24.05.12018, 08:31
Fortsetzung aus:
https://www.pagan-forum.de/Thema-Aeneas-der-Verteidiger-von-Troja
Lyrnessos starb, faltete die Flügel und legte sein Gefieder über die Verwüstung mit einem Aufschrei, in dem sich die Klagen aller Frauen vereinigten. Wir hatten Aeneas in die Obhut seiner unsterblichen Mutter Aphrodite gegeben, froh darüber, dass er die Gelegenheit erhielt, unsere Armee zu retten. Alle Bürger waren sich darin einig gewesen, dass es das einzige war, was man tun konnte, damit ein Teil von Dardanien weiterlebte und den Griechen einen Schlag versetzte.
Uralte Rüstungen waren aus Truhen gezerrt worden, von knochigen Händen, die dabei vor Anstrengung zitterten; Knaben zogen mit bleichem Gesicht Spielzeugrüstungen an, die nie dafür geschaffen waren, den Hieb einer Bronzeklinge abzuwehren. Natürlich fielen sie. Ehrwürdige Bärte sogen sich voll mit dardanischem Blut, das Kriegsgeschrei kleiner Soldaten verwandelte sich in das angstvolle Schluchzen von Knaben. Mein Vater hatte sogar mir den Dolch abgenommen, wobei er mir mit Tränen in den Augen erklärte, dass er mir nicht die Möglichkeit lassen konnte, mich der Sklaverei zu entziehen; alle Dolche, auch die der Frauen wurden gebraucht.
Ich stand am Fenster, sah hilflos zu, wie Lyrnessos unterging, und betete zu Artemis, der gnädigen Tochter Letos, mir rasch einen ihrer Pfeile in mein Herz zu bohren, ehe mich ein paar Griechen packten und auf die Sklavenmärkte von Hattusas oder Ninive verschleppten. Unsere mitleiderregende Verteidigung wurde niedergemetzelt, bis mich nur noch die Palastmauern von einer mordlüsternen Soldateska trennten. Von diesem Augenblick an stellte ich mir die Töchter der Kore groß und hell vor. Mein einziger Trost bestand darin, dass Aeneas und die Armee in Sicherheit waren. Wie auch unser guter alter König Anchises, der als junger Mann so schön war, dass die Göttin Aphrodite sich in ihn verliebte und ihm Aeneas gebar. Und dieser hatte sich als braver Sohn selbstverständlich geweigert, seinen Vater zurückzulassen, und auch seine Frau Kreusa und den kleinen Sohn Askanios mitgenommen.
Obwohl ich mich nicht vom Fenster losreißen konnte, hörte ich, wie man sich in den Räumen hinter mir auf einen Kampf vorbereitete: alte Füße tappten umher, piepsige Stimmen flüsterten aufgeregt. Die meines Vaters war auch darunter. Nur die Priester blieben zurück, um an den Altären zu beten. Nur einer von ihnen, mein Onkel Chryses, hatte beschlossen, seine heilige Robe auszuziehen und seine Rüstung anzulegen. Er wollte kämpfen, erklärte er, um den asiatischen Apollo zu verteidigen, der nicht derselbe G*tt war wie der griechische.
Sie stießen mit Rammböcken gegen das Tor. Der Palast erzitterte bis in seine Grundfesten, und durch den Lärm, der an mein Ohr drang, glaubte ich, den Beweger der Erde klagend brüllen zu hören. Denn Poseidon stand auf ihrer Seite, nicht auf unserer. Wir sollten zur Strafe von Trojas Stolz und Trotz geopfert werden. Er konnte uns nur sein Mitgefühl bekunden. Das Holz zersplitterte, die Angeln gaben nach, und krachend fiel das Tor zu Boden. Die Speere erhoben und die Schwerter gezückt, strömten die Griechen in den Palasthof, ohne Gnade für unsere klägliche Verteidigung, sondern nur voller Wut, dass Aeneas ihnen entwischt war.
Der Mann an ihrer Spitze war ein Riese in einer mit Gold eingefassten Bronzerüstung. Er schwang eine gewaltige Axt und fegte die alten Männer beiseite, als wäre sie Ungeziefer. Voller Verachtung schlug er sie in Stücke. Dann stürmte er in die große Halle, seine Männer hinter ihm her. Ich schloss die Augen vor dem Gemetzel draußen und flehte die keusche Artemis an, sie möge die Griechen dazu bringen, mich zu töten. Lieber Tod als Vergewaltigung und Versklavung. Rote Nebel tanzten vor meinen Lidern, das Licht des Tages drängte unerbittlich hinein, und meine Ohren hörten die erstickten Schreie und stammelnden Bitten und Erbarmen. Die Alten hängen am Leben. Sie wissen, wie schwer es erkämpft ist. Aber die Stimme meines Vaters vernahm ich nicht. In meinem Herzen fühlte ich, dass er ebenso stolz gefallen war, wie er gelebt hatte.
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Lyrnessos starb, faltete die Flügel und legte sein Gefieder über die Verwüstung mit einem Aufschrei, in dem sich die Klagen aller Frauen vereinigten. Wir hatten Aeneas in die Obhut seiner unsterblichen Mutter Aphrodite gegeben, froh darüber, dass er die Gelegenheit erhielt, unsere Armee zu retten. Alle Bürger waren sich darin einig gewesen, dass es das einzige war, was man tun konnte, damit ein Teil von Dardanien weiterlebte und den Griechen einen Schlag versetzte.
Uralte Rüstungen waren aus Truhen gezerrt worden, von knochigen Händen, die dabei vor Anstrengung zitterten; Knaben zogen mit bleichem Gesicht Spielzeugrüstungen an, die nie dafür geschaffen waren, den Hieb einer Bronzeklinge abzuwehren. Natürlich fielen sie. Ehrwürdige Bärte sogen sich voll mit dardanischem Blut, das Kriegsgeschrei kleiner Soldaten verwandelte sich in das angstvolle Schluchzen von Knaben. Mein Vater hatte sogar mir den Dolch abgenommen, wobei er mir mit Tränen in den Augen erklärte, dass er mir nicht die Möglichkeit lassen konnte, mich der Sklaverei zu entziehen; alle Dolche, auch die der Frauen wurden gebraucht.
Ich stand am Fenster, sah hilflos zu, wie Lyrnessos unterging, und betete zu Artemis, der gnädigen Tochter Letos, mir rasch einen ihrer Pfeile in mein Herz zu bohren, ehe mich ein paar Griechen packten und auf die Sklavenmärkte von Hattusas oder Ninive verschleppten. Unsere mitleiderregende Verteidigung wurde niedergemetzelt, bis mich nur noch die Palastmauern von einer mordlüsternen Soldateska trennten. Von diesem Augenblick an stellte ich mir die Töchter der Kore groß und hell vor. Mein einziger Trost bestand darin, dass Aeneas und die Armee in Sicherheit waren. Wie auch unser guter alter König Anchises, der als junger Mann so schön war, dass die Göttin Aphrodite sich in ihn verliebte und ihm Aeneas gebar. Und dieser hatte sich als braver Sohn selbstverständlich geweigert, seinen Vater zurückzulassen, und auch seine Frau Kreusa und den kleinen Sohn Askanios mitgenommen.
Obwohl ich mich nicht vom Fenster losreißen konnte, hörte ich, wie man sich in den Räumen hinter mir auf einen Kampf vorbereitete: alte Füße tappten umher, piepsige Stimmen flüsterten aufgeregt. Die meines Vaters war auch darunter. Nur die Priester blieben zurück, um an den Altären zu beten. Nur einer von ihnen, mein Onkel Chryses, hatte beschlossen, seine heilige Robe auszuziehen und seine Rüstung anzulegen. Er wollte kämpfen, erklärte er, um den asiatischen Apollo zu verteidigen, der nicht derselbe G*tt war wie der griechische.
Sie stießen mit Rammböcken gegen das Tor. Der Palast erzitterte bis in seine Grundfesten, und durch den Lärm, der an mein Ohr drang, glaubte ich, den Beweger der Erde klagend brüllen zu hören. Denn Poseidon stand auf ihrer Seite, nicht auf unserer. Wir sollten zur Strafe von Trojas Stolz und Trotz geopfert werden. Er konnte uns nur sein Mitgefühl bekunden. Das Holz zersplitterte, die Angeln gaben nach, und krachend fiel das Tor zu Boden. Die Speere erhoben und die Schwerter gezückt, strömten die Griechen in den Palasthof, ohne Gnade für unsere klägliche Verteidigung, sondern nur voller Wut, dass Aeneas ihnen entwischt war.
Der Mann an ihrer Spitze war ein Riese in einer mit Gold eingefassten Bronzerüstung. Er schwang eine gewaltige Axt und fegte die alten Männer beiseite, als wäre sie Ungeziefer. Voller Verachtung schlug er sie in Stücke. Dann stürmte er in die große Halle, seine Männer hinter ihm her. Ich schloss die Augen vor dem Gemetzel draußen und flehte die keusche Artemis an, sie möge die Griechen dazu bringen, mich zu töten. Lieber Tod als Vergewaltigung und Versklavung. Rote Nebel tanzten vor meinen Lidern, das Licht des Tages drängte unerbittlich hinein, und meine Ohren hörten die erstickten Schreie und stammelnden Bitten und Erbarmen. Die Alten hängen am Leben. Sie wissen, wie schwer es erkämpft ist. Aber die Stimme meines Vaters vernahm ich nicht. In meinem Herzen fühlte ich, dass er ebenso stolz gefallen war, wie er gelebt hatte.
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Im A & O das Geheimnis liegt - Omega siegt!