Knigge - vom Umgang mit Menschen
#1
1) Warum man mit großen und glänzenden Eigenschaften dennoch nicht immer in der Welt sein Glück mache? Über den esprit de conduite. Mancher will sich nicht nach den Sitten andrer fügen; manchem fehlt es dazu an der nötigen Weltkenntnis; mancher ist zu voll Forderungen. Aber auch mit dem besten Willen und guten Anlagen glückt es nicht jedem; warum?

Wir sehen die klügsten, verständigsten Menschen im gemeinen Leben Schritte tun, wozu wir den Kopf schütteln müssen.
Wir sehen die feinsten theoretischen Menschenkenner das Opfer des gröbsten Betrugs werden.

Wir sehen die erfahrensten, geschicktesten Männer bei alltäglichen Vorfällen unzweckmäßige Mittel wählen, sehen, daß es ihnen mißlingt, auf andre zu wirken, daß sie, mit allem Übergewichte der Vernunft, dennoch oft von fremden Torheiten, Grillen und von dem Eigensinne der Schwächeren abhängen, daß sie von schiefen Köpfen, die nicht wert sind, ihre Schuhriemen aufzulösen, sich müssen regieren und mißhandeln lassen, daß hingegen Schwächlinge und Unmündige an Geist Dinge durchsetzen, die der Weise kaum zu wünschen wagen darf.

Wir sehen manchen Redlichen fast allgemein verkannt.

Wir sehen die witzigsten, hellsten Köpfe in Gesellschaften, wo aller Augen auf sie gerichtet waren und jedermann begierig auf jedes Wort lauerte, das aus ihrem Munde kommen würde, eine nicht vorteilhafte Rolle spielen, sehen, wie sie verstummen oder lauter gemeine Dinge sagen, indes ein andrer äußerst leerer Mensch seine dreiundzwanzig Begriffe, die er hie und da aufgeschnappt hat, so durcheinander zu werfen und aufzustutzen versteht, daß er Aufmerksamkeit erregt und selbst bei Männern von Kenntnissen für etwas gilt.

Wir sehen, daß die glänzendsten Schönheiten nicht allenthalben gefallen, indes Personen, mit weniger äußern Annehmlichkeiten ausgerüstet, allgemein interessieren. -

Alle diese Bemerkungen scheinen uns zu sagen, daß die gelehrtesten Männer, wenn nicht zuweilen die untüchtigsten zu allen Weltgeschäften, doch wenigstens unglücklich genug sind, durch den Mangel einer gewissen Gewandtheit zurückgesetzt zu bleiben, und daß die Geistreichsten, von der Natur mit allen innern und äußern Vorzügen beschenkt, oft am wenigsten zu gefallen, zu glänzen verstehen.

Ich rede aber hier nicht von der freiwilligen Verzichtleistung des Weisen auf die Bewunderung des vornehmen und geringen Pöbels. Daß der Mann von bessrer Art da in sich selbst verschlossen schweigt, wo er nicht verstanden wird; daß der Witzige, Geistvolle in einem Zirkel schaler Kopfe sich nicht so weit herabläßt, den Spaßmacher zu spielen; daß der Mann von einer gewissen Würde im Charakter zu viel Stolz hat, sein ganzes Wesen nach jeder ihm unbedeutenden Gesellschaft umzuformen, die Stimmung anzunehmen, wozu die jungen Laffen einer Vaterstadt den Ton mit von Reisen gebracht haben, oder den grade die Laune einer herrschenden Kokette zum Konversations-, Kammer- und Chorton erhebt; daß es den Jüngling besser kleidet, bescheiden, schüchtern und still, als, nach Art der mehrsten unsrer heutigen jungen Leute, vorlaut, selbstgenügsam und plauderhaft zu sein; daß der edle Mann, je klüger er ist, um desto bescheidener, um desto mißtrauischer gegen seine eigenen Kenntnisse, um desto weniger zudringlich sein wird; oder daß, je mehr innerer, wahrer Verdienste sich jemand bewußt ist, er um desto weniger Kunst anwenden wird, seine vorteilhaften Seiten hervorzukehren, so wie die wahrhafte Schönheit alle kleinen anlockenden, unwürdigen Buhlkünste, wodurch man sich bemerkbar zu machen sucht, verachtet, - das alles ist wohl sehr natürlich! -

Davon rede ich also nicht.

Auch nicht von der beleidigten Eitelkeit eines Mannes voll Forderungen, der unaufhörlich eingeräuchert, geschmeichelt und vorgezogen zu werden verlangt und, wo das nicht geschieht, eine traurige Figur macht; nicht von dem gekränkten Hochmute eines abgeschmackten Pedanten, der das Maul hängen läßt, wenn er das Unglück hat, nicht aller Orten für ein großes Licht der Erden bekannt und als ein solches behandelt zu sein, wenn nicht jeder mit seinem Lämpchen herzuläuft, um es an diesem großen Lichte der Aufklärung anzuzünden. Wenn ein steifer Professor, der gewöhnt ist, von seinem bestaubten Dreifuße herunter, sein Kompendium in der Hand, einem Haufen gaffender, unbärtiger Musensöhne stundenlang hohe Weisheit vorzupredigen und dann zu sehn, wie sogar seine platten, in jedem halben Jahre wiederholten Späße sorgfältig nachgeschrieben werden; wie jeder Student so ehrerbietig den Hut vor ihm abzieht, und mancher, der nachher seinem Vaterlande Gesetze gibt, ihm des Sonntags im Staatskleide die Aufwartung macht; wenn ein solcher einmal die Residenz oder irgendeine andre Stadt besucht, und das Unglück nun will, daß man ihn dort kaum dem Namen nach kennt, daß er in einer feinen Gesellschaft von zwanzig Personen gänzlich übersehn oder von irgendeinem Fremden für den Kammerdiener im Hause gehalten und Er genannt wird, er dann ergrimmt und ein verdrossenes Gesicht zeigt; oder wenn ein Stubengelehrter, der ganz fremd in der Welt, ohne Erziehung und ohne Menschenkenntnis ist, sich einmal aus dem Haufen seiner Bücher hervorarbeitet, und er dann äußerst verlegen mit seiner Figur, buntscheckig und altväterisch gekleidet, in seinem vor dreißig Jahren nach der neuesten Mode verfertigten Bräutigamsrocke dasitzt und an nichts von allem, was gesprochen wird, Anteil nehmen, keinen Faden finden kann, um mit anzuknüpfen, so gehört das alles nicht hierher.

Ebensowenig rede ich von dem groben Zyniker, der nach seinem Hottentottensysteme alle Regeln verachtet, welche Konvenienz und gegenseitige Gefälligkeit den Menschen im bürgerlichen Leben vorgeschrieben haben, noch von dem Kraftgenie, das sich über Sitte, Anstand und Vernunft hinauszusetzen einen besondern Freibrief zu haben glaubt.

Und wenn ich sage, daß oft auch die weisesten und klügsten Menschen in aller Welt, im Umgange und in Erlangung äußerer Achtung, bürgerlicher und andrer Vorteile ihres Zwecks verfehlen, ihr Glück nicht machen, so bringe ich hier weder in Anschlag, daß ein widriges Geschick zuweilen den Besten verfolgt, noch daß eine unglückliche leidenschaftliche oder ungesellige Gemütsart bei manchem die vorzüglichsten, edelsten Eigenschaften verdunkelt.

Nein! meine Bemerkung trifft Personen, die wahrlich allen guten Willen und treue Rechtschaffenheit mit mannigfaltigen, recht vorzüglichen Eigenschaften und dem eifrigen Bestreben, in der Welt fortzukommen, eigenes und fremdes Glück zu bauen, verbinden, und die dennoch mit diesem allen verkannt, übersehn werden, zu gar nichts gelangen. Woher kommt das?

Was ist es, das diesen fehlt und andre haben, die, bei dem Mangel wahrer Vorzüge, alle Stufen menschlicher, irdischer Glückseligkeit ersteigen? - Was die Franzosen den esprit de conduite nennen, das fehlt jenen: die Kunst des Umgangs mit Menschen - eine Kunst, die oft der schwache Kopf, ohne darauf zu studieren, viel besser erlauert als der verständige, weise, witzreiche; die Kunst, sich bemerkbar, geltend, geachtet zu machen, ohne beneidet zu werden; sich nach den Temperamenten, Einsichten und Neigungen der Menschen zu richten, ohne falsch zu sein; sich ungezwungen in den Ton jeder Gesellschaft stimmen zu können, ohne weder Eigentümlichkeit des Charakters zu verlieren, noch sich zu niedriger Schmeichelei herabzulassen. Der, welchen nicht die Natur schon mit dieser glücklichen Anlage hat geboren werden lassen, erwerbe sich Studium der Menschen, eine gewisse Geschmeidigkeit, Geselligkeit, Nachgiebigkeit, Duldung, zu rechter Zeit Verleugnung, Gewalt über heftige Leidenschaften, Wachsamkeit auf sich selber und Heiterkeit des immer gleich gestimmten Gemüts; und er wird sich jene Kunst zu eigen machen; doch hüte man sich, dieselbe zu verwechseln mit der schändlichen, niedrigen Gefälligkeit des verworfenen Sklaven, der sich von jedem mißbrauchen läßt, sich jedem preisgibt; um eine Mahlzeit zu gewinnen, dem Schurken huldigt, und um eine Bedienung zu erhalten, zum Unrechte schweigt, zum Betruge die Hände bietet und die Dummheit vergöttert!

Indem ich aber von jenem esprit de conduite rede, der uns leiten muß, bei unserm Umgange mit Menschen aller Gattung, so will ich nicht etwa ein Komplimentierbuch schreiben, sondern einige Resultate aus den Erfahrungen ziehn, die ich gesammelt habe, während einer nicht kurzen Reihe von Jahren, in welchen ich mich unter Menschen aller Arten und Stände umhertreiben lassen und oft in der Stille beobachtet habe. - Kein vollständiges System, aber Bruchstücke, vielleicht nicht zu verwerfende Materialien, Stoff zu weiterm Nachdenken
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#2
Kurz vorweg:

Ich will hier gerne immer mal wieder etwas aus diesem Werk Knigges reinstellen.
Nicht mit erhobenem Zeigefinger, denn von vielem schließe ich mich selbst nicht aus.
Lediglich, weil ich der Ansicht bin, gewisse Grundregeln im Umgang mit Menschen und sich selbst sind zeitlos, und der Freiherr bringt viele davon bemerkenswert auf den Punkt.
Vielmehr ist es also zu sehen, wir er selbst es beschreibt:

Kein vollständiges System, aber Bruchstücke, vielleicht nicht zu verwerfende Materialien, Stoff zu weiterm Nachdenken...

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#3
Wie man die Menschen beurteilen solle.

Beurteile die Menschen nicht nach dem, was sie reden, sondern nach dem, was sie tun. Aber wähle zu Deinen Beobachtungen solche Augenblicke, in welchen sie von Dir unbemerkt zu sein glauben. Richte Deine Achtsamkeit auf die kleinen Züge, nicht auf die Haupthandlungen, zu denen jeder sich in seinen Staatsrock steckt. Gib acht auf die Laune, die ein gesunder Mann beim Erwachen vom Schlafe, auf die Stimmung, die er hat, wenn er des Morgens, wo Leib und Seele im Nachtkleide erscheinen, aus dem Schlafe geweckt wird, auf das, was er vorzüglich gern ißt und trinkt: ob sehr materielle, einfache oder sehr feine, gewürzte, zusammengesetzte Speisen; auf seinen Gang und Anstand; ob er lieber allein seinen Weg geht oder sich immer an eines andern Arm hängt; ob er in einer graden Linie fortschreiten kann oder seines Nebengängers Weg durchkreuzt, oft an andre stößt und ihnen auf die Füße tritt; ob er durchaus keinen Schritt allein tun, sondern stets Gesellschaft haben, immer sich an andre anschließen, auch um die geringsten Kleinigkeiten erst Rat fragen, sich erkundigen will, wie es sein Nachbar, sein Kollege macht; ob, wenn er etwas fallen läßt, er es sogleich wieder aufnimmt, oder es da liegen läßt, bis er gelegentlich, nach seiner Gemächlichkeit, einmal hinreicht, um es aufzuheben; ob er gern andern in die Rede fällt, niemand zu Worte kommen läßt; ob er gern geheimnisvoll tut, die Leute auf die Seite ruft, um ihnen gemeine Dinge in das Ohr zu sagen; ob er gern in allem entscheidet und so ferner. - Fasse alle diese Wahrnehmungen zusammen, nur sei nicht so unbillig, nach einzelnen solchen Zügen den ganzen Charakter zu richten.

Sei nicht zu parteiisch für Menschen, die Dir freundlicher begegnen als andre.

Baue nicht eher fest auf treue, immer Stich haltende Liebe und Freundschaft, als bis Du erst solche Proben gesehn hast, die Aufopferung kosten. Die mehrsten Menschen, die uns so herzlich ergeben scheinen, treten zurück, sobald es darauf ankommt, ihren Lieblingsneigungen zu unserm Vorteile zu entsagen. Darauf ist also Rücksicht zu nehmen, wenn man wissen will, was ein Mensch uns wert ist. Es ist keine Kunst, alles zu leisten, was man nur wünschen mag, das einzige ausgenommen, was Überwindung kostet
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#4
Lerne Widerspruch ertragen!

Lerne Widerspruch ertragen. Sei nicht kindisch eingenommen von Deinen Meinungen. Werde nicht hitzig noch grob im Zanke. Auch dann nicht, wenn man Deinen ernsthaften Gründen Spott und Persiflage entgegensetzt. Du hast, bei der besten Sache, schon halb verloren, wenn Du nicht kaltblütig bleibst und wirst wenigstens auf diese Art nie überzeugen.

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#5
Bringe bei niemand unangenehme Dinge in Erinnerung!

Man hüte sich, bei Personen, mit denen man umgeht, unberufen unangenehme Dinge in Erinnerung zu bringen. Oft bewegt eine Art von unkluger Teilnehmung die Leute, uns um die Beschaffenheit unsrer ökonomischen und andrer verdrießlicher Sachen zu befragen, obgleich sie uns nicht helfen können, und zwingen sie uns dadurch, Gegenstände, die wir in Gesellschaften, wo wir uns aufzuheitern dachten, so gern vergessen möchten, ohne Unterlaß vor Augen zu behalten. Man muß so viel Menschenkenntnis haben zu unterscheiden, ob der Mann, den wir vor uns sehen, seinem Temperamente, seiner Lage und der Art seines Kummers nach, durch solche Gespräche erleichtert werden kann, oder ob nicht vielmehr sein Leiden dadurch doppelt erschwert wird.

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#6
Siehe: http://www.pagan-forum.de/index.php?showtopic=25215&st=0&#entry125170

Höflich = schön & gut, aber die Masse hat die Eigenschaft die Intelligenz zu überrennen, falls diese sich jemals einlassen/herablassen sollte.
Tue was immer ich will!
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#7
Um Fehlinterpretationen wie dieser in diesem Ordner künftig vorzubeugen, nochmal aus dem ersten Eintrag:

Zitat:Ich rede aber hier nicht von der freiwilligen Verzichtleistung des Weisen auf die Bewunderung des vornehmen und geringen Pöbels. Daß der Mann von bessrer Art da in sich selbst verschlossen schweigt, wo er nicht verstanden wird; daß der Witzige, Geistvolle in einem Zirkel schaler Kopfe sich nicht so weit herabläßt, den Spaßmacher zu spielen; daß der Mann von einer gewissen Würde im Charakter zu viel Stolz hat, sein ganzes Wesen nach jeder ihm unbedeutenden Gesellschaft umzuformen, die Stimmung anzunehmen, wozu die jungen Laffen einer Vaterstadt den Ton mit von Reisen gebracht haben, oder den grade die Laune einer herrschenden Kokette zum Konversations-, Kammer- und Chorton erhebt; daß es den Jüngling besser kleidet, bescheiden, schüchtern und still, als, nach Art der mehrsten unsrer heutigen jungen Leute, vorlaut, selbstgenügsam und plauderhaft zu sein; daß der edle Mann, je klüger er ist, um desto bescheidener, um desto mißtrauischer gegen seine eigenen Kenntnisse, um desto weniger zudringlich sein wird; oder daß, je mehr innerer, wahrer Verdienste sich jemand bewußt ist, er um desto weniger Kunst anwenden wird, seine vorteilhaften Seiten hervorzukehren, so wie die wahrhafte Schönheit alle kleinen anlockenden, unwürdigen Buhlkünste, wodurch man sich bemerkbar zu machen sucht, verachtet, - das alles ist wohl sehr natürlich! -

Davon rede ich also nicht.

Wie Alexis es mal so schön ausdrückte (frei aus dem Gedächtnis):
Die eigene Hosentasche ist doch sehr viel näher, als des anderen Rockzipfel. Fettes Grinsen
Es geht hier also, wie der Titel bereits sagt, um den Umgang mit Menschen.
Wer meine Ansichten im Ordner zum Umgang mit Gast- und Neuschreibern aufmerksamen Augs und Geistes verfolgt hat, dürfte mitbekommen haben, daß es eben dieser ist - der Umgang mit Menschen/Gleichgesinnten - der mir am Herzen liegt, nichts anderes, und jede andere Interpretation schießt am Ziel vorbei.

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#8
Gruss Abnoba,
danke für den Denkanstoss.
Im Internet muss man "Knigge" erst lernen,weil man die Seele und den Körper des Partners/Gegners dort nicht vor sich hat.
Es ist doch so,dass das,was ich am Internet auf der einen Seite so schätze,nämlich dass nur das Wort,ohne andere Beeinflussungen des Gegenüber,wie z. B. Aussehen oder Körpersprache zählt, auf der anderen Seite auch zur Gefahr wird - wenn man nämlich vergisst,dass der Gegenüber ein Mensch,eine Seele ist,die man leicht verletzen kann und selbst wenn man dieses wahrnimmt,es einen selbst nicht in dem Masse kümmert,als wäre die Seele gleich neben einem.Und - wie man Deinen Ausführungen entnehmen kann - nur das Wort kann auch täuschen,wenn man die Seele dahinter mit ihren Verhaltensweisen nicht sieht.

In Achtung
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#9
unbeliever schrieb:Im Internet muss man "Knigge" erst lernen,weil man die Seele und den Körper des Partners/Gegners  dort nicht  vor sich hat.

Findest? Ich bin mir da nicht so sicher.
Irgendwie scheint mir, es handelt sich hierbei doch einfach um einen umfassend greifenden, grundsätzlichen Verhaltenskodex.
Wenn der im Internet nicht ebenso umgesetzt wird, wie anderweitig im Alltag, führe ich das weniger darauf zurück:

Zitat:nämlich dass nur das Wort,ohne andere Beeinflussungen des Gegenüber,wie z. B. Aussehen oder Körpersprache zählt,

Denn wie ich bereits im Ordner zu den Freundschaften der Geschlechter schrieb: Für mein Empfinden kommt über den Rechner doch noch sehr viel mehr rüber, als lediglich Worte. Beschwören will ich es natürlich nicht, aber ich bin doch recht sicher, das geht nicht nur mir so.
Einräumen will ich natürlich gerne, daß ein solches Empfinden nicht unbedingt immer vor Fehlinterpretationen gefeit ist, das kommt wohl auch stark auf die eigene Prägung an.

Zitat:- wenn  man nämlich vergisst,dass der Gegenüber ein Mensch,eine Seele ist,

Das Wort Seele mal beiseite gelassen, ich weiß ja, was Du meinst - ich bin eher der Ansicht, besagtes Vergessen ist eine Ausrede dafür, sich gehen zu lassen und es sich bequem zu machen. Und da greife ich mich auch an die eigene Nase.
Ich finde nur immer wieder etwas sonderbar, daß viele zwischen 'Realität' und Internet unterscheiden. Als wäre das Internet nicht ebenso Teil der Realität. Es ist ein Kommunikationsmedium, daß man sein Gegenüber nicht vor der Nase hat, oder seine Stimme hört, das macht es doch nicht zu einer virtuellen Fiktion.
Wenn man Briefe schreibt oder liest, kommt man doch auch nicht auf die Idee, der Empfänger oder Absender wäre nicht real, kein Mensch (naja, kommt natürlich auf den Empfänger/Absender an Zunge raus , aber ich schätze es ist verständlich, was ich damit meine?!).

Zitat:es einen selbst nicht in dem Masse  kümmert,als wäre die Seele gleich neben einem.

Ja, ich denke, das ist ein entscheidender Punkt.
Und auch hier greife ich mich durchaus an die eigene Nase.
Es ist sehr leicht, andere vor den Kopf zu stoßen, wenn man sie dabei nicht hören und sehen muß und bei Bedarf einfach den Rechner ausschalten kann.

Zitat:Und - wie man Deinen Ausführungen entnehmen kann - nur  das Wort kann auch täuschen,wenn man die Seele dahinter mit ihren Verhaltensweisen nicht sieht.

Absolut, ja. Wie oft haben der Lord und ich schon aneinander vorbeigeschrieben... Zweifelnd Lol
Es ist in der Tat so - manchmal bedarf es einiger Schreiberei, damit in bestimmten Situationen wirklich klar wird, was beide Seiten eigentlich meinen.
Sicher, ein persönliches Gespräch ist da unkomplizierter, da klären sich manche Mißverständnisse innerhalb weniger Minuten.
Um nochmal auf Deinen ersten Satz zurückzukommen: Ich bin nur eben der Ansicht, wenn man gewisse Verhaltensweisen fest in sein Leben integriert - und zwar in allen Bereichen, also ohne dabei einen Unterschied aufgrund unterschiedlicher Möglichkeiten/Medien zu machen, Kommunikation stattfinden zu lassen (denn ein solcher Unterschied ist doch irgendwie Selbstveräppelung), - kann man dem Zustandekommen und Ausufern von Mißverständnissen zum einen vorbeugen. Zum anderen geht man an die Aufklärung eventueller Mißverständnisse vielleicht mit mehr Bedacht und Sorgfalt heran.
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#10
Gruss Abnoba,

wir sind im Grunde hier einer Meinung:
Wenn ich sage,dass man Knigge im Internet erst lernen muss,weil man den Gespraechspartner nicht vor sich hat,beschreibst Du dies als
Zitat:Es ist sehr leicht, andere vor den Kopf zu stoßen, wenn man sie dabei nicht hören und sehen muß und bei Bedarf einfach den Rechner ausschalten kann.
und
Zitat:besagtes Vergessen ist eine Ausrede dafür, sich gehen zu lassen und es sich bequem zu machen
Das ist genau der Grund dafür,dass ich von "erst lernen müssen" sprach (wenn man es will,was bei einigen Leuten ja auch gar nicht der Fall ist - ).

Dass das Internet keine Realitaet ist,stimmt natürlich nicht - es ist aber keine, in der man mit seinem Gespraechspartner "auf Tuchfühlung" ist und für die man Verantwortung tragen muss.Deshalb verhalten sich viele Menschen in dieser Internet-Realitaet anders als ausserhalb des Internets .

Seien wir doch mal ehrlich(ich übertreibe jetzt mal ein bisschen):
Verhaelt sich ein Mann Mitte 30,der seit Wochen keine Sexualpartnerin hatte,einem ihm gegenüber sitzenden Supermodel,das nach Chanel duftet und hinter sich ein Yale-Diplom an der Wand haengen hat,in einer Diskussion mit dieser genauso,als würde er dieselbe Diskussion im Internet mit jemandem führen,über den er überhaupt nichts weiss,selbst wenn er aus den Zeilen herauslesen könnte,dass es sich um eine Frau handelt? Niemals!
Unsere Sinne und Hormone werden nun einmal über das Internet meist nicht beeinflusst und deshalb ist es eben doch eine "andere Realitaet" - die man genau deshalb mehr schaetzen könnte...

Und bezüglich des Briefeschreibens:
Briefe,sei es per Post oder auch im Internet,schreibe ich normalerweise nur an mir gut bekannte Personen.Selbst in unserer Jugend,als man mit englischen oder französischen Schülern Brieffreundschaften pflegte,wurden als erstes Informationen und Photos ausgetauscht.Man machte sich "ein Bild".Deshalb kann man dieses meiner Meinung nach nicht mit der Internetrealitaet vergleichen,in der man oft nicht einmal den richtigen Namen des Gespraechspartners kennt.


Ich selber bin übrigens mit dem Begriff "Seele",den ich benutzte,auch nicht sehr glücklich. Für das,was ich damit ausdrücken will,faellt mir einfach kein besserer Begriff ein. Ich hatte noch an "Wesen" gedacht,welches jedoch meiner Meinung nach leicht falsch interpretiert werden könnte.
Hast Du,Abnoba,oder vielleicht jemand anderes eine bessere Idee?
Ich bin fasziniert von einigen Begriffsdefinitionen in diesem Forum,z.B. "Magie","Persönlichkeit" oder "Natur". Vielleicht faellt jemandem ja auch ein besseres Wort für "Seele" ein !?!

In Achtung




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