Kritik an "Goldene Regel" und Logik
#1
Am Ende der 12. Klasse mussten wir in einer philosophiearbeit den Kant'schen Imperativ, "Was du nicht willst, was man dir tu, das füg auch keinem anderen zu", "Hinterlassen sie diesen Ort wie sie ihn aufzufinden wünschen" und "Wo die Freiheit des anderen beginnt, hört meine eigene Freiheit auf" in logische Aussagen umwandeln... und zu letzterem habe ich etwas in der Art geschrieben:

WENN Subjekt1 Subjekt2 die Bedingung1 auferlegen will,
UND S2 S1 B2 auferlegen will,
UND S1 S2 widerspricht und kein Kompromiss gefunden werden kann,

DANN gilt B1 für S1 und S2,
WENN B1 für S1 wichtiger ist als B2 für S2.

Als Beispiel habe ich dann noch genannt, dass S1 Durchfall hat und S2 nur pinklen muss, B1 dann also wäre: "S1 darf zuerst auf die Toilette und S2 muss warten."

Dem Lehrer waren die Voraussetzungen dafür nicht realistisch genug und er mochte das Beispiel nicht...

Aber eigentlich wollte ich damit nur zeugen, dass Logik nur ein Werkzeug ist und eigentlich keine Probleme löst, denn viel schwieriger als so einen Satz aufzustellen ist ja, objektiv sagen zu können, wem das Anliegen denn wichtiger ist...
Und das hängt vom Willen ab, damals hätte ich auch gesagt von den Emotionen, aber das wäre in diesem Forum ja missverständlich.
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#2
Die ersten beiden Sprüche:

Zitat:"Was du nicht willst, was man dir tu, das füg auch keinem anderen zu", "Hinterlassen sie diesen Ort wie sie ihn aufzufinden wünschen"

sind in Ordnung. Der letzte Spruch:

Zitat:"Wo die Freiheit des anderen beginnt, hört meine eigene Freiheit auf"

ist ein Überbevölkerungsspruch. In einer normalen Welt ist der Satz überflüssig. Er zählt also nur für diese Brutanstalt hier.
Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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#3
Das denke ich anders, schon bei zwei Personen auf der Erde hat der eine die Freiheit zu leben und der andere die Einschränkung seiner Freiheit, dass er den anderen nicht umbringen darf. (Anders ausgedrückt, leben zu dürfen ist für den einen wichtiger als für den anderen die Freiheit, den anderen umbringen zu dürfen.) Und das gilt bei einer tausendfachen Überbevölkerung auch, weil niemand was dafür kann dass er da ist. Dennoch sehe ich ein, dass dadurch meine eigene Freiheit übermäßig eingeschränkt wird und man, um man selbst zu bleiben, mental oft über Leichen gehen muss (physisch besteht die notwenigkeit aber ersrt, wenn man leute umbringen muss, um etwas zu essen zu haben...)

Verlassen sie diesen Ort so, wie sie ihn vorzufinden wünschen, hat auch einen haken, was würde denn passieren, wenn jemand gerne bis zu den Knien in Fäkalien steht?
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#4
Zitat:Verlassen sie diesen Ort so, wie sie ihn vorzufinden wünschen, hat auch einen haken, was würde denn passieren, wenn jemand gerne bis zu den Knien in Fäkalien steht?

Niemand, der bei Verstand ist, steht gerne in Fäkalien.
Tiere sind auch reinlich. Sogar Schweine, außer sie wälzen sich wegen Hautregeneration.
Das ist doch Haarspalterei, oder?
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#5
Zitat:Und das gilt bei einer tausendfachen Überbevölkerung auch, weil niemand was dafür kann dass er da ist.

Wer denn sonst? Poesie
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#6
Zitat:Das denke ich anders, schon bei zwei Personen auf der Erde hat der eine die Freiheit zu leben und der andere die Einschränkung seiner Freiheit, dass er den anderen nicht umbringen darf.

???!
Warum soll er denn den anderen umbringen wollen? Das ist i.d.R. nur bei Überbevölkerung notwendig.
Und warum "darf" er ihn nicht umbringen? Weil das auf einer bekloppten, Ch**stlichen Gesetzestafel steht? Hält sich in der Natur jemand an irgendwelche solche bekloppten Regeln?

Natürlich darf man "umbringen", wenn der andere mein Leben bedroht. Das darf man sogar hier in D!

Gruß
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#7
dann geht es ja vom anderen aus, und ich muss ihn notwendigerweise töten dürfen, so wie ich dem anderen erlauben würde mich zu töten, wenn ich versuchen würde ihn zu töten.

Und warum sollte man so etwas nicht wollen?
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#8
Im ersten Moment findet man das Beispiel wirklich ein bißchen "stark", aber zum Thema "Imperativ" paßt es eigentlich bestens.

Mit dem Argument "Ueberbevölkerung" wird man der Sache aber nicht gerecht.

Auch in der Wildnis können zwei Menschen an einem Ort, den sie für ihr Bedürfnis geeignet erachten, zusammenstoßen. Warum gerade diese beiden, zu genau dieser Zeit ist dabei eine grundlegende Frage.

Aehnlich kritisch kann es mit Brunnen in der Wüste sein.

Da können einerseits das Auftreten und die ganze äußere Erscheinung dem einen mehr Präsenz verschaffen.
Der andere kann aber auch in seinem Blick oder seiner Stimme etwas haben, was den anderen bewegt, ihm Platz zu machen.
Und wer sehr schwach ist, kann immer noch zur Bitte greifen, in Aussicht stellen, dass man für ein Vorlassen sehr dankbar sein würde.

Eine solch penible Situation ist bestens für die einprägsame Bewußtwerdung des Aktionsradius' jedes einzelnen geeignet, wenn eine Autoritätsperson hinzukommt und entscheidet, wird daraus eine Art Ueber-Problem.
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#9
Zitat:Mit dem Argument "Ueberbevölkerung" wird man der Sache aber nicht gerecht.

Doch e.r. Die Lösung des Überbevölkerungsproblems zieht alle weiteren Zivi-Problemlösungen nach sich.

Das Problem ist, daß heute niemand mehr weiß, wie es "richtig" ist. Wenn jemand einen anderen Menschen ermorden wollte, so wie es Nucueluz angedeutet hat, dann reicht schon der Gedanke daran aus, um diesen Mörder (samt aller seiner Vorfahren und allen weiteren Infizierten) für immer aus der Lebenslinie zu eliminieren. Dazu waren früher keine Richter notwenig. Es gab ein anderes System, welches das erledigt hat.

@nguyen Du denkst zu sehr in heutigen Kategorien. Es geht um das Eliminieren all dieser kranken Gedanken, Emotionen und Ideen. Ohne dem gäbe es keine Verbrechen, Umweltverschmutzung usw. Das heißt, daß die "Goldene Regel" dann überflüssig wäre.

Entweder man findet einen Weg oder man schafft einen Weg!
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#10
Paganlord schrieb:@nguyen Du denkst zu sehr in heutigen Kategorien. Es geht um das Eliminieren all dieser kranken Gedanken, Emotionen und Ideen. Ohne dem gäbe es keine Verbrechen, Umweltverschmutzung usw. Das heißt, daß die "Goldene Regel" dann überflüssig wäre.
Ja. Völlig richtig.
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