Verbraucherbildung für Kinder: Ratschläge von der Süß- und Fettindustrie
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Verbraucherbildung für Kinder: Ratschläge von der Süß- und Fettindustrie

Von Julian Kutzim

Zitat:Kinder und Jugendliche sollen ihren Konsum kritisch hinterfragen - dafür will sich das neu gegründete Bündnis für Verbraucherbildung einsetzen. Doch zu den Unterstützern zählen neben CSU-Ministerin Aigner ausgerechnet Banken, Handelskonzerne und die Fast-Food-Kette McDonald's.

Berlin - Ungesunde Lebensmittel, Datenklau im Internet, Schuldenfalle Handy - Kinder und Jugendliche müssen sich in einer komplexen Welt zurechtfinden. Vielen fehlt das nötige Wissen, um unbeschadet durch den Alltag zu kommen. So behauptet es zumindest die Deutsche Stiftung Verbraucherschutz (DSV). Deswegen hat sie das "Bündnis für Verbraucherbildung" ins Leben gerufen.

"Kinder und Jugendliche müssen sich in der heutigen Welt zurechtfinden", sagt Gerd Billen, Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv). "Wir brauchen ein Schulfach, das dieses Wissen vermittelt." Ziel sei es deshalb, Verbraucherbildung in den Bereichen Finanzen, Medien und Ernährung im Bildungssystem zu verankern. Sowohl in der Ausbildung der Lehrer als auch direkt im Lehrplan.

Doch wer setzt sich da eigentlich ein? Ein Blick in die lange Liste der Unterstützer verrät: Neben den Verbraucherzentralen beteiligen sich
  • die Fast-Food-Restaurantkette McDonald's,
  • der Konsumgüterkonzern Procter & Gamble,
  • die Einzelhandelsunternehmen Edeka, Rewe und Tchibo
  • sowie der Handelskonzern Metro.

Auch der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels und der Handelsverband Deutschland sowie Vertreter der Finanzbranche (Deutsche Raiffeisenverband, Commerzbank, ING-DiBa) zählen zu den Unterstützern.

"Da wird der Bock zum Gärtner gemacht", kritisiert Anne Markwardt von der Verbraucherorganisation Foodwatch. Anstatt Unternehmen zu regulieren und strengere Vorgaben für Rezepturen oder Werbung von Kinderlebensmitteln zu machen, lade der Staat die Konzerne quasi in die Schulen ein und biete ihnen eine Plattform. "Unternehmen haben in Schulen aber nichts verloren", sagt Markwardt. Sie sollten da Verantwortung übernehmen, wo sie welche haben - bei ihren Produkten.

Welche Regeln gelten für die Unternehmen?

"Werbung und PR haben in diesem Bündnis keinen Platz", propagiert hingegen Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU), die das Bündnis unterstützt. Und auch Gerd Billen betont: "Entscheidend ist die Autonomie der Schule, der Schüler, der Lehrer und der Eltern." Es gebe klare Grundprinzipien, nach denen die Zusammenarbeit ablaufen würde, Produkt- und Markenkommunikation sowie Kundenakquise in Schulen sei ausgeschlossen.

Leider bleibt offen, welche Regeln sich aus diesen Prinzipien ergeben. Es bleibt auch offen, wie die Beteiligung der Unternehmen genau aussieht und wie ihre Einflussnahme verhindert werden soll. Feststeht nur: Die Unternehmen unterstützen das Bündnis finanziell, von mittleren fünfstelligen Beträgen ist die Rede. Außerdem stellen sie ein Drittel der Vertreter im sogenannten Strategiebeirat - und der entwickelt Handlungsempfehlungen für das Bündnis.

Aber warum sollte beispielsweise McDonald's mit der linken Hand seine Burger anpreisen - und Kinder mit der rechten vom Kauf abhalten? Für Foodwatch-Mitarbeiterin Markwardt sind die Beweggründe der Unternehmen klar: "Die beteiligen sich, um einer strengeren Regulierung zu entgehen." Ungesunde Lebensmittel könnten besonders billig produziert werden und seien besonders gewinnträchtig. "Da ist doch klar, was Unternehmen verkaufen wollen."

Nahrungskonzerne greifen zu Methoden der Tabaklobby

Mit ihrer Kritik ist Markwardt nicht allein: Erst im Februar wurden die Methoden der Lebensmittelindustrie in einer Untersuchung scharf kritisiert, die in der renommierten medizinischen Fachzeitschrift "The Lancet" erschien. Darin greifen Mediziner, Soziologen und Gesundheitsexperten aus aller Welt die internationale Nahrungsmittelindustrie an. Der Vorwurf: Nahrungsmittelkonzerne untergraben systematisch die staatliche Gesundheitspolitik und greifen dabei zu Methoden der Tabaklobby. Auch Foodwatch kritisiert, die Lebensmittelindustrie versuche seit Jahren, mit Kampagnen gegen Übergewicht und Bewegungsmangel ihr Image zu verbessern.

Ein Paradebeispiel ist die 2004 gegründete Plattform Ernährung und Bewegung e.V. (peb). Mehr als hundert Mitglieder schließen sich hier zusammen, "ihr Ziel ist es, der Entstehung von Übergewicht vorzubeugen", heißt es auf der Internetseite. Die Unterstützer würden sich "aktiv für eine ausgewogene Ernährung, viel Bewegung sowie Entspannung als wesentliche Bestandteile eines gesundheitsförderlichen Lebensstils von Kindern und Jugendlichen" einsetzen. Doch unter den peb-Mitgliedern finden sich erneut die Fast-Food-Restaurantkette McDonald's, die Süßwarenkonzerne Mars und Ferrero sowie der Softdrink-Hersteller Coca-Cola. Auch der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern Nestlé ist vertreten.

"Ich werde persönlich dafür Sorge tragen, dass die Unternehmen ihre Position nicht missbrauchen", verspricht Verbraucherschützer Billen. Mal sehen.

Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/aigner-mcdonald-s-edeka-buendnis-fuer-verbraucherbildung-a-888373.html

Da sieht man ganz klar wieder den Lobbyismus. Die Kampagne gegen schlechte Ernährung wird gleich vom Verursacher schlechter Ernährung kontrolliert und in die Wege geleitet.
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Verbraucherbildung für Kinder: Ratschläge von der Süß- und Fettindustrie - von Benu - 22.03.12013, 14:06

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