24.01.12007, 21:15
Neutralität vs. Gefühl/Emotion (lat.: ex 'heraus' und motio 'Bewegung, Erregung')
Was ist ein Gefühl, was eine Emotion – und was hat das alles mit Neutralität zu tun? Dieses Thema habe ich mal ein wenig eingehender durchdacht – Selbstdenken soll ja manchmal Wunder wirken. (-:
Nach hiesiger Ansicht sind Emotionen im Grunde 'Gefühlsregungen', die destruktiv/unkontrolliert sind oder besser ausgedrückt – die eine (unkontrollierte) Reaktion auf einen äußeren Reiz darstellen. Man kommt zu der – m.E. folgerichtigen - Einsicht, was all solchen Emotionen zugrunde liegt, ist immer (Todes-)Angst.
Weiterhin sind nach hiesiger Ansicht Gefühlsregungen angenehmer/konstruktiver Natur 'Grundzustand' und stehen unmittelbar in Verbindung mit dem wahren (Selbst-)Sein.
Bei genauerer Betrachtung sind allerdings Gefühle wie z.B. Glück, Treue, Freundschaft, Freude usw. usf. alles andere als neutral. In jedem Fall beinhalten auch diese Gefühle eine Bewertung und entstehen durch einen (unkontrollierten) äußeren Reiz. Diese Gefühle treten immer dort auf, wo man sich durch etwas im Außen bestätigt fühlt. Man erfreut sich an dem, was einem gleicht, was einem angenehm ist, was einen bestärkt.
Man könnte also sagen, wie die Angst die Grundlage der Emotionen ist, so ist das Gefühl von Sicherheit der Nährboden für Gefühle.
(Wenn man diesen Gedanken bis zur absoluten Abstraktion ausdehnen wollte, könnte man sich natürlich fragen, wozu es dieser Bestätigung bedarf, wenn man selbst-sicher ist?! Empfindet man Glück, weil man im Grunde Angst hat? Medaillen haben bekanntlich immer zwei Seiten - in diesem Zusammenhang verweise ich gerne nochmal auf die Hoffnung.)
In jedem Fall kann Glück nicht Grundzustand sein, wenn der Grundzustand Neutralität ist.
Echte Neutralität kann kein Glück empfinden, weil Neutralität überhaupt nicht weiß/darüber nachdenkt, daß es einen anderen Zustand gibt, als den der Neutralität. In dem Augenblick, in dem sie es wüßte, wäre sie nicht mehr neutral, sondern bereits polarisierend. Der einzige Unterschied zwischen (um bei der hiesigen Zuordnung zu bleiben) Gefühlen und Emotionen ist also, daß einem das eine konstruktiv und angenehm erscheint, das andere hingegen destruktiv und unangenehm.
Um nochmal auf die (äußeren) Reize einzugehen, die einem Gefühl/einer Emotion immer vorangehen:
In der Biologie gelten Emotionen als Mittler zwischen überlebensnotwendigen Grundbedürfnissen und Verhaltensweisen. Hier geht es dann um selbst-/arterhaltungsbedingte Empfindungen wie Hunger, Durst, Sexualtrieb, Schmerz etc. Nichts davon setzt eine Bewertung voraus. Neutrale Sache eigentlich, sehr natürlich und instinktiv. Zumindest, bis diesbezügliche Bewertungen ins Spiel kommen.
In der Psychologie hingegen gibt es eine ganz ähnlich Art der Klassifikation, wie die hier vorherrschende. Unterteilt wird in Gefühle (Emotionen die verbinden) und Affekte (Emotionen die trennen). Nichtsdestotrotz fällt hier beides unter Emotionen, weil beides identische Merkmale aufweist. Die Reaktion auf einen äußeren Reiz ist nur eines davon.
Auf diese Beschreibungen aus Biologie und Psychologie bin ich übrigens erst gestoßen, nachdem ich mir die oben und unten angeführten Gedanken zum Thema gemacht habe. Und ich bin auch nicht der Ansicht, eine davon sei 'besser' oder 'schlechter', als es die hiesige ist. Sie interpretieren einfach etwas anders, und der Vollständigkeit halber wollte ich sie kurz benannt haben.
Nun ist man ja Heide und will sich an der Natur ausrichten.
Man kann Natur wohl bei Belieben Gefühle/Emotionen wie oben beschrieben unterstellen, Rivalitätskämpfe beispielsweise mit Neid/Eifersucht in Verbindung bringen, oder einen Baum, der auf guten Nährboden prächtig sprießt und gedeiht mit Glück und Zufriedenheit. Selbstverständlich ist das Unsinn.
Es ist Unsinn, weil weder Tier noch Baum auf diese Weise denken und bewerten, sondern einfach sind.
Nie wird ein Baum darüber sinnieren, wie neutral und unheimlich fröhlich er eigentlich gerade ist. (-:
So ist nur der Mensch, weil er in Frage stellt, statt einfach zu sein. Womit er überhaupt das einzige Lebewesen ist, das sich vollbewußt die 'to be, or not to be?'-Frage stellt.
Man kann auch nicht sagen, die Natur bewerte lediglich nach 'mir angenehm oder eben nicht'. Tiere nehmen beispielsweise zur Arterhaltung manchmal Dinge in Kauf, die im Grunde für sie alles andere als angenehm sind. Sie tun instinktiv das Notwendige, was nicht zwangsläufig das Angenehme sein muß.
Dieses 'mir angenehm oder eben nicht' ist also ebenfalls kein Kriterium, an dem man sich zuverlässig ausrichten kann, so man neutral/natürlich leben will.
Bestenfalls auf seinen Instinkt kann man sich verlassen. Spinnen sind da das beste Beispiel, weil sie eben rein gar nichts haben, das einem Gedächtnis entspricht, wie man es von den meisten Lebewesen kennt. Sie sind quasi der reine Instinkt.
Auch am Beispiel Natur greift die Argumentation von wegen 'Glück, Freude, Spaß etc. = Harmonie = Grundzustand' eindeutig nicht. Natur ist nicht 'Glück, Freude, Spaß' (vor allem würde sie nie so bewerten) – nichtsdestotrotz ist sie grundlegend harmonisch und neutral.
Neutralität ist wertfreies Sein. Das mit Glück gleichzusetzen ist wohl eher menschliches Wunschdenken.
Es ist wohl nur klug und sinnvoll, sein Leben so einzurichten, daß man es als möglichst angenehm und konstruktiv empfindet. Und wenn es vielleicht nicht einmal klug und sinnvoll sein mag, so ist es doch zumindest ausgesprochen menschlich. Es ist allerdings illusorisch zu denken, damit lebte man neutral.
Was natürlich die Frage aufwirft: Ist es in dieser (menschlichen) Daseinsform überhaupt möglich, neutral zu existieren? Vielleicht ist es möglich. Das setzte allerdings in letzter Konsequenz die Bereitschaft voraus, auf Gefühle wie Hoffnung, Glück usw. ebenso zu verzichten, wie auf Emotionen im Sinne von Resignation und Trauer.
Meine Grüße
Was ist ein Gefühl, was eine Emotion – und was hat das alles mit Neutralität zu tun? Dieses Thema habe ich mal ein wenig eingehender durchdacht – Selbstdenken soll ja manchmal Wunder wirken. (-:
Nach hiesiger Ansicht sind Emotionen im Grunde 'Gefühlsregungen', die destruktiv/unkontrolliert sind oder besser ausgedrückt – die eine (unkontrollierte) Reaktion auf einen äußeren Reiz darstellen. Man kommt zu der – m.E. folgerichtigen - Einsicht, was all solchen Emotionen zugrunde liegt, ist immer (Todes-)Angst.
Weiterhin sind nach hiesiger Ansicht Gefühlsregungen angenehmer/konstruktiver Natur 'Grundzustand' und stehen unmittelbar in Verbindung mit dem wahren (Selbst-)Sein.
Bei genauerer Betrachtung sind allerdings Gefühle wie z.B. Glück, Treue, Freundschaft, Freude usw. usf. alles andere als neutral. In jedem Fall beinhalten auch diese Gefühle eine Bewertung und entstehen durch einen (unkontrollierten) äußeren Reiz. Diese Gefühle treten immer dort auf, wo man sich durch etwas im Außen bestätigt fühlt. Man erfreut sich an dem, was einem gleicht, was einem angenehm ist, was einen bestärkt.
Man könnte also sagen, wie die Angst die Grundlage der Emotionen ist, so ist das Gefühl von Sicherheit der Nährboden für Gefühle.
(Wenn man diesen Gedanken bis zur absoluten Abstraktion ausdehnen wollte, könnte man sich natürlich fragen, wozu es dieser Bestätigung bedarf, wenn man selbst-sicher ist?! Empfindet man Glück, weil man im Grunde Angst hat? Medaillen haben bekanntlich immer zwei Seiten - in diesem Zusammenhang verweise ich gerne nochmal auf die Hoffnung.)
In jedem Fall kann Glück nicht Grundzustand sein, wenn der Grundzustand Neutralität ist.
Echte Neutralität kann kein Glück empfinden, weil Neutralität überhaupt nicht weiß/darüber nachdenkt, daß es einen anderen Zustand gibt, als den der Neutralität. In dem Augenblick, in dem sie es wüßte, wäre sie nicht mehr neutral, sondern bereits polarisierend. Der einzige Unterschied zwischen (um bei der hiesigen Zuordnung zu bleiben) Gefühlen und Emotionen ist also, daß einem das eine konstruktiv und angenehm erscheint, das andere hingegen destruktiv und unangenehm.
Um nochmal auf die (äußeren) Reize einzugehen, die einem Gefühl/einer Emotion immer vorangehen:
In der Biologie gelten Emotionen als Mittler zwischen überlebensnotwendigen Grundbedürfnissen und Verhaltensweisen. Hier geht es dann um selbst-/arterhaltungsbedingte Empfindungen wie Hunger, Durst, Sexualtrieb, Schmerz etc. Nichts davon setzt eine Bewertung voraus. Neutrale Sache eigentlich, sehr natürlich und instinktiv. Zumindest, bis diesbezügliche Bewertungen ins Spiel kommen.
In der Psychologie hingegen gibt es eine ganz ähnlich Art der Klassifikation, wie die hier vorherrschende. Unterteilt wird in Gefühle (Emotionen die verbinden) und Affekte (Emotionen die trennen). Nichtsdestotrotz fällt hier beides unter Emotionen, weil beides identische Merkmale aufweist. Die Reaktion auf einen äußeren Reiz ist nur eines davon.
Auf diese Beschreibungen aus Biologie und Psychologie bin ich übrigens erst gestoßen, nachdem ich mir die oben und unten angeführten Gedanken zum Thema gemacht habe. Und ich bin auch nicht der Ansicht, eine davon sei 'besser' oder 'schlechter', als es die hiesige ist. Sie interpretieren einfach etwas anders, und der Vollständigkeit halber wollte ich sie kurz benannt haben.
Nun ist man ja Heide und will sich an der Natur ausrichten.
Man kann Natur wohl bei Belieben Gefühle/Emotionen wie oben beschrieben unterstellen, Rivalitätskämpfe beispielsweise mit Neid/Eifersucht in Verbindung bringen, oder einen Baum, der auf guten Nährboden prächtig sprießt und gedeiht mit Glück und Zufriedenheit. Selbstverständlich ist das Unsinn.
Es ist Unsinn, weil weder Tier noch Baum auf diese Weise denken und bewerten, sondern einfach sind.
Nie wird ein Baum darüber sinnieren, wie neutral und unheimlich fröhlich er eigentlich gerade ist. (-:
So ist nur der Mensch, weil er in Frage stellt, statt einfach zu sein. Womit er überhaupt das einzige Lebewesen ist, das sich vollbewußt die 'to be, or not to be?'-Frage stellt.
Man kann auch nicht sagen, die Natur bewerte lediglich nach 'mir angenehm oder eben nicht'. Tiere nehmen beispielsweise zur Arterhaltung manchmal Dinge in Kauf, die im Grunde für sie alles andere als angenehm sind. Sie tun instinktiv das Notwendige, was nicht zwangsläufig das Angenehme sein muß.
Dieses 'mir angenehm oder eben nicht' ist also ebenfalls kein Kriterium, an dem man sich zuverlässig ausrichten kann, so man neutral/natürlich leben will.
Bestenfalls auf seinen Instinkt kann man sich verlassen. Spinnen sind da das beste Beispiel, weil sie eben rein gar nichts haben, das einem Gedächtnis entspricht, wie man es von den meisten Lebewesen kennt. Sie sind quasi der reine Instinkt.
Auch am Beispiel Natur greift die Argumentation von wegen 'Glück, Freude, Spaß etc. = Harmonie = Grundzustand' eindeutig nicht. Natur ist nicht 'Glück, Freude, Spaß' (vor allem würde sie nie so bewerten) – nichtsdestotrotz ist sie grundlegend harmonisch und neutral.
Neutralität ist wertfreies Sein. Das mit Glück gleichzusetzen ist wohl eher menschliches Wunschdenken.
Es ist wohl nur klug und sinnvoll, sein Leben so einzurichten, daß man es als möglichst angenehm und konstruktiv empfindet. Und wenn es vielleicht nicht einmal klug und sinnvoll sein mag, so ist es doch zumindest ausgesprochen menschlich. Es ist allerdings illusorisch zu denken, damit lebte man neutral.
Was natürlich die Frage aufwirft: Ist es in dieser (menschlichen) Daseinsform überhaupt möglich, neutral zu existieren? Vielleicht ist es möglich. Das setzte allerdings in letzter Konsequenz die Bereitschaft voraus, auf Gefühle wie Hoffnung, Glück usw. ebenso zu verzichten, wie auf Emotionen im Sinne von Resignation und Trauer.
Meine Grüße