griechen entwickelt wurden. Auch sie bemerkten, dass manche Menschen immer traurig und andere immer wütend waren und so fort. Doch im antiken Griechenland brachte man diese Temperamente (aus der selben ethymologischen Wurzel wie Temperatur) mit der relativen Gegenwart der vier Körpersäfte in Zusammenhang.

Hatte jemand zu viel gelbe Gallenflüssigkeit, war er ein Choleriker (heiß und trocken) und immerzu wütend. Der Choleriker entspricht in groben Zügen dem herrschenden Typ.

Hatte jemand zuviel Phlegma, war man Phlegmatiker (kalt und nass) und wirkte träge. Dies entspricht ungefähr dem "leaning type".

Hatte jemand zu viel schwarze Gallenflüssigkeit - und man weiß nicht, was die Griechen damit meinten - war man melancholisch (kalt und trocken) und neigte dazu, immerzu traurig zu sein. Dies entspricht ungefähr dem vermeidenden Typ.

Und hatte man relativ zu den anderen Körpersäften viel Blut, war man der sanguine Typ (warm und feucht). Dies sind die natürlicherweise fröhlichen und freundlichen Menschen, die dem gesellschaftlich nützlichen Typ entsprechen.

Ein warnender Hinweis noch zu Adlers Typen: Adler glaubte fest daran, das jeder Mensch ein einzigartiges Individuum mit je eigener einzigartiger Lebensweise war. Die Vorstellung von Typen ist für ihn nur ein heuristisches Mittel, eine nützliche Fiktion, und keinesfalls eine absolute Realität!


Kindheit

Genau wie Freud betrachtete auch Adler Persönlichkeit oder Lebensweise als etwas das schon sehr früh im Leben entsteht. Der Prototyp deiner Lebensweise wird tatsächlich schon im Alter von fünf Jahren festgelegt. Neue Erfahrungen werden diesen Prototyp nicht ändern, sondern ehr im Kontext dieses Prototypen interpretiert werden; ähnlich wie neue Bekanntschaften dazu neigen, in unser System von Stereotypen eingeordnet zu werden.

Adler ging davon aus, dass es drei grundlegende Situationen in der Kindheit gibt, die zu einer fehlerhaften Lebensweise führen.
Die erste haben wir schon mehrfach genannt: organische Schwächen sowie Krankheiten im frühen Kindesalter. Wenn nicht jemand vorbeikommt und ihre Aufmerksamkeit auf andere lenkt, werden diese Menschen sich nur mit sich selbst beschäftigen. Die meisten gehen mit dem starken Eindruck ihrer eigenen Minderwertigkeit durchs Leben; wenige überkompensieren, indem sie einen Überlegenheitskomplex entwickeln. Und nur mit der Hilfe von Menschen, die sie lieben, werden einige von ihnen wirklich kompensieren.

Die zweite Situation ist das Verwöhnen. Vielen Kindern wird anhand der Handlungen anderer beigebracht, dass sie nehmen können, ohne zu geben. Ihre Wünsche sind allen anderen Befehl. Das klingt nach einer wundervollen Situation, bis man erkennt, dass das verwöhnte Kind zwei Schwächen hat: erstens lernt es nicht, für sich selbst zu sorgen, und stellt später fest, dass es wirklich unterlegen ist; und zweitens lernt das Kind nicht, in anderer Weise als durch Befehle mit anderen Menschen umzugehen. Und die Gesellschaft reagiert nur in einer Weise auf verwöhnte Menschen: mit Hass.

Die dritte Situation ist Vernachlässigung. Ein vernachlässigtes oder missbrauchtes Kind lernt das, was auch das verwöhnte Kind lernt, jedoch in einer viel direkteren Weise: Sie lernen Unterlegenheit, weil ihnen täglich gesagt und gezeigt wird, dass sie wertlos sind; sie lernen, selbstsüchtig zu sein, weil man ihnen beibringt, niemandem zu trauen. Wenn du keine Liebe kennst, kannst du später auch keine Kapazität für Liebe entwickeln. Wir sollten anmerken, dass zu den vernachlässigten Kindern nicht nur Weisenkinder und Missbrauchsopfer zählen, sondern auch die Kinder, deren Eltern nie da sind und auch die Kinder, die in rigider autoritärer Weise erzogen werden.


Geschwisterfolge

Adler ist der erste Theoretiker, der nicht nur Mutter, Vater und andere Erwachsene in der Umgebung des Kindes mit einbezieht, sondern auch die Geschwister des Kindes.

Adler ist vielleicht am besten dafür bekannt, dass er sich über die Auswirkung der Geschwister sowie der Geschwisterfolge Gedanken gemacht hat. Ich muss euch jedoch warnen, dass Adler auch die Geburtsfolge für eine weitere heuristische Idee hielt - für eine nützliche Fiktion - die zum Verständnis der Menschen beitragen, aber nicht zu ernst genommen werden müssen.

Ein Einzelkind wird mit größerer Wahrscheinlichkeit verwöhnt, und die Auswirkungen haben wir bereits besprochen. Letztlich neigen Eltern, die nur ein einziges Kind haben, zu spezieller Fürsorge - manchmal mit Furcht kombiniert - für ihren einzigen Stolz. Aber ein Einzelkind muss auch alles allein ertragen, wenn die Eltern zu Missbrauch neigen.

Für das erstgeborene Kind beginnt das Leben als das eines Einzelkindes, alle Aufmerksamkeit richtet sich auf dieses Kind. Leider taucht dann irgendwann das zweite Kind auf und stürzt das erstgeborene Kind vom Thron. Zunächst wird das ältere Kind um den Erhalt seiner verlorenen Position kämpfen. Er/Sie verhält sich dann vielleicht genau wie das Baby - weil dieses Verhalten sich für das Geschwisterkind offenbar auszahlt! - doch das hat zur Folge, dass das erstgeborene Kind zurechtgewiesen wird, und man ihm sagt, es soll endlich erwachsen werden. Einige Erstgeborene werden ungehorsam und rebellisch, andere verdrießlich und zurückgezogen. Adler ist der Meinung, dass die Erstgeborenen eher als alle anderen Problemkinder werden. Im positiven Sinne sind Erstgeborene oft altklug. Sie neigen dazu, relativ einsam und konservativer zu sein, als die anderen Kinder in der Familie.

Das zweite Kind ist in einer ganz anderen Situation: Er oder sie hat das erstgeborene Kind vor sich, das die Standards vorgibt, und das zweite Kind neigt dazu, recht kompetitiv zu werden, fortlaufend bemüht, das ältere Kind zu übertreffen. Oft gelingt ihnen das auch, doch sie haben das Gefühl, dass dieses Wettrennen nie enden wird, sie neigen dazu, zu träumen, dass sie immer weiter rennen, ohne jemals irgendwo anzukommen. Andere "mittlere" Kinder werden versuchen, dem zweiten Kind ähnlich zu sein, obwohl jedes Kind sich an einem anderen "Wettbewerber" orientieren kann.

Das jüngste Kind wird vermutlich am meisten verwöhnt von allen Kindern in einer Familie mit mehr als nur einem Kind. Letztlich kann das jüngste Kind nie "entthront" werden! Somit sind die jüngsten Kinder ebenfalls wahrscheinlicher Problemkinder, in der Wahrscheinlichkeit stehen sie gleich hinter den Einzelkindern. Andererseits mag das jüngste Kind sich auch als unglaublich minderwertig empfinden, weil alle älter und "folglich" überlegen sind. Doch mit all den Geschwistern, die das Tempo vorgeben, kann es ebenso gut sein, dass das jüngste Kind sie alle übertrifft.

Dabei ist es nicht immer so offensichtlich, wer ein erstgeborenes, zweites oder jüngstes Kind ist. Denn wenn eine längere Zeitspanne zwischen den Geschwistern liegt, sehen sie sich selbst und sich gegenseitig nicht in der selben Weise, als wären sie altersmäßig näher zusammen. Zwischen meiner ersten und meiner zweiten Tochter liegen acht Jahre und drei zwischen der zweiten und der dritten: Damit wäre meine erste Tochter ein Einzelkind, meine zweite Tochter eine erstgeborene und meine dritte Tochter wäre das zweite Kind und das jüngste! Und wenn einige der Kinder Jungs und andere Mädchen sind, macht das auch einen Unterschied. Ein Mädchen als zweitgeborenes Kind mag einen älteren Bruder nicht als jemanden wahrnehmen, mit dem sie wetteifern möchte; ein Junge in einer Familie von Mädchen mag sich eher wie ein Einzelkind vorkommen und so weiter. Wie alles in Adlers System muss auch die Geburtsfolge im Kontext der speziellen Umstände des Individuellen Lebens verstanden werden.


Diagnose

Um dir zu helfen, die "Fiktionen" deiner Lebensweise herauszufinden, schaut sich Adler eine ganze Reihe von Dingen an - deine Position in der Geschwisterreihenfolge zum Beispiel.
Zunächst schaut er sich dich und deine medizinische Geschichte an, um nach möglichen organischen Gründen deines Problems zu suchen. Eine ernste Erkrankung kann für Auswirkungen verantwortlich sein, die neurotischen und psychotischen Symptomen sehr ähnlich sind.

In der ersten Sitzung fragt Adler vielleicht nach deinen frühesten Erinnerungen an die Kindheit. Dabei sucht er hier nicht so sehr nach der Wahrheit, als vielmehr nach einem Anzeichen für einen der frühen Prototypen deiner gegenwärtigen Lebensweise. Wenn deine frühesten Erinnerungen Sicherheit und sehr viel Zuneigung umfassen, mag das ein Hinweis darauf sein, dass du verwöhnt worden bist. Erinnerst du dich an aggressives Wetteifern mit deinem älteren Bruder, mag das für das starke Streben des zweitgeborenen Kindes und den "herrschenden" Persönlichkeitstyp stehen. Geht es in deiner Erinnerung um Vernachlässigung und du versteckst dich irgendwo, mag das auf schwere Minderwertigkeit und Vermeidung hindeuten und so weiter.

Er könnte dich auch nach irgendwelchen Schwierigkeiten fragen, die du in deiner Kindheit gehabt hast: Schlechte Gewohnheiten bezogen aufs Essen oder die Toilette könnten auf die Art und Weise hindeuten, wie du deine Eltern kontrolliert hast; Ängste, wie etwa die Angst im Dunkeln oder die Angst, allein gelassen zu werden, könnten darauf hinweisen, dass du verwöhnt worden bist; Stottern hingegen kann damit in Zusammenhang stehen, dass das Sprechen angstbesetzt gewesen sein mag; offene Aggression und Stehlen wiederum können Anzeichen eines Überlegenheitskomplexes sein; Tagträumen, Isolation, Trägheit und Lügen können Wege darstellen, wie man die Konfrontation mit den eigenen Schwächen zu vermeiden suchte.

Genau wie bei Freud, waren Träume (und Tagträume) wichtig für Adler. Doch er wählte einen direkteren Zugang zu den Träumen: Träume sind Ausdruck deiner Lebensweise und, weit davon entfernt, deinen Empfindungen im Wachzustand zu widersprechen, sind sie vereint mit deinem bewussten Leben. Meist reflektieren die Träume deine Ziele und die Schwierigkeiten, auf die du bei der Umsetzung dieser Ziele triffst. Auch wenn du dich an keinen Traum erinnern kannst, macht das bei Adler nichts: Er würde dich einfach bitten, hier und jetzt zu phantasieren. Deine Fantasien wiederum werden deine Lebensweise ebenso gut widerspiegeln.

Adler achtet auch darauf, wie du dich ausdrückst: Deine Haltung, die Art, wie du ihm die Hand schüttelst, die Gesten, die du verwendest, wie du dich bewegst, deine "Körpersprache" wie wir heute sagen. Ihm fiel auf, dass verwöhnte Menschen sich oft irgendwo anlehnen! Sogar deine Körperhaltung im Schlaf mag einen Einblick gewähren: denn jemand, der in der Fötusstellung schläft und dabei die Decke über den Kopf gezogen hat, unterscheidet sich doch eindeutig von jemandem, der sich auf dem Bett ausstreckt, ohne sich überhaupt zuzudecken!

Er würde auch nach den exogenen Faktoren suchen, die Ereignisse, die deine aktuellen Symptome hervorgerufen haben. Er nennt in diesem Zusammenhang eine Reihe häufiger Auslöser: sexuelle Schwierigkeiten wie etwa Unsicherheit, Schuld, das erste mal, Impotenz und ähnliches mehr; hinzu kommen die Schwierigkeiten, die nur die Frauen betreffen, wie etwa Schwangerschaft und Geburt sowie der Beginn und das Ende der Menstruation; dein Liebesleben, Verabredungen, Verlobung, Heirat und Scheidung; dein Arbeitsleben, auch die Schule, Prüfungen, Karriereentscheidungen und der Job an sich; und auch Todesangst oder der Verlust eines geliebten Menschen.

Und zu guter letzt war Adler auch für die weniger rational wissenschaftliche und ehr künstlerische Seite der Diagnose offen: Empathie, Intuition und einfaches Vermuten sollten nicht vergessen werden!


Therapie

Zwischen Adlers und Freuds Therapie gibt es entscheidende Unterschiede:
Zunächst zog Adler es vor, die Patienten vor sich sitzen zu sehen und ihnen beim Gespräch in die Augen zu sehen. Des weiteren gab er sich die allergrößte Mühe, keinesfalls autoritär zu wirken. Er hat vielmehr dazu geraten, dass der Therapeut nie zulassen soll, dass Patienten sie/ihn in die Rolle einer autoritären Figur drängen, denn dies würde es den Klienten erlauben, mit dem Therapeuten einige der Spiele zu spielen, die sie schon so oft gespielt haben: die Patienten könnte den Therapeuten so zum Erlöser erhöhen, nur um ihn angreifen zu können, wenn sich herausstellt, dass der Therapeut nur ein Mensch ist.

Indem sie den Therapeuten herunterziehen, erhöhen sie ihre eigene Position und ihre neurotische Lebensweise.

Das ist auch die Erklärung Adlers für Widerstand: Wenn Patienten Termine vergessen, zu spät kommen, besondere Gefälligkeiten verlangen oder allgemein stur und unkooperativ werden, so ist das nach Adler nicht, wie Freud dachte, eine Frage der Repression. Vielmehr kommt in diesem Verhalten der Mangel an Mut zum Ausdruck, die eigene neurotische Lebensweise aufzugeben.

Die Patienten müssen dahin geführt werden, den Charakter der eigenen Lebensweise zu verstehen, zumal deren Wurzeln, die in selbstzentrierten Fiktionen liegen. Dieses Verständnis oder diese Einsicht kann nicht erzwungen werden: Wenn du einfach jemandem sagst: "Schau her, hier liegt dein Problem!", wird er/sie sich nur von dir abwenden und nach Wegen suchen, die aktuellen Fiktionen zu stärken. Statt dessen sollten die Patienten in einen Zustand der Offenheit gebracht werden, so dass sie gerne zuhören und verstehen möchten. Nur dann ist eine Einflussnahme möglich, die dazu führt, dass sie das leben möchten, was sie verstanden haben (Ansbacher und Ansbacher, 1956, p. 335.). Nicht der Therapeut, sondern die Patienten sind letztlich dafür verantwortlich, sich selbst zu heilen.

Und schließlich muss der Therapeut die Patienten ermutigen, was bedeutet, dass ihr Gemeinschaftsgefühl und die Energie, die damit einhergeht, geweckt werden soll. Indem eine ernstgemeinte menschliche Beziehung zu den Patienten aufgebaut wird, stellt der Therapeut bereits die Grundform des Gemeinschaftsgefühls zur Verfügung, welche die Patienten dann an andere weitergeben können.


Diskussion

Obwohl Adlers Theorie vielleicht weniger interessant ist als Freuds Theorie, in der es oftmals um Sexualität geht, oder Jungs Theorie, in der es um Mythologie geht, so mag Adlers Theorie möglicherweise als die "vernünftigere" gelten.
Studenten mögen Adler und seine Theorie im Allgemeinen ganz gerne. Und eine ganze Reihe von Persönlichkeitstheoretikern mögen die Theorie ebenfalls. Zum Beispiel hat Maslow einmal gesagt, dass je alter er wird, desto mehr scheint ihm, dass Adler richtig liegt.

Wenn du dich ein wenig mit der Therapierichtung auskennst, die Carl Rogers erstellt hat, wird dir aufgefallen sein, wie ähnlich sie Adlers Theorie ist. Und eine Reihe Studenten, die sich mit den Persönlichkeitstheorien beschäftigt haben, kamen zu dem Schluss, dass die Theoretiker, die als Neo-Freudianer bezeichnet werden - Horney, Fromm, und Sullivan - im Grunde als Neo-Adlerinaner hätten bezeichnet werden sollen.

Die positiven Aspekte von Adlers Theorie müssen nicht mehr einzeln aufgezählt werden: Seine deutlichen Beschreibungen der Beschwerden, die die Menschen haben, seine schnurgeraden einleuchtenden Interpretationen ihrer Schwierigkeiten, seine schlichte theoretische Struktur, sein Vertrauen in und Zuneigung zu den "einfachen Leuten" - all das macht seine Theorie sowohl zu einer bequemen als auch höchst einflussreichen Theorie.


Schwierigkeiten

Bei der Kritik an Adler geht es zumeist darum, ob oder zu welchem Grade seine Theorie als wissenschaftlich zu gelten hat. Der Mainstream der heutigen Psychologie ist experimentell orientiert, das bedeutet unter anderem, dass die Konzepte, auf die eine Theorie aufgebaut ist, sowohl messbar als auch manipulierbar sein müssen. Das wiederum bedeutet, dass eine experimentelle Orientierung physische oder verhaltensbezogene Variabeln bevorzugt. Doch wie wir gesehen haben, verwendet Adler Grundkonzepte, die weit davon entfernt sind: das Streben nach Perfektion? Wie soll man das messen? Oder Kompensation? Oder Minderwertigkeitsgefühle? Oder Gemeinschaftsgefühl? Die experimentelle Methode geht zudem von einer Grundannahme aus: Dass alles auf der Basis von Ursache und Wirkung funktioniert. Hier würde Adler sicher zustimmen, dass Dinge der physischen Welt so funktionieren, aber er würde keinesfalls zustimmen, dass diese Regel auf Menschen zutrifft! Statt dessen bewegt er sich im Bereich der Teleologie und geht davon aus, dass Menschen von ihren Idealen, Zielen, Werten, "finalen Fiktionen" "determiniert" werden. Die Teleologie nimmt den Dingen die Notwendigkeit: Ein Mensch muss nicht in bestimmter Weise auf bestimmte Umstände reagieren; ein Mensch kann Entscheidungen treffen; ein Mensch erschafft seine eigene Persönlichkeit, seine eigene Lebensweise. Aus der experimentellen Sicht sind dies Illusionen, denen sich ein Wissenschaftler nie hingeben darf, auch kein Persönlichkeitstheoretiker.

Auch wenn du dem teleologischen Zugang gegenüber offen bist, kannst du die Wissenschaftlichkeit von Adlers Theorie dennoch kritisieren: Viele Details seiner Theorie sind zu anekdotenhaft, das heißt, sie treffen in bestimmten Fällen zu, haben aber nicht notwendigerweise die allgemeine Gültigkeit, die Adler aus ihnen abzuleiten scheint. Zum Beispiel fühlt sich ein erstgeborenes Kind (selbst wenn man dies im weitesten Sinne definiert) nicht notwendigerweise entthront, und ein zweitgeborenes Kind muss nicht notwendigerweise alles besser zu machen versuchen.

Doch auf diese Kritikpunkte könnte Adler ganz einfach entgegnen: Erstens, haben wir uns nicht gerade darauf geeinigt, dass nichts an der menschlichen Persönlichkeit einer Notwendigkeit unterworfen ist, wenn man die Teleologie akzeptiert. Und zweitens, hat er uns nicht lang und breit sein Konzept des fiktionalen Finalismus erläutert? All seine Konzepte sind hilfreiche Konstruktionen, keine absoluten Wahrheiten, und bei der Wissenschaft geht es nur darum, immer nützlichere Konstruktionen zu erstellen. Wenn du also eine bessere Idee hast - wir hören!

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#56
Alfred Adler schrieb:Wenn du nicht der "Super-Depp" warst, kennst du vielleicht eine der verbreitetsten Minderwertigkeitskomplexe, die ich kenne: "Mathe Phobie!"

JA!!! Lol

Zitat:Jedes Jahr gab es ein Thema, das du nie ganz kapiert hast. Jedes Jahr hast du ein wenig mehr hinterher gehinkt.

Wohl wahr... Zunge raus

Zitat:Und dann kam die Superkrise: Algebra.

Rofl Rofl Rofl
Die Geschichte meines Lebens *japs*.

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#57
Paganlord schrieb:Wenn Du ein selbstbestimmter Mensch sein willst, dann mußt Du lernen, Deine Emotionen zu kontrollieren und sie einfach nicht mehr ungewollt zuzulassen.
Das hört sich aber sehr kopfgesteuert an. Unterdrückte Emotionen kannst doch auch nicht wollen? Kontrollwünsche? Hm.
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#58
Zitat:Das hört sich aber sehr kopfgesteuert an. Unterdrückte Emotionen kannst doch auch nicht wollen? Kontrollwünsche? Hm.

Was ist daran schlecht, sich selbst im Griff zu haben?

Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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#59
Ich muß zugeben, am Anfang ist das SEHR kopfgesteuert und je nach Betrachtungsweise fast "anti-instinktiv" wirkend. Mit der Zeit erübrigt sich dann aber die Notwendigkeit, mit rein logisch motivierter Willensanstrengung Herr seiner Geister zu werden. Manche emotionale Bereiche, die ich etwas besser beherrsche, stören mich erst gar nicht mehr, sie sind einfach "weg". Sie kann noch immer provoziert werden, wenn man es will (man hat die Emotion ja nicht vergessen), aber sie "nervt" nicht mehr unkontrolliert.
Das ist dann echte Freiheit. Wiederum andere, noch aktive Emotionen tauchen bei mir von selbst automatisch auf und müssen willentlich kontrolliert werden, oder aber man lebt die Emotion aus und verstärkt dadurch ein Abhängigkeitsverhältnis, weil man sich an diese "Selbstbesuhlerei" (egal welcher Art) ungemein schnell gewöhnt. Diese stacheln auch unproduktive Phantasien an, im Gegensatz zu produktiven Visionen.

Also die für manche zunächst zwanghaft wirkende Aufforderung zur Emotionskontrolle wird später durch echte Befreiung belohnt, wenn man über einen gewissen kritischen Punkt hinausgekommen ist.

So wie bei der Rohkosternährung:
Am Anfang gibt es Entzugserscheinungen und manchmal sogar schlechte Laune, später will man es gar nicht mehr anders, und es fällt relativ leicht zu "widerstehen".


Grüße

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#60
Paganlord schrieb:
Zitat:Das hört sich aber sehr kopfgesteuert an. Unterdrückte Emotionen kannst doch auch nicht wollen? Kontrollwünsche? Hm.

Was ist daran schlecht, sich selbst im Griff zu haben?
Nunja, mit sich selbst im Reinen zu sein ist gut, aber sich im Griff zu haben ist schon im Sinne des Wortes zwanghaft. Whipped
Menschen, die sich zu einem bestimmten Verhalten disziplinieren, schaffen es oft bis zur Neurose.

@nuculeuz
Wer außer Buddha war schon erleuchtet?

Bei der Ernährung hilft es auch auf den Körper zu hören und wenig nach einer Theorie zu essen.
Welche Emotionen, neben der Aggression, soweit ich hier gelesen habe, sind denn noch abzustellen?
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