Die Sage von den Katten (Chatten)
Am rechten Ufer der Ruhr liegt die Stadt Kettwig zwischen Wasser, Wald und Wiese eingebettet. Tagsüber fingen die Räder im Tale das Lied der Arbeit, und fleißige Menschen rühren ohne Unterlaß die Hände. Wenn dann das letzte Licht in ihren Häusern verglommen ist, und wenn die letzte Vogelstimme rings im Walde schweigt, dann wird es lebendig auf den Höhen. Es raschelt und rauscht im Walde. Mächtige Gestalten erheben sich, stark wie die stärksten Bäume, Männer mit sehnigen Armen, wuchtige Waffen in der Hand, und Frauen in wehenden Gewändern mit flatterndem Haar. Das sind die Katten. Sie huschen zwischen den Stämmen einher und durch das Gezweig und sammeln sich tief unten im Tale am Ufer der Ruhr. Hier steht, nahe der Stadt, auf einem kleinen Hügel ein alter Turm. Sein morsches Gemäuer ist zerborsten, Schlehdorn und Brombeergerank wuchern auf den Trümmern, und ein Kranz von Bäumen schließt die Ruine ein.
Den Katten ist diese Stätte heilig. Vor vielen hundert Jahren wurde hier den Edelsten ihres Volkes ein großes Heldengrab bereitet. Das bleiche Mondlicht zittert nun darüberhin, und die Katten umstehen den Ort in tiefem Schweigen und in ehrfurchtsvoller Scheu. Dann hebt ein leises Raunen an. Die Frauen murmeln ihr Gebet, die Männer schlagen ihre Waffen aneinander, daß es erst verhalten, dann lauter und immer lauter durch das Tal erklingt, und der Ruhrstrom rauscht dazu, und seine Wellen singen ein Lied aus alter, längst entschwundener Zeit.
Der Kattenturm
Der Sage nach soll es am Kattenturm nicht geheuer sein. Von Zeit zu Zeit soll dort ein schreckliches Fauchen zu hören gewesen sein. Dies rühre von einem schwarzen Kater her, der im Keller auf einem mit Gold- und Silbermünzen gefüllten Topf sitze und diesen und eine goldene Spindel bewache. Da Katze im Plattdeutschen »Katte« heißt, so habe die Ruine den Namen »Kattenturm« erhalten.
Quelle: sagenhaftes-ruhrgebiet.de