21.03.12003, 15:00
Werte Sothis,
was heißt hier "unter Wert verkaufen" ? Wie definiert sich denn der "Wert" eines arbeitenden Menschen ? Wer will denn festlegen, was eine leistungsgerechte Entlohnung ist ?
Das sind Worthülsen. Hypothetisch und abstrakt gesprochen, ich bin Arbeitgeber und biete einen Job an, beschreibe den Gegenstand der Arbeit und was ich bereit bin, dafür zu bezahlen. Ein Arbeitssuchender kann dieses Angebot annehmen oder auch nicht. Ist das eine Aussage zum "Wert" des Arbeitssuchenden ? Nein. Ist das eine Aussage zur Leistungsgerechtigkeit ? Nein. Ich mache ein Angebot - nimm es an oder laß es bleiben. Findet sich niemand, muß ich das Angebot korrigieren, findet sich jemand, scheint es wohl - zumindest in dessen Augen - in Ordnung zu sein.
Damit dieses System nicht zur Ausbeutung von Menschen führt, gibt es verschiedene Sozialsysteme, Rahmenverträge und Mindestbeträge, etc.
Ich denke schon, daß sich die Arbeitslosigkeit minimieren läßt. Das setzt natürlich eine gründliche Strukturreform innerhalb des gesamten Systems voraus, Beispiel Baubranche: ein deutscher Bauarbeiter erhält einen - relativ zu anderen Handwerkern - hohen Stundenlohn, die Lohnnebenkosten liegen bei ca. 107% und die gesetzlichen Vorschriften für die Arbeit auf einer Baustelle sind enorm vielfältig. Ein Leiharbeiter aus dem Ausland kostet einen Bruchteil des Lohns, einen Bruchteil der Lohnnebenkosten und unterliegt weniger strengen Bestimmungen. Was glaubst Du, warum in Berlin, der größten Baustelle Deutschlands, deutsche Arbeitnehmer nur in Führungspositionen beschäftigt waren und nur ein geringer Prozentsatz im produktiven Bereich ?
Wobei es auch in Deutschland genügend Beispiele gibt, daß Arbeitgeber sich um Arbeitnehmer bemühen und große Aktivität entfalten, Stellen zu besetzen. Der Vergleich hinkt allerdings, wie ich zugeben muß, da es sich um hochqualifizierte Stellen handelt und somit die zur Verfügung stehende Auswahl relativ gering ist. Auch der Trend zur Besetzung von leitenden Positionen mittels ausführlicher Auswahlverfahren, sprich: Assessment Center, nimmt zu - und das bedeutet einen enormen finanziellen Aufwand für die suchenden Firmen.
Im Endeffekt liegt das Problem auch darin begründet, daß sich die Anforderungen an einen Job sehr stark gewandelt haben und viele Menschen hauptsächlich aufgrund ihres Alters einfach nicht in der Lage sind, diesen gestiegenen Anforderungen zu genügen. Nur: produktive Industrie ist kein Massenarbeitgeber mehr in Deutschland, da setzt die Technik einen Strich unter die Rechnung. Flexibilität, Technikverständnis und Ehrgeiz sind zu bestimmenden Faktoren geworden.
Recht hast Du, wenn Du sagst, fluide Mittel garantieren florierenden Umsatz. Keine Frage, je höher die Spanne nach Abzug der Fixkosten ist, desto mehr Geld fließt in Umlauf. Aber - ohne daß ich damit sagen will, ich stehe hinter diesem System - der Effekt ist gleich: ob viele Leute wenig Geld ausgeben oder wenig Leute viel Geld ausgeben, das Ergebnis unter dem Strich ist dasselbe. Und bevor Kritik kommt, ich bin mir bewußt, daß dieses Teilsystem nicht alleine steht - aber ich möchte auch keine wirtschaftswissenschaftliche Abhandlung schreiben über die Interaktion verschiedener Wirtschaftsprozesse...lassen wir das einfach mal isoliert stehen.
Jemand hat studiert...ja und ? Wenn ich in meinem Studienfach keinen Job bekomme, fahre ich Taxi, arbeite als Tellerwäscher oder suche mir einen anderen Job. Habe ich einen Anspruch darauf, in dem Fach zu arbeiten, daß ich gelernt habe ? Nein. Es liegt doch an mir, was ich aus einer Situation mache.
Die Psyche, genau das ist das Problem: ein wenig überspitzt formuliert: die Deutschen meinen vielfach in der Tat, sie hätten Anspruch auf eine bestimmte gesellschaftliche Stufe, auf einen gewissen Lebensstandard, etc. Wo steht geschrieben, daß wir einen Anspruch auf irgendetwas haben ? Wo ?
In diesem Sinne,
Riddle
was heißt hier "unter Wert verkaufen" ? Wie definiert sich denn der "Wert" eines arbeitenden Menschen ? Wer will denn festlegen, was eine leistungsgerechte Entlohnung ist ?
Das sind Worthülsen. Hypothetisch und abstrakt gesprochen, ich bin Arbeitgeber und biete einen Job an, beschreibe den Gegenstand der Arbeit und was ich bereit bin, dafür zu bezahlen. Ein Arbeitssuchender kann dieses Angebot annehmen oder auch nicht. Ist das eine Aussage zum "Wert" des Arbeitssuchenden ? Nein. Ist das eine Aussage zur Leistungsgerechtigkeit ? Nein. Ich mache ein Angebot - nimm es an oder laß es bleiben. Findet sich niemand, muß ich das Angebot korrigieren, findet sich jemand, scheint es wohl - zumindest in dessen Augen - in Ordnung zu sein.
Damit dieses System nicht zur Ausbeutung von Menschen führt, gibt es verschiedene Sozialsysteme, Rahmenverträge und Mindestbeträge, etc.
Ich denke schon, daß sich die Arbeitslosigkeit minimieren läßt. Das setzt natürlich eine gründliche Strukturreform innerhalb des gesamten Systems voraus, Beispiel Baubranche: ein deutscher Bauarbeiter erhält einen - relativ zu anderen Handwerkern - hohen Stundenlohn, die Lohnnebenkosten liegen bei ca. 107% und die gesetzlichen Vorschriften für die Arbeit auf einer Baustelle sind enorm vielfältig. Ein Leiharbeiter aus dem Ausland kostet einen Bruchteil des Lohns, einen Bruchteil der Lohnnebenkosten und unterliegt weniger strengen Bestimmungen. Was glaubst Du, warum in Berlin, der größten Baustelle Deutschlands, deutsche Arbeitnehmer nur in Führungspositionen beschäftigt waren und nur ein geringer Prozentsatz im produktiven Bereich ?
Wobei es auch in Deutschland genügend Beispiele gibt, daß Arbeitgeber sich um Arbeitnehmer bemühen und große Aktivität entfalten, Stellen zu besetzen. Der Vergleich hinkt allerdings, wie ich zugeben muß, da es sich um hochqualifizierte Stellen handelt und somit die zur Verfügung stehende Auswahl relativ gering ist. Auch der Trend zur Besetzung von leitenden Positionen mittels ausführlicher Auswahlverfahren, sprich: Assessment Center, nimmt zu - und das bedeutet einen enormen finanziellen Aufwand für die suchenden Firmen.
Im Endeffekt liegt das Problem auch darin begründet, daß sich die Anforderungen an einen Job sehr stark gewandelt haben und viele Menschen hauptsächlich aufgrund ihres Alters einfach nicht in der Lage sind, diesen gestiegenen Anforderungen zu genügen. Nur: produktive Industrie ist kein Massenarbeitgeber mehr in Deutschland, da setzt die Technik einen Strich unter die Rechnung. Flexibilität, Technikverständnis und Ehrgeiz sind zu bestimmenden Faktoren geworden.
Recht hast Du, wenn Du sagst, fluide Mittel garantieren florierenden Umsatz. Keine Frage, je höher die Spanne nach Abzug der Fixkosten ist, desto mehr Geld fließt in Umlauf. Aber - ohne daß ich damit sagen will, ich stehe hinter diesem System - der Effekt ist gleich: ob viele Leute wenig Geld ausgeben oder wenig Leute viel Geld ausgeben, das Ergebnis unter dem Strich ist dasselbe. Und bevor Kritik kommt, ich bin mir bewußt, daß dieses Teilsystem nicht alleine steht - aber ich möchte auch keine wirtschaftswissenschaftliche Abhandlung schreiben über die Interaktion verschiedener Wirtschaftsprozesse...lassen wir das einfach mal isoliert stehen.
Jemand hat studiert...ja und ? Wenn ich in meinem Studienfach keinen Job bekomme, fahre ich Taxi, arbeite als Tellerwäscher oder suche mir einen anderen Job. Habe ich einen Anspruch darauf, in dem Fach zu arbeiten, daß ich gelernt habe ? Nein. Es liegt doch an mir, was ich aus einer Situation mache.
Die Psyche, genau das ist das Problem: ein wenig überspitzt formuliert: die Deutschen meinen vielfach in der Tat, sie hätten Anspruch auf eine bestimmte gesellschaftliche Stufe, auf einen gewissen Lebensstandard, etc. Wo steht geschrieben, daß wir einen Anspruch auf irgendetwas haben ? Wo ?
In diesem Sinne,
Riddle