Lyderia
#5
„Es ist schön, daß Du wieder zu uns gefunden hast“ Der alte Mann stand neben Lyderia auf einem Felsvorsprung. Sie lauschten dem Gesang des Meeres. „Was kommt auf mich zu Priam?“ Der alte Mann lachte aus vollem Herzen. „Das was Du erwartest.“ Lyderia blickte verwirrt. Priam sah sie mit leuchtenden Augen an. Er stützte sich auf seinen Stab. „Du wirst es noch verstehen.“ Priam blickte wieder zum Horizont. „Dann, wenn es soweit ist.“...

Der Vollmond schien durch das Fenster. Lyderia hatte ihn nun schon seit Stunden betrachtet. Sie konnte nicht schlafen. Innerlich aufgewühlt machte sie sich auf den Weg zum Strand...
Ihre zierlichen Füße versanken ein wenig in dem feuchten Sand, bis das Wasser ihre Spuren verwischte. Frau Mondin spiegelte sich auf der Wasseroberfläche. Lyderia fühlte sich unerklärlich frei. Sie streckte ihre Arme in Richtung des Mondes. Die helle Scheibe erstrahlte in ihrer vollen Kraft. Energie durchzog Lyderias Körper. Sie hatte das Gefühl, daß all ihr innerlicher Schmerz auf einmal erlosch. Sie genoß dieses Gefühl und schloß die Augen...
Als sie ihre Arme wieder senkte und zur Seite blickte, sah sie Aurelius auf sich zukommen. Ohne ein Wort zu sagen legten sie ihre Handflächen aufeinander und verschränkten ihre Finger. Blicke sagten mehr als Worte. Sie ließen sich auf die Knie fallen. Lyderia fuhr Aurelius durch die Haare, während er sie zärtlich an sich zog. Ihre Lippen berührten sich und ein Feuer entbrandte in beider Körper. Alle gelebten Leben waren auf einmal eins. Jede Berührung war voller Leidenschaft. Körper und Geist verschmolzen ...

Lyderia saß aufrecht im Sand neben Aurelius. Ihre Blicke folgten den Wellen. Die Sonne ging langsam am Horizont auf und vervollständigte durch ihren wundervollen Anblick diese ereignisreiche Nacht. Aurelius Hände berührten sanft ihre Schulter, als auch er sich aufrichtete. Sie lächelten sich sanft und zufrieden an und genossen noch für einige Zeit den Anblick, der sich ihnen bot. Plötzlich schrie Aurelius vor Schmerz auf. Ein Speer durchbohrte seine rechte Schulter. Ehe Lyderia reagieren konnte, wurde sie an den Haaren hochgerissen und sah in die Augen ihres Vaters. „Du hast es uns nicht leicht gemacht Lyderia. Es wird Zeit daß Du den Platz Deiner Schwester einnimmst!“ Er zog noch fester an ihren Haaren. Lyderia schrie auf. Aurelius lag ohnmächtig am Boden. „Laßt ihn liegen! Der stirbt von allein!“ Lyderias Vater lachte gräßlich auf und schubste Lyderia zu den Pferden. Sie fiel zu Boden. Ihr Vater faßte sie grob am Arm. „Los! Weiter!“
Lyderia konnte nicht weinen. Wie in Trance wurde sie auf ein Pferd gehoben. Sie sah Aurelius am Strand liegen. Die Pferde setzten sich in Bewegung...

Als die Nacht einbrach rasteten die vier Männer mit der jungen Frau. Ein Feuer wurde entzündet. Lyderia saß mit den Händen gefesselt an einem Baum. Sie war immer noch wie erstarrt. Sie bemerkte nicht, daß ihre Handgelenke bluteten. Sie zitterte. Sie sah immer wieder die Bilder vor sich, wie Aurelius vor Schmerz zusammenbrach. Ein Schub von Bildern drängten sich auf. Ein schmerzerfüllter Seufzer drang aus ihrem Mund, als sie erkannte, daß es nicht das erste mal war, daß sie so voneinander getrennt wurden. Sie sah sich und auch Aurelius mehrmals durch fremde Hand sterben. Tränen rannen über ihre Wangen, doch viel Zeit blieb ihr nicht zum Trauern.
„Es wird Zeit Lyderia! Der Mond ist noch voll!“ Ihr Vater ließ ihre Fesseln lösen. Zwei Männer zogen sie grob am Arm in Richtung eines Steines, der mit Fakeln umkreist war. „Nun werden wir mal schauen, was alles so in Dir steckt mein Kind!“ Lyderia wurde mit dem Körper auf den Felsen gedrückt. Sie versuchte sich zu wehren, aber es war zwecklos. Ihr Vater zog eine Dolch aus seinem Gürtel. Im Tanz des Feuers sah sein Gesicht noch grausamer aus als sonst. Er näherte sich ihr, während er das Messer betrachtete. Er holte tief Luft und streckte seine Arme empor zum Mond. Er begann Phrasen in einer ihr nicht bekannten Sprache zu sprechen. Sein Blick wurde düsterer und richtete sich auf Lyderia. Während er weiter seine Phrasen von sich gab, begann er Lyderias Kleidung mit dem Messer zu lösen. Lyderia wehrte sich mit letzter Kraft. Sie rang nach Luft. Die Phrasen ihres Vaters drangen immer stärker in ihren Kopf und verursachten starke Schmerzen. Sie blickte ihm ins Gesicht und sah das Innere, was sich nun nach Außen zeigte. Lyderias Schrei durchzog die Nacht...

Fortsetzung folgt...

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[Kein Betreff] - von Erato - 20.11.12007, 01:56
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