Gentechnik - Was schon alles passiert ist
#2
Seehofer: Kein Nutzen aus Gen-Mais

Während der Kunde inzwischen nicht mehr sicher sein kann, ob sein Baumwollhemd aus herkömmlichen oder aus gentechnisch veränderten Pflanzenfasern genäht wurde, sind gerade 0,06 Prozent der einheimischen Äcker mit Gen-Mais eingesät.

Mögen die Konzerne sich auch noch so bemühen: Immer noch will die große Mehrheit der Bevölkerung und wollen erst recht die meisten Bauern von den Segnungen dieser Konzerne nichts wissen. Greenpeace-Aktivisten wandern in diesen Tagen über die Gen-Felder, ziehen Proben von Blatt, Blüte und Boden, um negative Umweltfolgen des Gen-Mais zu belegen. Die Aktion "Gendreck weg" zerstört Einsaaten, und bei einigen Landwirten steht neben der Verunsicherung über die Auswirkungen der Gentechnik auf Umwelt und Gesundheit ein Motiv ganz oben an: Sie haben Angst, von den Saatgutproduzenten abhängig zu werden.

Zwar hatte Seehofer in einem raschen ersten Akt die Zulassung für den kommerziellen Anbau von fünf Gen-Mais-Sorten erteilt. Damit korrigierte der Unionspolitiker eine von seiner Vorgängerin blockierte Entscheidung. Doch so hopplahopp ging es seither nicht weiter. Dieser Mann ist hellhörig geworden, mokiert sich in kleinem Kreis sogar über Wissenschaftler, wenn die ihm nur die halbe Wahrheit über die Umweltfolgen der gentechnisch veränderten Pflanzen berichten. Kein Wunder, wenn sein Vorschlag zum Abstand von Gen-Mais-Äckern zu normalen Mais-Feldern mit 150 Metern gleich siebeneinhalbmal so groß bemessen ist wie von der Industrie als nötig erachtet.

Derweil musste Seehofer eine Niederlage einstecken, die allerdings erneut die Skepsis nährt: Denn die Gen-Pflanzenzüchter verweigern die Finanzierung eines Haftungsfonds, der einspringen würde, wenn ein konventionell oder ökologisch arbeitender Landwirt einen Schaden durch einen nachbarlichen Gen-Bauern reklamiert. Seehofers Verhandlungen sind gescheitert. Das von der Industrie derart zur Schau gestellte mangelnde Vertrauen in die eigenen Produkte trägt nicht dazu bei, die grüne Gentechnik hoffähig zu machen.

Seehofers Politik ist zweischneidig: Einerseits plant er, den Haftungsfall bei einer Verunreinigung mit transgenen Organismen erst bei 0,9 Prozent anzuerkennen - und nicht schon bei der Nachweisgrenze von 0,1 Prozent, was gerade Öko-Bauern verlangen, die absolut gentechnikfrei arbeiten müssen. Andererseits betrachtet der Unionspolitiker den kommerziellen Anbau mit den heute zur Verfügung stehenden Sorten mit Vorsicht. Einen großartigen Nutzen gewinnt Seehofer, dessen niederbayerischer Wahlkreis von den Bauern zur gentechnikfreien Zone deklariert wurde, dem Gen-Mais nicht ab. Schließlich kann der Schädling Maiszünsler mechanisch und sogar ohne Insektizide in Schach gehalten werden. Die Forschung hingegen, propagiert Seehofer zu Recht, die solle mit Vollgas operieren.

Das könnte uns jedoch die Gentechnik durch die Hintertür bescheren: Längst rühren Konzerne wie Politiker die Werbetrommel für gentechnisch veränderte und damit ertragreichere nachwachsende Rohstoffe. Da die Energie vom Acker in der Bevölkerung positiv besetzt ist, erhoffen sich die Strategen so den Durchbruch für die Gentechnik. Diese Politik unterschlägt, dass die möglichen Folgen für Mensch und Umwelt bei beiden gentechnisch veränderten Pflanzentypen identisch sind: Ob ein Energie-Mais oder ein Futter-Mais die Quelle für Verunreinigungen auf Nachbarfeldern ist, das macht überhaupt keinen Unterschied.

Quelle: http://www.fr-aktuell.de/in_und_ausland/politik/meinung/kommentare_aus_der_zeitung/?em_cnt=950129&sid=36613a526e5017c3f0db6f07006f7f0b
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[Kein Betreff] - von Violetta - 20.08.12006, 13:15
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