29.06.12006, 16:23
Ein natürlich in der Hauptsache auf archäologischen Funden basierender Bericht, ich fand dieses Thema trotzdem sehr interessant.
Die Garamanten - Könige der Wüste
Der griechische Geschichtsschreiber Herodot berichtet in seinen, im fünften Jahrhundert v. d. Z. entstandenen Historien über ein mächtiges Wüstenvolk mit einer nahezu uneinnehmbaren Hauptstadt. Die Garamanten.
Die Griechen hatten knapp 300 Seemeilen südlich von Athen Kolonialstädte wie Cyrene gegründet. Herodot selbst lebte zeitweilig in Nordafrika und war Augenzeuge der Ereignisse.
Nicht nur in der Antike, sondern auch im zweiten WK war die Cyrenaika strategisch umkämpft, denn sie war das Sprungbrett nach Europa - von Cyrene aus wurden die Waren aus dem dunklen Kontinent verschifft.
Durch Zielphotos der Bomberpiloten aus dem zweiten WK stoßen 60 Jahre später Archäologen auf die Ruinen von Cyrene und das am Stadtrand liegende Amphitheater. Dort wird daraufhin die erste Griechenkolonie in Afrika freigelegt.
Herodot berichtet, es habe einen kulturellen Austausch zwischen Hellenen und Garamanten gegeben.
Wohl wirkt alles in Cyrene ur-griechisch, unweit der Stadt finden sich allerdings im Höhlentempel von Slonta Skulpturen, die kaum den klassischen Götter- und Heldendarstellungen der Griechen entsprechen. Und doch befindet sich unter den klassischen Statuen von Cyrene eine, die denen des Grottenheiligtums ähnelt - die einer verschleierten Frau. Untypisch für griechische Skulpturen von Göttinnen, denn zu jener Zeit gingen lediglich die lybischen Frauen verschleiert.
Bei der Stadt Ghat in der Region Fessan vermuten die Forscher das südliche Zentrum des Garamantenreiches. Mitten in der Sahara - bahr bela mar - Meer ohne Wasser, wie sie die Araber nennen -, rund 1.000 Kilometer von der Küste entfernt.
Am Rande eines Wadis, eines ausgetrockneten Flussbettes, wird ein Friedhof mit bis zu 100.000 Gräbern entdeckt. Dies ist ein Hinweis auf eine unglaublich hohe Bevölkerungsdichte mitten in der Einöde. Die C 14 Datierungen weisen in das zweite Jahrhundert v. d. Z. - laut den antiken Chronisten: Die Zeit der Garamanten.
Aus den Funden läßt sich schließen, daß nicht nur die Wohlhabenden, sondern jeder Teil der Gesellschaft Zugang zu diesem Friedhof hatte, auch fanden sich teilweise in einem Grab Tote von weißer und schwarzer Hautfarbe.
Die Schlußfolgerung der Archäologen: Die Garamanten waren eine in Ansätzen egalitäre Gesellschaft - zumindest war Wohlstand nicht nur wenigen vorbehalten.
Das Team von S. di Lernia von der Universität Rom entdeckte in Aghelachem ein besonderes Gräberfeld. Viele kleine Steinpyramiden umringen ein auffällig großes Grab. Di Lernia vermutet, auf den Steinpyramiden wurden dem toten Wüstenfürsten Opfer dargeboten. Durch Satellitenaufnahmen sind die Italiener auf diesen abgelegenen Ort gestoßen.
Das Grab liegt am Eingang zu der einzigen Schlucht, die durch das Gebirge führt. Jede Karawane musste an diesem Grab vorbei. Der Professor aus Rom stößt noch auf eine wichtige Spur: die vierfingrige Hand. Sie ist das geheimnisvolle Erkennungszeichen der Garamanten.
Di Lernia über typische Merkmale von Garamanten-Gräbern:
"Da die Umgebung voller römischer Tonscherben war, musste das Grab aus der Garamantenzeit stammen. Bei der Ausgrabung fanden wir Hinweise auf die typischen Opfergaben der Garamanten; den Opfertisch, die vier Finger, die so typisch für das 400 Kilometer entfernte Zentrum der Garamanten sind.
Dann legten wir das Hauptgrab frei - und fanden Skelette, Tongefäße, Dattelkerne - alles typische Merkmale eines Garamanten-Grabes. Im Tanezufft-Tal, Hunderte von Kilometern südlich der Hauptstadt, haben wir einen sehr wichtigen Fund gemacht. Wir gehen von einem sehr großen Gebiet aus, das zu dem Garamanten-Königreich gehörte."
Ein Volk aus der Wüste auf Augenhöhe mit den klassischen Griechen? Es klingt bewundernd, wenn Herodot notiert, wie mächtig und Respekt einflößend dieses rätselhafte "Barbarenvolk" sei. Spätere antike Chronisten rühmen ihre Könige und "höchst beweglichen" Krieger. Auch schreiben sie, daß die Garamanten Tätowierungen an ihren Ellenbogen hätten. Genau wie in der über 3000 Jahre alten Darstellung libyscher Fürsten aus der Grabkammer des Pharaos Sethos I. im Tal der Könige. Die Griechen waren das bis heute verehrte Maß aller Dinge an den Küsten des Mittelmeers und in Europa. Doch sie beherrschten nicht den Handel quer durch die tödliche Sahara.
Den Garamanten gehörten die wichtigsten Karawanenhandelsrouten durch die Sahara mit befestigten Stützpunkten wie z.B. dem Karawanenposten Aghram Nadharif. Von vier Wachtürmen aus überblickten sie eine Engstelle des Wadi-Tales. Dort mußten die Karawanen passieren. Ein Geheimnis ihres Erfolges lag in dem Ausbau militärisch gesicherter Karawanenposten und Handelsstützpunkte.
Das Garamantenreich saß wie eine Spinne im Netz der alten Transsahara-Routen, in der Mitte das heutige Ghat. An ihnen kam niemand vorbei. Aber die Stützpunkte mußten besetzt und ein unendlicher Zug von Karawanen organisiert sein.
Wie konnte die dafür erforderliche Zahl von Menschen in der Unwirtlichkeit des Sandmeeres überleben?
Das Geheimnis der libyschen Wüstenseen liegt in ihren unterirdischen Quellen. Die Fata Morgana verdurstender Wüstenreisender ist echt. Jahrtausende alte Felsmalereien der Saharavölker zeigen z.B. Giraffen. Die Menschen müssen hier wie in einem Traum gelebt haben. Exotische Tiere bevölkerten die fruchtbaren Savannen. Deshalb also waren die Menschen damals in Scharen gekommen, um zu siedeln.
Herodot beschrieb das Wüstenvolk genauso: als Jäger, die unter fruchtbaren Palmen wohnen; als kluge Bauern, die Rinder und wilde Stiere züchteten, aber auch als angriffslustige Krieger mit vierspännigen Streitwagen.
Und es finden sich in der Tat Felszeichnungen aus der Zeit der Garamanten, auf denen Krieger und vor einen Wagen gespannte Zuchtrinder abgebildet sind
Die Garamanten ersannen die mehrspännigen Streitwagen, die auch zur Jagd benutzt wurden, so Herodot.
Das Patentrecht für die berühmten antiken Streitwagen spricht er den frühen Libyern zu. Von ihnen hätten die Griechen gelernt, vier Pferde anzuspannen.
Über 1.000 Jahre beherrschten die Garamanten das Herz der Sahara. Antike Schriftsteller berichten von einer mächtigen Hauptstadt, von gewaltigen Festungen und von exotischen Tieren für die Arenen des römischen Imperiums. Erst jetzt wird bekannt, wie weit sich das Reich wirklich ausdehnte - Grabungen italienischer Teams beweisen: Es reichte bis an die Grenze zum heutigen Algerien. Gräber, Siedlungen und Höhlenmalereien geben vor allem Aufschluss darüber, dass die Garamanten einst in einem grünen Paradies lebten, das erst über die Jahrhunderte zur Wüste wurde. Doch die Garamanten passten sich der Wüste an. Die Forscher legten Wüstenfestungen frei, von denen aus das sagenumwobene Volk Handel mit Sklaven, Diamanten, Salz und wilden Tieren trieb, entdeckten unterirdische Quellen. Ein Netz von Kanälen und Brunnen sicherte den Garamanten ein angenehmes Leben.
Die legendäre Hauptstadt der Wüstenkönige soll einst an die 10.000 Einwohner gehabt haben. Die wahre Macht und Pracht Garamas bleibt verborgen, auch wenn sich die Ruinen in der trockenen Hitze erstaunlich gut erhalten haben.
Nach britischen Forschungen dominierte ein großes Militärlager den Ort, umgeben von Tempeln, Bädern, Marktplätzen. Eine gewaltige Stadtmauer mit Wachtürmen und Schutzgräben machte Garama zu einer unbezwingbaren Festung. Durch die schmalen Gassen konnte so schnell kein Feind vordringen. Und je enger die Gassen, desto kühler war die weiße Stadt in der Wüste. Die Hauptstadt war vor Angriffen gut geschützt, wenn feindliche Truppen es jemals durch die sengend heiße Wildnis geschafft haben sollten.
Die Garamanten - Könige der Wüste
Der griechische Geschichtsschreiber Herodot berichtet in seinen, im fünften Jahrhundert v. d. Z. entstandenen Historien über ein mächtiges Wüstenvolk mit einer nahezu uneinnehmbaren Hauptstadt. Die Garamanten.
Die Griechen hatten knapp 300 Seemeilen südlich von Athen Kolonialstädte wie Cyrene gegründet. Herodot selbst lebte zeitweilig in Nordafrika und war Augenzeuge der Ereignisse.
Nicht nur in der Antike, sondern auch im zweiten WK war die Cyrenaika strategisch umkämpft, denn sie war das Sprungbrett nach Europa - von Cyrene aus wurden die Waren aus dem dunklen Kontinent verschifft.
Durch Zielphotos der Bomberpiloten aus dem zweiten WK stoßen 60 Jahre später Archäologen auf die Ruinen von Cyrene und das am Stadtrand liegende Amphitheater. Dort wird daraufhin die erste Griechenkolonie in Afrika freigelegt.
Herodot berichtet, es habe einen kulturellen Austausch zwischen Hellenen und Garamanten gegeben.
Wohl wirkt alles in Cyrene ur-griechisch, unweit der Stadt finden sich allerdings im Höhlentempel von Slonta Skulpturen, die kaum den klassischen Götter- und Heldendarstellungen der Griechen entsprechen. Und doch befindet sich unter den klassischen Statuen von Cyrene eine, die denen des Grottenheiligtums ähnelt - die einer verschleierten Frau. Untypisch für griechische Skulpturen von Göttinnen, denn zu jener Zeit gingen lediglich die lybischen Frauen verschleiert.
Bei der Stadt Ghat in der Region Fessan vermuten die Forscher das südliche Zentrum des Garamantenreiches. Mitten in der Sahara - bahr bela mar - Meer ohne Wasser, wie sie die Araber nennen -, rund 1.000 Kilometer von der Küste entfernt.
Am Rande eines Wadis, eines ausgetrockneten Flussbettes, wird ein Friedhof mit bis zu 100.000 Gräbern entdeckt. Dies ist ein Hinweis auf eine unglaublich hohe Bevölkerungsdichte mitten in der Einöde. Die C 14 Datierungen weisen in das zweite Jahrhundert v. d. Z. - laut den antiken Chronisten: Die Zeit der Garamanten.
Aus den Funden läßt sich schließen, daß nicht nur die Wohlhabenden, sondern jeder Teil der Gesellschaft Zugang zu diesem Friedhof hatte, auch fanden sich teilweise in einem Grab Tote von weißer und schwarzer Hautfarbe.
Die Schlußfolgerung der Archäologen: Die Garamanten waren eine in Ansätzen egalitäre Gesellschaft - zumindest war Wohlstand nicht nur wenigen vorbehalten.
Das Team von S. di Lernia von der Universität Rom entdeckte in Aghelachem ein besonderes Gräberfeld. Viele kleine Steinpyramiden umringen ein auffällig großes Grab. Di Lernia vermutet, auf den Steinpyramiden wurden dem toten Wüstenfürsten Opfer dargeboten. Durch Satellitenaufnahmen sind die Italiener auf diesen abgelegenen Ort gestoßen.
Das Grab liegt am Eingang zu der einzigen Schlucht, die durch das Gebirge führt. Jede Karawane musste an diesem Grab vorbei. Der Professor aus Rom stößt noch auf eine wichtige Spur: die vierfingrige Hand. Sie ist das geheimnisvolle Erkennungszeichen der Garamanten.
Di Lernia über typische Merkmale von Garamanten-Gräbern:
"Da die Umgebung voller römischer Tonscherben war, musste das Grab aus der Garamantenzeit stammen. Bei der Ausgrabung fanden wir Hinweise auf die typischen Opfergaben der Garamanten; den Opfertisch, die vier Finger, die so typisch für das 400 Kilometer entfernte Zentrum der Garamanten sind.
Dann legten wir das Hauptgrab frei - und fanden Skelette, Tongefäße, Dattelkerne - alles typische Merkmale eines Garamanten-Grabes. Im Tanezufft-Tal, Hunderte von Kilometern südlich der Hauptstadt, haben wir einen sehr wichtigen Fund gemacht. Wir gehen von einem sehr großen Gebiet aus, das zu dem Garamanten-Königreich gehörte."
Ein Volk aus der Wüste auf Augenhöhe mit den klassischen Griechen? Es klingt bewundernd, wenn Herodot notiert, wie mächtig und Respekt einflößend dieses rätselhafte "Barbarenvolk" sei. Spätere antike Chronisten rühmen ihre Könige und "höchst beweglichen" Krieger. Auch schreiben sie, daß die Garamanten Tätowierungen an ihren Ellenbogen hätten. Genau wie in der über 3000 Jahre alten Darstellung libyscher Fürsten aus der Grabkammer des Pharaos Sethos I. im Tal der Könige. Die Griechen waren das bis heute verehrte Maß aller Dinge an den Küsten des Mittelmeers und in Europa. Doch sie beherrschten nicht den Handel quer durch die tödliche Sahara.
Den Garamanten gehörten die wichtigsten Karawanenhandelsrouten durch die Sahara mit befestigten Stützpunkten wie z.B. dem Karawanenposten Aghram Nadharif. Von vier Wachtürmen aus überblickten sie eine Engstelle des Wadi-Tales. Dort mußten die Karawanen passieren. Ein Geheimnis ihres Erfolges lag in dem Ausbau militärisch gesicherter Karawanenposten und Handelsstützpunkte.
Das Garamantenreich saß wie eine Spinne im Netz der alten Transsahara-Routen, in der Mitte das heutige Ghat. An ihnen kam niemand vorbei. Aber die Stützpunkte mußten besetzt und ein unendlicher Zug von Karawanen organisiert sein.
Wie konnte die dafür erforderliche Zahl von Menschen in der Unwirtlichkeit des Sandmeeres überleben?
Das Geheimnis der libyschen Wüstenseen liegt in ihren unterirdischen Quellen. Die Fata Morgana verdurstender Wüstenreisender ist echt. Jahrtausende alte Felsmalereien der Saharavölker zeigen z.B. Giraffen. Die Menschen müssen hier wie in einem Traum gelebt haben. Exotische Tiere bevölkerten die fruchtbaren Savannen. Deshalb also waren die Menschen damals in Scharen gekommen, um zu siedeln.
Herodot beschrieb das Wüstenvolk genauso: als Jäger, die unter fruchtbaren Palmen wohnen; als kluge Bauern, die Rinder und wilde Stiere züchteten, aber auch als angriffslustige Krieger mit vierspännigen Streitwagen.
Und es finden sich in der Tat Felszeichnungen aus der Zeit der Garamanten, auf denen Krieger und vor einen Wagen gespannte Zuchtrinder abgebildet sind
Die Garamanten ersannen die mehrspännigen Streitwagen, die auch zur Jagd benutzt wurden, so Herodot.
Das Patentrecht für die berühmten antiken Streitwagen spricht er den frühen Libyern zu. Von ihnen hätten die Griechen gelernt, vier Pferde anzuspannen.
Über 1.000 Jahre beherrschten die Garamanten das Herz der Sahara. Antike Schriftsteller berichten von einer mächtigen Hauptstadt, von gewaltigen Festungen und von exotischen Tieren für die Arenen des römischen Imperiums. Erst jetzt wird bekannt, wie weit sich das Reich wirklich ausdehnte - Grabungen italienischer Teams beweisen: Es reichte bis an die Grenze zum heutigen Algerien. Gräber, Siedlungen und Höhlenmalereien geben vor allem Aufschluss darüber, dass die Garamanten einst in einem grünen Paradies lebten, das erst über die Jahrhunderte zur Wüste wurde. Doch die Garamanten passten sich der Wüste an. Die Forscher legten Wüstenfestungen frei, von denen aus das sagenumwobene Volk Handel mit Sklaven, Diamanten, Salz und wilden Tieren trieb, entdeckten unterirdische Quellen. Ein Netz von Kanälen und Brunnen sicherte den Garamanten ein angenehmes Leben.
Die legendäre Hauptstadt der Wüstenkönige soll einst an die 10.000 Einwohner gehabt haben. Die wahre Macht und Pracht Garamas bleibt verborgen, auch wenn sich die Ruinen in der trockenen Hitze erstaunlich gut erhalten haben.
Nach britischen Forschungen dominierte ein großes Militärlager den Ort, umgeben von Tempeln, Bädern, Marktplätzen. Eine gewaltige Stadtmauer mit Wachtürmen und Schutzgräben machte Garama zu einer unbezwingbaren Festung. Durch die schmalen Gassen konnte so schnell kein Feind vordringen. Und je enger die Gassen, desto kühler war die weiße Stadt in der Wüste. Die Hauptstadt war vor Angriffen gut geschützt, wenn feindliche Truppen es jemals durch die sengend heiße Wildnis geschafft haben sollten.