23.11.12015, 11:11
Die schlafende Griechin/Des Riesen Erlas Kogel
Österreich, Traunsee
Ein junger Riese war Erla, der in den Urwäldern des Traunsees hauste. Er war unbeweibt und hatte die Macht der Liebe an sich noch nicht verspürt. Aber eines Tages im Frühjahr traf er auf der Wanderung durch sein Gebiet am Ufer des Laudachsees eine kleine Nixe, die Herrin des stillen Gewässers. Wie die Sonne leuchtete ihr Goldhaar.
"Willst du mir folgen und mein Weib werden?", fragte sie der von ihrer Schönheit geblendete Riese Erla.
Die Nixe verzog nur ihren roten Mund. "Mag dir nicht folgen", sagte sie spöttisch, "bist mir zu ungeschlacht, dein Gewand ist zu ruppicht, dein Bart zu zottelhaft, wie rauh und wüst muß erst dein Lager sein."
Der Riese Erla schaute erst auf die Nixe, deren weiße Glieder im Wasser schimmerten, dann sah er sein Spiegelbild im See und senkte betrübt das schwere Riesenhaupt. Ja, wüst und ungeschlacht sah er aus, sein Haupt glich einem ungefügen Felsblock, auf dem Gestrüpp wucherte, der Bart, verfilzt und stachlicht, hing ihm über die Brust herab; ein zottiges Bärenfell bedeckte Brust und Lenden. Ein entästeter Eichenbaum lag ihm als Knüttel auf der Riesenschulter. Und wenn er erst an seine Felsenhöhle dachte, im dicksten Tann, für Sturm und Regen offen, an sein rauhes Lager aus Moos und Wildheu, da mußte er dem Nixchen rechtgeben.
Aber der Riesen Art ist zähe und beharrlich. "Bin ich auch rauh und ungeschlacht", sagte der Riese Erla, "vermag ich doch mehr, als dir scheint. Die Zwerge in meinem Berge sind mir Untertan. Auf mein Geheiß bauen sie dir ein Schloß im See, ein weißes Schloß aus Gold und Marmelstein, und darin sollst du meine Königin sein."
"Ein Schloß im See", sagte das Nixchen drauf, "ein Schloß von Gold und Marmelstein gefiele mir wohl, doch ein Ritter fein müßte Herr und Gemahl mir darinnen sein."
"Der Zwerge Kunst", sagte Erla darauf, "macht zum Ritter mich, verlaß dich drauf, dann hole ich dich."
Und der Riese Erla begann ein riesenhaftes Werken. Auf dem Gipfel des Traunsteines stand er und schleuderte Felstrümmer in den Seewinkel gegenüber, vom Dachstein brach er Marmorblöcke, in den Wäldern schlug er die starken Eichen und schleppte sie zum Bauplatz hinab. Unter seinen Händen wuchs aus dem See ein künstliches Eiland und die Zwerge bauten darauf das weiße Schloß, das Schloß im See, das die Menschen hernach Schloß Ort benannten. Und sie schneiderten ihm ein Rittergewand, stutzten ihm Haar und Bart und sie bauten zuletzt den goldenen Steg, auf dem er sein Lieb in das Schloß im See hineinführte.
Einen Frühling und einen Sommer lang pflog Erla auf seinem Schloß seines Riesenglücks. Niemals hat es einen glücklicheren Riesen gegeben. Aber als die Tage kürzer wurden und das Laub fahl, begann das Goldhaar der Nixe zu bleichen, ihr Auge ward trüb, ihre Wange welk.
"Bring mich in meinen stillen See zurück", sagte sie ihrem treuen, todtraurigen Riesen, "senke mich dort ein in mein nasses Grab; denn meine Tage und meine Liebe vergehen."
Der Riese Erla tat nach ihrem Willen und bestattete sein Lieb, wo er es einen kurzen Frühling und Sommer zuvor zum ersten Male erblickt hatte. Dann litt es ihn nicht länger am See, er stürmte ins Gebirg hinauf und schleuderte Felsen über Felsen auf das geliebte Eiland herab, die das weiße Schloß im See, das Grab seines Glücks, unter sich begruben.
Und immer noch tobte sein Riesenleid. Der Berg mußte es fühlen. Schluchten riß er in ihn hinein und neue Gipfel türmte er ihm auf. Riesenhaft tobte sein Riesenschmerz. So wurde der Berg, wie er heute ist.
Die Menschen nennen ihn Erlakogel. Die Umrisse zeigen seiner geliebten Nixe Antlitz.
Quelle: Geocoaching.com
Österreich, Traunsee
Ein junger Riese war Erla, der in den Urwäldern des Traunsees hauste. Er war unbeweibt und hatte die Macht der Liebe an sich noch nicht verspürt. Aber eines Tages im Frühjahr traf er auf der Wanderung durch sein Gebiet am Ufer des Laudachsees eine kleine Nixe, die Herrin des stillen Gewässers. Wie die Sonne leuchtete ihr Goldhaar.
"Willst du mir folgen und mein Weib werden?", fragte sie der von ihrer Schönheit geblendete Riese Erla.
Die Nixe verzog nur ihren roten Mund. "Mag dir nicht folgen", sagte sie spöttisch, "bist mir zu ungeschlacht, dein Gewand ist zu ruppicht, dein Bart zu zottelhaft, wie rauh und wüst muß erst dein Lager sein."
Der Riese Erla schaute erst auf die Nixe, deren weiße Glieder im Wasser schimmerten, dann sah er sein Spiegelbild im See und senkte betrübt das schwere Riesenhaupt. Ja, wüst und ungeschlacht sah er aus, sein Haupt glich einem ungefügen Felsblock, auf dem Gestrüpp wucherte, der Bart, verfilzt und stachlicht, hing ihm über die Brust herab; ein zottiges Bärenfell bedeckte Brust und Lenden. Ein entästeter Eichenbaum lag ihm als Knüttel auf der Riesenschulter. Und wenn er erst an seine Felsenhöhle dachte, im dicksten Tann, für Sturm und Regen offen, an sein rauhes Lager aus Moos und Wildheu, da mußte er dem Nixchen rechtgeben.
Aber der Riesen Art ist zähe und beharrlich. "Bin ich auch rauh und ungeschlacht", sagte der Riese Erla, "vermag ich doch mehr, als dir scheint. Die Zwerge in meinem Berge sind mir Untertan. Auf mein Geheiß bauen sie dir ein Schloß im See, ein weißes Schloß aus Gold und Marmelstein, und darin sollst du meine Königin sein."
"Ein Schloß im See", sagte das Nixchen drauf, "ein Schloß von Gold und Marmelstein gefiele mir wohl, doch ein Ritter fein müßte Herr und Gemahl mir darinnen sein."
"Der Zwerge Kunst", sagte Erla darauf, "macht zum Ritter mich, verlaß dich drauf, dann hole ich dich."
Und der Riese Erla begann ein riesenhaftes Werken. Auf dem Gipfel des Traunsteines stand er und schleuderte Felstrümmer in den Seewinkel gegenüber, vom Dachstein brach er Marmorblöcke, in den Wäldern schlug er die starken Eichen und schleppte sie zum Bauplatz hinab. Unter seinen Händen wuchs aus dem See ein künstliches Eiland und die Zwerge bauten darauf das weiße Schloß, das Schloß im See, das die Menschen hernach Schloß Ort benannten. Und sie schneiderten ihm ein Rittergewand, stutzten ihm Haar und Bart und sie bauten zuletzt den goldenen Steg, auf dem er sein Lieb in das Schloß im See hineinführte.
Einen Frühling und einen Sommer lang pflog Erla auf seinem Schloß seines Riesenglücks. Niemals hat es einen glücklicheren Riesen gegeben. Aber als die Tage kürzer wurden und das Laub fahl, begann das Goldhaar der Nixe zu bleichen, ihr Auge ward trüb, ihre Wange welk.
"Bring mich in meinen stillen See zurück", sagte sie ihrem treuen, todtraurigen Riesen, "senke mich dort ein in mein nasses Grab; denn meine Tage und meine Liebe vergehen."
Der Riese Erla tat nach ihrem Willen und bestattete sein Lieb, wo er es einen kurzen Frühling und Sommer zuvor zum ersten Male erblickt hatte. Dann litt es ihn nicht länger am See, er stürmte ins Gebirg hinauf und schleuderte Felsen über Felsen auf das geliebte Eiland herab, die das weiße Schloß im See, das Grab seines Glücks, unter sich begruben.
Und immer noch tobte sein Riesenleid. Der Berg mußte es fühlen. Schluchten riß er in ihn hinein und neue Gipfel türmte er ihm auf. Riesenhaft tobte sein Riesenschmerz. So wurde der Berg, wie er heute ist.
Die Menschen nennen ihn Erlakogel. Die Umrisse zeigen seiner geliebten Nixe Antlitz.
Quelle: Geocoaching.com
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