02.03.12015, 18:44
Das Thema wird medial einmal mehr aufgetischt:
Anmerkungen/Überlegungen
Grüße vom wilden Mann
Zitat:Schwedische Arbeitnehmer lassen sich Chip implantieren - freiwillig
Es klingt wie aus einem Science-Fiction-Film: In Schweden lassen sich Büroangestellte einen Chip einpflanzen. Schwappt die Cyborg-Welle auch nach Deutschland? Datenschützer sind alarmiert.
Hannes Sjöblad braucht keine Zugangskarte mehr, um in sein Büro zu kommen. Auch in das Fitnessstudio geht der Schwede ohne Kundenkarte. Und das Handy entsperrt er, ohne eine Pin einzugeben. Sjöblad hat sich im vergangenen Herbst zwischen Daumen und Zeigefinger einen reiskorngroßen Chip unter die Haut pflanzen lassen, der all diese Aufgaben übernimmt. Sobald seine Hand in die Nähe eines geeigneten Lesegeräts oder Empfängers kommt, ist er identifiziert. „Und das ist längst nicht alles“, schwärmt er. „Der Chip macht das Leben noch viel einfacher.“ Was wie Science-Fiction klingt, ist für eine kleine, aber rasch wachsende Gruppe in Schweden schon Alltag. Mindestens 300 Menschen haben sich dort bislang einen RFID-Chip implantieren lassen, der mit der sogenannten Nahfeldkommunikationstechnik ausgerüstet ist.
Nicht nur in der Hauptstadt Stockholm, auch anderswo lassen sich damit inzwischen eine Reihe von Büros, Fitnessstudios und Waschsalons betreten. Bei Handys und Computern kommt es auf das Betriebssystem an. Der Verein Bionyfiken, der sich der Verschmelzung von Technik und Körper verschrieben hat, treibt den Trend voran.
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Bei Haustieren gang und gäbe
Wer nun denkt, Schweden sei weit weg, und die Implantate für eine verrückte Idee weniger Spinner hält, sei daran erinnert, dass das Verfahren hierzulande bei Haustieren seit eineinhalb Jahren gang und gäbe ist.
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„Das Ganze muss aber auf jeden Fall freiwillig sein“, sagt Lara Sherman von der Frankfurter Kanzlei Pflüger Rechtsanwälte. Niemand dürfe zu einem Implantat gezwungen werden, das verhindere das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit. Als Kündigungsgrund halte eine Weigerung demnach also nicht stand.
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„Viele Menschen gehen sowieso sorglos mit Daten um“
Die Gefahr einer lückenlosen Dauerüberwachung von Trägern des implantierten Chips schätzt Wiebus zumindest derzeit noch gering ein, da die Daten nicht auf mehrere hundert Meter auslesbar seien. Das Implantat sei dafür aber auch gar nicht unbedingt nötig. „Denn viele Menschen gehen ohnehin mit ihren Daten sehr gedankenlos um.“
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Nagenborg nennt RFID „eine Zwischenlösung“. Heute gebe es viel ausgefeiltere Überwachungsmethoden wie vernetzte Kamerasysteme, die mit biometrischen Systemen wie Gesichtserkennungssoftware arbeiten.
„Die arbeiten heimlich und sind deshalb viel gefährlicher“, warnt der Dozent der Hochschule Twente. „Beim RFID-Chip willige ich wenigstens freiwillig in die Implantierung ein.“ Die Freiwilligkeit spielt für Nagenborg eine entscheidende Rolle. Und gerade dort hegt er große Zweifel bei der Frage nach kommerzieller Nutzung in Unternehmen. Während der Testphase funktioniere der Drucker sicherlich noch ohne Chip. „Das kann sich aber im Laufe der Zeit ändern, und dann heißt es: ,Lass dir halt einen Chip implantieren.‘“
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Zuerst gelte es, den Schlüsselbund und die Pin zu ersetzen, als Nächstes komme die Brieftasche, sagen Hannes Sjöblad und seine Mitstreiter. Sich selbst bezeichnen sie hin und wieder ganz ohne Scheu als Cyborgs - als Mischwesen aus Fleisch und Blut einerseits, moderner Technik andererseits. Es werde nicht mehr lange dauern, prognostizieren sie, bis mit dem Chip auch Tickets für den öffentlichen Nahverkehr zu kaufen seien. Danach würden auch Bibliotheken und Supermärkte den Chip als Alternative zu ihren Benutzer- und Kundenkarten akzeptieren und Banken als Alternative zur Kreditkarte Implantate anbieten. Und schließlich werde der Chip genügen, um ins Theater oder ins Kino zu gehen und für einen Flug einzuchecken.
Quelle: http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/arbeitswelt/rfid-chip-bueroangestellte-schweden-13438675.html?printPagedArticle=true#Drucken
Anmerkungen/Überlegungen
- Der Artikel überträgt die werbende Botschaft: mit RFID-Chip wird alles einfacher und bequemer (keine Zugangskarten, keine PINs mehr).
- Selbst wenn die Implantierung schmerzhaft ist: ist ja nur kurz (vgl. Impfung), aber der Nutzen ist ja soo groß!.
- Der Vergleich mit den Vierbeinern zeigt, wie die Implantat-Empfänger betrachtet werden: (Herden-)Tiere, sie werden be-chipt und zur Schlachtbank geführt.
- Die angeführten Bedenken wegen Datenschutz sind reine Lippenbekenntnisse, sie beschreiben die gesellschaftlichen Hindernisse, die es noch zu beseitigen gilt.
- Noch ist es freiwillig („es muß auf jeden Fall freiwillig bleiben!“), aber die Zwänge werden kommen. Nicht unbedingt über Gesetze, aber eher durch gesellschaftliche Zwänge oder vollendete Tatsachen (der Kopierer kann nur noch von be-chipten Personen benutzt werden).
- Der Chip als Übergangslösung? Möglich, in Kombination mit den gesichtserkennenden Systemen der öffentlichen Kameras aber ein perfektes Netz.
- Wer nicht mitmacht, wird eben bald vom öffentlichen Leben ausgeschlossen (heute Schlüsselbund und PIN, morgen Brieftasche, Supermärkte und Verkehrsmittel).
Grüße vom wilden Mann
Das hast Du Dir so gedacht!