24.10.12017, 20:34
Von Tannhäuser und Venus
Tannhäuser Wandgemälde / Schloss Neuschwanstein (Arbeitszimmer)
Die Sage vom Tannhäuser bzw. das „Tannhäuserlied“ ist in vielen verschiedenen Ausführungen überliefert und weit verbreitet. Dabei ändert sich der Ort des Geschehens, die Namen der Figuren oder stellenweise die Handlung. Am bekanntesten ist wohl Richard Wagners „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg“.
Der Grundkern der Sage in Mittel- und Südeuropa ist folgender:
Durch liebliche Gesänge angelockt, verbringt der Ritter und Minnesänger Tannhäuser seine Zeit im heiligen Berg der Frau Venus. Der Vergnügungen überdrüssig und von Reue erfasst, zieht er dann nach Rom, um Vergebung für seine Sünden zu erlangen. Doch diese wird ihm verwehrt, denn der Pabst sagt ihm, genauso wenig wie der verdorrte Stab in seiner Hand wieder grünen wird, wird ihm vergeben werden. Als der Stab anfängt zu grünen und der Pabst seine Boten schickt, um Tannhäuser zu suchen, ist es zu spät. Er ist für immer zum Venusberg zurückgekehrt. Und der Pabst soll verflucht sein auf ewig.
Eine interessante Stelle des Tannhäuserliedes beschreibt drei schöne Jungfrauen auf dem Berg der Venus, die die Woche über mit Gold und Seide bekleidet und mit Geschmeide und Kronen geschmückt sind. Doch am Sonntag sind sie Ottern (Vipern) und Schlangen.
Danuser war ein wundrige Knab,
grauß Wunder got er go schaue;
er got wol uf der Frau Vrenes Berg
zu dene dri schöne Jungfraue…
Die sind die ganze Wuche gar schö
mit Gold und mit Side behange,
händ Halsschmeid a und Maiekrö:
am Suntig sind‘s Otre und Schlange.
(St. Galler Version)
Oder:
Diner Gspilinne darf i nüt,
Es ist mir gar hoch verbotte,
Sie ist ob em Gürtel Milch und Bluet
Und drunter wie Schlangen und Chrotte.
(Aargauische Fassung)
grauß Wunder got er go schaue;
er got wol uf der Frau Vrenes Berg
zu dene dri schöne Jungfraue…
Die sind die ganze Wuche gar schö
mit Gold und mit Side behange,
händ Halsschmeid a und Maiekrö:
am Suntig sind‘s Otre und Schlange.
(St. Galler Version)
Oder:
Diner Gspilinne darf i nüt,
Es ist mir gar hoch verbotte,
Sie ist ob em Gürtel Milch und Bluet
Und drunter wie Schlangen und Chrotte.
(Aargauische Fassung)
Hier lehnt Tannhäuser ab, eine der Priesterinnen der Venus zu ehelichen, es sei ihm verboten. Über dem Gürtel wäre sie aus Milch und Blut und darunter wie Schlangen und Ottern.
Ähnlich ist die Sage vom Sybillenberg in Italien, dem Monte Sibilla im Nationalpark Monti Sibillini. In diesem Gebiet, das als Heimat von Dämonen und Feen beschrieben wird, liegt das Zauberreich der Sybille/Sibilla in ihrer Grotte hoch oben auf dem Sybillenberg. In den vergoldeten Hallen leben schöne Frauen und Ritter, und nicht länger als ein Jahr durfte man hier verweilen, wollte man nicht für immer dort sein. Auch hier verwandeln sich die Bewohner jeden Sonntag in Schlangen. Auch an diesem Ort finden wir eine Version der Tannhäusersage. Der Ritter verweilt ein Jahr bei Sybille, pilgert dann nach Rom und kehrt auch hier wieder zum heiligen Berg zurück.
Die Tannhäusersage wird auch in einer Erzählung aus Schottland vermutet, geschrieben von Thomas of Erceldoune, in der er unter dem „Eildon Tree“ einer Feenkönigin gewahr wird, die ihn mit in ihr unterirdisches Reich nimmt.
Thomas und die Feenkönigin
In der aargauischen Fassung des Tannhäuserliedes klopfen die Boten des Pabstes am Tor zum Vrenelisberg, doch Tannhäuser kann nicht hinaus und muss bis zum jüngsten Tage darinnen bleiben.
Die letzten Zeilen des Liedes erinnern an eine andere bekannte Sage...
Tannhuser sitzet am steinige Tisch,
Der Bart wachst ihm drum umme,
Und wenn er drümal ummen isch,
So wird der Jüngst Tag bald chumme.
Er frogt Frau Vreneli all Fritig spot,
Öb der Bart es drittmol umme goht
Und der Jüngsti Tag will chumme.
(überliefert am Tromsberge bei Baden)
Der Bart wachst ihm drum umme,
Und wenn er drümal ummen isch,
So wird der Jüngst Tag bald chumme.
Er frogt Frau Vreneli all Fritig spot,
Öb der Bart es drittmol umme goht
Und der Jüngsti Tag will chumme.
(überliefert am Tromsberge bei Baden)
Fortsetzung folgt