22.06.12013, 14:50
Liebe Andrea,
vielen Dank für Deinen Beitrag, der mir sehr aus dem Herzen spricht. Du bringst es fertig, einige Dinge zackig-knackig auf den Punkt zu bringen, wo ich vergeblich nach der passenden Formulierung gesucht habe. Hier zum Beispiel:
Auch damit gibst Du mir ein paar richtig gute Anhaltspunkte mit auf den Weg, die so ähnlich ja auch schon die Vorschreiber angesprochen haben:
Da hab´ ich unbewußt immer was vorausgesetzt - daher auch diese Handlungsweise:
Und die hab´ ich dann eins zu eins von zuhause nach draußen übertragen, in der irrigen Annahme, daß doch alle anderen Menschen genauso ticken. Nun ja
So langsam sickert diese Erkenntnis bei mir ein...
Genau DARAN sind offenbar bei mir in der Vergangenheit viele Versuche einer Kommunikation gescheitert - jetzt wo Du´s beschreibst, erkenne ich es. Ich schalte da wohl immer total auf die rein inhaltliche Sachebene und wirke dadurch wohl sogar sehr kalt und gefühllos; ein Verflossener hat mir mal vorgeworfen, er fühle sich in einer Beziehungsdiskussion mit mir "wie in einem Business Meeting". Umgekehrt hat meine langjährige (wir kennen uns seit über 30 Jahren) beste Freundin mal über mich gesagt, sie kenne keinen einzigen Menschen, der so gut mit Kritik umgehen könne wie ich, der so sachlich und offen reagiere, wenn man ihn mit Kritik konfrontiere. Das paßt ja dann auch ins Bild...
Diesen Satz werd´ ich mir dick und fett hinter die Ohren schreiben und immer zu Rate ziehen, wenn es darum geht, jemandem hilfreich unter die Arme zu greifen - ob gefragt oder ungefragt. Denn wie auch schon von Al Manat angesprochen, selbst wenn jemand um Rat fragt (direkt oder indirekt, durch reines Schildern seiner mißlichen Situation), werde ich darauf achten, mich nur noch dann fundiert zu äußern, wenn ich davon ausgehen kann, daß derjenige damit auch was anfangen kann. Und mich ansonsten in nichtssagenden Platitüden ergehen. Wer nichts ändern will, merkt den Unterschied doch sowieso nicht
Auch für diese Gedankenstütze herzlichen Dank, denn auch die kann ich gut gebrauchen! Sowas ähnliches diskutiere ich immer wieder mit meinem Mann, wenn ich ihn um was bitte und er sagt, "ich versuuuuuch´s!". Dann keife ich immer "VERSUCHST du, durch den Schliersee zu schwimmen, oder SCHWIMMST du durch den Schliersee?!" (beim alljährlichen Alpen-Triathlon). - "Ich schwimme durch den Schliersee!" - "Na, also, dann versuch´s nicht, sondern mach´s!" ;-)
(Anm.: Solche privaten Anekdoten nicht immer zu wortwörtlich nehmen; meine journalistische Ader schmückt das hin und wieder ein bißchen aus, um dem ganzen einen Unterhaltungswert zu geben.)
Ich glaube, damit hab´ ich ein Problem. Diese krasse Grenze zwischen "Zuhause" und dem Rest meines Umfeldes zu ziehen, ergibt mir keinen wirklichen Sinn. Menschen, mit denen ich umgehe, sind eben Menschen, mit denen ich umgehe, ob da nun Blutsverwandtschaft besteht oder nicht. Dementsprechend tendiere ich dazu, da die gleichen Verhaltensweisen anzuwenden.
Und "etwas besser zu wissen" als wer anders, das galt bei uns daheim nicht als schlecht. Das war gut, und es (mit) zu teilen war noch besser.
Offenbar stecken diese Werte mir immer noch in den Knochen, verschaffen mir aber Schwierigkeiten, weil andere Menschen lieber ihren Blödsinn weiterpraktizieren, als sich von jemandem, der genau in diesem Bereich etwas besser weiß als sie, Informationen geben zu lassen. Da gehe ich zu sehr von mir selbst aus - bevor ich mich weiter abmühe, bin ich doch heilfroh, wenn jemand mir sagt, wie´s einfacher geht. Da kenn´ ich auch keinen falschen Stolz oder sowas. Da weiß einer was besser, was mit nützt - prima, wann anders isses halt mal anders ´rum. Fertig ist die Musik; kein Bedarf, da einen Grundsatzfrage oder ein Psychodrama draus zu machen.
Das ist ein sehr interessanter Aspekt, den Du da angesprochen hast, und ich habe das mal auf mich wirken lassen, seit ich gestern nachmittag Deinen Beitrag gelesen habe. Bin wirklich in mich gegangen und wollte ganz ehrlich zu mir sein, aber ich habe keinerlei Widerhall davon gefunden. Ich glaube, das liegt daran, weil ich es nämlich überhaupt nicht falsch finde und mich deswegen schlecht fühle, daß ich die Kinder nicht ans Klavier lasse. Im Gegenteil, ich finde das ganz richtig so; Menschen, die nicht spielen können und nur auf den Tasten herumhauen, haben an einem Instrument nix zu suchen (und das gilt selbstverständlich nicht nur für Kinder). Insofern hatte ich aus meiner Sicht keine Veranlassung, der Kuchenfrau zu demonstrieren, daß ich an anderer Stelle besser bin als sie.
Ich glaube, der Hauptantrieb war wirklich dieses Ausgeliefertsein, das ich in ihren ständigen penetranten "Willst Du dies, willst Du das"-Fragen sehe und wovor ich das Kind (und potentielle weitere Opfer) schützen wollte. Hab´ ja mittlerweile verstanden, daß ich damit Neutralität verletze. Aber so ganz leicht fällt mir das immer noch nicht - da geht´s mir wie Dir mit dem Kind und der Bahn. Das war ja dann auch nicht richtig, daß Du sie gestoppt hast. Wer weiß, aus welchen Gründen es in dem Moment sinnvoll und notwendig gewesen wäre, daß sie vor die Bahn rennt... das führt mich in Dimensionen, die ich noch nicht richtig erfassen kann. Da steckt eben noch 45 Jahre Wertesystem drin, nach welchem es gut und richtig ist, andere vor Schaden zu bewahren, wenn man die Möglichkeit dazu hat...
Liebe Grüße,
Cleo
vielen Dank für Deinen Beitrag, der mir sehr aus dem Herzen spricht. Du bringst es fertig, einige Dinge zackig-knackig auf den Punkt zu bringen, wo ich vergeblich nach der passenden Formulierung gesucht habe. Hier zum Beispiel:
(21.06.12013, 14:51)Andrea schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-45191.html#pid45191...etwas für jemanden oder für eine Sache nach der eigenen Einschätzung Hilfreiches oder Wichtiges weiß...Da brauch´ ich fünf bis zehn Sätze für, und Du drückst präzise mit ein paar Worten das aus, was ich sagen wollte . Danke dafür!
Auch damit gibst Du mir ein paar richtig gute Anhaltspunkte mit auf den Weg, die so ähnlich ja auch schon die Vorschreiber angesprochen haben:
(21.06.12013, 14:51)Andrea schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-45191.html#pid45191...in ihrer Unfähigkeit zu reflektieren...
...
Wenn man von einem vernünftigen, zur rein sachlichen Reflektion fähigen Menschen ausgeht, da hätte das vermutlich auch genau diesen Erfolg gebracht, derjenige hätte über sein Verhalten und die Folgen nachgedacht, und hätte es für sich beurteilt, ob es zutreffend ist oder nicht.
... hierzu gehört eine gewisse Fähigkeit der Reflektion.
Einen ungefragten Rat oder Hinweis an jemanden, kann man deshalb nur befürworten, wenn man zumindest ziemlich sicher ist, daß derjenige auch fähig und willens ist, diesen als solchen auch zu überdenken.
Da hab´ ich unbewußt immer was vorausgesetzt - daher auch diese Handlungsweise:
(21.06.12013, 14:51)Andrea schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-45191.html#pid45191(20.06.12013, 23:12)Cleopatra schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-45186.html#pid45186...ich komm´ aus einer Familie, wo jeder jederzeit ungefragt ´reinquatschen darf (und das auch tut . Es gilt aber auch die Regel, daß die Entscheidung einzig und allein bei dem Betroffenen liegt und akzeptiert wird!).
Das halte ich an sich für richtig, insbesondere auch wegen der unterschiedlichen Wissensgebiete. Aber zuhause ist eben zuhause, und irgendwelche Leute sind irgendwelche Leute.
Und die hab´ ich dann eins zu eins von zuhause nach draußen übertragen, in der irrigen Annahme, daß doch alle anderen Menschen genauso ticken. Nun ja
(21.06.12013, 14:51)Andrea schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-45191.html#pid45191Das Nichteinmischen dient auch dem Selbstschutz.
So langsam sickert diese Erkenntnis bei mir ein...
(21.06.12013, 14:51)Andrea schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-45191.html#pid45191Die meisten Leute nehmen aber fast alles erst mal nur ganz persönlich, der Inhalt an sich ist ihnen gar nicht mehr so wichtig.
Genau DARAN sind offenbar bei mir in der Vergangenheit viele Versuche einer Kommunikation gescheitert - jetzt wo Du´s beschreibst, erkenne ich es. Ich schalte da wohl immer total auf die rein inhaltliche Sachebene und wirke dadurch wohl sogar sehr kalt und gefühllos; ein Verflossener hat mir mal vorgeworfen, er fühle sich in einer Beziehungsdiskussion mit mir "wie in einem Business Meeting". Umgekehrt hat meine langjährige (wir kennen uns seit über 30 Jahren) beste Freundin mal über mich gesagt, sie kenne keinen einzigen Menschen, der so gut mit Kritik umgehen könne wie ich, der so sachlich und offen reagiere, wenn man ihn mit Kritik konfrontiere. Das paßt ja dann auch ins Bild...
(21.06.12013, 14:51)Andrea schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-45191.html#pid45191Einen ungefragten Rat oder Hinweis an jemanden, kann man deshalb nur befürworten, wenn man zumindest ziemlich sicher ist, daß derjenige auch fähig und willens ist, diesen als solchen auch zu überdenken.
Diesen Satz werd´ ich mir dick und fett hinter die Ohren schreiben und immer zu Rate ziehen, wenn es darum geht, jemandem hilfreich unter die Arme zu greifen - ob gefragt oder ungefragt. Denn wie auch schon von Al Manat angesprochen, selbst wenn jemand um Rat fragt (direkt oder indirekt, durch reines Schildern seiner mißlichen Situation), werde ich darauf achten, mich nur noch dann fundiert zu äußern, wenn ich davon ausgehen kann, daß derjenige damit auch was anfangen kann. Und mich ansonsten in nichtssagenden Platitüden ergehen. Wer nichts ändern will, merkt den Unterschied doch sowieso nicht
(21.06.12013, 14:51)Andrea schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-45191.html#pid45191Noch von mir zum Hoffen: Wenn man auf den guten Ausgang einer Unternehmung hofft, heißt das gleichermaßen, daß man es nicht in der Hand hat. Besser, man tut die Dinge so, daß man guten Mutes davon ausgehen kann, daß sie auch gelingen, so wie man es will.
Auch für diese Gedankenstütze herzlichen Dank, denn auch die kann ich gut gebrauchen! Sowas ähnliches diskutiere ich immer wieder mit meinem Mann, wenn ich ihn um was bitte und er sagt, "ich versuuuuuch´s!". Dann keife ich immer "VERSUCHST du, durch den Schliersee zu schwimmen, oder SCHWIMMST du durch den Schliersee?!" (beim alljährlichen Alpen-Triathlon). - "Ich schwimme durch den Schliersee!" - "Na, also, dann versuch´s nicht, sondern mach´s!" ;-)
(Anm.: Solche privaten Anekdoten nicht immer zu wortwörtlich nehmen; meine journalistische Ader schmückt das hin und wieder ein bißchen aus, um dem ganzen einen Unterhaltungswert zu geben.)
(21.06.12013, 14:51)Andrea schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-45191.html#pid45191Aber zuhause ist eben zuhause, und irgendwelche Leute sind irgendwelche Leute. Zuhause, auch im weiteren Sinne, ist ein ungefragtes Beraten kein "ich weiß es aber besser", sondern der Austausch von Informationen.
Ich glaube, damit hab´ ich ein Problem. Diese krasse Grenze zwischen "Zuhause" und dem Rest meines Umfeldes zu ziehen, ergibt mir keinen wirklichen Sinn. Menschen, mit denen ich umgehe, sind eben Menschen, mit denen ich umgehe, ob da nun Blutsverwandtschaft besteht oder nicht. Dementsprechend tendiere ich dazu, da die gleichen Verhaltensweisen anzuwenden.
Und "etwas besser zu wissen" als wer anders, das galt bei uns daheim nicht als schlecht. Das war gut, und es (mit) zu teilen war noch besser.
Offenbar stecken diese Werte mir immer noch in den Knochen, verschaffen mir aber Schwierigkeiten, weil andere Menschen lieber ihren Blödsinn weiterpraktizieren, als sich von jemandem, der genau in diesem Bereich etwas besser weiß als sie, Informationen geben zu lassen. Da gehe ich zu sehr von mir selbst aus - bevor ich mich weiter abmühe, bin ich doch heilfroh, wenn jemand mir sagt, wie´s einfacher geht. Da kenn´ ich auch keinen falschen Stolz oder sowas. Da weiß einer was besser, was mit nützt - prima, wann anders isses halt mal anders ´rum. Fertig ist die Musik; kein Bedarf, da einen Grundsatzfrage oder ein Psychodrama draus zu machen.
(21.06.12013, 14:51)Andrea schrieb: https://www.pagan-forum.de/post-45191.html#pid45191Wenn die Kuchenfrau schon mit dem Klavier von Dir konkurrierte, war eigentlich fast abzusehen, daß sie sich nicht in einem anderen Bereich von Dir "korrigieren" läßt.
Ich will jetzt darauf hinaus: Man sollte sich selber auch immer ehrlich fragen, welches die wahren Beweggründe des eigenen Handelns sind. An diesem speziellen Thema veranschaulicht, ist z.B. auch ein "Du warst gut und ich war schlecht, (Klavier nicht zeigen gegen Keyboard zeigen,) und jetzt zeige ich Dir, daß Du aber woanders schlecht warst" möglich. Ich will Dir das keineswegs unterstellen, daß Du nicht wahrhaftig rein hehre Beweggründe hattest, ich nehme die Konstellation der Situation nur als Aufhänger, denn eine Überlegung ist es schon wert; auch das hilft, so manche Einmischung zu verstehen. Und was verstanden und erkannt wurde, ist in der Regel auch aufgelöst.
Das ist ein sehr interessanter Aspekt, den Du da angesprochen hast, und ich habe das mal auf mich wirken lassen, seit ich gestern nachmittag Deinen Beitrag gelesen habe. Bin wirklich in mich gegangen und wollte ganz ehrlich zu mir sein, aber ich habe keinerlei Widerhall davon gefunden. Ich glaube, das liegt daran, weil ich es nämlich überhaupt nicht falsch finde und mich deswegen schlecht fühle, daß ich die Kinder nicht ans Klavier lasse. Im Gegenteil, ich finde das ganz richtig so; Menschen, die nicht spielen können und nur auf den Tasten herumhauen, haben an einem Instrument nix zu suchen (und das gilt selbstverständlich nicht nur für Kinder). Insofern hatte ich aus meiner Sicht keine Veranlassung, der Kuchenfrau zu demonstrieren, daß ich an anderer Stelle besser bin als sie.
Ich glaube, der Hauptantrieb war wirklich dieses Ausgeliefertsein, das ich in ihren ständigen penetranten "Willst Du dies, willst Du das"-Fragen sehe und wovor ich das Kind (und potentielle weitere Opfer) schützen wollte. Hab´ ja mittlerweile verstanden, daß ich damit Neutralität verletze. Aber so ganz leicht fällt mir das immer noch nicht - da geht´s mir wie Dir mit dem Kind und der Bahn. Das war ja dann auch nicht richtig, daß Du sie gestoppt hast. Wer weiß, aus welchen Gründen es in dem Moment sinnvoll und notwendig gewesen wäre, daß sie vor die Bahn rennt... das führt mich in Dimensionen, die ich noch nicht richtig erfassen kann. Da steckt eben noch 45 Jahre Wertesystem drin, nach welchem es gut und richtig ist, andere vor Schaden zu bewahren, wenn man die Möglichkeit dazu hat...
Liebe Grüße,
Cleo