Perfekt oder Versager?
#1
Paganlord:
Zitat:"Keiner ist perfekt" ist eine Ausrede, die zur Rechtfertigung von Versagen benutzt wird. Deshalb gefällt mir ein solcher Spruch überhaupt nicht.

Stimmt. Da war ich wieder mal zu diplomatisch. Schopenhauer war ein Versager, weil er sich geirrt hat. Und Wagner dann wohl auch.
Cool
Und ich sowieso. Wir leben in einer Welt von Versagern. Das ist die pessimistische Sichtweise. Gefallene Engel sind eben Versager.

???

Also ich kenne niemanden, der nur annähernd meine Kriterien für "Perfektionismus" erfüllt. Habe auch noch nirgends jemanden gesehen (bei dem ich nicht einen Angriffspunkt entdeckt hätte).
Das muß daran liegen, daß jede® der/die perfekt wird, sich augenblicklich auflöst... :-)

Denn wer perfekt ist und hierbleibt - hat nicht alle Tassen im Schrank - ergo ist auch nicht perfekt. Oder hat eben in Ausnahmefällen noch eine Aufgabe. Aber die Handvoll "Avatare" kann man wohl rausstreichen.

Praktisch gesehen wird aber dieser Spruch oft zur Ausrede verwendet, das ist wahr.
Das kann auch nicht Sinn der Sache sein.

Bedeutet, der Begriff "perfekt" ist bei Dir anders bewertet.
Was verstehst Du unter einem "perfekten Menschen" bzw. einem perfekten Lebenswandel?

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#2
Hallo Nuculeuz!

Du hast schon verstanden, was ich meinte. Schreibst es ja auch. Ich mag den Spruch nicht, weil er als Ausrede dient.

Zitat:Also ich kenne niemanden, der nur annähernd meine Kriterien für "Perfektionismus" erfüllt. Habe auch noch nirgends jemanden gesehen (bei dem ich nicht einen Angriffspunkt entdeckt hätte).

Weil Du den logischen Menschen in seinen logischen Irrtümern betrachtest und nicht den Übermenschen, der in ihm steckt. Blinzeln

Grüße

Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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#3

Perfekt, ein adjektiviertes Perfektpartizip, kommt von parfaire - also faire = machen und par wie -ver- im erhöhenden Sinne.

So könnte jetzt einer einen Tisch machen, aus edlem Holz, zur rechten Zeit gefällt, vorgeschriftsmäßig gelagert, mit Liebe konzipiert, sorgfältig zurechtgesägt, verleimt, gehobelt, zum Glänzen gebracht..... und wenn er sich den dann ansieht, damit zufrieden ist, kann er sich sagen, daß er ihn bestimmt noch seinen Kindern v e r m a c h e n können wird.

Das ist etwas ganz anderes als -machen- selbst, vom Gegenstand ausgehend hat sich etwas in der Vorstellung herausgebildet und da - eher im Absoluten - entsteht dann der Eindruck von Vollkommenheit - und die Möglichkeit loszulassen, was allerdings noch nicht gleich sein muß.

Das kann wohl am ehesten von demjenigen, von dem die Sache ausgeht, empfunden werden. Andere, die sich nicht eingehend damit beschäftigt haben, werden wohl eher von einem Vergleich ausgehen. Sie haben schon andere ausgezeichnete Tische gesehen und dieser hier scheint ihnen ähnlich gut zu sein.

So heißt es z.B.: "Die Symmetrie dieser beiden Gebäude ist perfekt."
Auch hier ergibt sich der entscheidende Eindruck durch ein Zusammenspiel und einen Punkt, der sich zwischen und oberhalb der beiden Objekte bildet.

Bei der Diskussion über Nietzsche und Wagner hätte die Suche nach beider
Symmetrie jedem einen Hauch von Perfektion zukommen lassen können.
Durch das Abtragen der Höhe des einen wurde der andere nicht im gleichen Maße erhöht. Wer dem zugesehen hat, wurde Zeuge, wie etwas nach außen hin einigermaßen Perfektes aus der Symmetrie gerissen wurde.
Jetzt steht alles schief da.
Die Methode hat versagt.
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#4
das kommt von perficere, ist lateinisch und bedeutet wörtlich "durch-machen", also vollenden, perfectus bedeutet also "vollendet worden"
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#5
Und parfaire kommt von perficere. Die latinisierten Gallier eben, keine eigene Sprache.
Ein Kreisschluß.

@E.r.

Wieso, die Symmetrie stimmt doch, zumindest was meine Ausführungen angeht:
Appolonisch edel (Wagner) und dionysisch stark-hart (Nietzsche).
(Wagner und Nietzsche hierbei als Stellvertreter verwendend. Daß beide reale Personen nach außen hin sogar in Ihren obigen Paradedisziplinen hin und wieder versagt haben könnten, tut Ihrem angestrebten Ideal keinen Abbruch.)

Das IST Perfektion (Harmonie), wenn beides zusammenschwingt.

Viele haben in der Nietzsche-Diskussion die Tendenz, das Edle dem schöpferisch-zerstörerisch erneuerndem vorzuziehen. Das ist nicht verwunderlich, denn diese Kraft ist durchaus in Ihrem ungehemmten Streben wüst und zuweilen sogar häßlich anzusehen.
Folglich wiegt Treue - als eine edle Tugend - für diese mehr als Erneuerung.
Ich bin jedoch für die Balance. Nietzsches Schrei nach den Gewalten der alten Götter ist richtig, aber zur damaligen Zeit nicht umsetzbar gewesen. Deswegen muß unser Verstand und Intuition als Werkzeug benutzt werden, um diese "harte Wahrheit" Stück für Stück zu verwirklichen und nicht nach der alles-oder-nichts Methode des Nietzsche.

"A path is formed by laying one stone after the other." (Astralriese in Twin peaks)
->Ein Weg entsteht, indem man einen Stein nach dem anderen setzt.
Ein spirituelles Gesetz.

Ansonsten:
Ich persönlich gehöre zu denen, die sogar die Treue brechen wollen und werden, wenn sie einer notwendigen Erneuerung im Weg steht. Denn was nutzt eine äußere Treue, wenn des Pudels Kern nicht mit dem inneren Streben vereinbar ist? Diese Treue nenne ich selbst auferlegte Sklaverei!

Anschauungsunterricht ist durch diverse "Ehefiaskos" gerade heutzutage ausreichend gegeben. :-)
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#6
Zitat:Appolonisch edel (Wagner) und dionysisch stark-hart (Nietzsche
appolinisch bedeutet eigentlich nicht edel, sondern in einer Traumwelt gefangen, ohne sie zu durchblicken und zu wissend ass sie träumen (wie Ch**sten es tun),
während dyonisisch eigentlich bedeutet, sich selbst in einen Rausch hineinzuversetzten, den aber unter Kontrolle zu haben und das abichtlich getan haben...

Ansonsten stimme ich dir eigentlich in manchem zu
Zitat:Nietzsches Schrei nach den Gewalten der alten Götter ist richtig, aber zur damaligen Zeit nicht umsetzbar gewesen. Deswegen muß unser Verstand und Intuition als Werkzeug benutzt werden, um diese "harte Wahrheit" Stück für Stück zu verwirklichen und nicht nach der alles-oder-nichts Methode des Nietzsche.

"A path is formed by laying one stone after the other." (Astralriese in Twin peaks)

Ich persönlich gehöre zu denen, die sogar die Treue brechen wollen und werden, wenn sie einer notwendigen Erneuerung im Weg steht.
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#7
Zitat:appolinisch bedeutet eigentlich nicht edel, sondern in einer Traumwelt gefangen, ohne sie zu durchblicken und zu wissend ass sie träumen (wie Ch**sten es tun),
während dyonisisch eigentlich bedeutet, sich selbst in einen Rausch hineinzuversetzten, den aber unter Kontrolle zu haben und das abichtlich getan haben...

Es geht mir mehr um den übertragenen und hier relevanten Sinn. Im allgemeinen verwendet man es ja als ästhetische Stilmittel.

Appolinisch ist hierbei primär das Helle, Herrliche, Heldenhafte.
Dyonisisch das Urige, (auch grausame) Stärke und Machtwillen.

Ich habe zum besseren Verständnis des Essentiellen dabei den Diamanten dem Analogiegesetz in der Natur entsprechend als Vereinigung dieser zwei Prinzipien vor Augen: Der edelste (strahlendste) UND härteste (zerstörerischste) -> ergibt Perfektion.

Gruß

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