Die Herrscher des wasserlosen Meeres
#1
Ein natürlich in der Hauptsache auf archäologischen Funden basierender Bericht, ich fand dieses Thema trotzdem sehr interessant.


Die Garamanten - Könige der Wüste

Der griechische Geschichtsschreiber Herodot berichtet in seinen, im fünften Jahrhundert v. d. Z. entstandenen Historien über ein mächtiges Wüstenvolk mit einer nahezu uneinnehmbaren Hauptstadt. Die Garamanten.

Die Griechen hatten knapp 300 Seemeilen südlich von Athen Kolonialstädte wie Cyrene gegründet. Herodot selbst lebte zeitweilig in Nordafrika und war Augenzeuge der Ereignisse.
Nicht nur in der Antike, sondern auch im zweiten WK war die Cyrenaika strategisch umkämpft, denn sie war das Sprungbrett nach Europa - von Cyrene aus wurden die Waren aus dem dunklen Kontinent verschifft.
Durch Zielphotos der Bomberpiloten aus dem zweiten WK stoßen 60 Jahre später Archäologen auf die Ruinen von Cyrene und das am Stadtrand liegende Amphitheater. Dort wird daraufhin die erste Griechenkolonie in Afrika freigelegt.

Herodot berichtet, es habe einen kulturellen Austausch zwischen Hellenen und Garamanten gegeben.
Wohl wirkt alles in Cyrene ur-griechisch, unweit der Stadt finden sich allerdings im Höhlentempel von Slonta Skulpturen, die kaum den klassischen Götter- und Heldendarstellungen der Griechen entsprechen. Und doch befindet sich unter den klassischen Statuen von Cyrene eine, die denen des Grottenheiligtums ähnelt - die einer verschleierten Frau. Untypisch für griechische Skulpturen von Göttinnen, denn zu jener Zeit gingen lediglich die lybischen Frauen verschleiert.

Bei der Stadt Ghat in der Region Fessan vermuten die Forscher das südliche Zentrum des Garamantenreiches. Mitten in der Sahara - bahr bela mar - Meer ohne Wasser, wie sie die Araber nennen -, rund 1.000 Kilometer von der Küste entfernt.
Am Rande eines Wadis, eines ausgetrockneten Flussbettes, wird ein Friedhof mit bis zu 100.000 Gräbern entdeckt. Dies ist ein Hinweis auf eine unglaublich hohe Bevölkerungsdichte mitten in der Einöde. Die C 14 Datierungen weisen in das zweite Jahrhundert v. d. Z. - laut den antiken Chronisten: Die Zeit der Garamanten.
Aus den Funden läßt sich schließen, daß nicht nur die Wohlhabenden, sondern jeder Teil der Gesellschaft Zugang zu diesem Friedhof hatte, auch fanden sich teilweise in einem Grab Tote von weißer und schwarzer Hautfarbe.
Die Schlußfolgerung der Archäologen: Die Garamanten waren eine in Ansätzen egalitäre Gesellschaft - zumindest war Wohlstand nicht nur wenigen vorbehalten.

Das Team von S. di Lernia von der Universität Rom entdeckte in Aghelachem ein besonderes Gräberfeld. Viele kleine Steinpyramiden umringen ein auffällig großes Grab. Di Lernia vermutet, auf den Steinpyramiden wurden dem toten Wüstenfürsten Opfer dargeboten. Durch Satellitenaufnahmen sind die Italiener auf diesen abgelegenen Ort gestoßen.
Das Grab liegt am Eingang zu der einzigen Schlucht, die durch das Gebirge führt. Jede Karawane musste an diesem Grab vorbei. Der Professor aus Rom stößt noch auf eine wichtige Spur: die vierfingrige Hand. Sie ist das geheimnisvolle Erkennungszeichen der Garamanten.
Di Lernia über typische Merkmale von Garamanten-Gräbern:
"Da die Umgebung voller römischer Tonscherben war, musste das Grab aus der Garamantenzeit stammen. Bei der Ausgrabung fanden wir Hinweise auf die typischen Opfergaben der Garamanten; den Opfertisch, die vier Finger, die so typisch für das 400 Kilometer entfernte Zentrum der Garamanten sind.
Dann legten wir das Hauptgrab frei - und fanden Skelette, Tongefäße, Dattelkerne - alles typische Merkmale eines Garamanten-Grabes. Im Tanezufft-Tal, Hunderte von Kilometern südlich der Hauptstadt, haben wir einen sehr wichtigen Fund gemacht. Wir gehen von einem sehr großen Gebiet aus, das zu dem Garamanten-Königreich gehörte."

Ein Volk aus der Wüste auf Augenhöhe mit den klassischen Griechen? Es klingt bewundernd, wenn Herodot notiert, wie mächtig und Respekt einflößend dieses rätselhafte "Barbarenvolk" sei. Spätere antike Chronisten rühmen ihre Könige und "höchst beweglichen" Krieger. Auch schreiben sie, daß die Garamanten Tätowierungen an ihren Ellenbogen hätten. Genau wie in der über 3000 Jahre alten Darstellung libyscher Fürsten aus der Grabkammer des Pharaos Sethos I. im Tal der Könige. Die Griechen waren das bis heute verehrte Maß aller Dinge an den Küsten des Mittelmeers und in Europa. Doch sie beherrschten nicht den Handel quer durch die tödliche Sahara.
Den Garamanten gehörten die wichtigsten Karawanenhandelsrouten durch die Sahara mit befestigten Stützpunkten wie z.B. dem Karawanenposten Aghram Nadharif. Von vier Wachtürmen aus überblickten sie eine Engstelle des Wadi-Tales. Dort mußten die Karawanen passieren. Ein Geheimnis ihres Erfolges lag in dem Ausbau militärisch gesicherter Karawanenposten und Handelsstützpunkte.
Das Garamantenreich saß wie eine Spinne im Netz der alten Transsahara-Routen, in der Mitte das heutige Ghat. An ihnen kam niemand vorbei. Aber die Stützpunkte mußten besetzt und ein unendlicher Zug von Karawanen organisiert sein.
Wie konnte die dafür erforderliche Zahl von Menschen in der Unwirtlichkeit des Sandmeeres überleben?

Das Geheimnis der libyschen Wüstenseen liegt in ihren unterirdischen Quellen. Die Fata Morgana verdurstender Wüstenreisender ist echt. Jahrtausende alte Felsmalereien der Saharavölker zeigen z.B. Giraffen. Die Menschen müssen hier wie in einem Traum gelebt haben. Exotische Tiere bevölkerten die fruchtbaren Savannen. Deshalb also waren die Menschen damals in Scharen gekommen, um zu siedeln.
Herodot beschrieb das Wüstenvolk genauso: als Jäger, die unter fruchtbaren Palmen wohnen; als kluge Bauern, die Rinder und wilde Stiere züchteten, aber auch als angriffslustige Krieger mit vierspännigen Streitwagen.
Und es finden sich in der Tat Felszeichnungen aus der Zeit der Garamanten, auf denen Krieger und vor einen Wagen gespannte Zuchtrinder abgebildet sind
Die Garamanten ersannen die mehrspännigen Streitwagen, die auch zur Jagd benutzt wurden, so Herodot.
Das Patentrecht für die berühmten antiken Streitwagen spricht er den frühen Libyern zu. Von ihnen hätten die Griechen gelernt, vier Pferde anzuspannen.

Über 1.000 Jahre beherrschten die Garamanten das Herz der Sahara. Antike Schriftsteller berichten von einer mächtigen Hauptstadt, von gewaltigen Festungen und von exotischen Tieren für die Arenen des römischen Imperiums. Erst jetzt wird bekannt, wie weit sich das Reich wirklich ausdehnte - Grabungen italienischer Teams beweisen: Es reichte bis an die Grenze zum heutigen Algerien. Gräber, Siedlungen und Höhlenmalereien geben vor allem Aufschluss darüber, dass die Garamanten einst in einem grünen Paradies lebten, das erst über die Jahrhunderte zur Wüste wurde. Doch die Garamanten passten sich der Wüste an. Die Forscher legten Wüstenfestungen frei, von denen aus das sagenumwobene Volk Handel mit Sklaven, Diamanten, Salz und wilden Tieren trieb, entdeckten unterirdische Quellen. Ein Netz von Kanälen und Brunnen sicherte den Garamanten ein angenehmes Leben.

Die legendäre Hauptstadt der Wüstenkönige soll einst an die 10.000 Einwohner gehabt haben. Die wahre Macht und Pracht Garamas bleibt verborgen, auch wenn sich die Ruinen in der trockenen Hitze erstaunlich gut erhalten haben.
Nach britischen Forschungen dominierte ein großes Militärlager den Ort, umgeben von Tempeln, Bädern, Marktplätzen. Eine gewaltige Stadtmauer mit Wachtürmen und Schutzgräben machte Garama zu einer unbezwingbaren Festung. Durch die schmalen Gassen konnte so schnell kein Feind vordringen. Und je enger die Gassen, desto kühler war die weiße Stadt in der Wüste. Die Hauptstadt war vor Angriffen gut geschützt, wenn feindliche Truppen es jemals durch die sengend heiße Wildnis geschafft haben sollten.
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#2
Die römischen Handelspartner

Von Leptis aus wollten die Römer das Tor zwischen Afrika und Europa beherrschen. Die mächtige Basilika und das Forum zeugen noch heute von der einstigen Blüte.
Die Garamanten lernten schnell, Leptis Magna und das römische Reich als einträgliche Handelspartner zu nutzen. Das gigantische Amphitheater der Küstenstadt und die anderen Arenen im Römischen Reich benötigten Hunderttausende von wilden Tieren aus dem Inneren Afrikas zur grausamen Unterhaltung der Massen.
Farbenprächtige Mosaiken aus Leptis zeigen die brutalen Spiele. Gladiatorenkämpfe und Tierhetzen - das Ende war immer blutig. Angeblich ließen im Kolosseum manche Kaiser 10.000 Tiere an einem Tag hetzen. Einmal sollen auch Garamanten zu Opfern in der Arena geworden sein. Sie hatten die Umgebung von Leptis verwüstet und mussten nun dafür büßen.

Ansonsten fühlten sich die Römer in ihrer Kolonie Leptis sicher. Die Wüstenvölker lieferten Tiere, Sklaven, Edelsteine - wurden aber nicht als Bedrohung angesehen. Das Reich der Garamanten war für Rom das Ende der Welt.
Durch den Handel wuchs Leptis zu einer sagenhaft reichen Metropole - bewundernd die weiße Stadt am Meer genannt. Ein Schmelztiegel - Menschen aus verschiedenen Teilen der Mittelmeerwelt lebten dort. Auf dem Markt mitten im Stadtzentrum wurden Sklaven, wilde Tiere, und vor allem Weizen gehandelt. Leptis wurde zur Kornkammer Roms.

Schiffsflotten brachten die Waren nach Italien, ein sicheres Geschäft. Die wichtigste Handelsroute führte in den Süden, ins Garamanten-Reich. Ein Meilenstein am Anfang der Straße steht noch heute. Doch im Jahre 17 d. Z. bekamen die Römer plötzlich Nachschub-Probleme. Ihre Karawanen wurden überfallen, Brunnen zugeschüttet, Händler und ihre Lasttiere verdursteten. Die Römer beschuldigten die Garamanten. In Leptis Magna wurde die folgenschwere Entscheidung zur Eroberung getroffen. Doch die Überfälle der Garamanten waren nur ein Vorwand. Tatsächlich sollte die lästige Konkurrenz im lukrativen Saharahandel ausgeschaltet werden.
Je wichtiger und stärker die Wüstenherrscher wurden, desto größere Probleme machten sie nun dem Norden. Das selbstbewusste Wüstenvolk wurde so mächtig, daß die Römer schließlich, um wieder die Kontrolle zu bekommen, eine große Expeditionsmacht durch das gewaltige Sandmeer schickten, um die Garamanten in die Knie zu zwingen. Ein großer Eroberungsfeldzug, ganz am Anfang der Blütezeit des Garamantenreiches - also vor rund 2000 Jahren.

Der kriegserprobte Cornelius Balbus - einst Privatsekretär von Caesar - wurde beauftragt, in der Garnisonsstadt ein schlagkräftiges Expeditionsheer zusammen zustellen.
Savino di Lernia über die unglaubliche Expedition der Römer:
"Der Plan war es, den Druck, den die Garamanten auf den Norden ausübten, zu unterbinden. Sie beeinflussten bereits auch die nördlichen Stämme an der Mittelmeerküste. Die Römer mussten eine unglaubliche Expedition organisieren - durch eine der heißesten Gegenden der Sahara, der Hamada al-Hamra. Also schicken sie mehr als 20.000 Soldaten, um Garama zu erreichen, und so den Kern des Garamanten-Reiches in die Hand zu bekommen."

Noch nie zuvor hatte Rom sich militärisch so massiv nach Süden vorgewagt. Die Hitze, die unbekannte weit entfernte Welt - das alles hatte Rom lange Zeit abgeschreckt, nach Afrika zu greifen. Balbus' Plan war gewagt: Über 1000 Kilometer mussten seine Truppen, 20.000 Mann, zu Fuß durch eine der heißesten Wüsten der Welt, die Al-Hamada al-Hamra - die rote Wüste. Doch die Legionäre drangen bis Garama vor, dem heutigen Djerma. Was passierte, blieb lange im Dunkeln. Balbus selbst brüstete sich in Rom, er habe die Garamanten besiegt. Zu seinen Ehren gab es einen Triumphzug durch Rom.

Sind die Garamanten von den Römern tatsächlich vernichtend geschlagen worden? Die Befunde sprechen dagegen. Über weitere Angriffe der Krieger aus der Wüste schweigen die Chronisten. Man hatte sich zum gegenseitigen Wohl arrangiert.

In Leptis Magna verlief der Handel wieder ungestört. 150 Jahre später spielte hier ein Junge, der einmal römischer Kaiser werden sollte: Septimius Severus, einer der Nachfolger Marc Aurels. Imperator ab dem Jahre 193 d. Z.: der erste römische Kaiser afrikanischer Herkunft. Die Spielfelder aus der Zeit des jungen Septimius sind heute noch zu sehen. Dem Kaiser zu Ehren wurde am Eingang der Stadt ein gewaltiger Triumphbogen errichtet. Unter Septimius erlebte Leptis Magna eine Blütezeit. Seiner Heimatstadt spendierte er prunkvolle Bauten und reiche Ausstattungen. Der Tyrann war als besonders brutal bekannt. Selbst engste Mitstreiter ließ er ohne zu zögern töten, wenn sie ihm zu mächtig wurden. Ihre Statuen ließ er zerstören.

Wie war dieser gnadenlose Imperator mit den Garamanten umgegangen? Hatte Sie die Wüste nicht schon längst verschluckt? Heute weiß man, das Gegenteil war der Fall: Der Handel zwischen Rom und den Wüstenkönigen verstärkte sich. Diese wurden sogar als hohe Gäste in der ewigen Stadt hofiert und bestaunt. Die stolzen Wüstenkrieger.

Gemeinsame Expeditionen führten tief in den afrikanischen Kontinent hinein. Der römische Autor Plinius der Ältere berichtet von wertvollen Schätzen im Reich der Garamanten: vom schwarzen "Berg des Ringes", aus dem die Garamanten Edelsteine schürften. Auch den Handel mit den roten Karfunkel-Steinen aus dem südlichen Äthiopien sollen sie kontrolliert haben. Das antike Joint Venture machte auch die Herren der Wüste noch reicher. Sklaven und wilde Tiere kamen für den Weiterexport aus dem Inneren Afrikas. Oliven wurden von der Mittelmeerküste zum Eigenverbrauch importiert. Und der absolute Luxus: Glaswaren aus Rom wurden über 2000 Kilometer weit in die Sahara gebracht.
Im dritten Jahrhundert d.Z. waren die Garamanten auf dem Gipfel ihrer Macht, sie beherrschten den Handel. Sie genossen Luxusgüter aus den Metropolen der Welt. Überfluss für die Herren der Wüste. Unter Kaiser Septimius konnte es sich Leptis Magna leisten, den Wadi, an dessen Mündung der Hafen lag, zu begradigen und erweitern. Und im Hafen versammelten sich noch mehr Kriegs- und Handelsschiffe.

Als das Imperium zerfiel, spürten das auch die Kolonien. Der Handel brach zusammen. Der Leuchtturm, Markenzeichen der Stadt und einer der Größten in Nordafrika verkam zur Ruine. Das neue Hafenbecken versandete - an den Kais legten keine Schiffe mehr an. Das Imperium hatte sich hier in Libyen überlebt.

Der Verfall des wichtigsten Handelspartners zerstörte die Lebensgrundlage der Garamanten. Doch es kam noch etwas hinzu: In ihrer Verschwendungssucht hatten sie eines vergessen: Demut der Natur gegenüber. In ihren Städten hatten sie zu viel Wasser verschwendet. Der Grundwasserspiegel war gefährlich gesunken, die Quellen trockneten aus. Die Siedlungen mussten aufgegeben werden, die Bewohner wurden wieder zu Nomaden.
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#3
Überbleibsel einer Hochkultur

Wohin sind die Erben der Garamanten verschwunden? Diese Frage bewegt auch die italienischen Forscher. In Rom untersuchen sie die Funde aus Libyen.
Die ersten Ergebnisse der DNA-Tests überraschen: die Garamanten hatten keinen einheitlichen Genpool, keine gemeinsame Herkunft, sondern stammen aus dem Schmelztiegel der Völker Nordafrikas.

Mitten im Kernland der Garamanten wurde 1958 von italienischen Forschern eine Mumie entdeckt. Die Stammesältesten aus der Umgebung erinnern sich noch gut und führen den Archäologen Savino di Lernia zum Fundort. Die Mumie war vor etwa 5500 Jahren in Blätter gewickelt worden. Ein kleiner Junge, genannt die schwarze Mumie. Schädel, Skelett und Haut haben die Jahrtausende überstanden. Die Ehrung der Toten gilt als Merkmal der Garamanten: War dieser Junge ein Vorfahre der Wüstenkönige? Die Antwort muss Di Lernia in Tripolis finden, der Hauptstadt des heutigen Libyen. An der Mittelmeerküste herrscht seit 1969 unangefochten Muammar Ghaddafi. Die verschiedenen Stammesfürsten hat er in seinen Machtapparat einbezogen. Erst vor kurzem hat sich Libyen dem Kulturtourismus geöffnet - eine Genehmigung für ausländische Filmteams ist dagegen immer noch die Ausnahme.
Die mumifizierte Überreste der schwarzen Mumie geben noch immer Rätsel auf.
Die italienischen Archäologen haben die Schwarze Mumie dem libyschen Nationalmuseum in Tripolis übergeben. Hier kann di Lernia das Geheimnis der Mumie selbst untersuchen. Wie in der ägyptischen Kultur wurden die Organe vor der Mumifizierung entfernt. Der Körper wurde anschließend mit Substanzen aufgefüllt, deren genaue Zusammensetzung immer noch rätselhaft ist. Die Mumie ist älter, als die älteste jemals in Ägypten gefundene.
Archäologe Savino di Lernia, Universität Rom über die Mumifizierung der Leiche:
"Die Haut auf dem Schädel ist der beeindruckendste Beweis für Mumifizierung. Auf dem ganzen Schädel findet man Haut, am Rückgrat und am Brustkorb. Das wäre unmöglich, wenn der Leichnam nicht mumifiziert wäre. Wahrscheinlich haben sie irgendeine anorganische Materie in den Körper gefüllt, um die bakterielle Zersetzung zu verhindern. Genauso haben es die Ägypten auch im Niltal gemacht."
Die Ägypter haben dies aber Jahrhunderte später praktiziert. Eine Theorie lautet: Ur-Libyer flüchteten vor der Trockenheit nach Osten, in Richtung Nildelta und nahmen das Know-how der Mumifizierung mit.

In der libyschen Sahara entstand nicht nur das faszinierende Reich der Garamanten, die sogar die Griechen inspirierten. Schon deren Vorfahren beeinflussten selbst die ägyptischen Pharaonen. Herodot, der Vater der Geschichtsschreibung, hatte recht mit seiner Bewunderung für die Herren der Wüste. Nur: was ist aus diesen Überlebenskünstlern der Antike tatsächlich geworden?

Zum Abschluss der Expedition finden die italienischen Forscher durch die Gravuren, die es überall im Garamantenreich gibt möglicherweise eine Antwort. Wie die Malereien zeigen sie zumeist Tiere. Doch oft finden sich daneben auch Schriften in der uralten Sprache Tifinagh, die es schon zu Zeiten der Garamanten gab.
Nur die Tuareg können sie noch heute entziffern, denn es ist ihre Schriftsprache: "Dieses ist ein sehr wichtiger Platz für Euch, gebt gut Acht auf ihn." Vielleicht sind sie die versprengten Nachfahren der Garamanten. Stolze freie Krieger, die überlebten, weil sie wieder gelernt hatten, sich der Natur anzupassen - und nicht, sie sich untertan zu machen. Die, wie die alten Figuren in Cyrene es ausdrücken: wieder Demut vor der Wüste gelernt hatten.
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