In einem Wäldchen bei Margarethenhöhe in Essen soll sich einst die Sommerburg befunden haben. Heute sind dort nur noch zwei Hügel und mehrere Gräben zu sehen.
In dem Wald, der die Siedlung Margaretenhöhe begrenzt, liegt ein Teich, den die Sage wundersam umwoben hat: Er gehörte zu der Sommerburg, die einst an dieser Stelle stand. Als wilde Kriegsvölker das Land durchzogen, fiel ihnen auch die Burg zum Opfer. Ihre Bewohner, die das Unheil vorhergesehen hatten, konnten zwar ihr Leben retten, nicht aber Schätze, die von alters her im Schloss verborgen waren, und unter denen sich auch die goldene Spindel der Gräfin befand.
Sie erwählten darum den Grund des Wassers zum Versteck, senkten die Kostbarkeiten in die Tiefe und bedeckten sie mit einem schweren Stein, für den sie den Teufel als Wächter bestellten. Seitdem hält ein böser Zauber den verborgenen Reichtum fest, und obgleich die Menschen darum wissen und seinen Besitz ersehnen, will es ihnen nicht gelingen, ihn zu heben. Das musste ein kühner Bauer erfahren, der seinen Sinn auf die versunkenen Schätze stellte und einen Plan ersann, sie zu gewinnen. Längst schon hatte er die Stelle ausgekundschaftet, an welcher sich der Stein befand, und in hellen Mondscheinnächten erprobte er das Werk.
Als ihm der Erfolg sicher schien, zog er im Schutze der Dunkelheit mit zwanzig Mann und vierzig Pferden aus, das Glück zu holen. Niemand sprach ein Wort dabei; denn so hatte er es in alten Zauberbüchern gelesen. Nur das Klirren der Ketten erklang und das Schnauben der Tiere. Stumm gehorchten die Knechte den stummen Befehlen ihres Herrn, der mit erwartungsvollen gierigen Blicken auf den Grund des Wassers hinabsah, wo die Ketten den Zauberstein schon wie blanke Fangarme umklammert hielten. Ein Ruck – und das Wunder schien geschehen – der Stein bewegte sich, so dass der Wasserspiegel schwankte. Jede Sekunde konnte vollends die Erfüllung bringen. Da, im Augenblicke höchster Erwartung löste freudiges Erschrecken einem jungen Knecht die Zunge, dass er unbedacht den Ruf ausstieß: »G*tt sei Dank, wir haben ihn!«
Kaum dass ihm das Wort entflohen war, drang aus der Tiefe ein Wutschrei, der die Menschen bis ins Mark erbeben machte. Das Wasser spritzte turmhoch auf, und mit einem dumpfen Fall sank der Stein tiefer in den Grund, so dass Menschenaugen ihn niemals wieder erblickten.
Es war zu einer Zeit, als es noch Wölfe und Bären in unserer Heimat gab, die sich auch gern in der Nähe der Sommerburg herumtrieben. Jedermann fürchtete die wilden Tiere, nur nicht der Graf von der Sommerburg, der so stark war, dass er mit bloßen Händen einen Wolf erwürgen oder nur mit einem Messer einen Bären töten konnte.
Eines Tages zog er in den Krieg. Lange blieb er fort. Als er aber endlich zurückkehrte, brachte er eine junge schöne Frau mit, deren fremdländisches Aussehen die Einheimischen mit Misstrauen erfüllte. Braune Haut hatte sie, eine feine, etwas orientalische Nase, große glänzende Augen und pechschwarzes Haar.
Der Graf von der Sommerburg liebte seine junge Frau abgöttisch - einen Sommer lang. Dann kam der Herbst, und wie es oft so geht, verschwand der Reiz des Neuen; der Graf kümmerte sich immer weniger um seine Frau, die bald von Heimweh geplagt und immer einsamer wurde. Lange konnte sie an einer Fensteröffnung sitzen und den Vögeln nachsehen, die frei und unbehelligt in den Süden zogen, wo ihre Heimat lag. Schließlich, als für sie keine Hoffnung mehr bestand, die Liebe ihres Mannes zurückzugewinnen oder wenigstens zu ihrer Familie zurückzukehren, nahm sie ihren Brautschatz, ein goldenes Spinnrad und einen Kessel voller Gold und Perlen und stürzte sich in einen Sumpf in der Nähe der Sommerburg. Noch heute liegt ein schwerer Stein auf ihrem nassen Grab, den keine hundert Pferde fortbewegen können.
Diese alte Sage führte dazu, dass in der Vergangenheit oft von Irrlichtern erzählt wurde, die über dem Grab der schönen Fremden schwebten; auch schwarze Katzen sollen sich gern in seiner Nähe herumgetrieben haben. Die geheimnisvolle Geschichte von dem goldenen Spinnrad spukte so sehr in den Köpfen der Rüttenscheider und Holsterhauser Bauern herum, dass sie 1860 tatsächlich in den Sommerburgwald zogen und nachgruben, um den sagenhaften Schatz zu heben. Und tatsächlich fanden sie einen großen Stein, unter dem einige verrottete Reste von Eichenbalken lagen. - Keine Spur natürlich von einem Schatz. Immerhin sorgte das Unternehmen damals für so viel Aufsehen, dass sich noch Jahrzehnte später um die Jahrhundertwende bei den Rüttenscheider und Holsterhauser Bauern der Brauch entwickelte, in jedem Jahr an einem Vollmondabend im Mai in den Sommerburgwald zu ziehen, dort einige Spatenstiche zu machen, die die Schatzsuche symbolisierten, und anschließend ein feucht-fröhliches Fest zu feiern. Dieser Brauch ist längst verlorengegangen, nicht aber die Sage, die sich aus der missglückten Schatzsuche von 1860 entwickelte.
Die Sage von der Sommerburg
In dem Wald, der die Siedlung Margaretenhöhe begrenzt, liegt ein Teich, den die Sage wundersam umwoben hat: Er gehörte zu der Sommerburg, die einst an dieser Stelle stand. Als wilde Kriegsvölker das Land durchzogen, fiel ihnen auch die Burg zum Opfer. Ihre Bewohner, die das Unheil vorhergesehen hatten, konnten zwar ihr Leben retten, nicht aber Schätze, die von alters her im Schloss verborgen waren, und unter denen sich auch die goldene Spindel der Gräfin befand.
Sie erwählten darum den Grund des Wassers zum Versteck, senkten die Kostbarkeiten in die Tiefe und bedeckten sie mit einem schweren Stein, für den sie den Teufel als Wächter bestellten. Seitdem hält ein böser Zauber den verborgenen Reichtum fest, und obgleich die Menschen darum wissen und seinen Besitz ersehnen, will es ihnen nicht gelingen, ihn zu heben. Das musste ein kühner Bauer erfahren, der seinen Sinn auf die versunkenen Schätze stellte und einen Plan ersann, sie zu gewinnen. Längst schon hatte er die Stelle ausgekundschaftet, an welcher sich der Stein befand, und in hellen Mondscheinnächten erprobte er das Werk.
Als ihm der Erfolg sicher schien, zog er im Schutze der Dunkelheit mit zwanzig Mann und vierzig Pferden aus, das Glück zu holen. Niemand sprach ein Wort dabei; denn so hatte er es in alten Zauberbüchern gelesen. Nur das Klirren der Ketten erklang und das Schnauben der Tiere. Stumm gehorchten die Knechte den stummen Befehlen ihres Herrn, der mit erwartungsvollen gierigen Blicken auf den Grund des Wassers hinabsah, wo die Ketten den Zauberstein schon wie blanke Fangarme umklammert hielten. Ein Ruck – und das Wunder schien geschehen – der Stein bewegte sich, so dass der Wasserspiegel schwankte. Jede Sekunde konnte vollends die Erfüllung bringen. Da, im Augenblicke höchster Erwartung löste freudiges Erschrecken einem jungen Knecht die Zunge, dass er unbedacht den Ruf ausstieß: »G*tt sei Dank, wir haben ihn!«
Kaum dass ihm das Wort entflohen war, drang aus der Tiefe ein Wutschrei, der die Menschen bis ins Mark erbeben machte. Das Wasser spritzte turmhoch auf, und mit einem dumpfen Fall sank der Stein tiefer in den Grund, so dass Menschenaugen ihn niemals wieder erblickten.
Und immer noch verzaubert
Liegt am geheimen Platz
Der Gräfin goldne Spindel,
des Grafen goldner Schatz.
Und niemand kann sie heben,
wie man auch sucht und sinnt,
die wundersame Sage
im Volke weiterspinnt. (Vos, Weinand)
Liegt am geheimen Platz
Der Gräfin goldne Spindel,
des Grafen goldner Schatz.
Und niemand kann sie heben,
wie man auch sucht und sinnt,
die wundersame Sage
im Volke weiterspinnt. (Vos, Weinand)
Zu dieser Sage gibt es die folgende Variante:
Es war zu einer Zeit, als es noch Wölfe und Bären in unserer Heimat gab, die sich auch gern in der Nähe der Sommerburg herumtrieben. Jedermann fürchtete die wilden Tiere, nur nicht der Graf von der Sommerburg, der so stark war, dass er mit bloßen Händen einen Wolf erwürgen oder nur mit einem Messer einen Bären töten konnte.
Eines Tages zog er in den Krieg. Lange blieb er fort. Als er aber endlich zurückkehrte, brachte er eine junge schöne Frau mit, deren fremdländisches Aussehen die Einheimischen mit Misstrauen erfüllte. Braune Haut hatte sie, eine feine, etwas orientalische Nase, große glänzende Augen und pechschwarzes Haar.
Der Graf von der Sommerburg liebte seine junge Frau abgöttisch - einen Sommer lang. Dann kam der Herbst, und wie es oft so geht, verschwand der Reiz des Neuen; der Graf kümmerte sich immer weniger um seine Frau, die bald von Heimweh geplagt und immer einsamer wurde. Lange konnte sie an einer Fensteröffnung sitzen und den Vögeln nachsehen, die frei und unbehelligt in den Süden zogen, wo ihre Heimat lag. Schließlich, als für sie keine Hoffnung mehr bestand, die Liebe ihres Mannes zurückzugewinnen oder wenigstens zu ihrer Familie zurückzukehren, nahm sie ihren Brautschatz, ein goldenes Spinnrad und einen Kessel voller Gold und Perlen und stürzte sich in einen Sumpf in der Nähe der Sommerburg. Noch heute liegt ein schwerer Stein auf ihrem nassen Grab, den keine hundert Pferde fortbewegen können.
Diese alte Sage führte dazu, dass in der Vergangenheit oft von Irrlichtern erzählt wurde, die über dem Grab der schönen Fremden schwebten; auch schwarze Katzen sollen sich gern in seiner Nähe herumgetrieben haben. Die geheimnisvolle Geschichte von dem goldenen Spinnrad spukte so sehr in den Köpfen der Rüttenscheider und Holsterhauser Bauern herum, dass sie 1860 tatsächlich in den Sommerburgwald zogen und nachgruben, um den sagenhaften Schatz zu heben. Und tatsächlich fanden sie einen großen Stein, unter dem einige verrottete Reste von Eichenbalken lagen. - Keine Spur natürlich von einem Schatz. Immerhin sorgte das Unternehmen damals für so viel Aufsehen, dass sich noch Jahrzehnte später um die Jahrhundertwende bei den Rüttenscheider und Holsterhauser Bauern der Brauch entwickelte, in jedem Jahr an einem Vollmondabend im Mai in den Sommerburgwald zu ziehen, dort einige Spatenstiche zu machen, die die Schatzsuche symbolisierten, und anschließend ein feucht-fröhliches Fest zu feiern. Dieser Brauch ist längst verlorengegangen, nicht aber die Sage, die sich aus der missglückten Schatzsuche von 1860 entwickelte.