432 Hz – The Rhythm of Love
#4
Die Ordnung der Töne

Theoretisch lassen sich unendlich viele unterschiedliche Tonhöhen erzeugen. Aber nicht alle Grundtöne passen auch gut zusammen. Damit diese Töne kein chaotisches Durcheinander erzeugen, sondern ein harmonisches Ganzes bilden, müßen sie zueinander in einer gewissen Beziehung stehen, also ein System erzeugen, das Ordnung und Harmonie zwischen den Tönen schafft. Dieses System bestimmt dabei die Verhältnisse zwischen den Tönen, nicht aber die konkrete Tonhöhe oder Frequenz des einzelnen Instruments.

[Bild: Limma_vkgSywXamYRMi6uQJvjoEP.png]

Ein Tonsystem besteht also aus Verhältnissen und Beziehungen und gibt so eine relative Ordnung der Töne zueinander vor: jeder Ton hat seinen festgelegten Platz relativ zu allen anderen Tönen. Diese Ordnung ist kulturell und regional bedingt oft unterschiedlich. So klingt für unsere Ohren ein fernöstliches Tonsystem zwar fremd, aber dennoch in sich kohärent. Es ist also in sich stimmig, aber die Verhältnisse erscheinen ungewohnt.

Für die Griechen hatte ihr Tonsystem bzw. diese Ordnung eine derart große Bedeutung, daß etwa Platon den Kosmos anhand dieser Verhältnisse beschrieb: die Verhältnisse, die in der Musik für Harmonie sorgen, sind auch im Großen am Werk.

Tatsächlich geben uns diese Tonsysteme aber keinen konkreten Ton oder Frequenz vor. Sobald wir aber eine Note innerhalb dieses Systems auf einen bestimmten Grundton festlegen, ergeben sich automatisch alle anderen Tönhöhen über die vorgeschriebenen Verhältnisse. Ähnlich einem Regal, bei dem die einzelnen Regalböden in gleichen Abständen zueinander montiert werden sollen: Sobald der erste Regalboden fixiert ist, ist die Position der anderen Bretter bereits vorgegeben.

Dieser Ausgangspunkt oder -ton ist es, den wir als Kammerton bezeichnen und der den Ankerpunkt des Tonsystems bildet: durch ihn wird (über die besagten Verhältnisse) die Tonhöhe aller anderen Töne bestimmt. Dadurch, daß dieser Ton ausschlaggebend für alle restlichen Töne ist, kommt ihm naturgemäß eine äußerst große Rolle zu.

Seit 1939 wird fast jedes Instrument einheitlich gemäß des Kammertons a1 440 Hertz gestimmt (die Note A1 = 440 Hz): Das ist etwa der Moment vor dem Konzert, wenn sich alle Instrumente (meist) an der Oboe orientieren und ihr entsprechend gestimmt werden. Darüber hinaus werden aber auch alle Instrumente bereits mit Referenz auf die 440 Hertz gebaut, denn nicht jedes Instrument läßt sich so  einfach umstimmen wie eine Gitarre.

[Bild: 1200pxtradition_2_wph_symbiose_2020.jpg_...ling-2.jpg]

Diese Festlegung ist allerdings alles andere als naturgegeben und war nicht immer der Fall. Sie führte bereits bei Einführung zu großen Kontroversen, weil es einer scheinbar willkürlichen Festlegung glich und konträr zum Tonverständnis vieler Musiker stand.
Wenn wir bedenken, daß Musik nicht bloßes Hörerlebnis ist, sondern stets eine tieferen Wirkung auf uns hat, muß diese Fixierung auch unter einer anderen, weitreichenderen Perspektive betrachtet werden.


Fortsetzung folgt ...
»Komm! Ins Offene, Freund« - Hölderlin
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432 Hz – The Rhythm of Love - von Paganlord - 23.04.12024, 22:51
RE: 432 Hz – The Rhythm of Love - von Kuro - 23.05.12024, 00:58
Wie entsteht nun eigentlich Musik? - von Kuro - 30.05.12024, 23:45
Die Ordnung der Töne - von Kuro - 30.05.12024, 23:46

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