Hejo, spann den Wagen an.
Denn der Wind treibt Regen übers Land.
Hol die gold’nen Garben, hol die gold’nen Garben!
Denn der Wind treibt Regen übers Land.
Hol die gold’nen Garben, hol die gold’nen Garben!
Es sind die heißesten Tage im Jahr – und doch riecht es plötzlich ein wenig nach Herbst. Die Nächte kühlen stärker ab, mit jedem Regenguß ein wenig mehr, und am Morgen liegt jetzt wieder Tau auf den Wiesen. Die Zeit der Schnitterin ist gekommen und mit ihr hält nun der Tod Einzug ins mythologische Jahr.
Die Sonnenstrahlen werden jetzt gekürzt
Die Schnitterin trägt ihre Sichel wie den abnehmenden Mond ins Land hinein. Was reif ist, das wird geerntet. Sie setzt die ersten Schnitte. Behutsam, aber bestimmt. Der Sensenmann vielleicht mäht nieder, die Schnitterin aber berührt dank ihrer Sichel alles was sie nimmt auch mit der Hand. So kürzt sie die Sonnenstrahlen, auf daß auch die Tage wieder kürzer werden. Sie leitet die dunkle Hälfte des Jahres ein, auf daß sich die Lebenskräfte wieder zurückziehen und auch wir uns wieder mehr nach innen wenden. So schneidet sie das Korn, auf daß wir im Winter volle Speicher haben. Mit heilender Berührung – noch während sie ihre Schnitte setzt. Was sein und werden will kann nicht bleiben, ohne sich zu wandeln.
Was man will – nicht was man wünscht – empfängt man.
Cosima Wagner
Cosima Wagner