Druiden
#8
Die Druiden sind die erstaunlichste Leistung auf dem Gebiet der sozialen Organisationen der Kelten. Es gibt diesen Priesterstand nicht bei anderen indogermanischen Völkern, nicht bei den Germanen, nicht bei den Greichen oder den Iraniern. Etwas Ähnliches ist bei den Indern durch die Brahmanen gegeben oder auch bei den Römern durch die >flamines<.

Die Kelten hatten jedoch nicht das politische Ordnungsdenken wie die Römer, sie hatten nie eine zentrale politische Macht. Im großen geistigen Gesetz der Kelten war die Welt eines großen Wissens von den Gesetzen am Himmel und auf der Erde, geschehen schon in der Vergangenheit oder gesehen in der Zukunft. Was bleibend war, wurde von den Druiden nie aufgezeichnet, sondern lebendig gehalten im gesprochenen Wort. Lebendig in einer altehrwürdigen Sprache, die sich über die Sprache der Stämme erhob.

Welchen Eindruck dieser Orden auf das keltische Volk gemacht haben mag, sogar auf den kriegerischen Adel bis hinauf zum König, liegt auf der Hand. Das ging so weit, daß der Druide vor dem König sprach, bis dieser nach dem Druiden das Wort erhielt.
Auch ihr Eindruck auf Vertreter der antiken Kultur und Philosophie war ungewöhnlich groß, die Druiden wurden sogar Vertretern deren eigener Geisteswelt gleichgesetzt. Vorab tut dies Aristoteles, der sie als Erfinder der Philosophie bezeichnet. Dabei muß man wissen, was für ihn Philosophie war: die Untersuchung der Ursachen und Prinzipien der Dinge. Für Plato war es die Erkenntnis des Seienden oder des Ewigen und Unvergänglichen.
Damit ist der geistige Raum bestimmt, den die Vertreter der Antike den Druiden zugestanden haben.
Diodorus Siculus spricht nicht vom Wissen, sondern vom Glauben der Kelten, daß sie das Leben für nichts achten. Denn der Glaube des Phytagoras stehe bei ihnen in hohem Ansehen, daß die Seele unsterblich sei, daß sie nach einer bestimmten Anzahl von Jahren in einen anderen Körper übergehe und ein zweites Leben führen könne. Strabo sagt allgemeiner, daß nämlich bei den Kelten der Glaube vorherrsche, daß die Seele der Menschen und die Welt unzerstörbar seien.
Auch Julius Caesar sprach davon in einem ganzen Abschnitt in >De bello Gallico<, den er den Druiden widmete.
Den Vergleich kann man weiterführen: Sowohl die Phytagoräer wie die Druiden waren beide aristokratische Orden mit bestimmten Lebensvorschriften. Beide lehrten eine bestimmte Kosmogonie, eine Lehre vom Entstehen und von der Ordnung der Welt. Beide befassten sich mit dem Wesen und den Gesetzen der Natur. Beide befassten sich auch mit der Mathematik...

Um beim Wissen der Druiden zu bleiben: Sie erforschten Größe und Wesen der Welt, die Natur der Dinge. Sie trieben Sternkunde und schufen einen Kalender, in dem die Festtage auf den Tag genau im Jahreslauf festgestellt wurden.

Zum Wissen der Druiden gehörte auch die Rechtskunde. Sie sprachen Recht im Kleinen wie im Großen, Familienrecht, Stammesrecht.

Dazu kam auch die Heilkunst, denn die Druiden waren die Ärzte, wie auch sonst oft Priester Ärzte waren. Dabei weiß man von dem Brauch, die besonders heilige und heilbringende Mistel auf einer heiligen Eiche mit einem goldenen Messer zu schneiden. Sie mußte auf ein weißes Tuch fallen. Den Saft der Mistelbeere gab man den Kranken. Er sollte Unfruchtbares fruchtbar machen und ein Mittel gegen alle Gifte sein.

Neben all dem deuteten die Druiden die Vorzeichen, und übten die Weissagung.

In dem großen Wissen erzogen die Druiden die aristokratische Jugend der Kelten. Sie kamen auf die Schule der Druiden und zwar so, wie wir unsere begabte Jugend auf Hochschulen schicken. Aber diese Jugend wurde bei den Druiden nicht fachlich ausgebildet, sondern zu erhöhten Menschen erzogen. Sie lernten das große Wissen in Abertausenden von Versen auswendig. Immer in Triaden, also in dreifachen Versen. Man lernte so auch die Sätze für die Erkenntnis der Welt, der Natur der Dinge, die Rechtssätze über alle Stämme und die Rechtverhältnisse in den Stämmen. Der junge Adelige schied aus, wenn er eine bestimmte Stufe erreicht hatte, und kehrte zu seinem Stamm zurück. Es waren viele Stufen auf dem Weg nach oben. Bis man die höchste erreichte - sie soll >ollam< geheißen haben - brauchte es zwanzig Jahre der Zucht, der Betäubungen und der Versenkung.

Die Druiden lehrten und wirkten in der Stille und traten dort hervor, wo es sein mußte, als Berater der Könige, als Richter in allen Rechtsfragen, als Leiter des Kults und als Ausführende bei der Opferung. Sie nahmen für gewöhnlich nicht am Kriegsdienst teil, doch sie begleiteten die Krieger und schleuderten Flüche auf den Feind.

Einmal im Jahr trafen sich die Druiden im Gebiet der Carnuten. Das wäre etwa im Gebiet von Orleans. Es muß ein umfriedeter Bezirk gewesen sein, wahrscheinlich war es ein großer Hain. Dort wurde auch Recht gesprochen, nicht das Recht für die Familien oder innerhalb der Stämme, sondern eine Art zwischenstaatliches Recht, man könnte auch sagen, eine Art Völkerrecht zwischen den Stämmen.
Es werden sich bei diesen Treffen auch Könige eingefunden haben, wie bei den großen irischen Treffen in Tara, wenn das große Gericht gehalten wurde.
Die Druiden konnten ganze Stämme von den Opfern ausschließen, das war ihr Bann. Zugleich war es der Ausschluß aus der Gemeinschaft.

Das war die härteste Strafe in Gallien, und man muß sich fragen, ob nicht mit dieser Macht der Druiden nicht auch eine ganz große Macht zur Einigung Galliens hätte ausgeübt werden können? Aber das hätte eine zentrale politische Macht ergeben, die man vielleicht gar nicht wollte?
Die Druiden waren, als die Römer kamen, die einzige Klammer in dem auseinanderfallenden Keltentum. endgültig geschah es durch die Dekrete der Kaiser Claudius und Tiberius. Die Druiden wurden verfolgt und verschwanden im Untergrund. Nur in Irland und Schottland konnten sie unbehelligt weiterleben, bis in die kirchliche Wandlung hinein.


@ Bragi:
Verwertbar genug, wie ich hoffe?!

@ Violetta:

Da hast Du recht, man muß das nicht extra betonen. Und ich fing auch nicht damit an, wenn ich mich recht entsinne Blinzeln .

Gruß,
Abnoba
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