Giftpflanzen
#2
Eisenhut (Aconitum sp.)

Hahnenfußgewächs Echter Sturmhut

Die Giftigkeit des Eisenhutes, der noch heute als eine der giftigsten Pflanzen Europas gilt, war bereits im Altertum bekannt. So diente der Saft des indischen Aconitum ferox zum Vergiften von Pfeilen und noch heute werden die getrockneten Blätter von Yogis und Sadhus, insbesondere den Aghoris, als tantrisches Rauschmittel geraucht. Auch sollen Verbrecher mit Eisenhutextrakt hingerichtet worden sein.

Im alten Rom zählte der Eisenhut zu den per Senatsbeschluß (senatus consultum) verbotenen Zaubermitteln/venena (nach Plinius XXV, 95; XXVII, 2; XXIX, 23; vgl. Quintillian, Declamationes 7, 4/8, 5).

Auch gilt die Pflanze, die der Hekate (Orphischer Argonautensang) und der Isis (` Isenhütlein`, Hieronymus Book, 1539) zugeordnet wurde, als eine der Ingredienzien der Hexen-/Flugsalbe.

Eine weitere göttliche Verbindung findet sich bei den Franzosen, die diese Giftpflanze `Char de Venus`/Venuswagen nennen.

Der Gattungsname Aconitum bedeutet im Griechischen Ohne Staub, d.h. eine Pflanze, die auf nacktem Felsen wächst. Zur Gattung Aconitum gehören etwa 100 Arten, die sich auf die gemäßigte und kalte Zone der Nordhalbkugel verteilen. Die meisten Arten gedeihen im Himalaya und in China. Für Aconitum napellus (Blauer Eisenhut) wird als Verbreitungsgebiet Europa von Skandinavien bis zu den Alpen angegeben. In dieses Areal teilen sich aber viele Lokalrassen und Unterarten. Während die Eisenhüte der Napellus-Gruppe feucht-schattige Standorte auf Urgestein bevorzugen, wächst der Gelbe Eisenhut auf Kalk in Schluchwäldern.
Alle Aconitum-Arten sind ausgeprägte Hummelblumen, denn nur langrüsselige Hummeln kommen an den in den Honigblättern verborgenen Nektar heran. Es ist also kein Wunder, wenn die Verbreitungsgebiete der Eisenhutarten mit denen der bestäubenden Hummeln übereinstimmen.

Von den für Mitteleuropa angegebenen fünf Arten beschränke ich mich hier auf den Blauen Eisenhut, Aconitum napellus L., und den Gelben Eisenhut, Aconitum lycoctonum L. (= A. vulparia Rchb.). Die anderen drei Arten, der Hahnenfußblättrige (A. ranunculifolium), Rispige (A. paniculatum) und Bunte Eisenhut (A. variegatum) kommen als Vergiftungsursache kaum in Frage, da sie entweder sehr selten sind (die ersten beiden), oder unauffällig in dichtem Weidengebüsch an Bachläufen im Voralpenland gedeihen (die dritte Art).
Napellus ist eine lateinische Verkleinerungsform von napus die Rübe; die Wurzeln sehen nämlich wie kleine schwarze Rüben aus. Vulparia kommt von vulpes der Fuchs. Genauso wie der früher gültige Artname lycoctonum (wolftötend) soll damit angedeutet werden, daß das Gift der Pflanze ehemals dazu diente, Wölfe und Füchse zu vergiften.

Die deutsche Bezeichnung Eisenhut spielt auf die Blütenform besonders der blaublühenden Art an.

Der blaue Eisenhut treibt jedes Jahr aus einer schwarzbraunen, rübenförmigen, fleischigen Wurzelknolle einen bis eineinhalb Meter hohen, meist einfachen und unbehaarten aufrechten Stengel. An ihm stehen dicht gedrängt alternierend die großen, dunkelgrünen Laubblätter, die tief eingeschnitten sind und so drei mehrspaltige Teile aufweisen. Nach oben zu werden die Laubblätter immer kleiner, bis sie schließlich nur noch Deckblättchen sind, in deren Achseln die großen Blüten entspringen. Sie bilden einen dichten bis lockeren, wenig verzweigten, traubigen Blütenstand. Der Schauapparat der Blüte wird von fünf blauvioletten Kelchblättern gebildet, deren oberstes, der Helm, meist breiter als hoch ist. Die eigentlichen Blütenblätter sind zu Nektarien (Honigblätter) mit leicht gekrümmtem Sporn gestaltet, die zwischen den Kelchblättern verborgen sind. Zur Reifezeit bilden sich 3 bis 5 kapselähnliche Teilfrüchte, sogenannte Balgkapseln, die 10 bis 14 kantige, schmal geflügelte brauen Samen enthalten. In neueren systematischen Aufstellungen wird diese Eisenhut-Art auch als Aconitum compactum bezeichnet, zu deren Artgruppe insgesamt vier Spezies gezählt werden, die z.T. auch untereinander bastardieren.

Der Gelbe Eisenhut wird meist nicht so hoch wie der Blaue Eisenhut. Auch ist sein Wurzelstock nicht knollig verdickt, sondern reichlich verzweigt. Der aufrechte Stengel ist unten spärlich, oben dichter behaart. Die Laubblätter sind hellgrün und in 5 bis 7 rhomboide Abschnitte handförmig geteilt. Ihre Ränder und Nerven auf der Unterseite sind behaart. Am Ende des Stieles entwickelt sich eine einfache oder ästige Blütentraube. Die blaßgelben Blüten entspringen in den Achseln lazettlicher Tragblätter. Der walzliche Blütenhelm ist durchschnittlich dreimal so hoch wie breit und birgt die Nektarien, deren Sporn schneckenhausartig eingerollt ist. In den 1,5 cm langen kahlen Balgkapseln finden sich stumpf dreikantige schwärzliche Samen.

Die Medizin kannte Tubera Aconiti plv. und Tinctura Aconiti als schmerzstillendes Mittel bei Neuralgien, chronischen Gelenkerkrankungen, Pericarditis und Pleuritis. Wegen der Unsicherheit der Dosierung weicht man heute auf reines Aconitin-Nitrat aus, von dem aber nicht mehr als ½ mg pro Tag gegeben werden dürfen. Des weiteren verwendet man heute bei Trigeminusneuralgie Aconitinsalbe, die in die Haut eingerieben wird. Auf die Benutzung als Herzmittel verzichtet man mittlerweile weitgehend zugunsten anderer Pharmaka.

In der Homöopathie wird aus der frischen, zu Beginn der Blüte gesammelten Pflanze eine Tinktur hergestellt, die bei Grippe, Neuralgien allgemein und Trigeminusneuralgie im besonderen, sowie Ischias, akuter Bronchitis, Stenocardie und Pericarditis empfohlen wird.

Im Volk gab es lange Zeit die äußerliche Anwendung gegen Kopfläuse, was vielfach zu Vergiftungen führte.

<span style='color:red'>Der giftige Bestandteil Aconitin ist in allen Pflanzenteilen enthalten.
Vergiftungssymtome sind ein bereits nach wenigen Minuten auftretendes Brennen im Mund, Kribbeln in den Fingern und Zehen, Schweißausbrüche, Anästhesie, Diarrhöen und Koliken, Atmungs- und Herzbeschwerden (der Herzschlag wird langsamer und die Körpertemperatur sinkt). Nach letalen Dosen erfolgt der Tod durch primäre Kreislauflähmung, irreversiblen Herzstillstand und Atemlähmungen.
Als Gegenmaßnahmen werden Flüssigkeitszufuhr, Magenspülungen mit Kaliumpermanganat, Carbo a./Herzmittel und Atropin bei Bradycardie empfohlen.</span>

[Bild: eisenhut_blau.jpg]
Blauer Eisenhut (Aconitum napellus)
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[Kein Betreff] - von Violetta - 06.03.12006, 14:32
RE: Giftpflanzen - von Ela - 09.04.12018, 16:26
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