20.02.12006, 12:36
dazu habe ich mal das gefunden:
http://www.freenet.de/freenet/wissenschaft/archaeologie/raetsel/herxheim/
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Steinzeitliches Massengrab
von K. Büsch
Herxheim markiert eine der rätselhaftesten archäologischen Fundstätten überhaupt. In zwei steinzeitlichen Ringgräbern fanden Archäologen Hunderte von Leichen. Zerschmetterte Knochen, abgeschabtes Fleisch, eingeschlagene Schädel - man stand vor einem Rätsel.
Nichts in diesem Puzzle ergab einen Sinn und je länger man grub, desto verwirrender wurde das Ganze. Fehlende Leichenteile zum Beispiel waren mit Hundeknochen ergänzt worden. Den Fund bizarr zu nennen, wäre eine Untertreibung. Warum macht sich jemand solche Mühe? Fand hier irgendein sadistisches Ritual statt oder markiert Herxheim den Ort eines steinzeitlichen Gemetzels?
Die beiden Gräber stammen aus der Zeit der so genannten Bandkeramiker. Auf ihrem Höhepunkt waren diese ein reiselustiges Volk. Handel war ein wichtiger Teil ihrer Kultur, mit ihren wertvollen Waren gelangten sie auch noch in die exotischsten Ecken der damals bekannten Welt.
Der Niedergang der Bandkeramiker galt Archäologen bisher als eine eher langweilige Geschichte, unspektakulär. Unnötig zu erwähnen, dass sich das nun schlagartig geändert hat. Herxheim ist eine Herausforderung, lässt alles in einem ganz neuen Licht erscheinen.
Zunächst überraschte die Ausgräber die schiere Zahl der Leichen. Weit über tausend Menschen sind hier begraben, die Zahl ist viel zu hoch für die damalige Zeit. Dann die Geschichte mit den Hundeknochen. Die Ausgräber glaubten ihren Augen nicht zu trauen. Einem Skelett fehlen Hände, Füße und der Kopf, sie wurden ersetzt durch Hundeknochen. Dog-Man nennen ihn die Archäologen.
Eine weitere Auffälligkeit waren die Schädel. Viele von ihnen waren regelrecht bearbeitet worden. Sie wirken wie Schüsseln. Was für ein perverses Ritual hatte sich hier abgespielt? Außerdem stellten die Experten fest, dass die Leichname zum Zeitpunkt ihrer Bestattung unterschiedlich lange tot waren. Das muss in einem Massengrab als ungewöhnlich gelten.
Ein weiteres Indiz erweckte das Interesse der Archäologen: Bei vielen Leichen fehlten Hände und Füße. Es ist eine bekannte Tatsache, dass, wenn ein Leichnam verwest, es zuerst die Gelenke sind, die vergehen. Wird ein Leichnam exhumiert, fallen deshalb häufig die Hände und Füße ab. Waren die Toten vielleicht schon einmal bestattet gewesen, bevor sie nach Herxheim kamen?
Die Liste der Merkwürdigkeiten riss nicht ab. Etwa jeder fünfte Schädel war skalpiert worden - eventuell ein Hinweis darauf, dass sie noch nicht lange tot waren, die Haut noch nicht verwest? Zwischen all den Schädeln - sie waren regelrecht ineinander gestapelt an einer Stelle - fand sich schließlich sogar eine Tonschüssel, die einen Schädel imitierte. Die Sache wurde immer mysteriöser. Was für ein makabres Spiel wurde hier gespielt?
Viele der Knochen waren zerschmettert, und wie es aussieht, geschah dies allerdings posthum. Die Forensiker fanden keine Hinweise auf einen gewaltsamen Tod. Der Befund zeigt relativ klar, hier fand kein Massaker statt und auch kein bizarrer Opferritus. Doch was war wirklich passiert?
Letztlich waren es die Grabbeigaben, die den entscheidenden Hinweis lieferten. Die Archäologen fanden die damals üblichen Gefäße, Schmuck und Werkzeuge. Sie wiesen Gebrauchsspuren auf, waren auf den ersten Blick nichts Besonderes. Interessant waren sie trotzdem. Schnell ergab sich, dass diese Grabbeigaben nicht aus der Region stammten.
Langsam fielen die Puzzleteile zusammen, ergaben zumindest einen gewissen Sinn. So wie es im Moment steht, waren aller Wahrscheinlichkeit nicht nur die Grabbeigaben, sondern auch die Toten importiert. Einige hatten eine weite Reise hinter sich, stammen aus so weit entfernten Gegenden wie Belgien und dem Pariser Becken.
Anscheinend erschallte vor etwa 7000 Jahren ein Ruf aus der Südpfalz: Bringt eure Toten! Daraufhin exhumierten Bandkeramiker in halb Europa ihre Verstorbenen und schafften sie nach Herxheim. Das mag verrückt klingen, ist aber nicht ohne Beispiel.
Ein vergleichbares Ritual gab es noch bis vor Kurzem in Nordamerika. Die Irokesen veranstalteten alle sieben Jahre ein Totenfest, bei dem sich Vertreter aus allen Stammesgebieten trafen und gemeinsam ihre Toten in eine tiefe Grube warfen. Eine gewisse Parallele ist nicht zu übersehen.
Ganze 50 Jahre dauerte der ganze Spuk, dann war plötzlich Ruhe und das bezog sich nicht nur auf Herxheim. Um 5000 v. d. Z. verfiel Europa in eine Art Starre. Die Menschen zogen sich zurück in ihre Dörfer und widmeten sich nur noch ihrem Gewerk. Die Kultur der Bandkeramiker verschwand still und leise und wurde vergessen.
Eine Erklärung für das Geschehen haben wir nicht. Die Ausgrabungen in Herxheim gehen weiter. Was genau die Bandkeramiker dazu trieb, verwesende Leichname durch die Gegend zu kutschieren, werden wir vielleicht nie erfahren. Unser Bild der Steinzeit hat sich allerdings schon jetzt gewaltig geändert. Genug Stoff zum Nachdenken für eine ganze Forschergeneration.
http://www.freenet.de/freenet/wissenschaft/archaeologie/raetsel/herxheim/
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Steinzeitliches Massengrab
von K. Büsch
Herxheim markiert eine der rätselhaftesten archäologischen Fundstätten überhaupt. In zwei steinzeitlichen Ringgräbern fanden Archäologen Hunderte von Leichen. Zerschmetterte Knochen, abgeschabtes Fleisch, eingeschlagene Schädel - man stand vor einem Rätsel.
Nichts in diesem Puzzle ergab einen Sinn und je länger man grub, desto verwirrender wurde das Ganze. Fehlende Leichenteile zum Beispiel waren mit Hundeknochen ergänzt worden. Den Fund bizarr zu nennen, wäre eine Untertreibung. Warum macht sich jemand solche Mühe? Fand hier irgendein sadistisches Ritual statt oder markiert Herxheim den Ort eines steinzeitlichen Gemetzels?
Die beiden Gräber stammen aus der Zeit der so genannten Bandkeramiker. Auf ihrem Höhepunkt waren diese ein reiselustiges Volk. Handel war ein wichtiger Teil ihrer Kultur, mit ihren wertvollen Waren gelangten sie auch noch in die exotischsten Ecken der damals bekannten Welt.
Der Niedergang der Bandkeramiker galt Archäologen bisher als eine eher langweilige Geschichte, unspektakulär. Unnötig zu erwähnen, dass sich das nun schlagartig geändert hat. Herxheim ist eine Herausforderung, lässt alles in einem ganz neuen Licht erscheinen.
Zunächst überraschte die Ausgräber die schiere Zahl der Leichen. Weit über tausend Menschen sind hier begraben, die Zahl ist viel zu hoch für die damalige Zeit. Dann die Geschichte mit den Hundeknochen. Die Ausgräber glaubten ihren Augen nicht zu trauen. Einem Skelett fehlen Hände, Füße und der Kopf, sie wurden ersetzt durch Hundeknochen. Dog-Man nennen ihn die Archäologen.
Eine weitere Auffälligkeit waren die Schädel. Viele von ihnen waren regelrecht bearbeitet worden. Sie wirken wie Schüsseln. Was für ein perverses Ritual hatte sich hier abgespielt? Außerdem stellten die Experten fest, dass die Leichname zum Zeitpunkt ihrer Bestattung unterschiedlich lange tot waren. Das muss in einem Massengrab als ungewöhnlich gelten.
Ein weiteres Indiz erweckte das Interesse der Archäologen: Bei vielen Leichen fehlten Hände und Füße. Es ist eine bekannte Tatsache, dass, wenn ein Leichnam verwest, es zuerst die Gelenke sind, die vergehen. Wird ein Leichnam exhumiert, fallen deshalb häufig die Hände und Füße ab. Waren die Toten vielleicht schon einmal bestattet gewesen, bevor sie nach Herxheim kamen?
Die Liste der Merkwürdigkeiten riss nicht ab. Etwa jeder fünfte Schädel war skalpiert worden - eventuell ein Hinweis darauf, dass sie noch nicht lange tot waren, die Haut noch nicht verwest? Zwischen all den Schädeln - sie waren regelrecht ineinander gestapelt an einer Stelle - fand sich schließlich sogar eine Tonschüssel, die einen Schädel imitierte. Die Sache wurde immer mysteriöser. Was für ein makabres Spiel wurde hier gespielt?
Viele der Knochen waren zerschmettert, und wie es aussieht, geschah dies allerdings posthum. Die Forensiker fanden keine Hinweise auf einen gewaltsamen Tod. Der Befund zeigt relativ klar, hier fand kein Massaker statt und auch kein bizarrer Opferritus. Doch was war wirklich passiert?
Letztlich waren es die Grabbeigaben, die den entscheidenden Hinweis lieferten. Die Archäologen fanden die damals üblichen Gefäße, Schmuck und Werkzeuge. Sie wiesen Gebrauchsspuren auf, waren auf den ersten Blick nichts Besonderes. Interessant waren sie trotzdem. Schnell ergab sich, dass diese Grabbeigaben nicht aus der Region stammten.
Langsam fielen die Puzzleteile zusammen, ergaben zumindest einen gewissen Sinn. So wie es im Moment steht, waren aller Wahrscheinlichkeit nicht nur die Grabbeigaben, sondern auch die Toten importiert. Einige hatten eine weite Reise hinter sich, stammen aus so weit entfernten Gegenden wie Belgien und dem Pariser Becken.
Anscheinend erschallte vor etwa 7000 Jahren ein Ruf aus der Südpfalz: Bringt eure Toten! Daraufhin exhumierten Bandkeramiker in halb Europa ihre Verstorbenen und schafften sie nach Herxheim. Das mag verrückt klingen, ist aber nicht ohne Beispiel.
Ein vergleichbares Ritual gab es noch bis vor Kurzem in Nordamerika. Die Irokesen veranstalteten alle sieben Jahre ein Totenfest, bei dem sich Vertreter aus allen Stammesgebieten trafen und gemeinsam ihre Toten in eine tiefe Grube warfen. Eine gewisse Parallele ist nicht zu übersehen.
Ganze 50 Jahre dauerte der ganze Spuk, dann war plötzlich Ruhe und das bezog sich nicht nur auf Herxheim. Um 5000 v. d. Z. verfiel Europa in eine Art Starre. Die Menschen zogen sich zurück in ihre Dörfer und widmeten sich nur noch ihrem Gewerk. Die Kultur der Bandkeramiker verschwand still und leise und wurde vergessen.
Eine Erklärung für das Geschehen haben wir nicht. Die Ausgrabungen in Herxheim gehen weiter. Was genau die Bandkeramiker dazu trieb, verwesende Leichname durch die Gegend zu kutschieren, werden wir vielleicht nie erfahren. Unser Bild der Steinzeit hat sich allerdings schon jetzt gewaltig geändert. Genug Stoff zum Nachdenken für eine ganze Forschergeneration.
EigenSinnige Frauen