23.11.12012, 23:05
Jede Form der Etikette dient immer der Besänftigung von Emotionen.
Durch Anpassung des eigenen Verhaltens an eine von der Gesellschaft/Gruppierung gewollte und als angenehm empfundene Norm, beugt man nicht nur Meinungsverschiedenheiten vor, sondern erzeugt auch ein Wir-Gefühl.
Etikette ist im Grunde genommen wie ein Wappenrock (oder ein Mannschaftstrikot für die Fußballfans unter uns).
Vorlieben und Abneigungen der Gruppe bilden Wappensymbole und Farben.
Man beweist mit ihr die Zugehörigkeit, den Stolz darüber indem man sie frei heraus zeigt und distanziert sich von anderen. Je gepflegter, desto mehr.
Und für die schlürfenden, schmatzenden und mit Soße überströmten Barbaren unter uns. Auch dies ist eine Form der Kultur.
Wer beim Wikinger- oder Piratengelage nicht anständig furzt und rülpst, wie es Bud Spencer nicht besser könnte, der ist unter Solchesgleichen wohl kein echter hartgesottener Haudegen.
Ob man sich nun zu solchen Menschen dazu zählen möchte, liegt auf einem ganz anderen Blatt.
Auch der fettgefressene Römer, der bequem und soßenverschmiert auf seinem Sofa liegt und aus einem güldenen mit großen Edelsteinen versehenen Kelch trinkt, legt nur seinen schier unerschöpflichen Reichtum für andere sichtbar dar. Ungeachtet der Tatsache, ob Außenstehende das als dekadent ansehen könnten.
Will ich mich aber als reinlich darstellen, werde ich peinlich darauf achten, mich mit meinem Essen nicht zu beschmutzen. Will ich Dezentheit darstellen, werde ich keine Geräusche machen. Und möchte ich Disziplin zeigen, werde ich mein Essen nicht schlingen, sondern meine Hungergelüste unter Kontrolle haben. Usw.
Dies ließe sich endlos fortführen.
Die Frage die sich jeder stellen sollte ist, wie sollen mich andere (gekleidet) sehen?
Denn was das eine Völkchen an schön und gut erachtet, ist unter anderen ein strenges Tabu. Weil eben andere Völker andere Dinge als Stärken oder Tugenden ansehen.
Und auf die Frage der ursprünglichen Nahrungsaufnahme zurückzukommen. Wer auf jegliche Manieren verzichtet und es den Tieren gleichtut, wie es Diogenes getan hat, der wird irgendwann von anderen auch als Tier angesehen. Oder als Buschmann oder Hippie ...