24.04.12002, 06:36
Hallo , aus der Süddeutschen Zeitung
ACH DIE ARMEN SIND DOCH ZU BEDAUERN! *Kopfschüttel*
23.04.2002 19:33
Kindesmissbrauch-Debatte
Ein schmerzhafter Prozess
Nur mühsam lernt die katholische Kirche den Umgang mit einem Tabuthema.
Von Matthias Drobinski
Ich habe das getan. Ich, der tolle Kerl, der großartige Priester, der Menschenfreund." In dem Buch "Sexueller Missbrauch Minderjähriger in der Kirche", herausgegeben von den Theologen und Psychologen Stephen Rossetti und Wunibald Müller, findet sich der erschütternde Bericht eines Priesters, der Kinder missbrauchte und dafür ins Gefängnis kam.
Er beschreibt seine gefühlsarme Familie und wie ihn einst der bewunderte Pfadfinderleiter missbrauchte. Wie er ein erfolgreicher, beliebter Kaplan und Pfarrer wurde und trotzdem einsam blieb. Sich dann 13-, 14-jährigen Jungen näherte, Jugendlichen aus Problemfamilien, in schwierigen Situationen. Wie er meinte, ihnen Gutes zu tun. Bis die Polizei kam.
Es sind nicht schmutzige alte Männer, die Kinder und Jugendliche missbrauchen; es sind oft Menschen wie der anonyme Priester: Jung, beliebt, locker. Und so ist es unmöglich, den Typ des Missbrauchers zu beschreiben, unmöglich, die Ursache herauszufinden. ......
Unklar ist, wie viele Priester es gibt, die sich an Kindern und Jugendlichen vergreifen. Müller, der das Münsterschwarzacher Recollectio-Haus für Priester in Lebenskrisen leitet, zitiert Untersuchungen aus den USA: Demnach sind knapp zwei Prozent der Priester pädophil, also sexuell an Kindern unter elf Jahren interessiert; die gleiche Anzahl ist ephebophil, sucht also Sex mit pubertierenden Jugendlichen.
In beiden Gruppen seien ungefähr 20 Prozent unheilbar gestört, 80 Prozent litten unter einer therapierbaren psychosexuellen Störung...
"Es gibt keinen Anhaltspunkt, dass katholische Priester sich häufiger Kindern nähern als das Angehörige dieser Berufsgruppen tun", sagt Müller.
Dennoch hat Müller festgestellt, dass die Lebensform des Priesters immer wieder Menschen mit sexuellen Schwierigkeiten anzieht - "weil gerade sexuell unreife Männer denken, mir bleibt das ganze Thema erspart, wenn ich Enthaltsamkeit verspreche". Hier müssten die Leiter der Priesterseminare "genau hinsehen, wer warum Priester werden möchte". Zum Glück seien Auswahl und Begleitung der Priesteramtskandidaten "insgesamt besser" geworden, nach Müllers Beobachtung sinkt sogar die Zahl der Missbrauchsfälle im kirchlichen Umfeld. "Was wir in den Vereinigten Staaten aufarbeiten, sind vielfach die Sünden der Vergangenheit".
Für die katholische Kirche ein schmerzhafter Prozess: Dass Männer Gottes junge Menschen zerstören, das war lange unvorstellbar, unaussprechlich und damit unbestrafbar. Noch vor zwanzig Jahren wurden Priester vor dem Zugriff der Staatsanwaltschaft geschützt, nach einer Pause in die nächste Gemeinde versetzt.
Inzwischen gibt es in Großbritannien ein landesweites Büro für den Schutz von Kindern, in der Schweiz berät eine Expertenkommission, wie sexueller Missbrauch verhindert werden soll, wie den Opfern geholfen werden kann. In den USA gibt es Verhaltensregeln für Bischöfe: der betreffende Priester soll sein Amt ruhen lassen, die Kirche soll vorbehaltlos mit den Behörden zusammenarbeiten, dem Opfer helfen, ehrlich die Öffentlichkeit informieren. Nur: der Bischof von Boston hat sich nicht daran gehalten.
"Das zeigt, wie wichtig verbindliche Regelungen sind", sagt Müller. Genau dies haben die deutschen Bischöfe am vergangenen Montag aber abgelehnt. Einzig Gebhardt Fürst, der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, hat strengere Regeln angekündigt. Er hat auch gesagt, was er angesichts der Missbrauchsfälle empfindet: "Wut, Trauer und Scham.
Mir fehlen einfach die Worte!
Gruß
Lilith
ACH DIE ARMEN SIND DOCH ZU BEDAUERN! *Kopfschüttel*
23.04.2002 19:33
Kindesmissbrauch-Debatte
Ein schmerzhafter Prozess
Nur mühsam lernt die katholische Kirche den Umgang mit einem Tabuthema.
Von Matthias Drobinski
Ich habe das getan. Ich, der tolle Kerl, der großartige Priester, der Menschenfreund." In dem Buch "Sexueller Missbrauch Minderjähriger in der Kirche", herausgegeben von den Theologen und Psychologen Stephen Rossetti und Wunibald Müller, findet sich der erschütternde Bericht eines Priesters, der Kinder missbrauchte und dafür ins Gefängnis kam.
Er beschreibt seine gefühlsarme Familie und wie ihn einst der bewunderte Pfadfinderleiter missbrauchte. Wie er ein erfolgreicher, beliebter Kaplan und Pfarrer wurde und trotzdem einsam blieb. Sich dann 13-, 14-jährigen Jungen näherte, Jugendlichen aus Problemfamilien, in schwierigen Situationen. Wie er meinte, ihnen Gutes zu tun. Bis die Polizei kam.
Es sind nicht schmutzige alte Männer, die Kinder und Jugendliche missbrauchen; es sind oft Menschen wie der anonyme Priester: Jung, beliebt, locker. Und so ist es unmöglich, den Typ des Missbrauchers zu beschreiben, unmöglich, die Ursache herauszufinden. ......
Unklar ist, wie viele Priester es gibt, die sich an Kindern und Jugendlichen vergreifen. Müller, der das Münsterschwarzacher Recollectio-Haus für Priester in Lebenskrisen leitet, zitiert Untersuchungen aus den USA: Demnach sind knapp zwei Prozent der Priester pädophil, also sexuell an Kindern unter elf Jahren interessiert; die gleiche Anzahl ist ephebophil, sucht also Sex mit pubertierenden Jugendlichen.
In beiden Gruppen seien ungefähr 20 Prozent unheilbar gestört, 80 Prozent litten unter einer therapierbaren psychosexuellen Störung...
"Es gibt keinen Anhaltspunkt, dass katholische Priester sich häufiger Kindern nähern als das Angehörige dieser Berufsgruppen tun", sagt Müller.
Dennoch hat Müller festgestellt, dass die Lebensform des Priesters immer wieder Menschen mit sexuellen Schwierigkeiten anzieht - "weil gerade sexuell unreife Männer denken, mir bleibt das ganze Thema erspart, wenn ich Enthaltsamkeit verspreche". Hier müssten die Leiter der Priesterseminare "genau hinsehen, wer warum Priester werden möchte". Zum Glück seien Auswahl und Begleitung der Priesteramtskandidaten "insgesamt besser" geworden, nach Müllers Beobachtung sinkt sogar die Zahl der Missbrauchsfälle im kirchlichen Umfeld. "Was wir in den Vereinigten Staaten aufarbeiten, sind vielfach die Sünden der Vergangenheit".
Für die katholische Kirche ein schmerzhafter Prozess: Dass Männer Gottes junge Menschen zerstören, das war lange unvorstellbar, unaussprechlich und damit unbestrafbar. Noch vor zwanzig Jahren wurden Priester vor dem Zugriff der Staatsanwaltschaft geschützt, nach einer Pause in die nächste Gemeinde versetzt.
Inzwischen gibt es in Großbritannien ein landesweites Büro für den Schutz von Kindern, in der Schweiz berät eine Expertenkommission, wie sexueller Missbrauch verhindert werden soll, wie den Opfern geholfen werden kann. In den USA gibt es Verhaltensregeln für Bischöfe: der betreffende Priester soll sein Amt ruhen lassen, die Kirche soll vorbehaltlos mit den Behörden zusammenarbeiten, dem Opfer helfen, ehrlich die Öffentlichkeit informieren. Nur: der Bischof von Boston hat sich nicht daran gehalten.
"Das zeigt, wie wichtig verbindliche Regelungen sind", sagt Müller. Genau dies haben die deutschen Bischöfe am vergangenen Montag aber abgelehnt. Einzig Gebhardt Fürst, der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, hat strengere Regeln angekündigt. Er hat auch gesagt, was er angesichts der Missbrauchsfälle empfindet: "Wut, Trauer und Scham.
Mir fehlen einfach die Worte!
Gruß
Lilith