19.04.12002, 16:14
Eine übereinstimmende Meinung aller wird man (auf der Basis intellektuelller Einsicht; "...aber Du bist doch sonst so intelligent, Du wirst doch einsehen, daß ...") niemals erreichen; wäre auch gar nicht wünschenswert. Ich komme aus der Privatwirtschaft. Und ich kann Dir sagen, daß ich gut mit dem Grundsatz gefahren bin, Entscheidungen, bei denen niemand von meinen Führungskräften dagegen war und die von allen einstimmig befürwortet wurden, vorerst NICHT zu treffen! Ich habe die Erfahrung gemacht, daß wenn alle einer Meinung sind, noch nicht genug Zeit war, unterschiedliche Meinungen zu entwickeln. Eine eintimmig ohne abweichende Meinung gefällte Entscheidung war fast immer eine schlechte Entscheidung.
Dazu kommt noch ganz etwas anderes: Die Vernunft kann gegen den Glauben nichts ausrichten! Ich habe hier einmal vor langer Zeit für nereus einen "Schnellsiedekurs" in Marketing und Verkaufstechnik gepostet. Dort habe ich, glaube ich, auch einen Grundsatz dargelegt, der meine ganze Wirtschaftskarriere begleitet und mir stets gute Dienste erwiesen hat: Daß nämlich die Kaufentscheidung des Kunden zu 75% durch den Glauben und nur zu 25% durch Vernunftgründe geformt wird (Diese Erkenntnis hat natürlich enorme Auswirkungen auf die beim Verkauf notwendigerweise anzuwendenden Techniken!)
Im Falle der uns hier beschäftigenden Frage aber bedeutet das natürlich auch, daß - wie ich dargelegt habe - kein überzeugter Sozialist jemals durch Vernunftgründe allein von seiner Überzeugung abgebracht werden kann; sie perlen vielmehr an ihm ab wie Wassertropfen von einer Ölhaut.
Ich sehe hier ein ernstes sozialpsychologisches Problem der modernen Demokratie: "Sozialismus" ist zwar falsch, aber ein furchtbar einfach zu erklärendes und verständliches Weltbild. Jedes Kind versteht die Geschichte von Robin Hood, der den Reichen etwas wegnimmt und es den Armen gibt; und jedes Kind liebt Robin Hood dafür, hält ihn für einen Helden.
Dagegen ist die "Marktwirtschaft" zwar realitätskonform, aber sehr schwierig zu kommunizieren und zu verstehen. Es braucht schon recht viel Lebenserfahrung und Einsicht in verflochtene, kaum durchschaubare Zusammenhänge, um zu erkennen, daß Robin Hood nicht nur kein Held ist, sondern ein gesellschaftszerstörender Räuber und obendrein ein Dummkopf, der niemals sein Ziel erreichen kann, die Welt besser zu machen: Weil nämlich die Reichen bald einmal nicht mehr allein durch den Wald ziehen werden, sondern bewaffnet mit einer schlagkräftigen Armee, sprich mit Steuerberatern, Treuhändern und Winkeladvokaten, was weiß ich .... Und selbst wenn Robin Hood Erfolg hätte und allen Reichtum umverteilen würde, hätte er damit nichts erreicht. Einfach, weil es zu wenig Reichtum auf der Welt gibt, als daß mit dessen Umverteilung den vielen Armen geholfen wäre.
Aber versuch mal, diese Zusammenhänge einem Kind verständlich zu machen! Das geht einfach nicht! Sie sind zu kompliziert!
Und da unsere Politiker alle immer über den niedrigsten Zaun springen, versuchen sie es auch gar nicht! Sondern sie kommunizieren die viel leichter verständliche und unter die Haut gehende Geschichte vom angeblichen "Helden" Robin Hood; - nur jeweils unterschieden durch ganz leicht andere Farbnuancen! Die Konservativen ebenso, wie die (vorgeblich) Liberalen und die Linken; letztere sowieso!
So gibt es eigentlich überhaupt niemanden mehr, dessen Hirn nicht durch solche laufende Berieselung mit einer zwar intellektuell falschen, aber Pennälern, die nicht über den Rand ihres Schreibtisches hinaus sehen, sehr einleuchtenden Ideologie kontaminiert würden.
Und dadurch haben immer weniger Leute die Chance, rechtzeitig vor der notwendigerweise heraufziehenden Katastrophe, die die Verfolgung einer nicht der Lebenswirklichkeit entsprechenden Ideologie zwingend nach sich ziehen muß, zu erkennen, daß sie auf einen vollkommen falschen Weg sind.
Das ist meiner Meinung nach ein ernstes Dilemma unserer Zeit. Ein Freund, ein konservativer, sehr bekannter österreichischer Politiker, mit dem ich vor vielen Jahren über Liberalismus und Hayek diskutierte, schockte mich, das Gespräch abschließend, mit der Erklärung: "Schau! Welchen Sinn sollte es haben, eine Politik zu verfolgen, die niemand versteht ...?"
Eben! Das ist das Problem. Und ich ahne, daß hier nicht nur meine Motivation liegt, warum ich recht viel Zeit investiere, meine Meinung in diesem Forum darzulegen und - so gut ich kann - zu begründen.
Gruß
(Diese Nachricht wurde am 19.04.02 um 16:14 von Wishmaster geändert.)
Dazu kommt noch ganz etwas anderes: Die Vernunft kann gegen den Glauben nichts ausrichten! Ich habe hier einmal vor langer Zeit für nereus einen "Schnellsiedekurs" in Marketing und Verkaufstechnik gepostet. Dort habe ich, glaube ich, auch einen Grundsatz dargelegt, der meine ganze Wirtschaftskarriere begleitet und mir stets gute Dienste erwiesen hat: Daß nämlich die Kaufentscheidung des Kunden zu 75% durch den Glauben und nur zu 25% durch Vernunftgründe geformt wird (Diese Erkenntnis hat natürlich enorme Auswirkungen auf die beim Verkauf notwendigerweise anzuwendenden Techniken!)
Im Falle der uns hier beschäftigenden Frage aber bedeutet das natürlich auch, daß - wie ich dargelegt habe - kein überzeugter Sozialist jemals durch Vernunftgründe allein von seiner Überzeugung abgebracht werden kann; sie perlen vielmehr an ihm ab wie Wassertropfen von einer Ölhaut.
Ich sehe hier ein ernstes sozialpsychologisches Problem der modernen Demokratie: "Sozialismus" ist zwar falsch, aber ein furchtbar einfach zu erklärendes und verständliches Weltbild. Jedes Kind versteht die Geschichte von Robin Hood, der den Reichen etwas wegnimmt und es den Armen gibt; und jedes Kind liebt Robin Hood dafür, hält ihn für einen Helden.
Dagegen ist die "Marktwirtschaft" zwar realitätskonform, aber sehr schwierig zu kommunizieren und zu verstehen. Es braucht schon recht viel Lebenserfahrung und Einsicht in verflochtene, kaum durchschaubare Zusammenhänge, um zu erkennen, daß Robin Hood nicht nur kein Held ist, sondern ein gesellschaftszerstörender Räuber und obendrein ein Dummkopf, der niemals sein Ziel erreichen kann, die Welt besser zu machen: Weil nämlich die Reichen bald einmal nicht mehr allein durch den Wald ziehen werden, sondern bewaffnet mit einer schlagkräftigen Armee, sprich mit Steuerberatern, Treuhändern und Winkeladvokaten, was weiß ich .... Und selbst wenn Robin Hood Erfolg hätte und allen Reichtum umverteilen würde, hätte er damit nichts erreicht. Einfach, weil es zu wenig Reichtum auf der Welt gibt, als daß mit dessen Umverteilung den vielen Armen geholfen wäre.
Aber versuch mal, diese Zusammenhänge einem Kind verständlich zu machen! Das geht einfach nicht! Sie sind zu kompliziert!
Und da unsere Politiker alle immer über den niedrigsten Zaun springen, versuchen sie es auch gar nicht! Sondern sie kommunizieren die viel leichter verständliche und unter die Haut gehende Geschichte vom angeblichen "Helden" Robin Hood; - nur jeweils unterschieden durch ganz leicht andere Farbnuancen! Die Konservativen ebenso, wie die (vorgeblich) Liberalen und die Linken; letztere sowieso!
So gibt es eigentlich überhaupt niemanden mehr, dessen Hirn nicht durch solche laufende Berieselung mit einer zwar intellektuell falschen, aber Pennälern, die nicht über den Rand ihres Schreibtisches hinaus sehen, sehr einleuchtenden Ideologie kontaminiert würden.
Und dadurch haben immer weniger Leute die Chance, rechtzeitig vor der notwendigerweise heraufziehenden Katastrophe, die die Verfolgung einer nicht der Lebenswirklichkeit entsprechenden Ideologie zwingend nach sich ziehen muß, zu erkennen, daß sie auf einen vollkommen falschen Weg sind.
Das ist meiner Meinung nach ein ernstes Dilemma unserer Zeit. Ein Freund, ein konservativer, sehr bekannter österreichischer Politiker, mit dem ich vor vielen Jahren über Liberalismus und Hayek diskutierte, schockte mich, das Gespräch abschließend, mit der Erklärung: "Schau! Welchen Sinn sollte es haben, eine Politik zu verfolgen, die niemand versteht ...?"
Eben! Das ist das Problem. Und ich ahne, daß hier nicht nur meine Motivation liegt, warum ich recht viel Zeit investiere, meine Meinung in diesem Forum darzulegen und - so gut ich kann - zu begründen.
Gruß
(Diese Nachricht wurde am 19.04.02 um 16:14 von Wishmaster geändert.)
Tue was immer ich will!